Kapitel 40

Es stellte sich heraus, dass wir bereits näher am Ausgang waren, als ich zuerst angenommen hatte. Tim war den Weg, den wir nun zum Ende der Höhle hin eingeschlagen waren, offenbar schon auf seiner anfänglichen Suche nach seinem Kristall gegangen, denn er lief zielsicher vor mir hinaus. Ich hatte so viele Fragen, die ich ihm eigentlich hatte stellen wollen und andere, auf die er vermutlich keine Antwort hatte, welche aber dennoch in meinem Kopf herumgeisterten. Jedoch hielt ich die jetzige Situation, die darin bestand aus einer Höhle, dessen einziger Eingang momentan in Rekordzeit zufror, zu entfliehen, nicht sonderlich angemessen für ein solches Gespräch. Die kalte Luft brannte sich in meine Kehle und kurzzeitig glaubte ich, meine Finger nicht mehr spüren zu können, als wir gerade den Ausgang erreicht hatten.

,,Da sind schon die anderen! Los, beeil dich!" ,,Der Eingang ist schon beinahe zugefroren.", gab Tim zu bedenken, obwohl noch genug Platz zwischen Boden und Eis war, so dass wir bequem hindurch laufen konnten. Unbeirrt von Tims unnötiger Sorge steuerte ich weiter auf die Vorhalle der Eishöhle zu. Es dauerte ein wenig, sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen, welche hier draußen im Gegensatz zu der dunklen Höhle herrschten. Schnell ließ ich jene zurück und kam den beiden Jedi lächelnd entgegen, während Tim besorgt zu mir aufschloss. ,,Gefunden eure Kristalle ihr habt?" ,,Ja Meister." ,,Zeigt sie uns.", bat Khalira. Nervös nahmen wir beide unseren zukünftigen Lichtschwertkristall hervor und legten sie auf unsere Handfläche. Erneut ertappte ich mich dabei, wie ich versuchte festzustellen, welche Farbe er hatte, doch zu meiner Enttäuschung, schimmerte er im restlichen Sonnenlicht immer noch beinahe durchsichtig, wie das Eis in der Höhle. ,,Sehr gut ihr beiden das gemacht habt.", lächelte Yoda. Zufrieden wollte ich mich verbeugen, schaute mich jedoch jetzt erst zum ersten Mal richtig um. Die Gruppe war vollzählig, bis auf eine Person. Tim warf mir nun einen fragenden Blick zu und deutete auf meine Tasche mit den Kristallen, da ich den beiden nur einen gezeigt hatte, doch ich nahm ihn gar nicht richtig wahr.

,,Wo ist Barriss?" ,,Sie ist noch in der Höhle.", erwiderte Ahsoka. ,,Ich war die Erste, die zurück war und dachte eigentlich sie wäre schon hier, aber sie ist bis jetzt immer noch nicht aufgetaucht." Oh nein. In meinem Eifer, hatte ich überhaupt nicht bemerkt warum Tim so besorgt klang. Ich war vorausgeprescht und meine Umgebung mit den besorgten Gesichtern um mich herum gar nicht wahr genommen. Das war meine Schuld. Ich hätte sie nicht einfach so dort lassen dürfen. Ich wusste, dass sie alleine nicht mehr hinausgekommen wäre und habe sie trotzdem einfach zurückgelassen. Sie hätte wahrscheinlich meine Hilfe gebraucht. ,,Habt Vertrauen in eure Freundin. Die Macht jedem seinen eigenen Weg sie gibt."

Gerade als das Eis nur noch wenige Zentimeter vom Boden entfernt war, schlitterte eine Gestalt durch den kleinen Spalt. ,,Barriss!", rief Ahsoka. Erleichtert stieß ich die Luft aus. Sie hatte es geschafft. Zu meiner Verwunderung spürte ich keinerlei Genugtuung darüber, dass Barriss endlich einmal nicht die Beste gewesen war. Ich war einfach nur glücklich darüber, dass sie nicht gescheitert war. ,,Nun die Kristalle in den Tempel bringen ihr werdet. Sicher ihr sie aufbewahren solltet, junge Jedi." In mir kribbelte etwas als er uns Jedi nannte. Mir wurde klar, dass unser Weg dorthin nun nicht mehr lang sein würde. Wir kamen unserem eigentlichen Ziel immer näher und das war sowohl angsteinflößend als auch einfach berauschend. Tim warf einen letzten fragenden Blick auf die kleine Tasche mit den Kristallen, jedoch wank ich ab. ,,Später.", antwortete ich lediglich.

