Bärchenpuddingjunge 🍮
Gestartet am: 26.06.21
Teil 1 und 2, Plot vom Ende: 21.08.21
Teil 3 und 4: 01.06.22
Teil 5 und 6: 17.08.22
Korrekturlesen: 22.09.22
Veröffentlichung: 26.10.22 zum 5. Debütjahrestag ♡
Happy IN2IT Day!!
🤤🐻🍮🤤
_____________________________
Nacheinander lade ich zehn Viererpacks Pudding in meinen Einkaufskorb und überlege, ob das genug sind. Ich esse die echt gerne.
"Hi, wir kennen uns doch", unterbricht eine freundliche Stimme, die mir nicht bekannt vorkommt, meine Überlegungen. Der junge Kerl, dessen Lächeln irgendwie überirdisch und strahlend wirkt, hingegen schon.
"Ähm, ja, mir fällt grad nur leider nicht ein, woher", antworte ich ihm.
Er lacht. Dieses Lachen kommt mir dann doch bekannt vor, es ist sehr charakteristisch. "Mir auch nicht, aber macht ja nichts. Wie heißt du?"
"Äh, Hyunuk."
"Freut mich, Hyunuk. Ich bin Inho. Gehst du öfter hier einkaufen?"
"Ähm, ja, ich wohn hier in der Gegend", gehe ich auf den Smalltalk ein. Oder ist das ein Flirtversuch? Ich kenn mich da nicht so aus, wieso sollte er überhaupt mit mir flirten? Allerdings fühle ich mich von ihm irgendwie angeflirtet, so verschmitzt wie er mich anlächelt.
"Ahh, ok. Ich bin nur zufällig hier, musste hier umsteigen und die nächste Bahn braucht noch 'ne Weile", erzählt er freundlich und schaut mich dabei immer noch an. Sein Blick wirkt eindringlich und neugierig.
"Achso", sage ich. Mehr fällt mir nicht ein, schließlich kennen wir uns ja gar nicht, und ich weiß immer nicht, was ich reden soll. Glücklicherweise übernimmt er die Gesprächsführung.
"Der Pudding ist wohl gut?", fragt er.
"Ähm, ja, ich ess den echt gerne!", strahle ich. Meine Begeisterung ist wohl ansteckend. Inho greift ins Regal, nimmt sich eine Packung und mustert den Deckel. "Dann probier ich den auch mal. Süß, mit Bärchen drauf."
"Ja... die Bärchen sind niedlich... ich glaub ich nehm noch mehr mit. Die reichen bei mir immer nicht lange." Unter Inhos schmunzelndem Blick lege ich zwei weitere Puddingpacks in meinen Einkaufswagen.
"Musst du noch wohin?"
"Ähm, ja, ich hab noch einiges auf dem Einkaufszettel stehen."
"Ah ok..." Er schaut kurz auf sein Handy und verabschiedet sich dann. "Schade, ich muss langsam los." Seine Augen verraten mir, dass es ihm aufrichtig leidtut und er sich gerne noch länger mit mir unterhalten hätte. Natürlich schmeichelt mir das. "Lass mal wieder quatschen!", meint er noch. "Wir sehen uns bestimmt wieder."
"Äh, ja... sehr gerne", lächle ich. Weiß auch nicht, warum ich mir gerade so verlegen vorkomme. Inho wendet sich zum Gehen und winkt mir. Ich schaue ihm hinterher.
Irgendwie... gefällt er mir.
⭐🐻🍮⭐
_____________________________
Es ist schon recht spät, aber bevor ich nach Hause aufbreche, brauche ich noch Pudding. Während ich in den Kühlschrank meines Kumpels schaue, dringt aus dem Flur eine mir entfernt bekannte Stimme. Ich kann sie nicht direkt einordnen, aber deren Besitzer betritt offenbar die Küche und sobald ich die Kühlschranktür schließe, erscheint ein erfreutes Lächeln in seinem Gesicht.
"Ohh! Hi Bärchenpuddingjunge", begrüßt er mich. Es ist der Hübsche aus dem Supermarkt letzte Woche. Wie cool, dass wir uns tatsächlich wiedertreffen! Ich hatte schon überlegt, öfter als nötig im Supermarkt aufzukreuzen, aber er meinte ja eh, dass er normalerweise nicht dort ist...
