Teil 10

Teil 10

Mit hoch erhobenem Haupt, stöckelte ich auf Ryan zu.
Er sprach gerade mit irgendsoeinem Mädchen, doch ihre Anwesenheit kümmerte mich herzlich wenig, nur die Tatsache das er mit ihr sprach, nervte mich aus irgendeinem Grund tierisch.
Ich war noch nicht einmal in seiner Nähe, als er plötzlich seinen Kopf zu mir drehte und mich kritisch musterte. Ich lief einfach weiter in seine Richtung.
Als ich nur noch wenige Meter von ihm entfernt war, wandte er sich wieder dem braunhaarigen Mädchen zu und sagte ihr etwas ins Ohr. Mit einem beleidigten Blick in meine Richtung, machte sie sich vom Acker, was mir mehr als recht war.
Was ich als nächstes tat, war peinlich, kindisch und einfach nur dumm, aber unter Einfluss von Alkohol, schien mein Plan perfekt zu sein.
Ich stellte mich dicht an ihn ran und begann mich wieder im Tackt der Musik zu bewegen, so dass ich ihn quasi antanzte.
„Du bist betrunken..." stellte Ryan nüchtern fest.
„Wo denkst du hin? Natürlich bin ich nicht betrunken! Ich bin nämlich sehr trinkfest und habe ausserdem nur ganz wenig getrunken." Erklärte ich ihm hicksend und zeigte ihm zur Verdeutlichung mit meinen Fingern eine kleine Menge. Gleich darauf lies ich meine Hüften kichernd weiter kreisen.
„Aha." Gab er kühl von sich und betrachtete mich mit zusammengezogenen Augenbrauen. Aus dem Nichts heraus packte er mich plötzlich an meinen Oberarmen und stoppte mich so beim Tanzen.
Kaum berührte seine Haut die meine, spürte ich wieder dieses seltsame Kribbeln im Bauch. Was war das nur? „Oh oh, ich glaub ich muss gleich kotzen." Murmelte ich und legte meine Hand auf meinen kribbelnden Bauch.
Genervt stöhnte Ryan auf und zog mich mit sich ins nächst beste Badezimmer. Kaum haben wir den Raum betreten, stürmte ich zur Toilette und leerte meinen Mageninhalt.
„Was hast du dir dabei nur gedacht?" Will Ryan wissen, als ich mich erneut übergab.
Er hatte sich auf den Badewannenrand gesetzt und beobachtete mich dabei, wie ich elendig mit dem Kopf über der Toilette hänge.
„Ich wollte dir beweisen, dass ich Party machen kann und ganz sicher kein kleines Mädchen bin."
Wäre ich nüchtern gewesen, hätte ich ihm das natürlich nie und nimmer gesagt. Er seufzte fast schon enttäuscht auf und meinte: „Du betrinkst dich also nur wegen einer unbedeutenden Meinung und ein paar dämlichen Worten?" Ich hatte das Gefühl endlich ausgekotzt zu haben und richtete mich wieder auf, wobei sich für einen kurzen Moment alles zudrehen schien.
Ich überlegte, was Ryan gerade eben gesagt hatte und als mir die Bedeutung davon bewusst wurde, spürte ich wie mir die Tränen in die Augen stiegen. „Du findest mich also erbärmlich?" Fragte ich schniefend und blickte dabei nur auf den weiss gefliesten Boden.
„Das habe ich nicht gesagt." Stellte er trocken fest. „Aber du hast es so gemeint!" Beschuldigte ich ihn und schaute ruckartig zu ihm hoch.
Ich schenkte ihm einen meiner bösesten Blick und bemerkte dabei gar nicht, dass mir die Tränen nun in strömen über die Wangen flossen.
Plötzlich meinte ich für einen winzigen Bruchteil einer Sekunde so etwas wie Reue in seine Augen zu sehen. Doch so schnell wie es wieder verschwunden war, musste ich es mir wohl eingebildet haben.
Ryan erhob sich vom Badewannenrand und kam auf mich zu. Mit jedem Schritt den er mir näher kam, wich ich einen zurück, bis ich mit dem Rücken gegen ein Waschbecken stiess. Er näherte sich mir immer mehr, bis er direkt vor mir stehen blieb und sich vorbeugte. Augenblicklich fing mein Herz an schneller zu schlagen und ich konnte die Wärme, die von ihm ausging deutlich spüren.
Doch schon einige Sekunden später entfernte er sich wieder von mir und reichte mir ein Taschentuch, dass er anscheinend hinter mir, gleich neben dem Waschbecken, aus der viereckigen Box gezogen hatte.
„Du benimmst dich wie eine Schwangere, wenn du betrunken bist." Stellte er fest und ich konnte sehen, dass sein linker Mundwinkel kurz zuckte, fast so als ob er lächeln wollte.
„Ich war immer schon eine sehr emotionale Trinkerin." Schniefte ich und wischte mir mit dem Taschentuch über die Wangen.
„Danke für den seelischen Beistand beim Kotzen und so, du weisst schon. Du bist übrigen ziemlich heiss, wenn du dich um mich kümmerst." Faselte ich betrunken und hätte mir dafür später am liebsten einen heftigen Tritt verpasst.
„Du solltest nach Hause gehen, bevor du noch etwas dummes machst." Sagte er ohne auf meine vorherigen Worte einzugehen.
„Oh keine Sorge, ich mach nie etwas dummes." Lallte ich und Ryan schloss kurz die Augen und rieb sich nachdenklich über die Stirn.
