Kapitel 45
Kathi. Kathi du musst mir zuhören.
,,Was?" Kalter Schweiß lief mir den Rücken hinunter. ,,Nicht schon wieder du. Bitte nicht."
Ich kann einfach nicht glauben, was hier passiert.
,,Bitte. Verschwinde aus meinem Kopf.", flehte ich und wälzte mich unruhig in meinem Bett.
Es ist so lange her...
,,Hör zu." Ächzend setzte ich mich auf. ,,Ich weiß nicht wer du bist", sagte ich zwischen tiefem Schnaufen. ,,Oder was du bist. Aber das hier" Ich musste kurz husten. ,,Macht keinen Spaß mehr." Mein Brustkorb bebte und ich stüzte mich mit meinen Armen auf der Bettkante ab.
Es tut mir leid. Es tut mir alles so leid.
Meine Arme fingen an zu zittern.
Ich hätte dich beschützen müssen.
,,Verschwinde!" Tränen sammelten sich in meinen Augen. ,,Bitte." Es war nur ein Flüstern.
Aber... Kathi was-
,,Raus! Verschwinde, lass mich in Ruhe. Ich kann das nicht." Ich war aufgestanden und versuchte meinen Kreislauf in Schwung zu bringen. Meine zitternden Arme stützen sich an der Wand. Das letzte Mal hatte ich mich so elend gefühlt, als das Essen in der Kantine wegen falscher Lagerung verdorben war und die Hälfte des Jünglingsflügel mit einer Lebensmittelvergiftung flach gelegen hatte.
Kalter Schweiß trat auf meine Stirn und das Gefühl von Übelkeit meldete sich.
Der kalte Luftzug der mir entgegenkam tat mir gut, doch durch das grelle Licht verlor ich die Orientierung.
,,Kathi? Bist du okay?" Das muss Zatt gewesen sein. ,,Ich habe Geschrei gehört." ,,Was ist hier los?" Die Stimmen erreichten mich nur noch aus der Ferne. Eine Kraft stärker als ein Rancor drückte meine Augenlieder nach unten. Ich spürte noch fahl, wie ich das Gleichgewicht verlor, doch der Aufschlag blieb aus. Ob es daran lag, dass mich jemand aufgefangen hatte oder ich bereits weggetreten war, weiß ich nicht.
Ich weiß gar nichts mehr.
Das einzige, das ich weiß, ist wie ich anderthalb Tage später auf der Krankenstation die Augen wieder aufschlug.
,,Dir geht es besser. Deine Temperatur ist wieder fast auf dem normalen Stand, deine Hirnaktivitäten haben sich beruhigt und auch dein Puls hat wieder einen normalen Wert.", ließ mich der Medidroide mit seiner wohltuenden Stimme wissen.
,,Meine Temperatur? Soll das bedeuten ich hatte Fieber?" ,,Ja. Hast du dich bereits vor den Ereignissen von vor 2 Tagen unwohl gefühlt? Hattest du Schmerzen? Trägheit oder Verwirrtheit?" Er arbeitete die Checkliste auf seinem Datapad ab. ,,Ja... ja ich war ein bisschen neben der Spur. Und... diese Stimme habe ich vorher auch schon gehört." ,,Stimme?" Ich überlegte, wie ich einem Droiden das wohl erklären könnte. ,,Ich habe eine Stimme gehört. Sie hat auf mich eingeredet, aber ich konnte niemanden sehen." ,,Das war wohl ein Fiebertraum.", erklärte er überzeugt. ,,Ein Fiebertraum...", wiederholte ich. ,,Das kommt sehr häufig bei deiner Spezies vor. Etwa 200.000 erkranken pro Jahr allein auf deinem Heimatplaneten.", ratterte er sein Fachwissen runter. ,,Bist du dir da sicher? Ich meine wir haben fast um die 8 Miliarden Einwohner. Kommt dir das bei einer so häufigen Krankheit nicht ein bisschen wenig vor?" Er starrte mich an. Er war es wohl nicht gewohnt korrigiert oder gar in Frage gestellt zu werden. Dass er da wahrscheinlich nur die Zahlen eines einzelnen Landes vorliegen hatte, verschwieg ich ihm. Ich wollte ihn nicht überforden.
Aber dass ich wirklich Fieber hatte kam mir plausibel vor. Die Wirrheit, die Stimme... All das ließe sich dadurch erklären.
,,Also, du hast selbst gesagt, dass meine Werte wieder besser sind. Wann darf ich zurück zu meinen Freunden?" Er warf einen prüfenden Blick auf sein Datapad und erklärte: ,,Wir müssen dich vorerst bis übermorgen in Quarantäne behalten, um sicher zu gehen, dass du die Krankheit los bist. Ich kann nicht riskieren, dass du andere Kinder in deinem Unterricht ansteckst." ,,Also auch keine Besuche?", fragte ich. ,,Keine Besuche." ,,Nicht mal ein kleiner? Ganz kurz?" Hätte er eine Augenbraue heben können, hätte er es getan. ,,Okay, keine Besuche.", gab ich nach und senkte den Kopf.
,,Kannst du mir vielleicht einen Gefallen tuen? Könntest du Meisterin Nu darum bitten mir ein paar Schriften zu kommen zu lassen? Wenn ich schon nicht am Fieber sterben werde, werde ich es auf jeden Fall an der Langeweile." ,,Keine Sorge. Ich bin ja noch da." Ob das nun beruhigend oder sarkastisch gemeint war, konnte ich nicht einordnen. Aber die Vorstellung, dieser Droide könnte ein Stück von Humor in sich tragen, beruhigte mich auf eine komische Weise. Es machte ihn menschlicher.
