✧.* - Kapitel 22
Donnerstag, 4. September
„Geh noch nicht." Mingis Stimme war so weinerlich, dass sie tief in mein Herz schnitt und mich wieder dazu brachte, mich zurück auf die Couch zu setzen, obwohl ich bereits viel zu spät dran war und eigentlich bereits in zehn Minuten auf der Baustelle sein müsste. Was ich niemals schaffen würde. Allein mit dem Verkehr durch die Stadt bräuchte ich mindestens 45 Minuten, wenn nicht sogar länger. Aber was auch immer heute mit ihm los war, ich konnte mich einfach nicht dazu überwinden, ihn hier sitzenzulassen.
Kaum saß ich, rückte Mingi heran, umschlang meinen Hals mit beiden Armen und vergrub das Gesicht an meiner Halsbeuge. „Es tut mir leid ...", jammerte er dabei, aber ich hakte nicht nach.
„Schon gut, Äffchen, komm her." Ich setzte mich ein bisschen bequemer zurecht, zog ihn an mich und streichelte seinen Rücken. „Wann musst du denn heute los, hm?"
„Erst mittags", hörte ich ihn gegen meine Haut murmeln. Immer noch war seine Stimme hoch und weinerlich, wie die eines Kindes.
„Okay, aber ... ich kann nicht bis mittags hier mit dir kuscheln, das weißt du. Ich kann noch ein bisschen bleiben, du versuchst dich zu beruhigen und ich rufe kurz in der Arbeit an, um das zu klären. In Ordnung?"
Leichtes Nicken, doch sein Klammergriff löste sich nicht.
„Mingi ... Schatz ... bitte ..."
Endlich gab er mich frei, hockte sich dafür mit angezogenen Beinen in die Ecke des Sofas und zog die Kuscheldecke bis hoch über seine Knie und gleich noch über die Schultern. Damit sah er aus wie eine riesige Flauschkugel, denn er trug außerdem einen Jogginganzug, hatte die Kapuze des Hoodies über seinen Kopf gezogen, wo jetzt nur noch einzelne wilde Strähnen seines Haars hervorlugte. Schmunzelnd berührte ich seine Wange, stand auf und griff mir mein Handy.
Natürlich machte ich mir Sorgen, große sogar, denn so anhänglich und gleichzeitig aufgewühlt hatte ich ihn noch nie erlebt. Ja, er war immer schon sehr liebesbedürftig gewesen, mochte es zu kuscheln, all die kleinen Liebesbeweise, aber gerade nahm es Ausmaße an, die mir völlig neu waren. Außerdem gab es noch den kleinen, egoistischen Teil in mir, der diese Nähe auch genoss, immerhin gab es das kaum noch zwischen uns. Vielleicht fiel es mir deswegen so schwer, mich dem zu entziehen, auch wenn mir klar war, dass das nicht richtig sein konnte.
Während ich mit meinem Vorgesetzten telefonierte, kochte ich nochmal Tee, klärte ab, dass ich später kommen und dafür natürlich länger bleiben würde. Das machte mich nicht glücklicher, aber es nahm für den Moment immerhin etwas Druck von uns beiden. Etwas erleichtert legte ich das Handy wieder weg und kehrte mit frischem Tee zu Mingi zurück.
Der griff sich mit einem dankbaren Lächeln die Tasse und schlürfte leise, aber auch diese Geste hatte etwas sehr Verzagtes an sich.
Ich rückte näher zu ihm und legte eine Hand auf seine aufgestellten Knie. „Äffchen, was ist los. Willst du mir das nicht sagen?"
„Ich fühl mich einfach nicht so gut", flüsterte Mingi in seine Tasse, ohne mich anzusehen. „Es ist besser, wenn du da bist."
„Okay", murmelte ich nur, bedeutet ihm, heranzurücken, was er mit einem schwachen Lächeln annahm. Auch jetzt kroch er halb über mich, balancierte dabei mit einer Hand immer noch die Teetasse und legte den Kopf halb auf meiner Schulter, halb auf meiner Brust ab. Still rieb ich über seinen Rücken, fuhr mit der Hand dann höher, zog ihm die Kapuze vom Kopf und strich durch seine Haare.
