2 Mai 1931

Meine Mutter trennte sich von Rémi. Eigentlich dauerte so eine Scheidung Monate, aber irgendwie ging es hier ganz schnell. Wahrscheinlich hatte dieser Mann, mein "Vater" seine Finger im Spiel.

Rémi war am Boden zerstört. Meine Mutter hatte ihn ein einziges Jahr lang geliebt, dann trennte sie sich abrupt von ihm?

Man konnte ihm nichts vorwerfen. Er war immer lieb, freundlich und intelligent gewesen, er hatte sich gut um Maria und mich gekümmert und selbst in den schlimmsten Fällen einen kühlen Kopf behalten.

Aber sie liebte "Hades" mehr. Und deshalb zogen wir auch kurz nach der Trennung, am zweiten Mai, bei ihm ein. Er besaß ein großes Haus an einer der großen Kanäle von Venedig. Ich fühlte mich nie wohl darin, es kam mir immer kalt und duster vor. Aber meine Mutter erhellte meine Tage. Sie war ein Sonnenschein, schien sogar noch glücklicher als vorher, als sie mit Rémi war.

Ihren Namen hatte sie behalten, sie war immer Maria Di Angelo. Für mich symbolisierte das Kraft und Wille. Sie war unabhängig.

Der Mann stellte sich mir als Hades Rosscinne vor. Wenn er wirklich mein Vater war, war mein Name dann nicht eigentlich "Rosscinne"? Meine Mutter schüttelte den Kopf. Ich erinnere mich nicht genau daran, aber es schien so als ob sie sagte dass "Rosscinne" nicht existierte.

(Damals dachte ich nur dass sie irgendwas bedeutungsloses sagte. Heute weiß ich was sie meinte.)

Ich mochte die neue Atmosphäre. Sie war anders als die von Rémis Lebensstil, aber ich mochte die Atmosphäre. Hades zog sich oft in grau, dunkelblau oder schwarz an, und langsam adoptierte meine Mutter den Stil. Man könnte vielleicht sagen, dass die "Lebensfreude" meiner Mutter nicht gut mit dem Stil und der Atmosphäre meines Vaters zusammenpasste, aber sie harmonierten wunderbar miteinander. Und langsam erkannte ich auch gewisse Ähnlichkeiten. Ich hatte dieselben dunklen braunen Augen wie Hades, die gleichen hohen Wangenknochen. Die Gesichtszüge meiner Mutter waren runder, weicher. Sie hatte eine kleine Stupsnase, die hatte ich von ihr.

Wir hatten eine gute Zeit. Hades kümmerte sich liebevoll um Maria, nicht so wie Rémi, sondern beschützerischer.

Eine Woche später lernte ich dann eine "Cousine" von mir kennen. Sie war die Nichte von Hades, und stellte sich als Persephone De Meteria vor. In der Woche vom 16 bis zum 22 Mai schickten Maria und Hades mich drei Tage zu ihr.

(Ich verstand damals natürlich nicht, warum, aber neun Monate später kam Nico zur Welt und heute weiß ich leider ganz genau, was sie gemacht haben... nunja...)

Persephone war lieb und offen. Sie sah überhaupt nicht wie ihr Onkel aus, keinen einzigen Gesichtszug hatten sie gemeinsam. Sie hatte ein rundes, offenes Gesicht und unglaublich lange Gold-schimmernde Haare, und manchmal sah es so aus, als hätten sich Blumen darin verfangen. Sie trug oft bunte Mäntel und Kleider, lachte viel und laut und war immer guter Laune. Sie passte gut mit Rémi zusammen... Sie hatte anscheinend keinen Mann.

Ich hatte drei Phasen in meinem Leben durchlebt, sogar noch bevor ich zwei Jahre alt wurde.
Eine, wo ich bei meinen Großeltern lebte, eine bei Rémi und eine mit meinen Eltern.

Für mich war die glücklichste Zeit die mit meiner Mutter und meinem Vater. Die dritte Phase. Zumindest dachte ich das, bis im Januar 1932 Nico geboren wurde.

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