Titanias Sohn 🧚‍♂️

Für die Schreibchallenge von writingweirdo05

THEMA: Sommernachtstraum

(Wer das Original nicht kennt: euch entgehen ein paar Anspielungen, aber der Oneshot ist sicher trotzdem unterhaltsam zu lesen ☺)

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Schniefend liegt der bildschöne junge Elfenprinz in der Blütenpracht, die seine Schlafstätte malerisch einrahmt. Die letzte Träne kullert seine Wangen hinab und wird von einer leuchtend rosa-roten Blüte aufgefangen.

Was müssen diese Sylphenkerle so gemein zu ihm sein!

Vor einiger Zeit ist Inho einem von ihnen, dem hübschesten und stärksten und freundlichsten, hoffnungslos verfallen und hat bis zum heutigen Tag nicht ahnen können, das jeder sich hinter seinem Rücken über seine Schwärmerei prächtig amüsiert.

Jeder, außer sein Vater, der es für lächerlich hält. "Ausgerechnet einem Luftgeist musst du nachstellen! Erst ein Incubus, dann eine Nymphe, nun ein Sylphe! Welche Art Naturgeist hat es dir noch nicht angetan?? Schlimmer wär nur, du würdest dich in einen Sterblichen verlieben!", schimpfte Oberon lautstark, als Inho nach der Zurückweisung mit gebrochenem Herzen nach Hause kehrte.

Seine Frau, Titania, hingegen nahm es schmunzelnd hin. "Was hast du nur gegen Sterbliche? Hängt dir meine Nacht mit dem Handwerker immer noch nach? An der warst du doch Schuld", neckte sie, was ihn so rasend machte, dass er alle wegschickte und Inho sich nun mit seinem Kummer allein herumschlagen muss. Niemand nimmt ihn ernst. Selbst der eigene Bruder nicht, der noch immer feixend durch den Wald streift.

Inpyo, der nicht minder gutaussehende Elfenprinz mit den breiten Schultern, hat es gut - glücklich vergeben an seinen Isaac, einen Merlion, den er von einer Reise zu fernen Inseln mitbrachte. Nachmittags hält Isaac sich gern bei den Nixen in den Bächen auf, doch die Abende verbringt er stets in menschlicher Gestalt mit Inpyo.

Und Inho, der ältere der beiden, ist noch immer allein. Wie gern hätte er jemanden an seiner Seite, doch wenn niemand ihn will, was soll er tun? Die anderen Elfenmänner finden ihn albern, Faunen hingegen meinen, er sei hochnäsig und Feen sind neidisch, dass ein Elf hübscher ist als sie selbst... vielleicht wäre einer der hiesigen Irrlichter an Inho interessiert, aber die meisten treiben lieber mit Menschen am Waldrand Schabernack als sich mit den Elfen in den Tiefen des Waldes abzugeben.

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"Stell dir nur vor, ein Sylphe!", lacht Inpyo lauthals, als er seinem Löwchen die jüngsten Ereignisse berichtet. Isaac hat eher Mitleid mit dem älteren, aber kleineren Bruder seines Verlobten.

"Dem armen Inho geht es sicher sehr schlecht", meint er geknickt.

"Ach was. Der schwärmt doch andauernd von jemand anderem. Wirst sehen, kaum kommt der nächste Schönling vorbei ist er-" Mitten im Satz hält Inpyo inne, weil eine geistreiche Eingebung ihn erleuchtet. "Nur ein Sterblicher wäre schlimmer...", murmelt er, während sein Grinsen immer breiter wird. Isaac sieht ihn fragend an.

"Komm mit!" Eifrig zieht Inpyo den Kleinen an der Hand und bringt ihn beinah zum Stolpern. "Wo wächst noch diese Blume aus dieser alten Geschichte, die meine Mutter so gerne zum besten gibt..." Geschwind machen sie sich auf die Suche nach dem Liebeskraut, wobei sich ihre Wege zwischenzeitlich trennen, um Jiahn und Yeontae, das antike Irrlicht-Ehepaar, einzuweihen, damit Inpyos Plan aufgeht. Zwar ist Isaac skeptisch, ob es ein guter Einfall ist, doch sein Verlobter hat ihm diesen Streich, den er seinem Bruder spielen will, gekonnt als Aufmunterungsversuch verkauft, über den Inho sich sicherlich freuen wird.