"Ähm, ähm, äh-"
"Inho", hilft er mir auf die Sprünge, obwohl ich mir seinen Namen gemerkt habe. Ich bin nur zu überrascht und nicht auf ein Gespräch vorbereitet.
"Ähm, ja. Inho. Hi", erwidere ich trocken.
Schmunzelnd deutet er auf meine Hand. "Bärchenpudding?"
"Ja. Meiner ist leider alle." Und es ist Wochenende, das heißt ich kann erst Montag neuen kaufen.
Inho staunt. Mit aufgerissenen Augen und halboffenem Mund schaut er mich an. "Warte, hast du die alle schon gegessen? Wie viel waren das, drei Dutzend??"
"Ähm... ungefähr?", schätze ich.
Ihn amüsiert das offenbar prächtig. "Du magst den wohl echt gern?"
"Ja." Bestätigend nicke ich.
"Ich find den auch nicht schlecht. Aber so viel schaff ich glaub nicht. Hab von meinen erst zwei gegessen." Ja, stimmt. Er hatte ja auf meine Empfehlung hin welchen gekauft, was ich auch irgendwie cool finde.
"Mhm", brumme ich und trete näher an ihn heran, da er genau vor der Besteckschublade steht. "Ähm, ich brauch noch einen Löffel."
"Mhm", nickt er, geht aber keinen Schritt beiseite, sondern fixiert mich mit seinem Blick. Ich fühle mich schon wieder angeflirtet. Und naja - wir stehen hier echt nah voreinander.
Inhos Blick wandert über mein Gesicht. Ich schaue nervös zur Seite und greife hinter ihn, um die Schublade zu öffnen.
"Oh", macht er dann und rückt einen Zentimeter beiseite, damit ich mir einen Löffel rausnehmen kann.
"Hey Inho, hast du schon neue Gläser geholt?", tönt plötzlich mein Kumpel, Gastgeber der WG-Party hier, aus Richtung der Tür.
"Nein... bin noch nicht dazu gekommen", erwidert der Angesprochene.
"Ich seh schon", schmunzelt Pyo und kümmert sich selbst drum, während Inho wieder den Kopf zu mir dreht. Wir stehen immer noch sehr nah beieinander. Keine Ahnung, was mein Kumpel sich dabei denken mag.
"Eigentlich wollte ich nur Pudding essen", flüstere ich, um Inho nicht ins Gesicht zu schreien.
"Mhm", meint er nachdenklich und macht Anstalten, seine Hand zu heben. Da aber noch mehr Personen die Küche betreten, rücken wir peinlich berührt voneinander weg. Wird langsam voll hier. Nebeneinander lehnen wir uns an den Küchenschrank und ich öffne in aller Ruhe meinen Pudding.
"Magst du mir was abgeben?", fragt Inho leise und ich halte ihm wortlos den ersten Löffel hin, damit er ihn mir abnimmt. Er jedoch öffnet erwartungsvoll den Mund und ich bin zu überrumpelt um mir irgendwas anderes zu überlegen, also füttere ich ihn. Dabei komme ich nicht umhin seine vollem Lippen zu bewundern. Die sehen echt weich aus. Ob er mich vorhin wohl kü-
Nicht dran denken. Sonst lauf ich vor den ganzen Leuten rot an.
Während ich mir ebenfalls einen Löffel Pudding in den Mund schiebe, fällt mir auf - das ist jetzt ein indirekter Kuss. Meine Wangen fangen an sich warm anzufühlen.
Unauffällig stupst Inho mit seinem Knie gegen mein Bein. Ich kann mich nicht mehr aufs Essen konzentrieren. Von der Seite her schiele ich zu ihm rüber. Er steht mit verschränkten Armen da und sieht aus als wäre nichts.
Wie macht er das??
Ich muss erstmal tief durchatmen und den Pudding auf der Arbeitsplatte hinter mir abstellen, sonst lasse ich den fallen.
"Oh, magst du nicht mehr?", fragt Inho überrascht.
"Doch... ich... ich bin nur grad... nervös", nuschele ich. Die Küche leert sich inzwischen zum Glück wieder.
Auf Inhos Lippen schleicht sich ein süßes Lächeln und seine Augen fangen an zu funkeln. Er nimmt den Puddingbecher vom Schrank und den Löffel aus meiner leicht zitternden Hand. "Sag Ah!" Gespannt hält er mir einen Löffel voll Pudding hin.