Das quittierte er zwar mit einem leisen Brummeln, fischte jedoch sofort wieder nach der Kapuze und zog sie sich über den Kopf. Er trank seinen Tee aus, drückte mir wortlos die leere Tasse in die Hand und ich stellte sie weg. Da hatte er mich längst wieder mit einem Arm umschlungen, dieses Mal um die Mitte.
„Mingi?", versuchte ich es erneut.
„Hm?"
„Du weißt, dass du über alles mit mir reden kannst, oder? Egal was es ist. Und wenn du willst, dass ich nur zuhöre, tu ich das. Du musst nur ... Nein. Ich meine ... Ich möchte nur ... Sprich mit mir, bitte. Lass mich nicht außen vor."
Ich hörte ihn leise seufzen und verstummte wieder. Das Gespräch mit Wooyoung schien schon wieder ewig her, steckte mir aber immer noch irgendwie im Kopf. Ich hatte ihm nicht wirklich erzählen können, was tatsächlich bei uns los war, trotzdem war ich mir ziemlich sicher, dass Wooyoung ahnte, dass etwas im Argen lag. Ob er das nun mit dem Überfall in Verbindung brachte oder nicht, spielte dabei keine Rolle. Ich hatte wie das heulende Elend auf seiner Couch gesessen, das konnte man nicht missinterpretieren.
Eines war mir an diesem Abend aber auch klargeworden: Ich war noch nicht bereit aufzugeben. Oft fiel es mir schwer, meine wahren Gefühle auszumachen, weil ich so randvoll mit allen möglichen Emotionen war, dass ich sie kaum sortiert bekam. Aber viele davon waren flüchtig, kamen und gingen, je nachdem wie der Tag verlief. Dann war ich auch mal sauer auf ihn, wütend, wollte ihn anschreien, wollte ihm – wenn es ganz mies lief – hinwerfen, dass er verdammt nochmal endlich den Arsch hochkriegen und sich zusammenreißen sollte. Aber an den meisten Tagen überwog immer noch die Fürsorge und damit auch das Verständnis, dass er ebenso wenig aus seiner Haut konnte wie ich. Oft genug flutete mich auch eine Art von Mitleid, die – wie ich bitter erfahren hatte – bei Mingi völlig falsch ankam, also versuchte ich das zu verstecken und zu unterdrücken. Und wahrscheinlich war es diese Form von Mitgefühl, die mich selbst auch immer wieder an den Rand meiner emotionalen Kontrolle brachte. Dann fühlte ich mich schuldig und wusste doch, dass mich auch das nicht weiterbringen würde.
An besseren Tagen, so wie heute, konnte ich gelassener damit umgehen und ich nahm mir jedes Mal vor, immer so zu reagieren, aber es gelang nicht. Wir redeten nicht, war das unser Problem? Ich wusste nicht, ob Mingi mir nicht genug vertraute, oder woran es lag, aber ich wusste zumindest, warum ich ihm gegenüber ebenfalls nicht ehrlich war. Weil ich ihn nicht zusätzlich belasten wollte. Weil es mir unfair erschien, gemessen an dem, was geschehen war, ihm vorzuwerfen, dass ich unter seinen Launen mitunter litt wie ein Hund.
Und sie waren zum Teil extrem. Ich hatte keine Ahnung woher das kam, aber an manchen Tagen erkannte ich den Mann an meiner Seite kaum wieder. Es gab Tage da war er unruhig und hyperproduktiv, dann wuselte er herum, stellte die halbe Wohnung auf den Kopf und wollte keine Minute stillsitzen, dann wieder gab es Phasen, da kam er kaum aus dem Bett und bewegte sich wie ein lebloser Schatten. Hin und wieder war er so sensibel, dass jedes Wort falsch sein und ein Drama auslösen konnte. Ich hatte ihn heulend hier sitzen gehabt, wurde mit Vorwürfen beladen, die völlig aus der Luft gegriffen waren, weil er einfach alles, was ich sagte falsch verstehen wollte, wie es mir vorkam. Und an anderen Tagen war seine Laune so unterirdisch, dass man sich in seiner Gegenwart bewegen musste, wie auf rohen Eiern, wollte man keinen weiteren Streit provozieren.
