Soll das ein ScHERZ sein? 🎢

Aufgeregt steige ich aus dem Auto. Inzwischen freue ich mich sogar auf das Date im Vergnügungspark. Bereits einen Tag nach meiner Zusage wurde die Info im Internet verbreitet, dass ich hier teilnehme, doch wer meine Drehpartnerin ist, wurde trotz vieler Spekulationen bis jetzt geheim gehalten, selbst vor mir. Ich hoffe ja irgendwie auf die kleine, süße Schauspielerin aus diesem neuen Drama...

Mein Manager hat mir versichert, dass sie jemand Geeigneten finden und es kein verrückter Fan ist. Er gibt mich und die beiden Männer von der Security beim Fernsehteam ab, das bereits vor Ort ist. Ich bekomme ein Mikro ans Shirt geheftet, dann geht der Dreh vorm Eingang schon los.

Es wurden ein paar kurze Sätze vorbereitet, die ich auswendig gelernt habe und mit denen ich mich jetzt vor der Kamera vorstelle. Der restliche Dreh ist meines Wissens ungeskriptet.

Nach nur zwei Takes ist der Regisseur zufrieden und weist die Leute an, sich auf die nächste Szene vorzubereiten.

Meine Drehpartnerin fehlt noch. Ein paar männliche Gesichter kommen mir bekannt vor, aber unter den anwesenden Frauen kenne ich niemanden und sehe auch kein potentielles Date. Die gehören alle eindeutig zum Drehteam. Wahrscheinlich bekomme ich sie erst zu Gesicht, wenn die Kamera bereit ist meine Reaktion aufzunehmen. Gespannt warte ich.

Ein junger Kerl stellt sich neben mich und wirft mir ein schüchternes Lächeln zu. Ich lächle zurück. Der kommt mir bekannt vor, aber ich bin gerade zu nervös um darüber nachzudenken, woher. Er steht neben mir und wartet. Ich warte auch. Dann fragt er leise: "Kann's losgehen, Sunbaenim?"

Jetzt, da ich ihm genau in die Augen schaue, stelle ich fest, wer er ist. Han Hyunuk, der aufstrebende Schauspielstar. Letztens hatte er einen Cameo-Auftritt in meinem Lieblings-Fernsehdrama, aber ich glaube er spielt demnächst die männliche Hauptrolle in einem Kinofilm. Welcher war das doch gleich?

"Äh, was?", gebe ich von mir, da er mich gespannt anguckt.

"Unser Date", sagt er.

Unser... was? Verständnislos blicke ich ihn an. Er schaut erwartungsvoll zurück.

"Unser Date?", frage ich irritiert.

Hyunuk nickt und setzt sich in Bewegung Richtung Kasse. Ich bleibe wie angewurzelt stehen.

"Du bist mein Date?", hake ich nach.

"Ja", erwidert er, bleibt stehen und spielt nervös mit seinen Fingern.

"Wieso... was... du bist keine Frau?" Ich bin verwirrt. Ich sollte doch heut eine daten.

"Richtig", bestätigt Hyunuk.

"War zur... aber... aber... das soll ein Scherz sein. Wir haben kein Date."

"Doch, genau jetzt", versichert er mir, aber ich fasse es immer noch nicht.

"Kann gar nicht sein. Wieso das denn?"

"Naja... als ich gehört habe, dass du in dieser Show teilnimmst, habe ich beim Sender angefragt, ob ich dein Date sein darf."

"Und die haben einfach ja gesagt?" Ungläubig starre ich ihn an.

"Einfach war es nicht gerade, sie davon zu überzeugen", gibt er verlegen zu, "aber ich wollte dich unbedingt treffen."

"Wieso das denn?? Du hättest mich auch direkt über meinen Manager kontaktieren können?"

"Weil ich dich echt toll finde. Hättest du denn zugestimmt mit mir auszugehen?"

"Äh? Ich glaub nicht."

"Und deswegen sind wir jetzt hier. Kommst du?"

Wie in Trance laufe ich ihm hinterher. Ich kann es nicht so recht glauben. "Wenn ich nicht wüsste, dass es gefilmt wird, würde ich jetzt fragen, wo die versteckten Kameras sind. Wir haben doch nicht ernsthaft ein Date?"