Das verschmitzte Schmunzeln will kaum mehr aus Inpyos Gesicht weichen, als das Paar abends auf die Irrlichte wartet, die ihnen tatsächlich noch vor der vereinbarten Zeit einen verwirrt dreinblickenden Jüngling vorbeibringen. Stolz überreichen sie ihn den beiden, eh sie in ihr Häuschen im Sumpf zurückkehren.

Der Elfenprinz nimmt den Neuankömmling überschwänglich entgegen: "Willkommen, willkommen! Wie schön, dass du hergefunden hast!"

"Ich... ich glaube, ich sollte gar nicht hier sein", erwidert der Bursche und wird davon abgehalten, den Rückweg zu suchen, indem Inpyo und Isaac ihn in ihre Mitte nehmen und auf dem Weg zur Elfenlichtung ausführlich beschwatzen. Sie stellen sich als Fabelwesen vor, was den Menschenmann angesichts der filigranen Flügel des Größeren nicht verwundert. Es ist nur schwer zu glauben, aber angesichts des Redeschwalls kann er kaum darüber grübeln. Die zwei Stunden lang, die die Irrlichte ihn in die Tiefen des Waldes lockten, waren deutlich ruhiger.

Sie führen ihn einen Baum hinauf zu Inhos schaukelndem Blumenbett, wo der Prinz immer noch damit beschäftigt ist, sich beim Dösen selbst zu bemitleiden. "Inho!", ruft ihn der jüngere Bruder, wodurch er hochschreckt und Blütenstaub ins Gesicht gepustet bekommt. Irritiert kneift er die Augen zusammen und will sie reiben, doch kommt mit dem Vorhaben nicht weit, da jemand in seine Arme geschubst wird.

Dieser Jemand landet ächzend auf ihm, doch das bekommt Inho kaum mit, er registriert nur die wohlige Wärme, die von dem jungen Mann ausgeht, der sich an seine Brust schmiegt. Und wie schön dieser Mann ist! Mit strahlenden Augen sieht Inho zu ihm hoch.

"Ver-verzeih... bitte", stammelt dieser und will sich hochrappeln, doch Inho hält ihn fest und flüstert ehrfürchtig: "Wie schön du bist!"

"Äh?"

"Ein Engel muss dich mir geschickt haben!" Ganz sicher ein Engel, Inho hört aus der Ferne noch das himmlische Kichern und ist zu benebelt um zu erkennen, dass es von seinem Bruder stammt, der sich in der Baumkrone über ihm königlich amüsiert. Isaac sitzt skeptisch daneben. Und der Menschling ist noch immer verwirrt, was er hier soll und wie er hier gelandet ist.

"Wie lautet dein Name?", erkundigt sich Inho mit verliebtem Lächeln.

"Ähm. Hyunuk." Seine Stimme erst! Sie ist etwas rau mit einer angenehmen Tiefe. Von nun an möchte Inho sie jeden Tag hören.

"Leg dich zu mir, Hyunuk", bittet er und schiebt ihn von sich herunter, um sich über ihn zu lehnen und in Ruhe betrachten zu können, während er Hyunuk sacht über die Wange streicht. Der Mensch blickt ehrfurchtsvoll zu dem geflügelten Wesen, das pur das Wort "Schönheit" ausstrahlt, auf. Ob das eine Fee ist? Hyunuk hätte nicht gedacht, einmal im Leben auf eine zu treffen.

"Wo kommst du her, mein Schöner?"

"Aus Suwon... irgendwo da... glaub ich", erwidert Hyunuk und zeigt in irgendeine Richtung, von der er keineswegs sicher ist, wirklich dort hergekommen zu sein. Er hat schon lange die Orientierung verloren. "Und du?"

Inho kichert. "Von hier", meint er. "Das ist mein Bett."

"Oh!" Hyunuk schreckt hoch. Welch peinliche Situation. In den privaten Bereich eines mysthischen Wesens wollte er mitnichten eindringen, das gehört sich doch nicht!

Immer noch kichernd drückt Inho ihn wieder in die weiche Unterlage aus Ranken und Blüten. "Bitte bleib, Hyunuk. Mach es dir bequem, mein Lieber. Ich hab mich noch nicht vorgestellt. Ich bin Inho, dein zukünftiger-"

"WO IST DER STERBLICHE??", unterbricht ihn die Stimme des Elfenkönigs, die über die Lichtung donnert und alle zusammenzucken lässt. Fuchsteufelswild steht er auf der großen Wurzel und verlangt, dass der Mensch sofort aus seinem Wald verschwindet.

