Kapitel 39

Bestimmt, aber mit Respekt ging die Padawan voraus und führte uns in eine riesige Halle aus Eis. Um die Wände herum waren heilige Statuen positioniert, die durch das Eis glitzerten, als wären sie mit dutzenden Diamanten bestückt. Ehrfürchtig blickte unsere kleine Gruppe sich um, keiner machte nur einen Laut. Alles was zu vernehmen war, war das Echo unserer Schritte, doch selbst diese klangen, als würden sie aus Respekt vor diesem heiligen Ort ihre Lautstärke senken. Vor uns ragte eine weitere Wand, ebenfalls einzig aus Eis gemacht, bestimmt 15 Meter in die Höhe. Dahinter verbarg sich unsere Zukunft. Unser Kristall. Unsere Prüfung.

,,Meister Yoda.", begrüßte Barriss den Großmeister, nachdem sie die Erste war, die ihn in der Mitte der Halle sitzend erblickte und so versammelten wir uns alle um ihn herum. ,,Die Macht in physischer Gestalt ein Jedi ist. Damit eine große Verantwortung ihr tragt, hm? Andere beschützen ihr wollt, doch wie ihr das macht? Eure Lichtschwerter bauen ihr sollt, doch vorher jeder von euch einen Kristall suchen muss. Er ist das Herz eures Lichtschwerts. Die Macht der Jedi er fokusiert." Daraufhin hob er beide Arme empor und bewegte mit Hilfe der Macht eine eigenartige Apparatur. Erst als das Sonnenlicht durch einen Kristall auf das Eistor gebrochen wurde, realisierte ich, wozu er dies tat. Das Eis begann Stück für Stück zu schmelzen, bis sich schließlich ein regelrechter Wasserfall gebildet hatte.

,,Wenn Jedi ihr werden wollt, in die Höhle des Kristalls eintreten ihr müsst. Vertraut auf euch selbst und vertraut auf die anderen und erfolgreich sein ihr werdet." 

,,So bald ihr euren Kristall gefunden habt, verlasst ihr umgehend die Höhle.", mahnte Padawan Sayul uns. ,,Sollte das Tor wieder zufrieren, bevor ihr heraus seid, sitzt ihr fest." ,,Aber woher wissen wir denn überhaupt welcher Kristall unserer ist?", fragte ich nervös. ,,Die Macht wird euch leiten. Nur ihr selbst werdet wissen, welcher Kristall für euch bestimmt ist. Und nun geht! Ihr habt nicht viel Zeit."

,,Na dann mal los. Ich schätze jetzt wird es ernst." Zatts Echo hallte von den Wänden, als sie die eigentliche Höhle betraten. ,,Was denkt ihr wo die Kristalle sind?" ,,Es befinden sich nicht alle an einem Ort. Also naja schon, aber unsere eigenen Kristalle können über das ganze Höhlensystem verstreut sein.", erwiderte Barriss während dem Gehen. ,,Dann macht es wenig Sinn zu sechst den gleichen Weg zu nehmen, wenn jeder einen anderen hat. Ich würde sagen, wir verlassen uns auf die Macht, sie wird für jeden von uns den richtigen Weg wählen.", überlegte ich, als wir vor einer Kreuzung stehen blieben. 

Ich wusste nicht wie, aber als ich die Wege vor mir sah, machte es in meinem Kopf Klick. Ich wusste genau welcher Weg meiner war, obwohl ich noch nie hier gewesen war. Ich kannte ihn, wie den Weg zu den Trainingshallen, als wäre ich ihn schon mein ganzes Leben entlanggelaufen. Es war, als hätte ich nie etwas anderes getan. ,,Hört ihr das?", fragte Zatt auf einmal aufgeregt in die Runde. ,,Was meinst du?" ,,Na dieses Lied. Eine Melodie. Ich kenne sie irgendwo her." ,,Ich weiß nicht-" ,,Ja ich höre es!", unterbrach Tim Ahsoka. ,,Das sind bestimmt eure Kristalle! Sie können nicht weit sein." ,,Es kommt von dort.", murmelte der Nautolaner und zeigte auf einen der Gänge. ,,Wir sehen uns dann draußen.", verabschiedeten sich die zwei und machten sich auf den Weg.

