1 April 1938

Als es an der Wohnungstür klingelte, und Persephone erfreut „Hades!" rief, dachte ich alles wäre nur ein fieser Aprilscherz.

Aber er war es. Er war zurück. Ich rannte zur Tür, sprang in seine Arme. Mein Vater umarmte mich zurück, wenn auch nur sehr kurz.

„Nico, komm! Papa ist wieder da!" rief ich übermütig und sprang durch Persephones Wohnung.

Sie hatte uns nach Nico's Aussage aufgenommen, ich hatte meine Mutter nur ab und zu mal gesehen. Sie hatte sich entschuldigt. Oft. Durch Briefe, viele Briefe. Aber ich hatte Angst, zu ihr zurückzugehen. Wir waren glücklicher hier, Persephones Wohnung war warm, gemütlich.

Nico war glücklicher hier. Er hatte öfters seinen besten Freund, Andrea eingeladen, und immer wenn sie zusammen lachten oder fangen spielten oder einfach nur glücklich waren, wurde mir warm ums Herz.

Also ging in dieser scheinbar paradiesischen Welt für mich eine zweite Sonne auf, als Vater in der Tür stand.

Nico kam zur Tür gerannt, und er reagierte genauso wie ich; er umarmte unseren Vater fest und wollte ihn nicht mehr loslassen.

Hades lachte auf. „Lasst mich doch erstmal ankommen," sagte er und kam in die Wohnung, stellte seine Koffer ab und ließ sich aufs Sofa fallen. Sofort hüpfte Nico auf seinen Schoß, doch ich setzte mich nur neben ihn und schaute ihn mit großen Augen an.

„Wo warst du, Papa?" fragte ich leise. Er blickte mich traurig an.
„Ich war in Griechenland. Es gab wichtige Besprechungen, Prophezeiungen, Voraussagungen. Ich war in Deutschland um... zu versuchen es aufzuhalten. Ich scheiterte, nur die Moiren wissen wieso. Ich war überall und nirgendwo, Bianca. Ich habe einen sicheren Ort für euch gesucht, einen Ort wo nichts was gerade passiert euch treffen wird," erklärte er mir leise. Ich starrte ihn nur weiterhin an.
„Die nächsten zehn Jahre wollt ihr nicht miterleben."
„Was machen wir denn jetzt?" Fragte Nico, nun ruhig. Mein Vater stich ihm über den Kopf.

„Wir gehen in die USA, Kinder. Wir gehen in die USA."

- - -

Es dauerte noch ein paar Wochen bis Maria von Hades Rückkehr erfuhr. Sie war außer sich, zerstörte Vasen, Gemälde, Gläser und Teller. Sie wollte uns im Gegensatz zu vorher ganze zwei Wochen lang nicht sehen. Sie wollte es nicht wahrhaben dass Hades zurückgekommen war.

Aber irgendwann ließ sie es zu.

Und als ich sie dann zum ersten Mal seit drei Monaten sah, musste ich mich zurückhalten um nicht zu weinen. Meine Mutter war nicht mehr schlank, sie war mager. Sie bestand gefühlt nur noch aus Knochen, die sich unter ihrer blassen, durchsichtig erscheinenden Haut klar abzeichneten. Ihre Haare waren grauer, strähniger, ihre Wangen waren eingefallen und ihre Lippen waren nur noch ein blasses Rosa, ein starker Kontrast zum vollen Rot, das ich eigentlich kannte. Sie war wortwörtlich nur noch ein Gespenst, ein Schatten von ihrem früheren Ich.

Aber so sehr sie mich geschlagen hatte, man sah ihr an, dass sie es bereute. Und ich konnte ihr auch nicht mehr böse sein.

Sie war immer noch meine Mutter, oder? Sie würde den Fehler nicht nochmal machen.

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