Catlady - Hyunuk 🐱🐱🐱🐱

Auf dem Rückweg von der Wohnung meines alten Schulfreunds, der kürzlich zurück in die Stadt gezogen ist, biege ich irgendwo falsch ab und lande wieder zwischen Wohnhäusern statt an einer Haltestelle. Ich sollte nachschauen, wo ich lang muss, doch mein Blick fällt auf einen raschelnden Busch.

Es ist windstill, also versteckt sich vielleicht ein Tier dort. Letztens habe ich zum ersten Mal im Leben einen Igel gesehen, was ich sehr spannend fand, daher nähere ich mich vorsichtig dem Gebusch.

Helle, freundliche Katzenaugen blinzeln mich an. "Na du", sage ich leise und knie mich nieder. Die Katze hat grau gestreiftes Fell und scheint jemandem zu gehören. "Oh, du hast ein Halsband? Du wohnst wohl hier in der Nähe." Vorsichtig strecke ich die Hand nach ihr aus und warte, ob sie auf mich zukommt. Ich will sie ja nicht bedrängen. Sie miaut, dann läuft sie davon. Ich folge ihr mit meinem Blick und bemerke einen jungen Mann, dem sie nun um die Beine streicht.

Er stellt seine Einkaufstüten ab und nimmt sie hoch, um sie zu begrüßen. Unsicher stehe ich auf und schaue in ihre Richtung. Das ist wohl der Besitzer. Ich sollte jetzt gehen, wer weiß, was er von mir hält, wenn ich einfach fremde Katzen belästige.

"Möchtest du auch?", bietet er mir unerwartet an und hält sie mir ein Stück entgegen. Katzen sind toll. Natürlich möchte ich!

"Ja, gerne!", stimme ich begeistert zu und trete näher. Zögerlich berühre ich sie am Kopf. Ihr Besitzer wirft mir ein ermutigendes Lächeln zu. "Sie heißt Tabsi. Eigentlich Tabea", erklärt er mir. Er scheint nett zu sein, und wenn er nichts dagegen hat, kann ich sie ja ruhig streicheln.

"Tabsi... Ihr Fell ist so weich!", schwärme ich leise.

"Möchtest du mit hochkommen? Ich hab noch mehr Katzen. Und meine Pizza taut sonst an..."

Sofort trete ich einen Schritt zurück und schaue nach unten zu seinen Einkaufstüten. Stimmt, er hat sicher Besseres vor, als jemand Fremden auf der Straße sein Haustier tätscheln zu lassen. Aber mit ihm mitgehen? Seine Frage überfordert mich ein wenig. "Oh. Ja. I-ich meine, äh, ich weiß nicht...?", stottere ich vor mich hin.

"Tabsi freut sich bestimmt... ansonsten müssen wir uns schon verabschieden." Er hat ein einnehmendes Lächeln und ein gepflegtes Äußeres. Sieht nach einem anständigen Kerl aus.

"Ich komme mit!", entscheide ich mich schnell. Ich hab heut eh nichts mehr vor und würde sehr gerne noch durch Tabsis weiches Fell wuscheln.

"Gut!", freut er sich. Da er seine Katze im Arm hält, schnappe ich mir die Einkaufstüten. Er schaut kurz überrascht drein, nimmt es dann aber hin. "Ich wohne gleich da vorne, zwei Häuser weiter", erklärt er. Schön. Die kurze Strecke machen die schweren Tüten mir nichts aus.

"Okay."

An der Haustür setzt er Tabsi ab und kramt seinen Schlüsselbund hervor. Sie wartet derweil.

"Dritter Stock", informiert mich der junge Mann und hält mir die Tür auf.

"Danke."

Tabsi huscht an uns vorbei und eilt die Treppen hoch. Sie wartet oben. Am Klingelschild steht nur "Hwang". Dieser Name lässt etwas bei mir klingeln, aber ich bin mir nicht sicher.

"Vielen Dank fürs Tragen", sagt er, als er die Wohnung öffnet und mir die Tüten abnimmt.

"Kein Problem."

"Das ist Meeko", stellt er mir ein kleinen Wirbelwind vor, der aus dem Raum am Ende des langen großen Flurs angerast kommt. "Auf Fremde ist der kleine Frechdachs immer ganz heiß."