Nach 4 Stunden in denen ich ein Wettstarren mit der Decke, der Tür, einem Monitor und meiner Hand veranstaltet hatte, öffnete sich die Tür und ein kleiner kugelrunder Droide auf Beinen brachte mir einen Stapel aus dem Archiv.
Eine kleine Notiz lag darauf, auf welcher geschrieben stand ,,Mit besten Wünschen zur Genesung, mein Kind. Ich habe dir ein wenig Lesestoff zusammen gesucht." Jocasta Nu war wirklich wie die gute Seele des Tempels. Ich wüsste nicht, wo wir ohne sie heute wären.
Die nächsten Tage verbrachte ich damit die von Meisterin Nu ausgesuchten Schriften durchzustöbern. Es waren Geschichten dabei, aber auch Sachbücher. Kurzgeschichten, Erzählungen, Mythen und Legenden. Es war alles da. Sie hatte wirklich ein Händchen dafür, wenn es um Bücher ging.
AZ leistete mir hin und wieder Gesellschaft, doch seine war leider die einzige die ich bekam. Aus "übermorgen" wurde schnell "in einer Woche", als ich vor ihm einen kurzen Hustenanfall hatte. Der lag allerdings nur an der trockenen Luft, die auf der Medistation herrschte. Trotzdem ließ er nicht mit sich feilschen und verhängte 7 Tage weitere Qurantäne für mich. Ich war mir relativ sicher, dass ich nicht mal mehr ansteckend war, doch er blieb felsenfest bei seiner medizinischen Meinung.
Als er meinte ich dürfte Wünsche für neue Schriften äußern, die er von Madam Nu bringen lassen würde, war ich sofort begeistert und nannte eine, von der ich auf dem Gang gehört hatte. Zwei Padawane hatten sich dort über die Prophezeiung des Auserwählten unterhalten und ich wollte unbedingt wissen, was es damit auf sich hatte.
Meine Begeisterung stieß bei unserer Bibliothekarin allerdings auf Unverständnis. Ich sei noch viel zu jung für so etwas. Ich könne später bei meinen Studien als Padawan Prophezeiungen analysieren, aber für so ein kleines Kind sei das noch nichts. Natürlich war ich enttäsucht, aber nicht sonderlich überrascht. Ich hatte nicht erwartet, dass sie es gut heißen würde, wenn ein Jüngling sich bereits auf solche Mhyten stürzt. Sogar die meisten Erwachsenen hielten sie für Blödsinn. Doch mich faszinierte irgendetwas daran.
Als ich meine Zeit auf der Krankenstation abgesessen hatte und endlich in die Normalität entlassen wurde, war bereits der Abend des Tages angebrochen. Mein Abendessen hatte ich noch auf der Station bekommen, für die Nacht durfte ich wieder in mein eigenes Bett.
Die Intention von meinem Krankenbett in mein eigenes Bett zu gehen hatte ich nicht. Ich habe genug rum gelegen, jetzt wollte ich meine Freunde wieder sehen.
Um diese Uhrzeit befanden sich einige noch in den Gärten. Die Kleinen wurden schon ins Bett geschickt, doch unsere Altersstufe durfte sich noch den Sonennuntergang ansehen, bevor um 1030 die Bettruhe begann.
Kurz nachdem ich die Gärten betreten hatte, schmiegte sich schon weiches Wookieefell an mich. ,,Gungi! Hey, ich freu mich auch dich zu sehen." Man kann sagen was man will, aber Wookieeumarmungen sind die besten. ,,Ja mir gehts besser, danke." Ich lachte.
Zatt kam bereits auf mich zu und hatte Ahsoka und Tim im Schlepptau. ,,Na du? Wurdest du aus dem Knast entlassen?", scherzte Zatt. ,,So schlimm war es gar nicht. Dank Meisterin Nu hatte ich viel zu lesen." ,,Klingt ja aufregend..." Wir alle lachten.
,,Und dir geht es auch wirklich gut?", fragte Ahsoka sanft. ,,Wir haben Schreie aus deinem Quartier gehört und einen Meister gerufen. Wir haben schon gedacht dir wäre etwas passiert." ,,Oh nein, nein mir geht es gut. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Das waren nur... Fieberträume. Mir geht es gut, das verspreche ich euch." ,,Also nur ein Fiebertraum. Du warst von keinem Geist besessen?" ,,Geister gibts nicht, du Idiot.", lachte Ahsoka und boxte Tim leicht gegen die Schulter.
,,Jetzt wo du wieder auf den Beinen bist: Wie läuft denn dein Nachnamen ändern Projekt?" ,,Mein Nachname?'' ,,Du willst deinen Nachnamen ändern?" ,,Warum?"
Da fiel es mir wieder ein. ,,Vergiss das Zatt. Das war nur eine Begeleiterscheinung des Fiebers. AZ meinte, dass Verwirrtheit auch zu Symptomen eines starken Fiebers zählen kann. Weißt du noch, ich war an dem Tag ganz träge und da hatte ich auch schon diese Stimme... also den Fiebertraum gehabt. Ich weiß auch nicht wie ich auf die Idee kam, aber es war eine bescheuerte. Daran erkennt man auch dass sie vom Fieber gesteuert war und nicht von mir." Das erschien allen logisch. ,,Mein Nachname bleibt wie er ist."
Als ich mich eine dreiviertel Stunde später in mein Bett legte, war es ganz kalt. Seit anderthalb Wochen hatte niemand mehr darin gelegen, der es hätte wärmen können und so zog ich meine Decke bis zur Nasenspitze und rollte mich darin ein.
Die Stimme kam heute Nacht nicht wieder. Sie würde nie wieder kommen.
Nicht bald.
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