Hyunuk weiß augenscheinlich nicht so recht, ob er jetzt lachen oder weinen soll. "Doch. Kannst du dich darauf einlassen?"

"Ich weiß nicht."

"Hm", macht er.

Am liebsten würde ich laut loslachen, weil die Situation so absurd ist, und wieder nach Hause fahren. Aber das kommt nicht infrage. Mein Manager würde das nicht zulassen. Ich spüre seinen strengen Blick im Rücken, obwohl er längst weggefahren ist. Weiß der eigentlich davon, mit wem ich das Date habe? Am Ende wollen mich alle hier nur verarschen.

Ja, na klar. Hyunuk ist Schauspieler und das Ganze hier ist inszeniert, um mich reinzulegen, warum auch immer. Die ganzen blöden Schlagzeilen waren ein perfekter Anlass dafür. Aber ich werde nicht zulassen, dass ich im Fernsehen so vorgeführt werde! Da können die sich sonstwas überlegen, ich lasse mich nicht zum Narren halten. Ich ziehe das hier einfach durch und gehe erhobenen Hauptes nach Hause.

Zu Hyunuk bin ich nur so freundlich wie nötig, um den Schein zu wahren. Vielleicht ist das auch nur ein Test, ob ich grundsätzlich mit allen Leuten so lieb umgehe oder nur auf Fansigns so tue, als wäre ich nett? In meinem Kopf entwickeln sich immer mehr Theorien, was dieser Drehtag bezwecken soll. Aber ich werde sicher nicht ausgerechnet Hyunuk fragen. Er wird ja sicherlich dafür bezahlt, irgendwelche peinlichen Momente aus mir herauszukitzeln. Die wird er nicht kriegen.

Ich wünschte, ich hätte mehr Folgen dieser Datingshow gesehen, dann könnte ich besser einschätzen, worauf ich mich hier eingelassen habe. Ein schwules Pärchen habe ich jedenfalls noch nie dort gesehen. Vielleicht ist es auch gar nicht die TV-Sendung, von der ich ausgehe, sondern ich wurde heimlich in eine andere Sendung gesteckt? Irgendeine Prank Show, in der nichtsahnenden Leuten Streiche gespielt werden?

Endlich drinnen angekommen, fragt Hyunuk, wo ich als erstes hin möchte. Mir den Kopf darüber zermartern, was das hier soll, muss ich auf später verschieben, oder ich übe mich einfach in Geduld und frage heut Abend meinen Manager, was zum Henker er sich dabei gedacht hat, mich hier anzumelden.

Legen wir mal los. "Auf die Achterbahn!", sage ich enthusiastisch und zeige auf das riesige Ding, das gleich am Eingang ins Auge sticht. Ich kann hier ruhig ein bisschen Spaß haben. Hyunuk stellt sich mit mir an. Die Schlange ist nicht lang, nur wenige Minuten später können wir in die Sitze steigen. Breit grinse ich ihn an. Ich mag Achterbahnen, aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich sofort hierher wollte. Ich will wissen, wie viel er aushält. Mal sehen, wer hier am Ende wen verarscht.

Es ist fantastisch. "Ich will gleich nochmal!", verkünde ich direkt nach der Fahrt. Hyunuk sagt nicht viel dazu, er bleibt fröhlich neben mir sitzen. Wir können eine Runde nach der anderen fahren und ich ungeniert die Freude an den Fahrten hinausschreien, weil der Vergnügungspark an diesem normalen Vormittag nicht stark besucht ist. An Wochenenden oder Ferientagen ist es hier sicher voller.

Nach zehn Runden wird es langweilig. Hyunuk scheint auch gern Achterbahn zu fahren, also kann ich ihn damit wohl nicht herausfordern. Jedenfalls lächelt er mich die ganze Zeit an und ich lächle zurück.

"Lass uns die nächste Achterbahn ausprobieren!", sage ich und eile davon. Er hält problemlos Schritt und fährt auch diese Achterbahn zehnmal hintereinander mit mir, ohne sich zu beschweren. Es scheint ihm ziemlich Spaß zu machen, was mich eigentlich für ihn freuen würde, aber wir werden ja hier gefilmt und dann werden davon möglicherweise ganz seltsame Momente im Fernsehen ausgestrahlt. Wären wir privat unterwegs, hätte ich wahrscheinlich mehr Spaß.