Der Kleine beschnuppert und beklettert mich sofort. "Er sieht aus wie ein Waschbär!", finde ich.

"Ja, oder?", ruft sein Besitzer begeistert. Heißt der Waschbär von Disneys Pocahontas nicht auch Meeko? Der ist ebenso wild und frech und verspielt.

"Und neugierig ist er wohl auch."

"Und wie!"

Und knuffig ist er! "Du bist ja ein sehr aktives Kerlchen, mhh?", freue ich mich. Er tobt um mich herum und spielt mit mir.

Plötzlich steht der junge Mann direkt neben mir und beugt sich zu uns runter. Zwinkernd drückt er mir ein paar kleine Leckereien in die Hand. Dankbar lächle ich ihm zu, bevor Meeko die Knusperdinger in Tatzenform schon entdeckt. Nachdem er einige sofort futtert, stibizt er die restlichen und läuft zu Tabsi, die in einem offenen Türrahmen wartet. Er legt sie ihr vor die Pfoten. So ein Lieber!

"Da oben wäre noch Minako-chan", meint ihr Herrchen, als er aus dem Raum hinter Tabsi kommt, und deutet auf eins der Regale, die hier an den Wänden und der Decke befestigt sind. Minako-chan sitzt ganz oben auf dem, das quer an der Decke verläuft. Von hier unten aus sehe ich nur einen weißen Schwanz, der hinten herunterhängt. Als ich aufstehe, sehe ich ihre Augen.

"Hallo Minako-chan", begrüße ich sie und strecke die Hand nach oben aus, aber das interessiert sie nicht weiter.

"Einen hätte ich noch." Er wirft einen Blick ins Wohnzimmer, dem Raum gegenüber der Wohnungstür, aus dem Meeko vorhin geflitzt kam. Dort liegt ein schwarzer Fleck mit weißen Pfoten auf dem schicken dunkelgrauen Sofa und streckt sich. Als er seinen Besitzer bemerkt, dreht er sich mit dem Rücken zu ihm. Dieser piekt ihm in die Seite, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Putzig, die beiden. "Das ist Lee", wird der Kater mir vorgestellt. "Setz dich ruhig." Sobald ich auf dem Sofa Platz nehme, legt er mir Lee auf den Schoß, der sich nicht daran zu stören scheint und damit fortfährt ausgiebig seine Glieder zu strecken.

Nun kommt Meeko angerast und klettert auf mir herum. Dabei markiert er mich mit seinen Pfötchen von oben bis unten. Ich mag das. Tabsi kommt auch noch her und legt sich entspannt neben uns. Ihren Kopf reibt sie an meinem Oberschenkel. Von drei lieben Katzen gleichzeitig beansprucht zu werden, fühlt sich für mich an wie im Paradies.

"Möchtest du etwas trinken?", reißt mein Gastgeber mich aus meinen Gedanken.

"Aktuell nicht, aber danke", erwidere ich und schaue auf. Er steht im Türrahmen und beobachtet mich und seine Süßen lächelnd. Mein Blick wandert weiter nach oben. Wie amüsant.

"Das Schild da... das hat mir meine Schwester damals zum Einzug geschenkt. Es ist ein bisschen bescheuert, aber irgendwie stimmt es ja", erklärt er. Auf dem Schild über der Wohnzimmertür steht "Crazy Cat Lady".

"Ich find's schön. Ich mag Katzen."

"Ich merk schon", grinst er und wirft einen Blick in den Flur zu Minako-chan.

"Ich hätte auch gerne Katzen, aber meine Mutter will keine. Ich wohne noch bei meinen Eltern." Dass ich mit Mitte 20 noch nicht ausgezogen bin, lässt mich vielleicht wie ein verwöhntes Muttersöhnchen wirken, aber ich hatte bisher einfach keinen triftigen Grund als studierender Single, dessen Elternhaus 15 Minuten Fußweg von der Uni entfernt ist. Ausziehen kann ich, wenn ich mein Studium bald fertig habe und mein eigenes Leben anfange. Mein Gastgeber sagt nichts Negatives dazu.

