Kapitel Sechzehn -Clary-

Clary's P.O.V.


Ann hatte sich am gestrigen Abend noch ein bekommen. Es hatte genau zwei Tage gedauert, bis sie den kleinen Streit mit Liam vergessen hatte. Zwei Tage. Mir blieben also nur noch acht weitere Tage, die ich mit Liam verbringen konnte. Wahrscheinlich musste ich sie so gut nutzen wie ich konnte. Heute wollten wir einfach nur in eine Bar gehen, etwas trinken. Jedoch musste ich mich erst einmal fertig machen. Liam würde mich in weniger als einer Stunde abholen und ich saß immernoch mit meiner Jogginghose auf der Couch. „Ann! Ich brauche deine Hilfe!", rief ich nach meiner Cousine. Sie kam nach wenigen Minuten und zusammen gingen wir in mein Zimmer. „Was soll ich nur anziehen?", fragte ich hilflos nach. Sie verdrehte die Augen, wahrscheinlich hatte ich sie gerade bei irgendetwas Wichtigem gestört. „Bist du beschäftigt?", fragte ich vorsichtshalber nach. „Ich bin dabei einen Song zu schreiben, aber ich helfe dir.", meinte sie nett lächelnd. „Oh, danke du bist die Beste!"

*


Es klingelte und ich zog mir schnell meine Schuhe an. Danach sagte ich Ann bescheid, dass es spät werden könnte. Nun lief ich die Treppen nach unten und sah Liam an seinem Auto warten. „Hey.", begrüßte ich ihn, während ich auf ihn zulief. „Selber hey.", kam es als Antwort. Er zog mich in eine Umarmung und kurz darauf hielt er mir die Autotür auf. Ich stieg ein und schloss die Tür, während Liam um den Wagen lief, um selbst einzusteigen. „Wo geht es hin?", fragte ich nach. „Es gibt da eine Bar 'Daylight' in der Nähe meines Hauses. Die ist eigentlich ganz cool und man hat dort auch seine Privatsphäre von daher würde ich dorthin fahren. Da könnten wir auch danach zu mir und müssten nicht mit dem Auto fahren, was bestimmt eh nicht möglich wäre.", meinte er begeistert. „Okay.", stimmte ich kurz zu. „Was hast du heute so gemacht?", fragte Liam nach. „Ich habe an meiner Arbeit für die Uni weiter geschrieben und ansonsten nicht wirklich etwas gemacht und du?" „Ich war mit Harry unterwegs und später sind wir noch zu Zayn gefahren."„Klingt ganz cool."


„Wir sind da.", kam es zwanzig Minuten später von Liam. Ich sah das dezente Schild der Bar aufleuchten und bemerkte, dass sie mir zuvor nie aufgefallen war. Liam stieg aus, also tat ich es ihm nach. Er ging einfach an dem Türsteher vorbei, der ihn nur zunickte. Wie oft war Liam wohl hier? Ich folgte ihm schnell, da ich Angst hatte, ihn zu verlieren. Im Inneren sah es sehr elegant aus und ich fühlte mich ein wenig unwohl. Hier war bestimmt alles sehr teuer und daher nicht in meiner Preisklasse. Liam fühlte sich hier sichtlich wohl und grüßte auch Freunde von sich. „Danielle?" Ich folgte Liam's Blick und sah eine Frau, mit braunen, lockigen Haaren. „Liam! Dich habe ich hier nicht erwartet, wie geht es dir?", fragte die Frau, die anscheinend Danielle hieß und gerade auf uns zu kam. „Ich kann mich nicht beklagen. Wie geht es dir?" „Alles bestens, danke. Oh du bist nicht allein. Ich bin Danielle.", als sie das sagte, reichte sie mir die Hand. „Hey, ich bin Clary." Sie lächelte. „Sie ist wirklich hübsch, Liam.", meinte sie zwinkernd. „Das ist mir bewusst.", gab er zurück. „Ehm, danke. Du bist auch sehr hübsch.", meinte ich zu Danielle. „Danke.", meinte sie lächelnd. „Na dann will ich euch beide nicht aufhalten, außerdem muss ich zu meinen Mädels, die warten schon. War schön dich mal wieder gesehen zu haben.", damit verabschiedete sich Danielle.