,,Ich weiß auch welchen Weg ich nehmen muss. Es ist, als würde die Macht mich dort hin ziehen...", meinte ich dann, als die beiden Freunde verschwunden waren. ,,Ich auch." Gungi gröllte zustimmend, so dass man es wahrscheinlich bis zum Eingang hörte. ,,Was ist mit dir Ahsoka? Wo musst du lang?" ,,Ich... Ich weiß nicht. Ich bin mir nicht wirklich sicher. Geht ihr ruhig schon mal vor, ich muss mich einfach nur ein bisschen konzentrieren." ,,Viel Glück.", meinte Barriss dann an uns alle gerichtet und wir, die nun wussten, wo sie lang mussten, starteten unsere Suche. Zu meinem ,,Glück" hatte ich das Privileg den gleichen Gang wie Barriss gewählt zu haben. Die Stille zwischen uns war ein wenig beklemmend, jedoch wusste ich auch nicht über welches Thema ich mit ihr hätte sprechen können und so wanderten wir Minute um Minute in der Stille umher. 

Diese wurde erst durch ein leises Knacken im Boden unter uns unterbrochen. ,,Was..." ,,Weg da!", rief Barriss noch, bevor der Erdboden sich unter uns auftat. Gerade rechtzeitig konnte ich mich dank Barriss Vorwahnung noch auf einen kleinen Felsen neben der Wand retten, doch da an diesem Ort nicht nur die Wände, sondern auch der Boden und alles andere aus Eis gemacht war, fand ich keinen Halt und stürzte in die Tiefe. Vor dem erwarteten harten Aufprall, hielt mich etwas ruckartig nach oben. Ich spürte Barriss Hände fest um meinen Unterarm geschlossen und hörte sie aufatmen. ,,Nicht... bewegen.", presste sie unter Anstrengung hervor. Noch bevor ich es ahnen konnte, schwebte ich bereits einige Zentimeter über dem Loch, durch das ich gerade beinahe hindurch gefallen wäre. Ruckartig setzte sie mich auf dickerem Boden wieder ab und schnaufte erleichtert auf. Geängstigt starrte sie den Abgrund hinunter. Jener war tiefer, als zuvor vermutet. Wäre ich dort tatsächlich hinunter gestürzt, käme ich jetzt nicht mehr so leicht hinauf.

,,Barriss, du hast mich gerettet! Du... Barriss?" Diese blickte weiter in den Graben, ohne sich zu rühren. ,,Mein Kristall.", flüstert sie. ,,Dein Kristall?" ,,Er ist da unten. Ich kann sein Lied hören.", rief sie aufgeregt. ,,Was für ein Lied? Kaum stecken wir für ein paar Minuten in einer Höhle fest und schon hören alle eigenartige Melodien." ,,Los geh weiter, du musst dich beeilen. Ich muss meinen Kristall holen." ,,Aber wie-" ,,Ich schaffe das schon. Du musst dich auf deine Aufgabe konzentrieren." Nach dieser Aufforderung lies ich sie schlechten Gewissens alleine zurück. Sie wird es niemals alleine wieder dort hinauf schaffen. Sie wird einen Umweg nehmen müssen... Aber sie hat recht, sie schafft das. Ich kann ihr vertrauen. Schließlich hat sie mir soeben das Leben gerettet. Da schafft sie es doch auch einen Kristall zu finden.