Ich öffne den Mund und lasse mich füttern, dabei kann ich gerade kaum schlucken, weil mein aufgeregt pochendes Herz dafür sorgt, dass meine Kehle sich zugeschnürt anfühlt.
Inho genehmigt sich auch noch einen Happen. Dann ist der Pudding schon fast leer. "Willst du den letzten...?", fragt Inho, während er geräuschvoll den Becher auskratzt.
"Wir können auch teilen", höre ich mich trotz meiner rauschenden Ohren sagen.
"Mhm", macht er, leckt den halben Löffel ab und steckt mir den Rest in den Mund. Insgeheim habe ich daran gedacht, dass er alles in den Mund nimmt und mir dann- uff, nein. Das wär zu seltsam.
"Ähm, danke", sage ich leise. Ich glaub, ich kann nie wieder Pudding essen... ohne an Inho zu denken. Bilde ich mir das ein oder habe ich ein wenig von Inhos Geschmack auf der Zunge? Wie intim mir das vorkommt.
"Nein, dir danke", widerspricht er lächelnd und räumt dann Becher und Löffel weg, eh er sich wieder freudestrahlend zu mir dreht und vorschlägt: "Wollen wir uns auf den Balkon setzen?"
Oh Mann. Ich würde liebend gern noch länger bleiben. "Inho, ich muss bald los", verkünde ich unglücklich und das strahlende Lächeln in seinem Gesicht wird etwas gedämpft.
"Och eeecht?" Er zieht einen traurigen Schmollmund.
"Ja... hab morgen Frühschicht." In wenigen Stunden muss ich aufstehen.
"Achso, schade. Ich komm grad vom Spätdienst, sonst wär ich eher dagewesen." Wirklich bedauerlich.
Er bringt mich zur Tür und während ich mich anziehe, plaudern wir noch ein wenig. Inho ist also Friseur und Stylist, kann ich mir gut vorstellen bei seinen gesund glänzenden Haaren und wie gut lässig-schick er angezogen ist. Dass ich Schichtleiter bei einer bekannten Fast Food Kette bin, hätte er nicht gedacht. Sieht irgendwie süß aus, diese milde Überraschung in seinem Gesicht und die leicht offenstehenden Lippen... ich schaue lieber schnell weg und konzentriere mich auf den Reißverschluss meiner Jacke, der heut irgendwie schwieriger zugeht als sonst.
Die Verabschiedung wird ein wenig seltsam. Ich meine, wir haben sozusagen schon Spucke ausgetauscht, aber kennen uns eigentlich kaum, also weiß ich nicht, ob eine Annäherung okay wäre. Unschlüssig, ob wir uns jetzt umarmen sollen oder nicht, wedele ich mit den Armen und ende mit ausgestreckter Hand vor ihm.
Inho wirkt ähnlich unentschlossen, schlägt aber ein und zieht mich überraschend ran, sodass unsere Köpfe gegeneinanderschlagen. Zum Glück nicht doll. "Autsch", sagt er trotzdem und lacht verlegen. "Ähm, also..."
"Meine Bahn kommt gleich", teile ich ihm traurig mit. Ich will gar nicht gehen.
"Ah ja. Dann guten Heimweg, Bärchenpuddingjunge."
"Ich hab auch einen Namen."
"Ich weiß, Hyunuk", lächelt er und ich lächle automatisch mit. Mist, ich muss wirklich dringend los, aber ich kann mich nur schwer von ihm lösen. Wären ein, zwei Stunden weniger Schlaf wirklich so schlimm...?
Wenn ich daran denke, wie lange ich hinter der Kasse stehen muss, lautet die Antwort leider ja. Schweren Herzens gehe ich rückwärts zur Tür hinaus, die Inho mir aufhält. Ich muss jetzt echt los!
"Wir sehen uns wieder, ja, Bärchenpuddingjunge?", ruft er mir hinterher.
Ich rufe laut "Auf jeden Fall!" nach oben und spute mich die Treppen herunter, wobei meine Stirn an der Stelle, wo wir zusammengebonkt sind, anfängt zu pochen.
Am liebsten würde ich wieder nach oben laufen.
