Liebesrausch im Krankenhaus 🏥

Natürlich kommt hier noch eine Fortsetzung.

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Verzweifelt starrt Hyunuk an die Decke. Niemand versteht ihn hier. Es ist alles zum Kotzen, keiner begreift wie wichtig es für ihn ist, möglichst schnell hier raus zu dürfen. Die Schmerzen sind ihm doch völlig wurst. Er würde sich auch freiwillig mit den Händen zu dem Laden schleifen, wenn er nur endlich für immer dieses eklige Zimmer verlassen dürfte!

Das "fröhliche" helle Minzgrün weckt Aggressionen in ihm. Er kann diese Wände nicht mehr sehen. Jedes Mal, wenn sein bester Freund hier reinspaziert, sieht Hyunuk sehnsuchtsvoll zur Tür.

"Naa, wie geht's dir heute?"

"Beschissen, wie auch sonst."

"Hey, das wird wieder", meint Isaac in sanftem Ton.

"Jetzt sag du nicht auch schon wieder, dass ich froh sein kann, dass es nichts Lebensgefährliches war, blablabla! Ich hasse es hier! Ich will hier raus! Für die Reha muss man mich doch nicht ewig hier festhalten!", regt er sich auf und versucht gleichmäßig zu atmen. Der Ärger und der Schmerz steigt seine Kehle hoch. Er will nicht schon wieder heulen, er hat gestern genug geheult, nachdem er zu sich kam. Die Nacht davor, nach dem Unfall, stand er unter starken Schmerzmitteln, da hat er kaum etwas um sich herum mitbekommen.

"Nuknuk." Isaac nimmt seine zitternde Hand und drückt sie. "Es ist gerade einmal zwei Tage her. Mit einer Beckenfraktur ist nicht zu spaßen. Gib deinem Körper die Zeit, die er zum heilen braucht."

Hyunuk grummelt unzufrieden vor sich hin und wischt sich im Gesicht herum.

"Wie sieht's an der Handyfront aus?", versucht Isaac ihn abzulenken, macht es aber unbeabsichtigt noch schlimmer.

"Die haben endlich geantwortet, aber die können nichts machen. Ich krieg keine neue SIM-Karte mit meiner alten Nummer, wenn ich nicht beweisen kann, dass die alte kaputt ist, und Fotos reichen denen nicht", schluchzt er. Die Karte ist mitsamt dem Handy schrottreif, da es so blöd auf die Kante gefallen ist, dass das Gehäuse und das Display kaputtgegangen sind, noch bevor es vom Auto überfahren wurde. Das Ding ist so ungünstig zersplittert, dass nichts mehr zu retten ist. Inhos Nummer ist weg. Und Inho kann ihn nicht erreichen.

"Sind die blöd oder was?", regt sein bester Freund sich für ihn auf. Als er damals für sein neues Smartphone eine kleinere SIM-Karte brauchte, ging das problemlos.

"Deswegen muss ich ja so dringend hier raus! Vielleicht hat Inho mir längst geschrieben, ohne dass ich es weiß!"

"Inho wird dich schon nicht vergessen."

"Aber ihn so ewig warten zu lassen... der will doch nichts mehr mit mir zu tun haben!" Hyunuk hat es wirklich schlimm erwischt. Er kann an nichts anderes denken als an diesen Mann, und das, wo er verletzt im Krankenhaus liegt und wahrlich andere Sorgen haben sollte. Aber Isaac kennt das Gefühl, er war auch schon einmal schockverliebt. Bei ihm ist damals nichts draus geworden, aber Hyunuk hätte das sowas von verdient!

"Mach dir keine Sorgen deswegen. Es wird alles gut, das verspreche ich dir!"

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Eilig zieht Inho sein Handy aus der Hosentasche, als es vibriert und steckt es enttäuscht wieder weg, da die eingetroffene Nachricht nicht vom erhofften Absender stammt.

Von Hyunuk hört er nichts mehr, er war nicht mehr im Laden, obwohl er bis vor drei Tagen noch beinah täglich hier aufgekreuzt ist. Er hat ihm geschrieben, aber seine Nachricht ist immer noch nicht bei Hyunuk angekommen. Wenn rein zufällig sein Handy kaputtgegangen wäre, wäre er doch persönlich hergekommen, so schätzt Inho ihn zumindest ein.