Es schien mir bereits wie Stunden vor zu kommen, die ich durch die Höhle wanderte und nichts anderes sah als Eis, Eis und noch mehr Eis. Ich hatte schon kurz mit dem Gedanken gespielt, ob es hier überhaupt einen Kristall für mich gab, als plötzlich, eine mir altbekannte Stimme ertönte. Es war, als würde er nach mir rufen. Nur nach mir. Doch leider war er da nicht der einzige. Vor mir, hinter mir, über mir und dann den Wänden glänzten auf einmal überall Kristalle auf, einer lauter als der andere. ,,Was? Was ist denn das jetzt? Woher soll ich denn jetzt wissen welcher meiner ist? Das kann doch nicht wahr sein..." Verzweifelt drehte ich mich um die eigene Achse, um das Ausmaß des Chaos zu begutachten, in welchem ich steckte, kurz bevor ich zu Boden sank. Khalira sagte, wir würden genau wissen, welcher für uns bestimmt sein würde. Dass es genau den einen gab, der unserer sein würde. Aber so ist es doch hoffnungslos. Ich kann nicht jeden einzelnen mitnehmen, aber genau so wenig kann ich nur einen nehmen und hoffen, dass er es ist. 

Aber vielleicht brauchte ich das auch gar nicht. Khalira sagte die Macht würde uns leiten. Also werde ich mich jetzt auch von der Macht leiten lassen. Ruhig setzte ich mich in den Schneidersitz und schloss die Augen. Ich begann zu meditieren während ich ein Mantra unserer Morgenstunden immer wieder aufsagte. 

,,Ich bin eins mit der Macht und die Macht ist mit mir. Ich bin eins mit der Macht und die Macht ist mit mir. Ich bin eins mit der Macht und die Macht ist mit mir. Ich bin eins mit der Macht... und die Macht ist mit mir." Lächelnd öffnete ich die Augen. Dank meiner Reflexe konnte ich den auf mich zu rasenden Kristall kurz vor meiner Stirn abfangen. Nun lag er da. Kalt und glänzend in meiner Handfläche. Ich erinnerte mich an Zatts Frage über die Farbe der Kristalle und versuchte zu erkennen, welche meiner wohl hatte, doch alles was ich erkannte, war Eis. Stolz nahm ich ihn kurz in die Finger und drehte ihn ein wenig, bevor ich ihn in eine kleine Tasche an meinem Gürtel platzierte und mich auf den Weg machte, den Ausgang zu finden. Das würde ein Tag sein, an den ich mich für den Rest meines Lebens erinnern werden würde.

Ich rannte so euphorisch durch die Höhlengänge, zurück zum Ausgang, dass ich beinahe übersehen hätte, wie er da in dieser Höhle lag. Naja, auch eine Person mit normalem Schritttempo hätte ihn wahrscheinlich nicht bemerkt, hätte er nicht mit Hilfe der Macht nach mir gerufen.

Kathi?

Ich blieb einige Sekunden stehen und drehte meinen Kopf verwirrt in alle Richtungen, bis ich ein kleines Schlupfloch am unteren Ende der Wand erspähte. Es war gerade so groß genug für einen Menschen und da ich eher unter dem Durschnitt lag, was meine Körpergröße anbelangte, bereitete es mir keine Schwierigkeiten hindurch zu schlüpfen.