🌟🐻🍮🌟
_____________________________
Da Inho und ich uns nicht verabreden können, weil wir noch keine Kontaktdaten ausgetauscht haben, frage ich möglichst nonchalant Pyo, ob ich vorbeikommen kann. Vielleicht ist Inho auch dort. Immerhin haben wir uns dort zuletzt gesehen, und wenn man jemanden wiedersehen will, geht man einfach dorthin, wo man schon war, richtig? Mein Alternativplan wär immer noch der Supermarkt, doch dort herumzulungern oder dreimal am Tag einkaufen zu gehen wäre mir auch zu blöd.
Überraschenderweise meint Pyo, das träfe sich gut, da er mir eh schreiben wollte. Inho hat ihn nämlich auch nach mir gefragt und und jetzt sind meine Beweggründe, warum ich Pyo besuchen will, nicht mehr so unauffällig. Er ist aber heut nicht da, also wird daraus eh nichts. Stattdessen läd er mich ein, am Abend an seiner Stelle mit Inho und dessen Freunden zum BBQ zu gehen. Weil ich da wahrscheinlich niemanden kenne, überlege ich noch, aber Inho zu treffen ist verlockend. Dann erwähnt Pyo noch, dass Leute von der WG-Party dabei sind, also bin ich vielleicht doch nicht ganz wildfremd in der Runde. Ich sage zu und er sagt Inho Bescheid.
Als hätte ich ein Date, brezele ich mich etwas auf, schließlich möchte ich einen guten Eindruck bei Inho machen. Hundertprozentig sicher bin ich mir natürlich nicht, ob das Interesse gegenseitig ist, aber ich möchte mir auch nicht vorstellen, er würde sich grundsätzlich mit jedem Fremden Pudding teilen. Zumindest nicht so wie wir letztens.
Vor dem Restaurant wartet Inho. Wahrscheinlich auf seine Freunde, doch nicht auf mich, oder? Sobald er mich sieht, winkt er mir aber sehr erfreut zu und in meinem Gesicht breitet sich automatisch ein Lächeln aus. Die Begrüßung ist ähnlich unschlüssig wie die letzte Verabschiedung. Ein wenig Handgefuchtel, dann tauschen wir eine kurze Umarmung aus.
"Hi Bärchenp-", setzt er an, wird aber von einem lauten Rufen unterbrochen. Neben uns tauchen ein aufgeregt winkender Bekannter und ein weniger aufgeregt nickender Bekannter auf. Sie stellen sich als Hongin und Sungho vor, dann deutet Inho auf mich und sagt: "Das ist Bärche-, äh, Hyunuk. Hyunuk heißt er."
"Okay, Hyunuk", schmunzelt Hongin und auch Sungho grinst mit leicht hochgezogener Augenbraue. Ja, Hyunuk. Nicht dass die anderen auch noch mit diesem Spitznamen anfangen.
Inho kann sich aber nicht helfen. Wir sitzen nebeneinander und er fängt noch mehrmals versehentlich mit "B" an, wenn er mich anspricht, und ich kann nicht genau sagen, ob mich das überhaupt stört. Je später der Abend wird, desto süßer grinst er mich an. Schließlich raunt er mir "Bärchen" ins Ohr und ich reagiere auch noch sofort darauf. Ihn freut das sichtlich.
"Brechen wir zusammen auf, Bärchen?", fragt er lieb. Ich nicke. Dann bleibt es also bei Bärchen, was irgendwie peinlich ist, aber insgeheim gefällt es mir auch. Es löst etwas Komisches in mir aus.
Statt nach Hause zu gehen, landen wir im Späti um die Ecke. Hier gibt es Einzelpackungen ihr-wisst-schon-was. Ich nehme zwei davon und einen Gratisholzlöffel. Inho amüsiert es. Leicht angeheitert hakt er sich bei mir unter und läuft direkt neben mir, seine Fingerspitzen tippen in langsamem Rhythmus auf den Ärmel meines Hoodies. Gedämpft kommt die Berührung auf meiner Haut an. Ob ihm bewusst ist, dass seine kleinen Gesten großes Kribbeln in mir auslösen?
"Wie viele dieser Bärchenpuddings willst du eigentlich noch essen?", fragt er kichernd.
"Na alle." Nun lacht er auf. Er hat ein sehr lautes, gackerndes Lachen, das man unter tausenden wiedererkennt. Ich mag es, wenn Leute ein sehr persönliches Lachen haben.
