Ein Filmkuss zum Verlieben 🎬

Happy IN2IT Day

"Come on, we are IN2IT!", sagen wir im Chor und verbeugen uns wie immer, nachdem die Moderatoren der Fernsehshow uns vorstellen.

Die Show läuft lustig, aber entspannt ab. Wir beantworten Fanfragen, stellen unseren neuen Song vor, meistern die Speed Dance Challenge und machen zum Schluss noch ein Spiel mit, bei dem man Partneraufgaben ziehen muss. Dann ist es nicht mehr so entspannt, zumindest für Isaac, der mit Jiahn auf seinem Rücken Liegestütze machen muss und sage und schreibe zehn Stück schafft, bevor er lachend und ächzend zusammenbricht. Für uns ist es umso lustiger. Ich kriege schon Bauchschmerzen vom ganzen Lachen.

Die nächste Aufgabe darf Hyunuk auslosen. Es wird nicht besser. Auf dem Zettel steht nur "Filmkuss". Mein schadenfrohes Lachen bleibt mir im Hals stecken, als Hyunuk einen Namenszettel zieht und ihn hochhält.

Da steht mein Name drauf.

Ach du schei...

"Geh schon! Oder traust du dich nicht?", lacht der eine Moderator.

Hyunuk wedelt grinsend mit dem Zettel, um seine Nervosität zu überspielen. Dabei geht es ihm genauso wie mir, das sehe ich ihm an. Wir denken uns beide: "Sche*ße, ich muss einen Kerl küssen!" Na gut, bei ihm wahrscheinlich ohne das Schimpfwort, aber in derselben entsetzten Tonlage. Was finden Fans nur so toll daran?

Forschen Schrittes gehe ich auf ihn zu, weil ich nicht als Feigling gelten will, und grinse ebenfalls. "Es ist ja nur ein Kuss, du schaffst das schon", rede ich mir gedanklich gut zu.

"Weißt du, wie ein Filmkuss geht, Hyung?", fragt Hyunuk.

Bestimmt. Es fällt mir nur grad nicht ein. "Äh. Was gibt es denn dabei zu beachten?"

"Ein Filmkuss wird auch Liplock genannt. Der eine Partner küsst dabei die Oberlippe des anderen und der andere die Unterlippe. Man kann auch leicht daran saugen", erklärt er mit sich rötenden Wangen. Das wird ja immer schlimmer! Damit ist meine Hoffnung, es wäre mit einem einfachen kleinen Küsschen getan, offiziell geplatzt.

"Jetzt legt schon los. Oder wäre dir Pyo lieber, Inho?", meint Jiahn im Hintergrund hämisch.

"Bloß nicht! Da hab ich Angst, dass es komisch zwischen uns wird, weil wir uns ein Zimmer teilen."

"Oh, und bei mir nicht?", fragt Hyunuk nach.

"Nein. Du hast die meiste Schauspielerfahrung von uns allen. Du wirst es schon schaffen, dass es nicht seltsam wird."

"Ah... danke für dein Vertrauen in mich. Mach mal die Augen zu."

"Okay?" Zögerlich schließe ich sie. Dann legt Hyunuk eine Hand sanft an meine Wange und ich spüre wie sein Gesicht mir immer näher kommt. Dennoch ist es unerwartet, als seine Lippen mich plötzlich berühren.

Sie sind so weich!

Wie war das doch gleich? Leicht dran saugen? Ich bewege meine Unterlippe, um seine besser umschließen zu können. Hinter uns grölen alle, aber es wird immer leiser, weil meine Ohren anfangen zu rauschen.

Als Hyunuk den Kuss beenden will, lehne ich mich automatisch weiter nach vorne, damit unsere Lippen verbunden bleiben. Mit einem schmatzenden Plopp lösen sie sich dann doch voneinander und fast wäre noch ein enttäuschter Laut aus meinem Mund geflohen, wenn mir nicht schlagartig wieder bewusst wäre, wo wir gerade sind. Im Fernsehen. Bei einer Livesendung.