Die nächste Achterbahn ist ein altmodisches Model, wo man keine eigenen Sitze hat, sondern zusammen in einem Waggon sitzt. Nach dem Einsteigen legt Hyunuk einen Arm um mich und lächelt mir zu. Flirtet der etwa die ganze Zeit mit mir? Ach ja... Es ist ja ein "Date". Ich habe mich immer noch nicht entschieden, ob ich darauf eingehe und einfach mitspiele, oder ob ich damit lieber vorsichtig sein sollte.

An Achterbahnen reicht es mir jetzt. Eilig löse ich mich nach recht entspannten Fahrt von ihm und steige aus. "Gehen wir aufs Karussell?", frage ich aufgeregt, als wir an einem vorbeikommen.

"Ungern. Auf Karussells wird mir schlecht."

"Och..."

"Eine Runde, okay?"

Sein Gesichtsausdruck wirkt leicht gequält, als er sich neben mich setzt. Der Anfang kommt für ihn so überraschend, dass er vor Schreck nach meiner Hand greift und sie nicht mehr loslässt. Man merkt es ihm nicht an, dass es gespielt ist. Er kommt authentisch rüber. Ich sollte mir seinen Film ansehen, wenn er so gut schauspielern kann.

Nun. Anscheinend wird ihm wirklich schlecht. Hyunuks Gesichtsfarbe ist sehr fahl und er wirkt sehr erleichtert, als es vorbei ist und er mich von dem Ding runterziehen kann.

"Lass uns kurz Pause machen!", bittet er mich und geht mit mir zu einer Parkbank, wo er sich schnaufend hinsetzt. Ich setze mich daneben und warte.

"So schlimm?", frage ich besorgt.

"Bitte fahr nie wieder Karussell mit mir."

"Okay. Sorry."

"Geht gleich wieder." Er wirft mir ein beruhigendes, kleines Lächeln zu, dann atmet er nochmal tief durch. "Wo magst du als nächstes hin?"

"Such du mal was aus."

Ich wünschte, ich hätte das nicht gesagt, denn er will ausgerechnet auf den Freifallturm. Naja. Er ist mit mir Karussell gefahren, obwohl ihm davon übel wird, also muss ich mir das nun fairerweise für ihn antun.

Höhenangst habe ich nicht, ich erschrecke mich nur fürchterlich beim Runterfallen und schreie mir dabei die Seele aus dem Leib. Ich schreie sowieso viel, aber bis jetzt hat er sich noch nicht darüber beschwert. Da es im Nachhinein nicht mehr so schlimm ist, stimme ich einer weiteren Fahrt zu, doch kaum fallen wir erneut, kreische ich wieder was das Zeug hält.

"Deine Stimme ist morgen bestimmt nicht mehr zu gebrauchen", amüsiert sich Hyunuk, sobald wir wieder unten sind.

"Ach, das sind meine Stimmbänder gewohnt. Ich schreie immer viel", winke ich ab.

"Jaa... ich weiß", schmunzelt er.

"Ach echt?"

Verlegen schaut er auf seine Schuhe, bevor er zu einer Antwort ansetzt. "Naja, ich... ich hab dir doch schon gesagt, dass ich dich toll finde. Sehr sogar."

"Ah ja", sage ich dazu, weil mir nichts Besseres einfällt. Ich staune nur, dass seine Wangen leicht rosa wirken. Von Schauspielern, die auf Kommando heulen können, habe ich schon gehört, aber sowas hier ist mir neu.

Hyunuk räuspert sich. "Ähm, wollen wir weiter... zum nächsten Fahrgeschäft?"

Direkt neben dem großen Freifallturm gibt es noch die Miniaturversion davon und irgendwie macht die viel mehr Spaß. Davon kriegt man so ein angenehmes Flattern im Bauch. Ich zähle gar nicht mehr mit, wie oft wir fahren.

Danach holen wir uns Essen und Getränke. Wir haben beide ganz schön Hunger bekommen. Weil ich mich zwischen zwei Gerichten nicht entscheiden kann, bestellt Hyunuk beide und teilt sie mit mir. Bester Mann.