Draußen reiche ich ihm eines der Becherchen, nachdem wir uns auf eine Bank setzen. "Du hast nur einen Löffel mitgenommen", hält Inho lächelnd fest. "Mit Absicht?"
"Vielleicht", schmunzele ich geheimnisvoll und mache meinen Pudding auf. Inho bekommt den ersten Löffel. Während er sich von mir füttern lässt, sieht er mir direkt in die Augen, das ist unerwartet... sexy.
Was habe ich mir nur dabei gedacht, sowas zu machen? Nicht viel wahrscheinlich und jetzt macht es mich verlegen. So wie letztens schmeckt der Pudding irgendwie nach Inho. Da kann der, den ich noch Zuhause habe, gar nicht mehr mithalten.
Den zweiten Becher verstaut Inho in seiner Jackentasche, sodass wir gar nicht mehr dran denken, als unsere Wege sich für heute trennen, nachdem er mir einen imaginären Fleck Pudding aus dem Mundwinkel wischt und danach gedankenverloren seinen Daumen ableckt. Er macht mich kirre damit.
Durch den vergessenen Pudding hat er immerhin ein kleines Andenken an mich, auch wenn er hoffentlich auch einfach so an mich denkt.
So wie ich an ihn.
💛🐻🍮💛
_____________________________
Wenn Pyo mich in seine WG einlädt, sage ich nicht nein, und wenn Inho auch kommt, erst recht nicht. Bereits im Flur, direkt nachdem Sungho mir die Wohnungstür öffnet, erwartet mich eine Überraschung.
Eine freundlich lächelnde Frau gesellt sich zu uns beiden und nach einem kurzen Hallo in meine Richtung, das ich nickend erwidere, wendet sie sich leise an Sungho: "Du, sag mal... Inho kommt doch heute, oder?"
"Äh, ja, aber erst später, nach seiner Schicht."
"Ah... achso. Ok, ähm... noch was, hat Inho eigentlich jemanden...?" Unwillkürlich horche ich auf.
"Ähm", meint er langgezogen, "ja, ich glaub, er ist vergeben." Da sie nun so ungläubig und traurig dreinblickt, schaut er zu mir rüber. "Ist er doch, oder?", versucht er von mir eine Bestätigung zu bekommen.
"Ich, äh... ich weiß von nichts", versuche ich möglichst neutral zu sagen, obwohl ich mich noch enttäuschter fühle als sie aussieht.
"Ja, also... Offensichtlich wissen nicht alle Bescheid, also behandeln wir die Sache mit Diskretion", beendet Sungho das Gespräch und sie stapft mit hängenden Schultern zurück ins große Gemeinschaftszimmer.
"Ihr habt das noch nicht öffentlich gemacht, was?", fragt er nun mich und ich bin kurz verwirrt. "Ich behalt's für mich, keine Sorge, und die anderen genauso." Brüderlich klopft er mir gegen die Schulter und hält mir dann die Zimmertür auf.
Ähm, okay?
Auf Inho warte ich vergeblich. Bei ihm auf Arbeit gab es heute einen Polizeieinsatz im Gebäude, er musste ewig lange dableiben zur Zeugenbefragung und will K.O. direkt ins Bett. Meine Portion Bärchenpudding aus Pyos Kühlschrank muss ich leider allein genießen. Schmeckt nicht so gut wie sonst.
"Hey Hyunuk, Inho hat nach dir gefragt", überrascht mich Sunghos leise Stimme aus Richtung Türrahmen. "Bleibst du noch eine Weile oder..."
"Ähm. Äh", erwidere ich und muss kurz überlegen, weil mich diese Info so aus dem Konzept bringt. "Eigentlich wollte ich demnächst los?"
"Ok gut, Inho würde 'nen kleinen Umweg für dich machen und vorn an der Bahnhaltestelle auf dich warten."
"Für mich?", wundere ich mich und darüber wundert sich Sungho kurz, dann schmunzelt er: "Für wen sonst?"
Ich breche sofort auf und bin noch vor Inho vor Ort, muss aber nicht lange warten. Direkt aus der Tür der Bahn fällt er mir in die Arme und begrüßt mich strahlend mit: "Bärchen!"
"H-hey", hauche ich verblüfft. Er ist so süß, obwohl er echt fertig aussieht. "Wie geht's dir?"
