Kapitel 38

Dunkelheit umgibt mich und ich habe das Gefühl zu schweben. Bin ich tot? Ich weiß es nicht. Mein Körper fühlt sich an wie eine schlaffe leere Hülle. Immer wieder merke ich wie ich kurz vorm aufwachen bin und dann aber zurück in die Dunkelheit gezogen werde. Vor meinem inneren Auge spielen sich einige Erinnerungen ab.

Flashback

Ich erinnere mich genau an das letzte Mal, als ich meinen Vater gesehen habe. Es war wenige Tage vor meinem achten Geburtstag gewesen und es hat heftig geregnet. Das Wasser prasselte aus einem schiefgrauen, verhangenen Himmel auf die Erde herab. Ich saß mit meinem Teddy und schaute meinen Vater an. Er erwischte mich dabei, wie ich ihn beobachtete. Den Teddy noch immer fest in der Hand kletterte ich auf seinen Schoß. Er saß in einem Schaukelstuhl und sah zu, wie der Regen silbernen Tränen gleich die Fensterscheibe herablief. "Liv, weißt du wer dich lieb hat?" Ich war noch zu klein um das Beben in seiner Stimme wahrzunehmen. Also lächelte ich und schlang die Arme um seinen Hals, um dann mein Gesicht in der warmen Stelle zwischen seiner Schulter und seinem Hals zu vergraben. "Du Daddy!" antwortete ich jedes Mal, wenn er diese Frage stellte. "Und weißt du auch warum Daddy dich lieb hat?" "Nein." Natürlich kannte ich die Antwort, wollte sie aber noch einmal hören. "Weil du eine Prinzessin bist. Mit ebenholzschwarzen Haaren und wunderschön. Stark und mutig und jedes Opfer wert. Meine Prinzessin, die eines Tages eine Königin sein wird." Etwas störte mich dieses Mal an der Antwort, etwas, was mir bisher nicht aufgefallen ist. "Was ist ein Opfer, Daddy?" Er lächelte jedoch nur und gab mir einen Kuss auf die Stirn, ehe er begann, so lange hin- und herzuschaukeln, bis ich eingeschlafen war - warm und geborgen und glücklich an seiner Brust. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag ich in meinem Bett unter einer abgenutzten Patchwork-Decke. Der Teddy war in meinen Armen, doch mein Vater war verschwunden. Seit jenem Abend muss ich stets an meinen Vater denken, wenn es regnet, und die Traurigkeit herunterschlucken, die immer wieder in mir auflodert.

Flashback Ende

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