"Hier in der Stadt?", fragt er und macht nun die Tür zum Flur zu. Seine weiße Katze möchte wohl ihre Ruhe haben.

"Ja."

"Meine wohnen in einer Kleinstadt, deswegen bin ich hierher gezogen. Wenn ich dort einen Job hätte, würde ich vielleicht auch noch bei ihnen wohnen."

"Mhm."

Er legt sich neben uns auf die breite Couch und hebt Tabsi auf seinen Bauch. "Wie heißt du?", fragt er dann. "Und wie alt bist du?"

"Han Hyunuk. Ich bin 26", antworte ich ohne aufzusehen, während ich Lee kraule, doch ich merke seinen Blick auf mir.

"Oh, du bist ein Jahr jünger als ich", meint er.

"Sieht man dir gar nicht an." Lächelnd drehe ich den Kopf zu ihm. Er sieht jünger aus und hat ein schönes Gesicht mit gepflegter, ebenmäßiger Haut. Besonders fallen mir die geschwungenen Lippen und sein einnehmendes Lächeln auf.

"Dankeschön!", freut er sich.

"Soll ich dich Hyung nennen?"

"Das fänd ich schön."

"Okay, Hyung."

"Und wie heißt du, Hyung?"

"Hwang Inho."

"Mhm."

Nun herrscht wieder Stille bis auf das Schnurren der Katzen. Jede bekommt ein paar Streicheleinheiten ab, sofern sie in Reichweite ist. Inzwischen gesellt sich Minako-chan doch noch zu uns. Sie miaut vor der Tür und Inho holt sie herein. Mit ihr und Tabsi auf dem Schoß setzt er sich im Schneidersitz neben mich. Meeko schmiegt sich an meinen Rücken und reibt seinen Kopf daran. Lee räkelt sich immer noch auf meinem Schoß. Es ist schön hier.

Nur Inhos Blicke machen mich etwas nervös. Er starrt mich mehr oder weniger die ganze Zeit über an, aber er lächelt dabei, also freut er sich sicher nur darüber, dass ich seine Katzen mag und sie mich. Nichts, worüber ich mir Gedanken machen müsste.

Außer, dass er auch meine Lippen anstarrt. Seine Augen wandern über mein ganzes Gesicht, wenn ich nicht hingucke und er vielleicht hofft, dass ich es nicht merke. Oder im Gegenteil - vielleicht will er, dass ich zurückgucke und darauf eingehe? Diesen Blick kenne ich. Auf den wenigen Dates, die ich in meinem Leben hatte, haben die Frauen mich genauso angeschaut, bevor sie mich geküsst haben. Aber ein Mann?

Die Stille zwischen uns läd sich merklich an Spannung auf. Ich merke ihm seine Unsicherheit an und überlege, was ich tun sollte. Neugierig wäre ich schon. Ich würd gern erfahren, wie er überhaupt auf den Gedanken kommt, einen Fremden küssen zu wollen. Dass seine Katzen mich mögen, kann ja kaum der Grund sein, dass er auf derartige Ideen kommt.

Wär es komisch, es einfach zu wagen und es zu tun? Er traut sich offensichtlich nicht, auch wenn er mich so ansieht, als ob er es gerne tun würde... Jedoch kennen wir uns kaum. Und er ist ein Mann. Ich kann doch nicht einfach einen Mann küssen.

Oder?

Verlegen schaue ich weg. Versehentlich berühre ich seine Hand, als ich meine bei Tabsi wegziehen will. Statt nun wegzurücken, streichen meine Fingerspitzen wie von selbst über seinen Handrücken. Seine Hände sind zart und weich. Vorsichtig blicke ich wieder zu ihm. Seine Lippen sehen auch weich aus und seine fast schwarz wirkenden Augen sind sehr faszinierend. Er streckt die andere Hand nach mir aus und legt sie an meine Wange.

Komische Situation. Mit einem Mann habe ich das noch nie gemacht, daher verspüre ich Aufregung und Neugier. Er lehnt sich näher und ich komme ihm entgegen. Dann passiert es. Wir küssen uns. Und es fühlt sich schön an! Nach kurzem Lippenkontakt lächeln wir uns an. Ich küsse ihn gleich nochmal, etwas länger diesmal, und frage mich, ob dieses leichte Kribbeln im Bauch normal ist.