Es nervt irgendwie. Hyunuk ist so ein Süßer und Hübscher und meldet sich einfach nicht. Aber es sind ja noch nicht viele Tage, vielleicht ist er auch diese Woche verhindert oder so. Irgendwann wird Inho schon von ihm hören. Das wäre doch zu dämlich, wenn er ihn erst ständig anhimmelt und dann von der Bildfläche verschwindet, sobald er Inhos Nummer ergattert hat.

Mit aufgesetztem Lächeln blickt Inho auf, als er merkt, dass sich jemand an die Kasse stellt. "Hall- oh, du?" Überrascht weiten sich seine Augen. Es ist der kleine, selbstbewusste Kumpel von Hyunuk. Dessen Gesicht ist allerdings nicht so fröhlich wie beim letzten Mal, sondern voller Sorge.

"Ähm, hi?"

"Hi. Ich bin Isaac. Ich bin hier wegen Hyunuk."

"Warte. Sag nicht, er ist verschwunden?? Er war nämlich die letzten Tage nicht hier!"

"Er kann auch gar nicht herkommen, er liegt im Krankenhaus."

"Was?" Perplex schaut Inho ihn an.

Isaac holt tief Luft und erzählt: "Ihm ist etwas echt Dämliches passiert, naja, er wurde sozusagen sofort angefahren, nachdem ihr geredet habt."

Inho ist sprachlos. Isaac plappert weiter. "Er hat wohl nicht auf den Verkehr geachtet, jedenfalls wurde sein Handy dabei geschrottet und jetzt kann er sich nicht mehr melden, während er sich von der OP erholt."

"Sowas dämliches, sowas passiert ja nichtmal mir!", denkt Inho, ist aber zu entsetzt, um es auszusprechen. "Oh mein Gott, geht's ihm gut?", fragt er erschüttert.

"Seine Hüfte wurde operiert und seine rechte Körperseite ist voller blauer Flecken, aber davon abgesehen geht's es ihm gut. Zumindest körperlich."

"Körperl- achso ja, so ein Unfall ist bestimmt seelisch schwer zu verarbeiten."

"Ehrlich gesagt..."

"Was?"

Isaac ist sich nicht sicher, ob Hyunuk überhaupt bewusst ist, was ihm passiert ist oder ob er das einfach verdrängt hat. Er hat ja nur Inho im Kopf. Aber die beiden stehen sich noch nicht nahe genug, um ihm das zu sagen. Inho hält ihn sonst für gestört oder so. "Naja, er ist halt traurig, weil er sich so gefreut hat, dass ihr euch treffen wolltet", meint er schließlich.

"Achjeee!", macht Inho. "So ein Knuffi! Darf er Besuch kriegen?"

"Jaa!" Verschwörerisch grinsen die beiden sich an. "Er würde sich so tierisch darüber freuen! Gib mir deine Nummer, ich schreib dir, wo er liegt, und welche Zeiten am besten passen würden."

Inho tippt seine Nummer in Isaacs Handy und schaut ihm ernst in die Augen, als er es zurückgibt. "Lass dich nicht anfahren."

"Keine Sorge!", grinst Isaac. Da eine mit Klamotten vollbeladene Frau an die Kasse kommt, verabschiedet er sich nun. "Also dann, ich schreib dir gleich!"

"Alles klar! Danke fürs Herkommen!"

Isaac winkt und läuft Richtung Ausgang. Während Inho die Waren der Kundin scannt, hört man einen dumpfen Knall. Erschrocken blicken alle auf.

Isaac ist gegen eine Glasscheibe gelaufen und reibt sich den Kopf. "Mir geht's gut, mir geht's gut!", versichert er und schlurft zwei Meter weiter zum richtigen Ausgang. Inho fragt sich, an was für Idioten er geraten ist.

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Es klopft. "Ja?", fragt Hyunuk. Isaac kann es nicht sein, der klopft anders.

Er staunt nicht schlecht, als ein junger Mann mit silbernen Haaren hereinkommt. Sein Mund steht weit offen und heraus kommt nur: "Ääähh?"

"Hi Hyunuk. Ich freu mich auch, dich zu sehen", kichert Inho. Fröhlich schlendert er auf ihn zu und setzt sich auf den Stuhl, den Isaac neben Hyunuks Bett hat stehen lassen.

Hyunuk ist immer noch sprachlos. "Träum ich?"

"Ich kann dich gern kneifen", bietet Inho selbstlos an, entscheidet sich aber, nur Hyunuks Nase mit dem Zeigefinger anzustupsen.