„Okay ich werde dich fahren, komm mit." Ohne ein weiteres Wort verliess er das Badezimmer und ich folgte ihm.
Bei der Haustür angekommen, fiel mir auf ein Mal ein, dass ich ja gar nicht alleine hier war. „Ryan warte!" Rief ich. Er blieb stehen und betrachtete mich mit einem fragenden Blick.
„Ich muss noch Navina holen." Er runzelte verwirrt die Stirn. „Wer ist Navina?" Fragte er. „Das ist die Freundin, mit der ich hier bin." Erkläre ich ihm.
Er nickte verstehend und wies mich an, Navina zu holen, während er draussen warten würde. Eilig ging ich schwankend wieder ins überfüllte Wohnzimmer und sah mich dort nach der Inderin um.
Ich fand sie bei Derek. Derek war der, für den Navina schon seit ein paar Wochen schwärmte. „Navina ich geh dann mal. Willst du mit kommen?" Fragte ich sie durch den Lärm hindurch. „Ne ne Derek, das Schnuckelchen, hat gesagt, dass er mich fahren wird." Meinte sie kichern und strich Derek über den Arm. Dieser lächelte sie nur an.
Sie war eindeutig auch stockbesoffen und ich wusste schon jetzt, dass sie sich morgen dafür schämen würde.
„Na dann, viel spass euch zweien noch!" Rief ich augenbrauenwackelnd und verliess das Haus wieder.
Draussen sah ich mich aufmerksam nach Ryan um. Ich fand ihn an sein Auto gelehnt, mit einer Zigarette in der Hand.
„Du rauchst?" Fragte ich überrascht. „Ja, oder nach was sieht es denn aus?"
So emotionslos wie eh und je...
„Aber du studierst doch Medizin." Stellte ich sehr geistreich fest. „Na und?"
Ich seufzte genervt auf. Mannomann war er begriffsstutzig!
„Du weisst fast am besten, was rauchen für schlechte Folgen hat und trotzdem machst du es. Ich denke, du solltest aufhören damit." Erklärte ich ihm ganz langsam, damit er es auch wirklich verstand.
„Mir ist egal, was du denkst." Sagte er lediglich und mein Herz zog sich augenblicklich schmerzhaft zusammen.
„Na dann, ist es mir auch egal, wie es um deine Gesundheit steht." Sagte ich zickig und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Er zog nochmals an seiner Zigarette, warf sie danach auf den Boden und trat drauf. „Schön und jetzt steig ein, ich habe nicht die ganze Nacht Zeit." Murmelte er und öffnete mir dabei die Tür zum Beifahrersitz.
„Du bist echt so kalt wie ein Eisberg!" Schnauzte ich beleidigt und setzte mich, nicht gerade elegant, auf den Sitz.
Ohne auf meinen Kommentar einzugehen, schlug er die Türe zu, umrundete den Wagen und setzte sich ebenfalls ins Auto.
„Wo wohnst du?" Wollte er wissen und ich beschrieb ihm kurz den Weg. Wir fuhren die Strasse runter, als ich mein eigenes Auto am Strassenrand stehen sah.
Hecktisch krallte ich meine Finger in Ryans Arm, woraufhin er eine Vollbremsung hinlegte.
„Was soll das?!" Zischte er wütend und schüttelte meine Hand von seinem Unterarm.
„Mir ist gerade eingefallen, dass du mich gar nicht fahren musst. Ich habe ja mein Auto da und kann selbst fahren!" Rief ich freudig und fummelte an meinem Sicherheitsgurt herum, um auszusteigen.
„Du machst mich fertig..." seufzte er entnervt und packte meine Hände, woraufhin ich sofort wieder dieses elektrische Gefühl auf meiner Haut spürte.
„Du kannst dein Auto morgen holen gehen. Jetzt wirst du einfach schön hier sitzen bleiben und ich werde dich fahren." Befahl er mir und lies, mit einem mahnenden Blick, meine Hände wieder los.
„Aber..." Ich wollte gerade etwas einwenden, doch er unterbrach mich augenblicklich. „Wir werden auch nicht darüber diskutieren!" Sagte er in einer Art, die keinen Widerspruch duldete.
Schweigend nickte ich und er fuhr weiter.
Ich lehnte meinen Kopf gegen die Glasscheibe und betrachtete Ryan. Er war schlicht gekleidet: schwarze Jeans, weisses Shirt und darüber eine schwarze Lederjacke. Seine Haare waren perfekt zerzaust und ich muss zugeben, dass er wirklich unglaublich gutaussehend war. Kein Wunder, dass all die Mädchen auf ihn stehen.
Ich spürte wie meine Augenlieder immer schwerer wurden, doch ich kämpfte dagegen an und musterte Ryan weiterhin gründlich, immerhin hatte ich nicht oft die Gelegenheit dazu.
Dies hielt ich jedoch nicht lange durch, müde vom Alkohol gab ich schliesslich nach und verfalle in einen traumlosen Schlaf.

Wie findet ihr das Kapitel?

Was haltet ihr von Ryan? Was denkt ihr von seinem Verhalten in dieser Szene?

Was meint ihr zu Kyras verhalten?

Wie wird das ganze wohl enden?

Schreibt in die Kommentare! Ich bin sehr gespannt auf eure Meinungen. 💕

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