Gedanklich gehe ich die Traumfrau-Checkliste durch, weiß allerdings nicht mehr, was ich vor drei Wochen alles draufgeschrieben habe. Hyunuk ist auf jeden Fall höflich und freundlich, und ich kann mit ihm Spaß haben. Er teilt sein Essen mit mir und scheint nicht genervt zu sein, auch wenn ich noch so viel rumschreie.

"Was ist?", fragt er, als ich ihn anstarre, statt weiterzuessen.

"Ich überlege immer noch, was das Ganze hier soll."

Überrascht zieht Hyunuk die Augenbrauen hoch. Dann schaut er weg. Er scheint enttäuscht zu sein. "Inho... Sunbaenim...", seufzt er. "Denkst du immer noch, das sei ein schlechter Witz?"

Ich antworte nicht, sondern schaue ihn abwartend an, bis er nochmals seufzt. "Es ist wirklich nicht einfach für mich... ich wollte dir schon länger näherkommen, aber hatte weder den Mut noch die Möglichkeit dazu. Gibst du mir wenigstens diese eine Chance?"

Hyunuk wirkt sehr ernst. Verdammt, er ist echt gut! Ich spiele einfach mit und sage leise: "Ja, gut."

Erfreut strahlt er mich an. Sein Lächeln ist umwerfend, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er ein bezahlter Schauspieler ist. Und noch dazu ein Kerl. Ganz ehrlich, die Leute von der Show hätten mir auch eine Frau zur Seite stellen können, die hier mit mir frisch verliebtes Pärchen spielt, aber das wäre für sie wahrscheinlich nicht halb so witzig.

Nach dem Essen lassen wir es ruhiger angehen und besuchen diverse Schaubuden. Am Schießstand führt Hyunuk mir seine Schießkünste vor und gewinnt für mich einen riesengroßen Plüschbären, etwa so groß wie ein Grundschulkind. Frauen könnte er damit bestimmt super beeindrucken. Gut, ich gebe es zu - mich auch. Ich freue mich über das Bärchen, das er mir stolz in die Arme drückt.

"Dankeschön", sage ich lächelnd. Dann macht sich zum ersten Mal heute das Filmteam aktiv bemerkbar. Die Regieassistenz kommt auf uns zugehuscht und gibt eine Anweisung durch: "Die Szene drehen wir erneut." Ins Ohr flüstert sie mir noch: "Du gibst ihm als Dank einen Kuss."

"Ich... was?"

Ich kann gar nicht widersprechen, da nimmt sie mir den Bären ab und gibt ihn Hyunuk zurück, der auch leicht verwirrt aussieht. Der Regisseur gibt uns ein Zeichen, dass es losgeht, dann überreicht Hyunuk mir das Kuscheltier nochmal.

"Äh... Dankeschön..." Statt den Teddy entgegenzunehmen, trete ich an Hyunuk heran und hauche ihm einen Kuss auf die Wange, ganz vorsichtig, sodass wir uns kaum berühren und man nicht wirklich von einem Kuss sprechen kann. Der Regisseur scheint aber zufrieden zu sein, denn nun kann ich Hyunuk, dessen Wangen sich tiefrot gefärbt haben, ungestört den Bären abnehmen und mein Gesicht vor Peinlichkeit darin vergraben.

Nachdem das Team uns beiden fünf Minuten gibt, um uns zu sammeln, geht es weiter zum nächsten Stand. Hyunuk ist nicht nur im Schießen gut, sondern auch bei "Hau-den-Hamster" und im Dosenpyramiden abwerfen. Selbst beim Lose ziehen scheint er ein glückliches Händchen zu haben.

Und jedes Mal sucht er mir etwas Schönes aus. Er ist so süß. Aber davon sollte ich mich nicht beeindrucken lassen, auch wenn er mir noch so oft versichert, dass das Date echt ist. Jaja klar. Und meine Oma ist die Erfinderin des Internets.

Die Geschenke finde ich trotzdem toll. Ein paar Leute vom Filmteam passen darauf auf, während Hyunuk und ich mit diversen Fahrgeschäften fahren. Im Breakdance werden wir die ganze Zeit aneinandergedrückt, aber er lässt sich natürlich nichts anmerken. Er legt wieder wie selbstverständlich seinen Arm um mich und guckt mich ganz süß an.