Ich muss jetzt irgendwie die Fassung wahren, so wie Hyunuk, dem man schon gar nicht mehr ansieht, wie überrascht er eben von meiner Reaktion war. "Danke. Schön war's!", verkünde ich, klopfe ihm brüderlich auf die Schulter und schlendere zurück zu meinem Platz, in der Hoffnung nicht wie ein Betrunkener zu torkeln. Ich fühle mich gerade sehr berauscht und bekomme die letzte Aufgabe überhaupt nicht mehr mit.

Die Verabschiedung mache ich aus Gewohnheit mit, unseren typischen Gruß habe ich schon im Blut und hätte ihn auch nach drei schlaflosen Nächten noch fehlerfrei drauf. Wie ich nach Hause komme, weiß ich allerdings nicht mehr.

Gedankenverloren starre ich an die Zimmerdecke, bis Pyo reinkommt und irgendwas fragt, das ich nach zwei Sekunden schon wieder vergessen habe.

Ich kann nur noch an diesen einen Moment denken.

Ich muss Hyunuk nochmal küssen.

Wie es der Zufall will, begegnen wir uns abends allein in der Wohnzimmertür. "Ah, Hyunuk!"

"Hyung?"

"Ähm." Ich hab mir gar nicht überlegt, was ich sagen will, habe aber einen spontanen Einfall: "Mach mal die Augen zu."

"Okay?", erwidert er skeptisch, leistet der Bitte jedoch Folge. Ich lege sanft die Hand an seine Wange und nähere mich seinem Gesicht.

Bevor unsere Lippen die Chance haben sich zu berühren, schiebt er mich weg. "Nichts da, Hyung. Das eine Mal heute hat ja wohl gereicht!", findet er und ergreift schleunigst die Flucht.

"Hat es nicht!", will ich ihm am liebsten hinterherschreien. Zum nächsten Weihnachtsfest hänge ich Mistelzweige an seine Zimmertür, dann hat er gar keine Wahl, wenn er kein Spielverderber sein will. Frustriert mache ich mich bettfertig und rede kein Wort mehr mit den anderen, ich haue mich mit dem Gesicht nach unten ins Bett und träume von Möglichkeiten, Hyunuk dazu zu bringen mich zu küssen.

Am nächsten Tag geht er mir aus dem Weg. Beim Training verbringen wir einige Stunden im selben Raum, aber er fängt ständig Gespräche mit anderen an, bevor ich den Hauch einer Chance habe ihn anzusprechen.

Ich knöpfe ihn mir im Dorm in seinem Zimmer vor, wo er nicht abhauen kann. "Hey. Kann ich reinkommen?"

"Du bist doch schon drinnen", stellt er fest. Das stimmt. Ich mache die Tür zu und trete zu ihm an den Kleiderschrank heran.

"Können wir uns setzen und reden?"

"Na gut. Aber nur reden." Ja, nur reden und nicht küssen, schon klar. Wir nehmen in gebührendem Abstand nebeneinander auf seinem Bett Platz.

"Du gehst mir aus dem Weg", sage ich harscher als beabsichtigt.

"Achso?"

"Ist es wegen des Kusses? Oder weil ich dich nach noch einem gefragt habe?"

"Du hast ja nicht einmal gefragt."

Das ist also das Problem? Ich bin drauf und dran meine Frage einfach rauszuhauen, aber dann würde er sicher ablehnen. Ich muss es geschickter anstellen und ihn umgarnen. "Nukie...", säusele ich sanft.

"Fang bitte nicht damit an, Hyung!"

Ich rücke näher und er lehnt sich weiter weg. Nun rutsche ich vom Bett runter und knie mich vor ihn. Er schaut mich an, als würde er an meinem Verstand zweifeln. Das muss er nicht tun, mir ist selbst bereits klar, dass der seit gestern praktisch nicht mehr vorhanden ist. "Hyunuk", sage ich feierlich und nehme seine Hand. "Ich bitte dich um einen weiteren Kuss."

