Kapitel 39
Noch immer umhüllt mich vollkommene Dunkelheit. Ich weiß nicht wie lange das schon so ist. Stunden? Tage? Vielleicht sogar Wochen. Allerdings bin ich mir mittlerweile sicher, dass ich nicht tot bin. Ich bin eher in einem Zustand ruhelosen Schlafes. Außerdem spüre ich die Anwesenheit eines Ikati. Er beobachtet mich Tag und Nacht. Entweder sitzt er neben mir oder er tigert wie verrückt im Zimmer auf und ab. Hin und wieder kann ich auch andere Ikati spüren, doch diese bleiben nur kurz hier und gehen wieder. Er jedoch weicht nicht von meiner Seite. Es sieht so aus als wollte er mich vor weiterem Unheil bewahren. Wieder einmal sehe ich ein Ereignis aus meiner Kindheit.
Flashback
"Wenn sie dich jemals finden, dann lauf weg!" Das hatte meine Mutter immer wieder betont. Das erste Mal hatte sie mir diesen Rat gegeben, nachdem mein Vater wenige Monate zuvor verschwunden war. Inzwischen ist das viele Jahre her und ich hatte mit der Zeit keine Lust mehr mich zu verstecken und wegzulaufen. "Wer soll mich finden?" Ich hatte aufgehorcht und das Programm, das ich gerade im Fernseher angesehen habe, nicht mehr beachtet. Stattdessen habe ich mich meiner Mutter zugewandt, die aus dem Fenster starrte. Ihr Blick war panisch durch den Garten gewandert, als ob sie jeden Moment erwartete, dass jemand aus dem Gebüsch springen würde. "Es war zu spät für mich, als ich herausgefunden habe was er ist. Ich hatte mich bereits in ihn verliebt. Es war eine echte Romeo-und-Julia-Geschichte, unsere Liebe schlug ein wie ein Blitz. Alle waren gegen uns. Selbst wenn ich könnte - ich würde nichts anders machen." "Mum?" Mir machte das unverständliche Gemurmel meiner Mutter und der düstere, verzweifelte Ton ihrer Stimme Angst. Meine Mutter wandte sich vom Fenster ab. "Und kein Sport mehr!" Ihre Stimme klang jetzt nicht mehr verzweifelt, sondern entschlossen. "Kein Turnen, kein Fußball, kein Laufen. Du darfst es nicht riskieren aufzufallen. Du musst dich anpassen. Du musst so tun, als wärst du wie alle anderen..." "Aber ich habe einen Preis beim Laufen gewonnen! Und beim Turnen auch! Ich bin viel besser als die anderen Mädchen!" "Ach, mein Schatz. Das liegt daran, weil du nicht wie die anderen Mädchen bist. Du wirst nie so sein wie sie." Tränen stiegen ihr in die Augen. "Wie bin ich denn dann?" Eine einsame Träne lief über ihre Wange. Sie machte sich nicht einmal die Mühe sie wegzuwischen. "Du bist wie dein Vater. Du siehst aus wie ich, aber du bist wie er - stark und schnell und ... besonders. Und wie ihn wird man auch dich verfolgen, denn du bist aus einer verbotenen Liebe entstanden. Also musst du lernen, so zu tun, als wärst du eine andere. Du musst dich verstellen, denn ich werde nicht immer da sein, um dich zu beschützen."
Flashback Ende
Der Ikati sitzt noch immer neben mir und ich spüre seinen Blick auf mir ruhen. Langsam, ganz langsam wache ich auf. Allerdings lasse ich meine Augen geschlossen, da ich es nicht ertragen würde dem Ikati neben mir in die Augen zu sehen. Es ist nämlich der Ikati, der mich mit seinen Gedanken zutiefst verletzt hat.
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