Wäre er weiblich, wäre er vielleicht wirklich meine Traumfrau... oder nun eben einfach mein Traummann, nicht -frau... auweia, sowas sollte ich gar nicht denken. Ich darf den Gedanken nicht aus den Augen verlieren, dass ich nicht auf diese Sache hier hereinfallen darf.

Es fällt mir aber zunehmend schwerer, da ich mich in seiner Gegenwart wohlfühle und entspanne. Dabei vergesse ich manchmal fast, dass wir immer noch gefilmt werden.

Im Labyrinthhaus ist es besonders schwierig, da wir ständig ineinanderlaufen und lachen wie ausgelassene kleine Kinder. Es ist so schön mit ihm! Und er sieht mich die ganze Zeit so an, als wäre er wirklich in mich verliebt. Wie hält er das nur durch?

Direkt im Anschluss nimmt er mich noch mit ins Gruselkabinett, wo mir das Lachen im Hals stecken bleibt und ich stattdessen an jeder Ecke drauf los schreie. Hyunuk umarmt mich und führt mich so durch dieses Horrorhaus, wo falsche Leichen von der Decke hängen und es ständig irgendwo blitzt und donnert.

Ich bin froh, als wir uns dem Ausgang nähern und löse meinen Klammergriff um Hyunuks Arme. Die Lichter gehen aus und er bleibt abrupt stehen. Ich dementsprechend auch, weil er mich noch festhält.

Erschrocken sehen wir uns an. "Was ist jetzt los...?", frage ich leise. Vielleicht gehen die generell aus, wenn man sich dem Ausgang nähert? Es bietet sich keine weitere Gelegenheit, darüber nachzudenken, da Hyunuk mir immer näher kommt. Sanft legt sich seine Hand an meine Wange und sein Gesicht-

"Was soll denn das werden???" Entsetzt schubse ich ihn von mir weg. Sein Aufprall an der Wand klingt so laut... ich würde mich ja entschuldigen, falls ihm das wehgetan hat, doch stattdessen fangen wir an uns zu streiten.

"Du hast mich doch vorhin auch geküsst?"

"Hä, das..."

"Und zwar vor allen Leuten."

"Das war eine Regieanweisung!"

Kurz ist er still. Seine folgenden Worte klingen sehr aufgebracht: "Denkst du immer noch, das Date sei nur gespielt? Inho, was soll ich denn noch alles machen, damit du mir glaubst??"

Bei mir meldet sich mein schlechtes Gewissen. Was, wenn er das wirklich ernst meint? Er gibt ein verzweifeltes Geräusch von sich und stapft dann davon, wobei er Dinge murmelt wie "Das ist echt vergebens" und "Wir sollten es lassen. Das war eine so dumme Idee!"

Bedrückt laufe ich mit dem Kameramann, der uns hier drin begleiten muss, hinterher. Da wir schon so lange im Park sind, legt der Regisseur fest, dass wir alle eine Pause einlegen. Während dieser dürfen Hyunuk und ich nicht miteinander reden, damit das Date nicht ungefilmt vorangeht. Das kommt mir sehr ungelegen. Ausgerechnet jetzt, wenn ich etwas Dringendes mit ihm klären muss. Sollte er es wirklich ernst meinen, habe ich jetzt alles vermasselt. Ich sitze wie auf Kohlen und sehne angespannt das Ende der halbstündigen Pause herbei.

Hyunuk würdigt mich keines Blickes und ist auch bei Fortsetzung des Drehs merkwürdig kalt zu mir. Nun bin ich derjenige, der sich darum bemüht, seine Aufmerksamkeit zu erhalten. Er macht jedoch keine Anstalten auf mich einzugehen, das heißt ich muss hartnäckiger dabei werden, ihn zurückzugewinnen.

Halt.

Was, wenn das gescriptet ist? Oh mein Gott, natürlich! Weil ich es ihm nicht abgekauft habe, muss er jetzt so tun, als wäre er gekränkt, damit ich mich ins Zeug lege. Das ist ja so vorhersehbar! Ich sollte da nicht drauf hereinfallen.

Allerdings...

Entweder haben sie ihm richtig viel Geld geboten, damit er einen Kerl küsst, oder er ist schwul und steht tatsächlich auf mich.

Ich weiß echt nicht, was ich machen soll.

Zu allem Überfluss kommen wir nun direkt vor der Bootsstation für den Liebestunnel an. "Sag nicht, dass du damit fahren willst", murmelt Hyunuk.