"Ich bin ein wenig verwirrt... ich habe noch nie einen Mann geküsst", gebe ich hinterher leise zu.

"Oh! Das tut mir leid!"

"Nicht doch... es hat mir ja gefallen..." Verlegen schaue ich nach unten auf meine Hand, die immer noch auf seiner liegt. Seine Haut ist so weich und warm. Und seine Lippen erst... Meine Augen wandern wieder nach oben, zu seinem leicht geöffneten Mund. Unmerklich lehne ich mich zu ihm hin. Die wenigen Zentimeter, die uns trennen, sind schnell überwunden, und schon schmiegen sich unsere Lippen erneut aneinander.

"Deine Lippen sind so weich", schwärme ich.

"Deine auch", erwidert er lächelnd. "Hast du noch etwas Zeit für mich? Ich fänd es schön, wenn du zum Abendessen bleibst. Ich hätte Pizza da."

"Gerne, Hyung. Bei Essen sage ich nicht nein. Pizza klingt toll. Und gegen noch ein paar Küsse von dir hätte ich auch nichts einzuwenden", sage ich leise. Manchmal bin ich vielleicht etwas zu direkt. Aber er freut sich darüber.

"Lässt sich einrichten", meint er lächelnd und drückt seine Lippen wieder auf meine. Jetzt maunzt Meeko, der sich hinter meinem Rücken eingerollt hat. "Zeit fürs Essen", legt sein Besitzer fest und zieht mich in die Küche. Die vier Miezen folgen uns. Als erstes schiebt Inho zwei Pizzen in den Herd, dann kümmert er sich um die Kleinen. Meeko rennt aufgeregt durch die Küche und steckt Lee an. Beide tollen um Tabsi herum, die neben der hohen Theke brav auf ihr Essen wartet. Minako-chan sitzt abseits vom Trubel im Türrahmen. Ich helfe Inho und stelle dann allen die Näpfe neben die Esstheke.

Erst nachdem wir einen weiteren Kuss austauschen, komme ich dazu mich hier genauer umzusehen. Über der Theke mit den vier hohen Barhockern hängt eine Pinnwand mit diversen Notizzetteln. Und daneben ein Plakat von einem Musical, das farblich zur Küchenwand passt, die in dunklem Türkis gehalten ist. "Hwang Inho", murmele ich den Namen des Hauptdarstellers vor mich hin und mein Gastgeber sieht plötzlich sehr verlegen aus. "Das bist du", stelle ich fest und zeige auf die dunkle Silhouette auf dem Plakat.

"Ähm, ja", gibt er zu.

"Wie peinlich", finde ich, da ich nie gedacht hätte, dass er wirklich DER Hwang Inho ist. Dann wäre ich sicherlich höflicher und distanzierter gewesen. Und ich hätte nie die Gelegenheit gehabt, ihn zu küssen. "Ich hab sogar schon Vorstellungen von dir gesehen."

"Ich finde es eigentlich ganz gut, wenn man mich nicht erkennt. Es ist schöner, nicht für die Berühmtheit gemocht zu werden, sondern weil man man selbst ist. Abgesehen von meinem Job bin ich ein ganz normaler Mensch."

"Ja, das ist nachvollziehbar."

"Ich hoffe, es schreckt dich nicht ab, dass ich bekannt bin?"

"Nein. Ich würde gern nochmal herkommen, wenn ich darf."

"Das wär schön. Ich hoffe, nicht nur wegen meiner Katzen?" Mit schelmisch blitzenden Augen sieht er zu mir. Er steht so nahe neben mir, dass ich ihn erneut küssen könnte...

"Nein, nicht nur ihretwegen", versichere ich ihm. "Ich mag dich doch bereits. Es ist nur im Nachhinein komisch, darüber nachzudenken, dass jemand Berühmtes mich mit zu sich nach Hause genommen hat." Ich hab den Lieblingssänger meiner Mutter geküsst, wie seltsam. Noch seltsamer, dass ich es nochmal tun möchte. Und nochmal. Den ganzen Abend lang, bitte. Und morgen wieder. Ob Inho wohl zustimmen würde, wenn ich ihn ausführen möchte?