Als wir das Schiff wieder betreten hatten, spürte ich erst, wie sehr meine Gliedmaßen unter der hiesigen Kälte gelitten hatten. Meine Finger hatten ein unnatürliches rot angenommen, ebenso meine Gesichtsfarbe und meine Füße konnte ich kaum noch spüren. Doch die Schmerzen, die ich hatte, gingen nicht alleine von den Witterungsbedienungen aus. Stundenlang durch eine Eishöhle zu rennen und Felsen so groß wie Banthas mit der Macht zu bewegen war durchaus kein Spaziergang. Doch all die Mühe hatte sich mehr als ausgezahlt. Als Huyang uns bat ihm unsere Kristalle zu zeigen streckte ich ihm meinen stolz entgegen und vergaß dabei fast, dass noch ein zweiter in meiner Tasche lag. Eigentlich wollte ich Meister Yoda fragen, was es damit auf sich hatte, so bald wir zurück auf dem Schiff waren, bedachte jedoch dabei nicht, dass er mit einem eigenen Schiff her gekommen war. Eigentlich dachte ich er wäre es, der uns zeigt, wie wir unser Lichtschwert bauen, versteckte jedoch meine Verwirrung, als uns ein Droide gegenüber stand, der nicht einmal ansatzweise das Können von Meister Yoda ersetzen könnte.

Ich war bei Weitem nicht die einzige, die  Stolz verspürte. Das Grinsen und Staunen meiner Freunde verriet, wie sehr sie sich alle, genau so wie ich, auf den jetzigen Moment gefreut hatten. Und nun war er endlich da.

Nacheinander, Jüngling für Jüngling, musste sich nun jeder für ein Material entscheiden. Wie bei der Suche nach unserem Kristall, sollte uns auch hier die Macht leiten. Ich kann es kaum erklären, aber als die Reihe bei mir angelangt war und Huyang mich fragte, was ich fühlte, spürte ich den Griff in meiner Hand, als wäre er wirklich dort. Ich sah nicht, wie es aussah, ich spürte es. Also bekam ich all die benötigten Teile, nachdem ich Huyang erklärte, was die Macht mir gezeigt hatte und wartete, bis all meine Freunde ihr unzusammengesetztes  Lichtschwert in Händen hielten. Ich achtete kaum mehr auf das was um mich herum vorging, da ich fasziniert auf die Teile vor mir blickte, die einmal mein Lichtschwert sein sollten und mir bereits ausmalte, wie es mich im Kampf unterstützen würde, bis ich hörte, wie Gungi sich für Holz als Material entschied. Ich hatte noch nie davon gehört, dass ein Lichtschwert auch aus etwas eigentlich so brüchigem bestehen konnte.

Daraufhin wies Huyang uns an, uns einen Platz zu suchen und dort mit dem Zusammensetzen zu beginnen. Ich verstand nicht, warum er uns so oft darauf hin wies dem Bauplan, welcher als Hologramm in der Mitte des Raumes flackerte, zu folgen und ja keine Fehler zu machen. Als er eben vor unseren Augen binnen Sekunden ein Lichtschwert zusammensetze, sah es aus als wäre es das leichteste im Universum, doch als die Teile da so vor mir lagen, war ich ein wenig überfordert. Immer wieder fielen sie zu Boden oder wollten nicht an die Stelle, an der sie eigentlich hätten sein sollen. Es erforderte Unmengen an Konzentration, alle Teile gleichzeitig vor Augen zu haben und dennoch auf die Anleitung zu achten. Auch gegenüber von mir, wo Ahsoka sich im Schneidersitz niedergelassen hatte, hörte ich frustrierte Geräusche. ,,Geduld, Jünglinge. Konzentriert euch, dann habt ihr es klar vor Augen.", beruhigte Padawan Sayul Ahsoka, als sie an uns vorbei ging.