„Wer war das?", fragte ich nach. Liam schien kurz zu überlegen, ob er wirklich antworten sollte. „Ich hoffe du bist nicht sauer, aber das war meine Ex.", meinte er verunsichert. „Oh.", entfuhr es mir. „Deine Ex. Wann habt ihr euch getrennt?", wollte ich wissen, da mich Eifersucht durchfuhr. „Im Mai zweitausend dreizehn. Es ist fast zwei Jahre her.", versicherte er mir. „Wir haben eigentlich auch keinen Kontakt mehr, es war Zufall, dass wir sie getroffen haben." „Okay. Es geht mich auch nichts an, wir sind ja nicht zusammen oder so.", gab ich von mir. Liam nickte und führte mich zur Bar. Wir nahmen Platz und er bestellte sich irgendeinen Cocktail. „Was magst du trinken?" „Einen Wodka-O.", sagte ich dem Barkeeper. „Sagmal, warum hast du dich eigentlich mit Ann gestritten?" Liam sah zu mir. Sein Blick wirkte fragend. „Wegen Harry. Ich hab sie gefragt, warum sie und er immer noch nicht zusammen sind. Es ist wirklich äußerst offensichtlich, dass sie sich noch lieben." Ich nickte. „Da hast du recht. Ich glaube sie sind zu stur, um es zuzugeben." Die Getränke wurden nun vor uns abgestellt. Liam nahm seins und trank etwas. Ich dagegen ließ meins erst einmal stehen.

„Denkst du sie werden zusammenkommen? Ich meine wenn ihr erst einmal auf Tour seid, wird alles schwerer. Dann könnte sich einer der beiden in jemand anderes verlieben. Andererseits, wenn sie vorher zusammenkommen und sich dann lange nicht sehen, könnte das auch viel kaputt machen.", sprach ich meine Gedanken aus. Plötzlich wurde mir klar, das galt auch für Liam und mich. Würden wir vorher zusammenkommen, könnten wir durch die Tour auseinander gebracht werden. Würden wir nicht vorher zusammenkommen, könnte sich einer von uns in jemand anderes verlieben. Das ist ein verdammter Teufelskreis. Doch mir war es lieber, wenn wir nicht davor zusammenkommen. Da hätten wir Zeit, alles zu überdenken und wenn er dann wiederkommt und wir uns immer noch lieben sollten, könnten wir zusammenkommen. Also werde ich Liam nichts von meinen Gefühlen erzählen. Das kann warten. Außerdem weiß ich nicht wie er fühlt, am Ende liebt er mich gar nicht. Dann wäre die Beichte umsonst und würde unsere Freundschaft ruinieren. „Ich glaube sie kommen nicht zusammen. Wenn, dann erst nach der Tour. Sie werden erst merken, was sie aneinander haben, wenn sie so lange getrennt sind.", philosophierte Liam. Ich lächelte leicht. So könnte es uns auch ergehen.


Von Trübsinnigkeit erfasst, trank ich nun auch etwas. Mein Blick schweifte durch die Bar, aber ich erkannte niemanden. Hier waren wahrscheinlich nur Leute, aus reicheren Kreisen. Ich passte hier überhaupt nicht rein. Warum waren wir nur hergekommen? Ich konnte ja verstehen das es Liam hier gefiel, aber das war nicht meine Welt. Ich bekam langsam Zweifel. Liam und ich waren so unterschiedlich. Wie konnten wir da zusammenpassen? War das alles nur Wunschdenken oder würde es doch gut gehen? Ich hatte absolut keine Ahnung. Es wäre soviel einfacher, wenn ich wüsste wie es mit uns ausgehen würde. Wenn ich die Zukunft kennen würde. Doch das war nicht möglich. Ich musste mir eingestehen, dass Liam in einer anderen Liga spielte. Wahrscheinlich traf er sich doch nur aus Mitleid mit mir oder ich war einfach nur ein guter Zeitvertreib. Auf Dauer würde ich nicht mit seiner Welt klar kommen. Der ganze Trubel um seine Person, dass viele Geld, all das wollte ich nicht. Vielleicht waren wir doch nicht perfekt, sondern einfach nur Freunde. Ich würde Liam am Ende eh nicht gut tun. War ich doch nur das gewöhnliche Mädchen von nebenan. Jemand der auf den ersten Blick toll war und auf den Zweiten unbedeutend wurde.

„Hey Clary, da ist noch etwas. Eigentlich hab ich mit Ann über uns geredet. Ann meinte das wir wohl etwas für einander empfinden.", begann Liam zu reden. Ich sah ihn sprachlos an. Wie konnte Ann das nur tun? Das zerstört alles, warum machte sie so etwas? Liam empfand rein gar nichts, dass würde er mir gleich sagen und dann würde meine Welt zerbrechen. Angsterfüllt blickte ich ihn an. Würde er endlich weiterreden? „Sie meinte man sähe mir an, dass ich dich liebe. Ich meinte, dass stimmt nicht. Wir sind nur Freunde. Davon wollte ich mich überzeugen.", sprach er aus. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Gleich war es vorbei. „Doch jetzt ist mir klar, sie hatte recht. Ich hab es nicht geglaubt, weil ich solche Angst vor deinen Gefühlen hatte, aber ich glaube du liebst mich, Clary. Ich hoffe du liebst mich." Ich lächelte, weil Liam hoffte das ich ihn liebte. Dann wurde mir aber klar, dass ich ihm nicht gut tun würde. Eine Beziehung würde einfach nicht funktionieren. Wir würden uns selbst zerstören und eher am Boden sein, als wir es für möglich hielten. „Verstehst du nicht?", fragte er nach. Unglücklich sah ich ihn an. „Clary, ich liebe dich.", gestand er mir verzweifelt. Scheinbar verstand er nicht, was plötzlich mit mir los war. Verstand ich es selbst nicht.