"Damit fahrt ihr", legt der Regisseur fest und lässt eine Mini-Infrarotkamera am Boot befestigen. Hyunuk sieht genervt aus, als wir einsteigen, und während der Fahrt wird es kein Stück besser.

"Hyunuk", sage ich im dunklen Teil des Tunnels. Er reagiert nicht. "Hyunuk, es tut mir leid."

Nach einem Augenblick angespannten Schweigens sagt er leise: "Weißt du... am liebsten würde ich den Dreh abbrechen. Dieses Date war die dümmste Idee, die ich jemals hatte. Wozu habe ich mir überhaupt Hoffnungen gemacht?"

"Hyunuk, bitte-"

"Lass es einfach."

"Hyunuk." Im Dunkeln greife ich nach seiner Hand, doch er zieht sie weg. Ich versuche es erneut, doch er lässt mich nicht. "Jetzt lass es mich doch bitte wiedergutmachen!"

"Nein! Hör auf damit! Es tut schon genug weh!" Es artet in eine halbe Kabbelei aus, durch die das Boot gefährlich schwankt. Wir verfallen in kurze Schockstarre, doch das bringt nichts. In der nächsten Kurve, hinter der romantische Lichter funkeln, kippt es zu meiner Seite hin um. Hyunuk versucht mich zu sich zu ziehen, um es zu verhindern, aber es ist zu spät.

Eiskaltes Wasser dringt an meine Haut. Ich japse nach Luft, als mein Kopf wieder über der Oberfläche ist. Hyunuk taucht einen Meter neben mir auf. Das gekenterte Boot fährt ohne uns davon.

"Tja", sagt er. Ich schwimme auf ihn zu und blicke ihn entschuldigend an. Meinetwegen hat er den miesesten Tag aller Zeiten. Er packt mich an der Schulter und zieht mich an den Rand des Tunnels. "Wir sollten erstmal aus der Fahrbahn raus." Daran hätte ich jetzt gar nicht gedacht.

Hier kann ich sogar stehen, auf Zehenspitzen. "Tut mir leid", entschuldige ich mich.

"Ist jetzt nicht zu ändern." Aktuell filmt uns niemand, doch er wirkt immer noch niedergeschlagen. Er fällt gar nicht aus der Rolle, obwohl es niemand sieht... selbst ich sehe nicht viel, da es nicht gerade hell hier ist, doch ich spüre es deutlich. Ist es am Ende gar nicht gespielt? Ist das hier etwa der echte Hyunuk? Ich will ihn nicht so traurig sehen.

"Hyunuk?"

"Mh?" Er würdigt mich immer noch keines Blickes. Vorsichtig lege ich die Hand an seine Wange und ziehe sein Gesicht in meine Richtung. Hyunuk kommt näher und lehnt seinen Kopf zu mir hin. Unmerklich seufzt er. Seine Augen funkeln sehnsuchtsvoll.

"Lass es mich wenigstens ein einziges Mal tun... einmal im Leben. Damit ich endlich damit abschließen kann", bittet er leise. Dann spüre ich seine Lippen auf meinen.

Sche*ße.

Da stimmt was nicht.

Und zwar mit mir. Wieso fühlt sich das so gut an? Er ist ein Mann, ein fast Fremder, da sollte ich überhaupt nichts fühlen. Oder liegt das daran, dass es im Wasser kalt ist und mir fast schon die Zähne klappern?

Viel zu zeitig löst er den Kuss. "Wir sollten raus hier."

"Nein! Hör jetzt nicht auf!" Ich ziehe ihn wieder zu mir ran und küsse ihn erneut. Er lässt es zu und zieht mich immer näher an sich. Seine Hände auf mir zu haben und seinen Körper so nah zu spüren macht mich irgendwie ganz benebelt.

Auch der Kuss fühlt sich so anders an als alles zuvor. So viel besser. Ist es das, was andere Leute meinen, wenn sie von Schmetterlingen im Bauch reden? Es ist tatsächlich so, als würden sanfte Flügel von innen gegen meine Bauchdecke streichen.

"Wir müssen wirklich raus hier, es wird zu kalt", legt Hyunuk dann fest. Ich kann die Berührung seiner Lippen noch nachspüren, aber nur solange kein Wasser drankommt. Ich glaube, ich brauche nachher noch einen Kuss.