"War der denn wirklich so toll?", fragt er zweifelnd.

"Ja! Deine Lippen sind unfassbar weich, aber nicht nur das - du kannst sie auch fantastisch einsetzen! Ich wusste gar nicht, wie mir geschieht."

Verlegen schluckt er. "Okay?"

"Also küsst du mich bitte nochmal?"

"Ist das nicht komisch? Wir sind doch beide Männer."

"Bevor du mich geküsst hast, dachte ich das auch... aber ganz ehrlich: spielt das denn eine Rolle? Lippen sind Lippen, jeder hat welche, egal ob Mann oder Frau, also was macht das schon für einen Unterschied? Es kommt nur darauf an, ob man die Person mag, und dich hab ich sehr gern!"

"Na gut", meint er verschüchtert. Das war ein Ja! Jetzt nur nichts überstürzen. Ich zwinge mich dazu, langsam aufzustehen und ruhig zu bleiben, könnte vor Aufregung aber gerade durchdrehen. Ganz nah rücke ich an ihn heran und ziehe sein Kinn vorsichtig zu mir. Er weicht leicht zurück und als unsere Lippen sich berühren, zuckt er zusammen.

Es ist enttäuschend. "Ist das denn so schlimm für dich?", frage ich traurig.

"Ich weiß nicht..."

"Kannst du mich noch einmal so küssen wie gestern?", bitte ich ihn sanft.

"Wenn es sein muss?"

"Bitte Hyunuk."

Zögerlich lehnt er sich zu mir. Ich schließe die Augen und nehme das Kribbeln in meinem Bauch wahr, das dort entsteht, sobald er leichten Druck auf meine Lippen ausübt.

"Es ist wunderschön", flüstere ich, als er den Kuss wie immer viel zu früh löst und ziehe ihn wieder zu mir. Hyunuk lässt es zu und gibt sich mir hin. Es ist noch viel schöner als gestern im Fernsehen, weil jetzt keiner zuguckt und wir in Ruhe knutschen können solange ich will. Naja, solange Hyunuk mitmacht.

Wenn ich es übertreibe, hält er mich sicherlich auf. Doch im Moment bewegt er seine Lippen leidenschaftlich gegen meine und übernimmt die Führung. Mir wird immer wärmer im Bauch und mein Atem geht schwer. Vielleicht bin diesmal ich derjenige, der den Kuss beendet, aber noch genieße ich ihn.

Als jemand schwungvoll die Tür aufreißt, beiße ich Hyunuk fast auf die Lippe. Hektisch fahren wir auseinander und erblicken Isaac, der uns überrascht anstarrt. Dann zieht er die Augenbrauen zusammen und sagt wütend an mich gerichtet: "Finger weg von meinem Freund!"

Sprachlos klappt mir der Mund auf.

"Hyung-" Statt Hyunuk ausreden zu lassen, haue ich ihm eine runter, so hart ich kann. Schmerzerfüllt zischt er auf.

"Freund? Wie war das gerade mit 'Wir sind doch beide Männer'?", schreie ich ihn an und springe auf. Entsetzt und enttäuscht renne ich aus dem Zimmer, wobei ich mir die eine Hand vors Gesicht halte.

"Oh nein, weint er jetzt etwa?", fragt Isaac. Die sollen sich jetzt ja nicht hinter meinem Rücken über mich lustig machen!

Hyunuk schimpft mit ihm: "Isaac, du bist ein Idiot!" Dann läuft er mir hinterher. Ich will ihn nicht sehen und eile durch den Flur, erkenne durch meine Tränen aber nicht viel und stolpere über irgendeine Kiste. Jetzt fange ich richtig an zu weinen und will mich in die Ecke verkriechen, doch jemand fasst mich behutsam an und zieht mich hoch.

Es ist Hyunuk. "Geh weg", schluchze ich.