Ich tat wohlmöglich den größten Fehler in meinem Leben, aber ich konnte nicht anders. „Es tut mir leid.", sagte ich noch, bevor ich aufstand und schon fast aus der Bar heraus rannte. Ich konnte ahnen, dass er mir hinterher kam. „Clary! Warte doch!", hörte ich ihn rufen. Die Verzweiflung in seiner Stimme, brach mir mein kleines, dummes Herz. Ich blieb nicht stehen, rannte weiter. Irgendwann hielt ich an, da ich wusste, dass er mir nicht mehr folgte. Nun fing ich an zu weinen, da ich mir gerade selbst das Herz gebrochen hatte und Liam's gleich mit. Wie konnte ich das nur tun? Wie konnte ich so dumm sein? Ich hätte ihm sagen können, dass ich ihn liebe. Wir hätten zusammen sein können, stattdessen ruiniere ich alles und renne weg. Nie wird er mir verzeihen, was ich getan habe. Nie werde ich mir verzeihen können. Ich hatte einen guten Freund verloren, obwohl ich das nicht wollte. Ich holte mein Handy hervor und rief Ann an. Sie nahm kurz darauf ab und fragte mich, was los sei. „Kannst du mich abholen?", fragte ich mit zitternder Stimme. „Oh Gott, was ist passiert? Wo bist du, ich komme sofort!" Ich nannte ihr den Straßennamen und sagte ihr, ich habe etwas Dummes getan. Kurz darauf legte sie auf, mit den Worten, warte auf mich.


*

„Steig ein." Ich setzte mich auf den Sitz und wagte es nicht Ann anzusehen. „Was hast du getan?", fragte sie sanft nach. Während sie los fuhr. „Ich habe Liam wehgetan.", meinte ich schluchzend. Ann sah mich mitleidig an. „Er hat gesagt, er liebt mich und ich bin weggerannt." „Warum?" „Wir sind aus zwei verschiedenen Welten, Ann! Wie hätte das mit uns funktionieren sollen?" „Wer weiß, vielleicht hast du recht, vielleicht auch nicht. Dachtest du wirklich, aufgeben sei das Leichteste?", fragte sie ernst nach. Ich nickte. „Oh Clary, du wirst es bereuen, Tag für Tag. Ich habe es auch bereut, aufgeben ist nicht einfach. Es bringt Schmerzen mit sich. Sieh zu, dass du es wieder in Ordnung bringst. Noch ist es nicht zu spät.", sprach sie. „Doch. Es ist vorbei. Er wird mich nicht mehr sehen wollen." „So ist Liam nicht. Gib ihm zu verstehen, dass du überfordert warst und er wird dir verzeihen. Lass es nicht ruhen Clary, sonst ist es wirklich vorbei." „Ich weiß nicht was ich tun soll, Ann." „Ich kann dir nicht helfen, du musst selbst wissen, was du willst." „Ich weiß nicht was ich will." Ann sah mich ausdruckslos an. „Dann werde dir darüber bewusst. In sieben Tagen ist es zu spät." Danach schwiegen wir.


Als wir an der Wohnung ankamen, gingen wir die Treppen hoch und kaum waren wir in der Wohnung, ging Ann in ihr Zimmer. Wahrscheinlich hatte ich sie verärgert und es tat mir leid. Sie hatte das nicht verdient. Vielleicht wurde ihr auch bewusst, dass sie sich entscheiden musste, was die Sache mit Harry anging. Hoffentlich entschied sie sich richtig und tat nicht, was ich getan hatte. Ich wusste, ich musste Liam so einiges erklären. Er hatte mich angerufen und mir geschrieben, ob er etwas falsch gemacht hatte. Er durfte sich nicht die Schuld geben, wenn sie offensichtlich bei mir lag. 'Du hast nichts falsch gemacht. Ich fühlte mich ein wenig überrumpelt. Gib mir Zeit darüber nachzudenken und dann reden wir. Hoffentlich hast du eine gute Nacht.' Ich schrieb ihm und hoffte er konnte mir Zeit geben. Schon wenige Sekunden darauf kam eine Antwort. 'Natürlich gebe ich dir Zeit. Tut mir leid dich überrumpelt zu haben. Schlaf gut.' Ich atmete tief durch, in der Hoffnung alles würde gut ausgehen. Scheinbar hatten Liam und ich noch eine Chance. Dieses mal musste ich sie nur nutzen und nicht wieder wegwerfen.

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Denkt ihr das mit Liam und Clary wird gut ausgehen? Schreibt doch ein Kommentar und/oder hinterlasst ein Vote. Es würde mich sehr freuen. ✌ Hab euch lieb. ❤

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