Unser Zusammenleben glich seit Wochen einem Tanz auf dem Vulkan und ich war verzweifelt, auch mal ausgerastet, oder bösartig geworden. Meine Eltern hatten mir mal gesagt, ich hätte eine unschöne sarkastische Ader und ich wusste sie hatten recht. Sie kam nur selten zum Vorschein und ich war niemals stolz darauf. Am wenigstens, wenn ich sie einsetzte, um bewusst zu verletzen.
Zuletzt war mir das nicht mehr passiert, aber ich spürte das Verlangen, auch einfach mal um mich zu schlagen, wenn auch nur verbal, oft genug unter der Oberfläche brodeln. Dabei wollte ich nicht, dass es wieder so eskalierte, aber Mingis Gefühlsachterbahn, in die er mich ungefragt mit hineinzwang, machte es nicht leichter für mich.
Heute jedoch war er eben unerwartet anschmiegsam, weit mehr als über sein normales Level hinaus und das schürte ebenso viele negative wie positive Gefühle. Dass ich gerade gewillt war, alles Negative in dem Zusammenhang zu verdrängen, war sicherlich bezeichnend und vermittelte wohl ein deutliches Bild davon, wie emotional ausgehungert ich war. Ich wollte ausblenden, dass diese drängende Suche nach Nähe und Geborgenheit auch nur etwas überlagerte, was er tief in sich begraben hatte, wie so ziemlich alles, was seit dem Überfall nicht mehr okay war. Nicht nur für ihn, auch für mich oder eben zwischen uns.
Ich schloss die Augen, spürte sein Gewicht auf mir lasten, konnte seinen Geruch einatmen und hoffte inständig, dass das hier nicht die Ruhe vor dem Sturm war. Dass sich mit dieser neuen weinerlichen Zerbrechlichkeit nicht die nächste Katastrophe ankündigte.
„Ich weiß auch nicht", hauchte Mingi mittendrin fast erstickt und ich öffnete überrascht die Augen, blinzelte. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass er noch darauf eingehen würde.
„Ich will einfach nicht allein sein. Ist das schlimm?"
„Nein." Meine Hand fuhr wieder zu seinem Kopf, aber da saß ja die Kapuze also ließ ich sie in seinem Nacken liegen. „Schlimm ist wohl nur, dass ich nicht einfach hier mit dir liegenbleiben kann, auch wenn ich es gerne würde. Und du musst ja heute auch noch los, oder nicht?"
„Ich weiß", murmelte Mingi. Dicht gefolgt von einem weiteren „tut mir leid."
„Hey." Ich schob ihn ein wenig von mir, um ihn ansehen zu können. „Was hältst du denn davon, wenn wir für heute Abend irgendwas schönes planen, hm? Dann haben wir beide etwas, worauf wir uns freuen können und der Tag wird vielleicht nicht ganz so elend. Was sagst du?"
„Ich will aber nicht raus", murmelte Mingi.
„Na schön, dann bleiben wir daheim, bestellen Essen ..." Er nickte. „... bauen uns ein Nest ..." Jetzt sah er auf und lächelte schwach. Das hatten wir ganz am Anfang unserer Beziehung oft gemacht. Damals noch in meinem winzigen Appartement, in welchem wir kaum zu zweit auf die winzige Couch gepasst hatten. Dann hatten wir stattdessen alle Möbel an die Wand verbannt und uns auf dem Boden ein kuscheliges Nest gebaut, mit allen Decken und Kissen, die zu finden waren, hatten dort auch gegessen – meistens nur Fertigsnacks und Süßkram – und ... Okay, das würde heute nicht passieren, aber das Nest an sich war vielleicht trotzdem eine gute Idee.
„Kling das gut?"
„Ja", nuschelte er, ruckelte herum und hob den Kopf. Plötzlich küsste er mich, ganz scheu, ganz unschuldig.
Überrascht umfasste ich sein Gesicht, fuhr von dort in seine Haare und schob ihm ein zweites Mal die Kapuze vom Kopf, um die Finger durch die hellen Strähnen gleiten zu lassen. Schließlich löste ich mich von ihm, drückte ihm noch einen Kuss auf den Scheitel und presste das Gesicht einen Moment lang in seinen Haarschopf.
„Du weißt, dass ich dich liebe, Äffchen", murmelte ich.
Ich spürte sein Nicken, aber er sagte nichts.