"Er kann nicht!", ruft Inho hinab. "Ich liebe ihn!"

Oberon, der mitsamt seiner Königin und der Gruppe Elfen, die ihm die Anwesenheit Hyunuks gepetzt haben, hergeeilt ist, schimpft unten wie ein Waschweib und lässt sowohl Inho und seine neue Flamme sowie dessen Bruder und Verlobten, die sich heimlich davonstehlen wollten, antreten. Titantia versucht vergeblich, ihn zu beruhigen.

"Ein Sterblicher gehört hier nicht her! Er gehört zu den Sterblichen. Dahin, wo... wo er hingehört!", ringt der Vater nach Worten.

"Ich lasse ihn nicht gehen", entgegnet Inho, wie erwartet, trotzig.

Sein Bruder räsupert sich verlegen. "Nun ja...", meint er und dreht das Blümchen in seinen Händen. Inho hält die Luft an, als er erkennt, was das ist.

"NEIN!", ruft er. Das kann gar nicht sein. Seine Gefühle fühlen sich echt an, das war wahrhaft Liebe auf den ersten Blick, da ist er sich sicher.

"Tut mir leid. Es sollte nur ein Scherz, ähem, ein lustiger Aufmunterungsversuch sein, weil du so geknickt warst. Deswegen habe dir den Blütenstaub in die Augen gestreut", gibt Inpyo verlegen zu.

"Den Blütenstaub?", hakt Oberon verwirrt nach.

Auch Titania ist überrascht. "Oh!", entfährt es ihr. "Der Liebeszauber wirkt nur mit den Tropfen des Nektars, nicht mit dem Blütenstaub", erklärt sie. Inpyos und Isaacs Augen werden immer größer und Oberons Gesicht läuft zunehmend rot an bei der Erkenntnis, was das bedeuten muss.

"Ich habe mich von selbst in Hyunuk verliebt", verkündet Inho stolz.

Zähneknirschend blickt sein Vater zwischen ihm und dem verschüchterten Menschen, für den es nun "Lebwohl, Sterblichkeit!" heißt, hin und her. "Und jetzt muss ich die Hochzeit vorbereiten?", grummelt er.

Inho platzt fast vor Freude und das zaghafte Klatschen, das Isaac beginnt, breitet sich im Blätterwerk aus, da die anderen Waldbewohner einstimmen.

Neben Inho ertönt ein zurückhaltendes Stimmchen. "Hochzeit?"

"Wir werden heiraten!", ruft Inho hocherfreut.

Hyunuk klappt der Mund auf. Und zu. Dann öffnet er ihn wieder und fragt leise: "Ob ich überhaupt möchte, fragt wohl niemand?"

"Nein", antworten ihm alle Umstehenden einstimmig.

"Wartet denn in der Menschenstadt jemand auf dich?", erkundigt sich Inho und sieht ihn unsicher an.

Hyunuk schluckt. Er senkt den Blick. "Nicht wirklich", antwortet er schließlich. Er klingt betrübt.

"Dann bist du also noch niemandem versprochen?", folgert Inho hoffnungsvoll. Hyunuk schüttelt geknickt den Kopf.

Das süße Lächeln schleicht sich zurück auf Inhos Lippen. Er hebt Hyunuks Hand und steckt ihm ein Band aus Licht an den Ringfinger, das aufleuchtet und in der Haut verschwindet. "Jetzt bist du es."

Staunend starrt Hyunuk seine Hand an. Inho dreht sie und legt ein weiteres Licht in die Handfläche. Erwartungsvoll schaut er Hyunuk in die Augen und hält ihm die gespreizten Finger hin. "Wenn du den Bund besiegeln möchtest, wird es endgültig. Wenn nicht, erlischt das Licht im Morgengrauen und du kannst nach Hause zurückkehren."

Hyunuk zögert nur den Bruchteil eines Augenblicks, dann nimmt er vorsichtig, als fürchte er dessen Zerbrechen, den leuchtenden Ring und steckt ihn dem überglücklich lächelnden Inho an den Finger.

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