Ich kann Leute in Filmen überhaupt nicht verstehen, die nach einem bedeutungsvollen Kuss ihre Lippen antatschen und die Berührung damit zunichtemachen. Mir ergeht es grad eher so, dass ich nie wieder etwas anderes fühlen will, als das, was Hyunuks Zärtlichkeit auf meinen Lippen hinterlassen hat.

Wir schwimmen nach draußen, wo ich leider davon abgelenkt werde, weil die Leute in heller Aufregung sind. Ein Parkmitarbeiter fischt uns aus dem Kanal und zwei andere bringen uns Handtücher und Tee, um uns ein wenig aufzuwärmen. Der Wind hier ist echt kalt.

Alle haben sich furchtbare Sorgen gemacht. In Begleitung einiger Filmmitarbeiter bringt man uns zum nächstgelegenen Gebäude, wo wir uns in den Duschkabinen der Parkangestellten ausziehen und warm abduschen können. Da wir keine Wechselklamotten mithaben, müssen wir bis zur Ankunft unserer Manager mit den zwei T-Shirts vorlieb nehmen, die man uns zur Verfügung stellt. Untenrum wickeln wir uns Handtücher um und föhnen uns dann gegenseitig im Waschraum die Haare. Es ist schön, wie Hyunuk mir sanft darin herumwuschelt. Er lächelt mich lieb an. Zwischen uns scheint wieder alles gut zu sein, darüber bin ich sehr froh.

Im Anschluss warten wir samt Kamerateam im Pausenraum. Mein Shirt ist viel zu klein und seines viel zu groß. Aber er findet mich heiß darin. "Man sieht deine Muskeln sehr gut", meint er und berührt meine Brust mit den Fingerspitzen.

"Ich will auch!", sage ich und tippe seine Brust an. Er schenkt mir ein schüchternes Lächeln und lehnt sich dann zu mir, um ein kleines Küsschen auszutauschen. Nebenbei streicht seine Hand sanft von der einen Seite zur anderen und löst ein Kribbeln in mir aus. Es ist absolut fantastisch! Ich möchte nie wieder von jemand anderem geküsst oder berührt werden.

"Du, Hyunuk?"

"Mhm?", erwidert er brummend. Es klingt sehr angenehm. Ich hab ganz allgemein irgendwie Gefallen an seiner Stimme gefunden.

"Wie lange magst du mich denn schon?"

"Drei Jahre", antwortet er wie aus der Pistole geschossen.

"Was, echt??"

Verlegen lächelt er mich an. "Ich hab mir nie groß Hoffnungen gemacht... bis vor drei Wochen eben. Da dachte ich, jetzt oder nie."

"Mhm... und es hat sich doch gelohnt?"

"Mhm." Sachte drückt er meine Hand und ich glaube, wir küssen uns gleich nochmal, doch da platzen unsere Manager herein.

Beide reden gleichzeitig auf uns ein, sodass man überhaupt nichts versteht, doch sie drücken uns Klamotten in die Hand. Wir gehen uns wieder im Duschraum umziehen. Frisch eingekleidet treffen wir uns vor den Kabinen. Hyunuk nimmt meine Hand. Er lächelt und dann überrumpelt er mich, indem er mich gegen die Kabinentür drängt und mir einen leidenschaftlichen Kuss aufdrückt. Das fühlt sich noch viel krasser an als die vorigen zärtlichen Küsschen!

Ich will ihm schon beinah meine Zunge entgegenstrecken, da unterbricht er den Kuss. "Hör zu, Inho, ich muss dir noch was sagen. Wegen dem Abschluss des Drehs-"

Weiter kommt er nicht, da der Produzent angeklopft und den Raum betritt. Er will wissen, ob wir fertig sind, damit der Dreh weitergehen kann. Wir sind spät dran und müssen noch ein paar Szenen in den Kasten kriegen, bevor es dunkel wird.

Wir werden neu mit Mikros verkabelt und probieren noch die Schiffsschaukel und ein paar andere Attraktionen und Imbissstände aus, wobei wir die ganze Zeit flirten. Dann neigt das Date sich dem Ende zu. Sehr schade, aber Hyunuk hätte bestimmt nichts gegen noch eins, aber dann ohne Kamerateam. Nur wir beide.