"Du bist echt hier? Wie- wieso- äh?"

"Ich dachte mir, wenn du nicht auf ein Date kommen kannst, kommt das Date eben zu dir." Lächelnd stellt Inho seinen Rucksack ab und kramt darin herum. Er holt eine Thermosflasche und zwei Becher hervor. "Hab dir warmen Kakao mitgebracht. Und diese Pizzaknusperdinger, die du so magst!"

Erneut staunt Hyunuk mit offenem Mund. "Du... du bist ja... woher wusstest du... was für ein Traummann!"

Inho kichert. "Isaac hat mir ein paar Geheimtipps gegeben. Aber nur ein paar, den Rest möchte ich ja selbst rausfinden!"

Hyunuk nickt. Es klopft erneut. Da er zu lange braucht, etwas zu sagen, steckt seine Mutter vorsichtig ihren Kopf durch die Tür. "Oh, du bist wach! Und du hast Besu- nanu, jemand Neues?"

"Äh... äh... ja, das ist... äh... wir haben grad... ein Date..."

"Achso! Dann will ich mal nicht lange stören. Ich bring nur neue Unterhosen vorbei. Ich leg sie dir in den Schrank." Freundlich lächelnd wuselt sie durchs Zimmer und eilt wieder hinaus. "Bis heut abend, mein Häschen!"

Peinlich berührt schlägt Hyunuk die Hände überm Kopf zusammen. Naja, nur die linke, würde er das mit der rechten tun, täte seine ganze rechte Seite wieder weh.

Es ist nicht einmal der Kosename, der ihn stört. Der ist noch das am wenigsten Unangenehme an der Situation. "Musste das ausgerechnet jetzt sein? Und dann bringt sie ausgerechnet die Hässlichsten und wedelt hier damit rum", stöhnt er leise.

Sein Date stört es nicht. "Find ich nicht schlimm. Sind doch nur Klamotten, damit hab ich jeden Tag auf Arbeit zu tun", lacht Inho. "Naja, nicht mehr lange. Ich hab gestern gekündigt."

"Oh, was? Wieso denn?"

"Weil ich den Chef nicht leiden kann, der stresst alle nur rum und in letzter Zeit wird es immer schlimmer und außerdem wär ich sowieso lieber Barista. Ich fang nächsten Monat in einem Café an."

"Ah, schön."

"Magst du dort auch vorbeikommen?"

"Ähm." Hyunuk läuft leicht rot an. "Ich bin schon so'n kleiner Stalker, oder?", fragt er besorgt.

"Stalking wäre es, wenn ich nein sage, und du es trotzdem machst. Oder wenn du mir auflauerst, obwohl wir uns nicht kennen, aber letzteres ändern wir ja gerade."

Verlegen lächelt Hyunuk. Inho reicht ihm grinsend die Tüte mit seinen Lieblingsknabbereien und rückt näher. Außerdem gießt er ihnen beiden Kakao ein und gibt Hyunuk einen der Becher. Der Kakao ist noch warm und riecht köstlich. Hyunuk nippt daran und spürt sofort eine wohlige Zufriedenheit in sich. Kakao macht einfach glücklich.

Es klopft erneut. "Bin ich hier bei der Post oder was?", murmelt Hyunuk und ruft dann: "Ja?"

Ein fremder älterer Herr späht hinein. "Nanu. Bin ich hier falsch? Ich suche meine Frau. Die liegt in Zimmer 313."

"Das ist weiter den Gang runter, hier ist das Zimmer 318."

"Achso! Vielen Dank! Und gute Besserung!", verabschiedet er sich eilig. Hyunuk seufzt.

"Kann man das Zimmer abschließen?", fragt Inho.

"Nein...", seufzt Hyunuk. "Bitte nicht stören"-Schilder gibt es auch nicht, das ist schließlich ein Krankenhaus und kein Hotel.

"Naja", meint Inho, lehnt sich vor und drückt ein Küsschen auf Hyunuks Schläfe und bringt den armen Kerl damit erneut völlig aus dem Konzept. "Darauf müssen wir uns halt einstellen, wenn ich dich hier besuchen komme. Und sobald du hier raus darfst, haben wir noch ein Date und dann stört hoffentlich niemand mehr!"

Hyunuk nickt nur und grinst vor sich hin.

Auf den Unfall hätte er verzichten können, aber im Endeffekt läuft alles so schön, wie er es sich erhofft hatte.

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