"Naja, so berühmt bin ich nun auch nicht...", winkt er verlegen ab. "Weißt du... du gefällst mir auch. Aber wenn Tabsi dich nicht gemocht hätte, hätte ich dich nicht mitgenommen."

"Dann muss ich mich noch bei ihr bedanken!", lache ich und er strahlt mich an. "Übrigens verbessert das deine Chancen bei meiner Mutter, falls ich dich ihr jemals vorstellen darf... sofern du mit mir ausgehen möchtest? Oder überhaupt kannst?"

"Möchte ich gern. Und wenn ich mit einem Mann ausgehe, gibt's auch keinen Dating Skandal, sofern wir uns nicht öffentlich küssen."

"Na, ob wir uns da zurückhalten können?" Ich kann ja bereits jetzt, nach nur ein paar Küssen, meine Lippen kaum mehr von ihm lassen.

"Dann müssen wir eben Zuhause noch mehr küssen", meint er verschmitzt und zieht mich noch näher. Doch statt mich zu küssen, grinst er mich an. "Deine Mutter ist also ein Fan von mir?"

"Ein riesengroßer Fan. Für eine Karte in der ersten Reihe würde sie ihre eigenen Kinder verkaufen."

"Ach was, erste Reihe! Ich besorg ihr eine Freikarte für den Backstage-Bereich!"

"Dann kann sie gar nichts mehr dagegen sagen, dass ich mit einem Mann ausgehen will. Sie liegt mir nämlich gelegentlich damit in den Ohren, dass ich endlich ein schönes Mädchen mit nach Hause bringen soll."

"Ein schöner Mann tut es auch, oder?"

"Schöner als du geht kaum. Und übrigens finde ich deine Stimme auch toll."

"Danke", freut er sich und ich bekomme schon wieder einen Kuss. "Wie wäre es mit morgen?"

"Soll ich morgen wieder herkommen?"

"Wollten wir nicht ausgehen? Gib's ruhig zu. Eigentlich willst du doch nur meine Katzen sehen", neckt er mich.

"Deine Katzen würde ich nicht küssen, Hyung." Grinsend lege ich eine Hand an seine Wange und ziehe ihn in einen langen Kuss.

Schon bald ist die Pizza fertig. Wir mampfen sie an der Theke und beobachten Tabsi und Meeko, die auf der Fensterbank schmusen. Minako-chan und Lee haben sich nach dem Essen verzogen. Wenn ich den Kopf in die andere Richtung drehe, kann ich Minako-chans Schwanz wieder im Flur vom Regal hängen sehen. Es ist schön hier. Am liebsten möchte ich gar nicht mehr gehen.

"Bleibst du noch eine Weile?", fragt Inho, als wir die Pizzen aufgegessen haben und uns ansehen.

"Gerne." Eventuell über Nacht? Es ist sowieso fraglich, ob ich mich im Dunkeln nach Hause finde, wenn ich mich hier schon tagsüber verlaufe. Allerdings bin ich mir unsicher, wo das hinführt. Sex vorm ersten Date wäre vielleicht keine gute Idee, und ich würde definitiv mitmachen, sofern es dazu kommen sollte, da sich allein schon der Lippenkontakt so schön anfühlt!

Inho lächelt mich erfreut an und haucht mir ein Küsschen auf die Lippen. Wir unterhalten und küssen uns noch eine ganze Weile. Es ist sehr spät, als ich schließlich doch nach Hause aufbreche. Da hatte dann doch die Vernunft die Oberhand. Wenigstens haben wir Nummern getauscht, da kann ich ihm schreiben.

"Ich fänd es wirklich schön, wenn du uns ganz oft besuchen kommst", seufzt Inho an der Tür mit Tabsi auf dem Arm. Meeko streicht um meine Beine.

"Ich auch!"

Mit einem letzten langen Kuss verabschieden wir uns. Noch ahne ich nicht, wie bald wir uns wiedersehen werden.

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"Übrigens, Mama hat gefragt, ob wir am Wochenende zum Essen kommen", informiere ich Inho, während ich nach den Pizzen sehe, die jeden Moment fertig sind. Ich weiß noch, wie sie damals fast aus den Latschen gekippt ist, als ich wirklich mit Inho vor ihr stand, nachdem sie mir erst gar nicht geglaubt hat, dass er mein Freund ist! Hach, das war lustig.