,,Du bist hier. Der Macht sei Dank, du hast mich gehört!" ,,Was zur Hölle machst du da? Die Höhle wird bald zugefroren sein.", schrie ich Tim lauter an, als ich eigentlich wollte, als ich sah, dass nur noch sein Kopf unter einem Geröllhaufen hervor lugte. ,,Urlaub, wonach siehts denn aus?" Seine sarkastische Bemerkung lies mich schmunzeln, doch das darauf folgende Husten schreckte mich auf. Sofort versuchte ich den ersten Stein von seinem Körper weg zu rollen, als ich einen lauten Aufschrei seinerseits vernahm. ,,Was ist? Bist du verletzt?" ,,Die Klippe.", hustete er. ,,Was für eine...", wollte ich fragen, stockte jedoch mitten im Satz, als ich das gesamte Ausmaß der Katastrophe erfasste. Er lag nicht nur unter einem Haufen Schutt und Geröll sondern ebenfalls am Rande eines Abgrundes. ,,Wie hast du das denn geschafft?" ,,Frag mich was leichteres." ,,Ich werde die Felsen mit der Macht weg räumen. Dann ist es sicherer." ,,Nein!" ,,Wie nein?" ,,Ich liege direkt am Abgrund, willst du mich in den Tod stürzen?", fragte er, als wäre ich geisteskrank. ,,So bald du einen Stein bewegst, bewegen sich die anderen und reißen mich mit." ,,Ich bin vorsichtig. Außerdem kann ich dich ja wohl kaum da liegen lassen." ,,Hör auf, du bringst mich noch um." Genervt stöhnte ich auf. ,,Hör zu, ich weiß, dass du Angst hast, aber dir wird nichts passieren. Ich werde jetzt Stück für Stück die Felsen entfernen und dann kommst du unversehrt da raus gekrochen." 

Schwer atmend blickte er mich mit großen Augen an, in denen seine Furcht klar zu erkennen war. Seine Luft wurde immer knapper, weshalb Tim mich nur ansah, kein Wort verließ seine Lippen, doch die Gefühle in seinen Augen sprachen Bände. Er bekam nicht gut Luft darunter und daran musste ich schnell etwas ändern. Der Schweiß stand ihm bereits im Gesicht und der fein aufgewirbelte Staub setzte sich darauf ab. ,,Du musst mir jetzt vertrauen, hörst du? Ich weiß du hast Angst, aber du musst mir vertrauen. Ich weiß was ich tue." Stoßweise stieß er die Luft aus und schweifte mit seinem Blick ab. ,,Vertraust du mir?" Nach einer kurzen Stille, als müsste er sich die Antwort auf meine Frage gut überlegen, ging ein ruckartiges Nicken von ihm aus.

Es war schwer nur die nötigsten Felsen von ihm zu hieven und dabei noch zu beachten, dass er sich so wenig wie möglich in Richtung Schlucht bewegte. Ein paar Mal hörte ich ein unterdrücktes Wimmern seiner Seite, doch nach einigen Minuten, in welchen meine Konzentration gefordert wurde wie sonst noch kein Mal zuvor in meinem Leben, war Tim frei. Er hustete was das Zeug hielt, doch er schien keine äußerlichen Verletzungen davon getragen zu haben. Mit wackligen Armen stemmte er sich nach oben auf die Beine und blickte mir entgegen. Kurz darauf fand ich mich schon in seinen Armen wieder. Es war eine kurze und dennoch bedeutungsvolle Umarmung. ,,Danke." ,,Immer wieder gerne." 

Im selben Moment, in den ich den Satz vollendet hatte erklang das Rufen wieder in meinen Ohren. Was hatte das zu bedeuten? Es zog mich ohne, dass ich es selbst wahrnahm zurück in Richtung Geröll, als wolle es mich leiten. Darin funkelte ein Licht. ,,Was machst du da? Wir müssen sofort hier raus, sonst sitzen wir fest!" Die Macht rief nach mir und als ich dem Leuchten im Eisgeröll näher kam, bemerkte ich auch, wovon es ausging. ,,Ein Kristall.", hauchte ich. Er lag einfach da, unberührt im Eis, als hätte man ihn wahllos dort platziert. ,,Es ist ein Kristall.", beantwortete ich Tim seine ungestellte Frage. ,,Ist es deiner?" ,,Ich habe schon meinen gefunden... Aber... der hier hat auch nach mir gerufen." ,,Was hat das zu bedeuten?", flüsterte er, als ich den leuchtenden Kristall in meine Finger nahm. ,,Ich weiß es nicht. Aber wir müssen umgehend hier raus." Grinsend blickte er mich an. ,,Na dann, folge mir."



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