Als ich mit gut einer Stunde Verspätung die Wohnung verließ, begleitete mich das ungute Gefühl, ihn doch irgendwie im Stich gelassen zu haben. Zumal Mingi sich, kaum dass ich aufgestanden war, erneut wie ein Fellknäuel in die Decke gewickelt und in die Ecke gequetscht hatte. Ich hoffte inständig, dass er nicht zu spät zur Arbeit kommen würde, noch mehr Ärger von der Seite konnte er sicher nicht brauchen.
Ich verdrängte die Sorgen diesbezüglich so gut es ging und hielt mich stattdessen an dem schönen Gedanken zu unserer Abendplanung fest. Das war immerhin etwas, worauf ich mich freuen konnte und das mir irgendwie durch den Tag half.
Da konnte ich ja auch noch nicht ahnen, was der Abend wirklich für mich bereithalten würde.
*
Es begann damit, dass ich vollbeladen mit allen möglichen ungesunden Zeug durch die Tür stolperte und drauf und dran war, ein fröhliches Hallo in den Raum zu werfen. Das blieb mir allerdings im Hals stecken, während mir aus dem Wohnzimmer wummernde Bässe entgegenschlugen. Abgesehen davon war es eiskalt in der Wohnung und so ließ ich erst mal alles fallen, kickte die Schuhe in die Ecke und ging nachsehen, was da los war.
Die Musik dröhnte aus den Boxen, übertragen von Mingis Handy, welches ich mir im Vorbeigehen griff und die Lautstärke nach unten regelte. Dann fiel mein Blick auf die offene Balkontür und die Gestalt draußen.
Mingi stand in Jogginghose und T-Shirt auf dem Balkon. War er jetzt komplett verrückt geworden, bei den Temperaturen? Aber als ich an die Tür herantrat, drehte er sich halb zu mir um und nickte mir zu, in seiner Hand hielt er eine Bierflasche.
Wie ich es hasste.
Ihn.
Genau in diesem Moment.
Meine Wut schnellte so sprunghaft in die Höhe, dass ich drauf und dran war, wieder hineinzugehen, die Tür zu schließen und ihn einfach auszusperren. Aber ich machte mir nichts vor, in dem Zustand traute ich ihm auch zu, dass er kurzerhand die Scheibe der Balkontür einschlagen würde, also verwarf ich den Gedanken wieder.
Trotzdem machte ich kehrt, schaltete bei der Gelegenheit die Musik ganz aus und kassierte dafür ein erbostes „HEY!"
„Wir haben Nachbarn", sagte ich nur.
Mingi schnappte sofort zurück. „Die ist doch sowieso taub!"
Okay, darauf wollte ich mich nicht einlassen. Ich flüchtete nachgerade ins Bad, schloss mich ein und blieb eine ganze Weile auf dem geschlossenen Toilettendeckel sitzen, bis ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Das war der Nachteil, wenn man auf so beengtem Raum wohnte, man konnte sich nur schwer aus dem Weg gehen.
Aber was – was um alles in der Welt war heute nur passiert, das aus meinem anschmiegsamen Schmuseäffchen wieder dieses Monster gemacht hatte? Ich lebte neuerdings offenbar mit Dr. Jekyll und Mr. Hyde zusammen und gerade war ich selbst ganz knapp vorm Durchdrehen. Ich wollte heulen, schreien, irgendwas kaputtschlagen – vielleicht wäre das ein angemessener Vorschlag gewesen? Auf Mingi, lass uns rausgehen und fremde Autos zerkratzen, Scheiben einschlagen, Reifen aufschlitzen.
Am meisten ängstigte mich aber die Vorstellung, dass er dazu womöglich ja gesagt hätte. Tief atmete ich durch, lehnte den Kopf an die Wand und schloss einen Moment die Augen. Nein, ich musste mich beruhigen. Beruhigen und rational bewerten. Irgendwas war passiert. Womöglich würde ich das ja noch erfahren.
Schließlich verließ ich das Badezimmer wieder, die Musik lief erneut, jetzt allerdings in normaler Lautstärke und Mingi stand immer noch auf dem Balkon. Ich ließ ihn, brachte die Einkäufe zur Küchenzeile und stellte sie dort ab. Ich machte mir nicht die Mühe, irgendwas auszupacken, wir würden nichts davon brauchen. Dann lief ich ins Schlafzimmer und zog mich um. In gemütlicheren Klamotten kehrte ich zurück und trat wieder an die Balkontür heran.