"Mhm. Können wir gern machen", sagt er geistesabwesend. Nachdenklich lehnt er an der Küchentheke und krault Nami, die in seinen Armen wohlig schnurrt. Als er plötzlich selig vor sich hinlächelt, trete ich zu ihm heran und hole mir ein Küsschen, bevor ich frage: "Denkst du an was Schönes?"

"An dich", meint er leise. "Und wie wir vor vier Jahren das erste mal zusammen Pizza gefuttert haben."

"Das ist wirklich eine schöne Erinnerung", erwidere ich und nehme lächelnd meinen Freund und unser kleinstes Katzenbaby in den Arm. Die Wohnung ist schon lange eine andere, da wir zusammengezogen sind, aber die Küchenmöbel sind noch dieselben wie damals.

"Ich weiß noch genau, wie süß du mich angeschaut hast, bevor wir uns das erste Mal geküsst haben", kichert er.

"Nein, DU hast süß geschaut", widerspreche ich und er kichert noch mehr.

"Ja, so süß, dass du fast gar nicht gehen wolltest, mh?"

"Naja, ich war nur kurz weg, aber bin dann wiedergekommen."

"Hä?"

"Ich wollte nach Hause gehen... aber eine Stunde später stand ich wieder vor deiner Tür." Nein, ich hatte mich nicht erneut am selben Tag in meiner Heimatstadt verirrt. Naja, ein bisschen vielleicht. Aber nur, weil ich eigentlich sowieso wieder zu Inho wollte.

"Hm? Das hab ich irgendwie anders in Erinnerung. Ich dachte, das wär erst am nächsten Tag passiert, da du mich dann wieder besucht hast."

"Ja, am nächsten Tag war ich auch wieder hier", erinnere ich mich, "und dann haben wir miteinander geschlafen."

"Ich dachte, ich hätte dich gleich am ersten Tag verführt. Noch vor dem Abendessen."

"Du mich? Du hast dich anfangs nicht einmal getraut mich zu küssen", necke ich ihn.

Inho setzt Nami ab, die zu ihren Geschwistern ins Wohnzimmer spielen geht, und schlingt nun seine Arme um meinen Nacken. Ich weiß immer gar nicht, wo ich hinschauen soll, weil alles an ihm so wunderschön ist. Sein Lächeln ist toll. Und seine Augen. Und alles andere auch. "Hab ich doch dann gemacht", meint er. "Als du meine Hand berührt hast und nicht mehr loslassen wolltest."

"Ich will dich auch jetzt nie mehr loslassen."

"Haaach", seufzt er wohlig, "du bist immer noch so süß. Wer hätte geahnt, dass die Liebe meines Lebens jemals bei mir landet, weil derjenige sich verläuft?"

"Wer von uns beiden ist jetzt süß?", frage ich nach seinen lieben Worten. "Weißt du... Ich bin fest überzeugt, dass ich mich damals nicht verlaufen habe, sondern mein Herz mich zu dir geführt hat."

"Awwwwwwwwwww!", macht er laut. "Du! Du bist immer noch der Süßeste, fast so als..."

"Fast so als?"

"Als wärst du grad erst frisch verliebt oder so."

"Bin ich. Ich verlieb mich jeden Tag noch ein Stück mehr in dich."

"Awww, du bist so kitschig!"

"Du liebst das."

"Natürlich!" Überglücklich strahlt er mich an. Er schaut auch immer so aus, als wäre er frisch verliebt, und das nach vier Jahren. Das macht mich glücklich und stolz.

"Übrigens, ich glaub die Pizza ist gleich fertig", merke ich an, als er zu einem Kuss ansetzt. Hier riecht es schon leicht verbrannt.

"Das eine Küsschen kann die noch abwarten", legt Inho fest.

Letztendlich ist unser Abendessen dunkelbraun, als es aus dem Ofen kommt. Aber wen stört schon, dass die Pizza sehr, sehr knusprig ist, wenn man zum Nachtisch die fluffigsten Lippen der Welt küssen darf?

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