Man überreicht mir den Riesenteddy, bevor gefilmt wird, wie Hyunuk und ich den Park verlassen und uns ein schüchternes Küsschen geben. Wenn wir uns hinterher richtig verabschieden, will ich einen dicken, fetten Knutscher haben!

Wir tauschen noch vor laufender Kamera Nummern, dann ist der Dreh fast vorbei.

"War schön mit dir, Sunbaenim", meint Hyunuk. "Ich hoffe, es war nicht schlimm, dass dein Date ein Mann war. Aber du hast es ja jetzt hinter dir." Feierlich schüttelt er mir die Hand. Ich bin verwirrt. Was soll das denn jetzt? "Du hast den Datetest überstanden."

Mir läuft es eiskalt den Rücken runter bei diesen Worten, die in meinen Ohren unwirklich und hölzern klingen. Es war also doch nicht echt!

Es.

War.

Nicht.

Echt.

All die Küsse... er hat mich reingelegt. Das Ganze war eine riesengroße Verarsche! Ich hab es von Anfang an gewusst und bin trotzdem darauf hereingefallen! Wütend und traurig zugleich könnte ich mir in den Arsch beißen. Mir ist schlagartig speiübel. Wieso, Hyunuk, wieso??

Er lächelt mich an, doch es sieht sehr falsch aus. Dieses Lächeln kann er sich sonstwohin schieben. Am liebsten würde ich ihm die Fresse einschlagen, aber das wäre nicht gut für meinen Ruf. Ich bin kein Schauspieler wie er, doch ich versuche irgendwie die Fassung zu wahren und lache gekünstelt. "Ahahahaha ja, es war trotzdem ein sehr schöner Tag mit dir."

Bis das Team die Kameras ausmacht und ich endlich nach Hause kann, muss ich hier noch mitspielen und so tun, als wäre alles super. Ich bekomme noch ein paar Infos zum morgigen Tag, die ich mir eh nicht merke, weil mir noch der Kopf rauscht, und meine restlichen Geschenke überreicht, die ich behalten darf. Die verlose ich an Fans oder so, bloß weg damit! Ich will nichts besitzen, das mit Hyunuk oder dieser Show in Verbindung steht. Sobald der Regisseur den Feierabend ankündigt, ergreife ich ohne ein weiteres Wort die Flucht und eile zum Auto, das mich auf dem Parkplatz abholt. Hyunuk, der mir hinterrennt und ruft, ignoriere ich.

"Schnell weg hier!", schniefe ich und der Fahrer drückt schon aufs Gas, während ich mich anschnalle.

Dummerweise sind nicht nur mein Stolz und meine Ehre gekränkt, sondern auch mein Herz tut weh. So eine verdammte Sche*ße. Ich hab es von Anfang gewusst und mir fest vorgenommen, nicht darauf hereinzufallen. Und dann hat dieser Arsch es doch geschafft, mich um den Finger zu wickeln! Wie konnte ich das nur zulassen?

Ungewollt heule ich den armen Teddy voll, der überhaupt nichts dafür kann. Mein Schluchzen klingt so hässlich. Ich wünschte, ich wäre taub.

Genau wegen solchen Enttäuschungen will ich mit Liebe nichts zu tun haben!

Das Schlimmste ist ja, dass ich diesen Mistkerl morgen wiedersehen muss, weil wir uns im Fernsehstudio treffen, um noch ein paar Interviewaufnahmen für die Sendung zu machen. Ich will da nicht hin!

Der nette Fahrer reicht mir wortlos eine Packung Taschentücher, als er an einer roten Ampel halten muss. Heulend nehme ich sie entgegen. "Danke." Nun bekommt das Riesenbärchen weniger Tränen und Schnodder ab. Seine Schulter ist schon ganz nass.

Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche. Weil es mich nervt, fische ich es hervor, um es auszumachen, und sehe, dass Hyunuk mir geschrieben hat. Ich möchte das gar nicht lesen. Will er mir jetzt noch extra eine reinwürgen?

Han Hyunuk
Es tut mir leid, Inho! Ich wurde gezwungen das zu sagen
Können wir uns privat treffen, dann zeige ich dir, dass ich es mit dir ernst meine?
Ich liebe dich

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