„Kommst du rein?", fragte ich schroff. „Mir ist kalt, ich mach sonst zu."
Immerhin nickte er jetzt nur, trank ansatzlos sein Bier aus und schlüpfte dann an mir vorbei durch die Tür. Die Flasche landete leise klirrend im Müll, der Kühlschrank wurde geöffnet und eine neue Flasche geöffnet.
Tief durchatmen. Ich ermahnte mich zur Ruhe, schloss die Tür und holte mir ebenfalls ein Bier.
So saßen wir dann auf dem Sofa, einer der Spiegel des anderen, schwiegen, tranken. Mingi wirkte abwesend, aber ich stellte keine Fragen, dieses Mal sollte er den Anfang machen, alles andere würde zu einer Eskalation führen.
Von dem geplanten schönen Abend war nichts geblieben und ich rutschte resigniert tiefer in die Kissen. Scheiße, ehrlich, warum konnte man nicht einfach die Zeit zurückdrehen? Wenn ich mich heute Morgen krankgemeldet hätte? Mich und ihn auch gleich. Hätte ich es dann verhindern können? Hätte, hätte ...
„Sorry", raunte Mingi irgendwann dumpf. „Schätze ich habs versaut."
Ja, so konnte man es ausdrücken, auch wenn mich allein seine Ausdrucksweise gerade gedanklich den Kopf schütteln ließ. War das der Alkohol?
„Egal", sagte ich gepresst, nur um überhaupt zu reagieren. „Ein andermal."
„Wenn's ein anderes Mal gibt", murmelte er jetzt und zwar so leise, dass ich mir ziemlich sicher war, dass es ihm gar nicht bewusst war, es laut ausgesprochen zu haben. Waren wir also schon an dem Punkt angekommen? Bevor meine Panik in diese Richtung ausschlagen konnte, trat er mit dem Fuß gegen den Tisch.
„Ey! Weiß du, was mich wirklich abfuckt?! Diese scheiß Kanzlei. Ich könnte kotzen, jedes Mal wenn ich nur durch die Tür gehe."
Dann geh nicht mehr hin, scheiß auf den Job, lag mir auf der Zunge, aber ich wusste ja, dass es nicht so einfach war. Die Familienbande, egal wie unliebsam sie waren, wogen schwer.
„Ist was passiert?", fragte ich nun doch, in der Hoffnung, rauszufinden, was diesen Einbruch verursacht hatte.
Aber Mingi schnaufte zunächst nur, trank, dann stellte er die Flasche in seinem Schoß ab und zupfte am Etikett. „Was soll schon gewesen sein? Einer der Juniorpartner hat mich gefickt, aber so richtig."
Mein Kopf ruckte in die Höhe und mir blieb in schierer Sprachlosigkeit der Mund offen stehen. War es zum einen grundsätzlich nicht seine Art, derart derb zu sein, war es zum anderen so offensichtlich deplatziert, dass ich nicht begreifen konnte, wie ihm so ein Fauxpas überhaupt passieren konnte. Ihm. So. In der Situation. Ach ...
Fest presste ich jetzt die Lippen aufeinander, während Mingi leise fluchend über seine Stirn rieb, und sah weg.
„Und sie haben mir einen Termin aufgedrückt, der dir gefallen wird, pass auf – das wird lustig", fuhr er da fort. Ein freudloses Lachen rundete das ab. „Nächsten Freitag – Kanzleiessen. Anwesenheitspflicht."
Wie vom Donner gerührt starrte ich ihn an.
„Das ... ist nicht wahr oder?"
Mingi starrte säuerlich zurück, sein Blick war verhangen.
„Aber du gehst nicht hin", setzte ich mit mehr Entschlossenheit nach. Nein! Auf keinen Fall würde er da hingehen! „Mingi bitte, du ... kannst doch nicht ernsthaft mit dem Gedanken spielen, da hinzugehen!"
„Was bleibt mir den anderes übrig?", knurrte er, stand auf und ließ mich einfach hocken. Im Gehen leerte er das zweite Bier, ließ die leere Flasche auf der Anrichte stehen und tauchte im Schlafzimmer ab, während ich immer noch wie geohrfeigt dasaß und zu verstehen versuchte.
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