"Hyung, bitte-"

"Das hättest du mir ruhig vorher sagen können, du Arsch!" Wild zappele ich in seinen Armen um ihn zu schlagen, doch er hat mich fest in seinem Griff.

"Es stimmt nicht. Isaac ist nicht mein Freund", erklärt er ruhig.

"Was?" Verwirrt halte ich inne.

"Das war nur ein dummer Scherz. Bitte weine nicht, Hyung."

"Entschuldige bitte, Hyung!", tönt Isaacs Stimme niedergeschlagen vom anderen Ende des Flurs. "Ich wollte nur witzig sein..."

"Das war überhaupt nicht witzig!", schnauze ich ihn an und entschuldige mich dann kleinlaut bei Hyunuk: "Es tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe!"

"Schon gut", meint er.

"Du verzeihst mir das einfach so?"

"Ja. Ich werde dir wahrscheinlich trotzdem das Herz brechen, weil ich deine Gefühle nicht erwidern kann, aber ich bin nicht mit Isaac zusammen, okay? Du bist der einzige Mann, den ich jemals geküsst habe", erklärt er leise und streichelt mir über die Wange.

"Was ist hier los?", erklingt in diesem Moment sehr streng Inpyos Stimme hinter mir. Er hat sich in der Küchentür aufgebaut, die Hände in die Hüften gestemmt. "Warum weint einer meiner Schätze?"

Schnell wischen Hyunuk und ich mir die restlichen Tränen aus dem Gesicht. "Liebeskummer", sage ich nur, in Ermangelung einer spontanen Ausrede.

"Aber wir klären das schon! Schimpf lieber mit Isaac!", fügt Hyunuk hinzu, woraufhin unser Wirbelwind sich beschwert und auch noch petzt: "Hääää, ich hab schon zweimal Mecker bekommen und das, obwohl ich mich entschuldigt hab! Mit Inho musst du auch schimpfen, der hat Hyunuk geschlagen!"

"Das ist auch bereits geklärt", verkündet Hyunuk und hebt mich hoch, um mich zurück in sein Zimmer zu tragen. Inpyo trägt derweil den zeternden Kleinen in die Küche. Sachte setzt Hyunuk mich auf dem Bett ab und kniet sich davor. "Es tut mir leid, Hyung!"

"Schon gut. Ich habe mir ja gar keine Hoffnungen gemacht." Nur, weil ich mich nach einem einzigen Kuss verliebe, heißt das nicht, dass bei ihm dasselbe passiert.

"Es ist furchtbar, dich zu enttäuschen." Vorsichtig streicht er mir durch die Haare und sieht mich dabei ernst an. Ich schenke ihm ein zuversichtliches Lächeln und lehne mich näher.

"Schon gut", winke ich ab, "schenkst du mir einen letzten Kuss?"

"Natürlich. Wenn du das möchtest." Er kommt mir entgegen und legt seinen Mund sehr zärtlich auf meinen. Wir halten einen Augenblick inne, bevor wir anfangen unsere Lippen gegeneinander zu bewegen. Das fühlt sich wunderschön an, aber es ist irgendwie anders als zuvor. Irritiert löst Hyunuk sich von mir und runzelt die Stirn.

"Ähm. Hyung? Vielleicht war das doch nicht der letzte Kuss", meint er leise und zieht mich in seine Arme, eh er mit der einen Hand mein Kinn anhebt und den Kuss fortsetzt. Es ist viel intensiver als all die Küsse zuvor. Meine Hände landen auf seiner Brust und spüren, wie sein Herz immer schneller schlägt.

"Vergiss, was ich vorher gesagt hab. Vergiss den Liebeskummer, Hyung. Lass mich dich jeden Tag küssen!", haucht er gegen meine Lippen.

"Ja... mach einfach weiter!" Ich ziehe ihn noch näher, bis kaum noch Platz zwischen uns ist, und lasse meinen Gefühlen für ihn freien Lauf.

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