,,Wie hat Huyang das nur hingekriegt?", hörte ich zu meiner Rechten, gleich nachdem das Klirren von zu Boden fallendem Metall zu hören war. Schmunzelnd blickte ich kurz zu Tim, während ich versuchte mich weiter zu konzentrieren, doch gleich als ich den Blick abgewandt hatte, fielen auch meine Teile zu Boden. Erschrocken blickte ich auf und verdrehte die Augen, als ich bemerkte, was passiert war. Das Kichern, welches ich nun von Tim hörte brachte mich erneut dazu genervt zu stöhnen. ,,Lach nicht, du bist nicht gerade besser.", warf ich dem langhaarigen Jungen sarkastisch entgegen und versuchte erneut meine Konzentration auf den Bau meines Lichtschwerts zu fokussieren, als Zatt neben uns aufsprang und meine Teile ein nächstes Mal Bekanntschaft mit dem Boden machen mussten. Ich war bereits kurz davor ihn zu fragen, was das sollte, als er mich unterbrach, bevor ich überhaupt anfangen konnte, zu sprechen. ,,Fertig!", rief er uns riss seine Faust in die Höhe. ,,Fertig?", fragte ich skeptisch. ,,Du bist nur neidisch.", grinste er, was mich ein letztes Mal dazu veranlasste die Augen zu verdrehen, bevor ich mich wieder meiner Aufgabe zuwendete.

,,Wie hast du mich eigentlich in der Höhle gefunden?" ,,Hm?", machte ich mit geschlossenen Augen. ,,Na die Höhle in der du mich gefunden hast. Der Eingang war viel zu klein, du hättest mich gar nicht sehen dürfen." ,,Hab ich auch nicht. Ich habe gehört wie du nach mir gerufen hast und bin so auf dich aufmerksam geworden." ,,Ja, aber wie? Ich habe dich gespürt, dass du vor der Höhle warst und versucht nach dir zu rufen, aber konnte nicht. Nur in Gedanken konnte ich deinen Namen rufen." ,,Du hast mich mit der Macht gerufen. Ich weiß auch nicht, wie, aber ich habe es gehört. Vielleicht wollte die Macht, dass ich dich höre." Nachdenklich schauten wir beide nun ins Leere. ,,Aber mal eine ganz andere Frage: Was hast du überhaupt da drin gemacht?", fragte ich belustigt. ,,Tja weißt du, den Kristall zu finden, war gar nicht so schwer, an ihn heran zukommen war die größere Herausforderung.", lachte er. ,,Und da hast du ganz nebenbei mal die halbe Höhle zum Einstürzen gebracht." ,,Eventuell?" Wir beide mussten kichern.

,,Was wirst du jetzt mit deinem zweiten Kristall machen?", fragte er nach einer Weile der Stille. Ich werde Meister Yoda aufsuchen. Er kann mir hoffentlich erklären, was es damit auf sich hat. ,,Was denkst du, ist es ein zweiter Lichtschwertkristall?"  ,,Ich weiß es nicht. Es wäre wohl das am naheliegendste, aber ich kann mir nicht sicher sein." Er nickte. ,,Hast du noch irgendwo Schmerzen?" ,,Mir geht's gut. Schätze ich. Ich denke nicht, dass ich bleibende Schäden davongetragen habe." ,,Geh nach unserer Ankunft lieber zur Krankenstation und lass dich durchchecken. Auch wenn du jetzt nichts spürst, könntest du trotzdem innere Verletzungen haben." ,,Ich denke nicht, dass..." Mitten im Satz stockte er, als er seinen Kopf in meine Richtung drehte. Ich lächelte ihn an. ,,Es kann nicht schaden." ,,Na gut.", gab er schließlich nach. Zufrieden widmete ich mich endlich wieder meinem Lichtschwert.

,,Ohne dich hätte ich es da nicht rausgeschafft. Danke. Für alles."

Und da klickte es vor mir.



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