"Gut. Nur müde, aber ich wollte... ich wollte nur... eigentlich wollte ich gar nichts, außer dich sehen. Wenigstens kurz, und da, wo ich eigentlich umsteigen müsste, ist ja gar nicht so weit von hier, also... ich hoffe, das macht dir keine Umstände?"
Ich schüttele den Kopf und gebe ehrlich zu: "Ich freue mich." Nun lächelt er glücklich.
"Sag mal, wollen wir endlich mal Nummern tauschen?", fragt er dann. Gefällt mir. Dann muss ich nicht immer warten, sondern kann ihn einfach fragen, wenn ich ihn sehen möchte. Sofern ich mich traue. Er speichert mich als Bärchen ein, natürlich, was sonst, und sogar mit Herzchen dahinter. Anschließend schaut er mich gespannt an. "Also dann", meint er und breitet die Arme aus, damit wir uns nochmal umarmen, eh seine nächste Bahn kommt.
Keine Ahnung, wie die anderen darauf kommen - er ist ganz bestimmt nicht vergeben.
🧡🐻🍮🧡
_____________________________
Zum ersten Mal treffe ich Inho voller Absicht allein. Wir haben uns nach seiner Schicht im Späti verabredet, um Pudding zu kaufen. Was auch sonst. Für uns zwei ist es irgendwie das perfekte Date, zumindest gehe ich davon aus, dass es eins ist. Inho sieht hübsch aus heute. Naja, das tut er immer, aber heute hat er sich augenscheinlich besonders Mühe gegeben beim stylen. Es ist ein Date, ganz bestimmt! Gut, dass ich mich auch besonders zurechtgemacht habe.
Während wir durch die Regale schlendern, als würde uns hier irgendwas anderes außer dem begehrten Pudding interessieren, streift er auffällig oft wie zufällig meine Hand mit seinen Fingern. Mein Herz klopft wie wild. Wenn er das nochmal macht, ein bisschen länger am besten, könnte ich ihn vielleicht festhalten. Ich würde sanft seinen Handrücken berühren, ganz sacht darüberstreichen und schließlich unsere Finger miteinander verschränken. Wenn ich mich traue, gucke ich ihm dabei sogar in die Augen.
Meine Güte, warum ist so etwas Simples derart aufregend?? Ich lasse fast den Pudding fallen, dreimal, auf dem kurzen Weg zur Kasse, während Inho lächelnd den Löffel in die Jackentasche steckt und dabei seine Hände aufräumt. Mist, Gelegentheit verpasst. Eh er sein Portemonnaie herauskramen kann, bezahle ich die zwei Puddings und lasse mir das Versprechen abnehmen, dass er das nächste Mal dran ist. Liebend gern, wenn das heißt, dass wir uns sehr bald wiedersehen.
Auf derselben abgelegenen Bank wie letztens lassen wir uns nieder. Heut ist die Sonne noch nicht untergegangen und blendet ein wenig, aber wenn ich Inho angucke und nicht den Puddingbecher, stört sie gar nicht. Da ich nichts anderes mache und voll vergesse, wofür wir hier sind, nimmt er mir die Bärchenpuddings aus der Hand und zieht die Folie des einen ab. Er faltet sie zusammen und verstaut sie in seiner Jackentasche. Er dippt das Holzlöffelchen in den Becher und hält mir den ersten Happen hin. Ich lasse mich füttern und schlucke den süßen Pudding hinunter.
"Mit dir zusammen schmeckt's besser", raune ich und bringe ihn damit zum strahlen. Es ist ein irres Gefühl, der Auslöser solcher Freude zu sein.
"Ja? Finde ich mit dir auch!", bestätigt er und genehmigt sich ein bisschen Pudding. Mit ihm stört mich nicht einmal der Holzgeschmack des Einweglöffels. Inho füttert uns abwechselnd weiter, bis nur noch ein Löffel voll übrig ist. "Wollen wir teilen?", fragt er, steckt sich aber alles in den Mund. Ich bringe nur ein halbes Nicken zustande, weil er mich so erwartungsvoll ansieht. Er schluckt nicht runter.
Inho senkt die Lider und lehnt sich zu mir. Ich komme ihm ein Stück entgegen. Die Sonne geht gerade unter und mein Herz stolpert fast, so schnell fängt es an zu rasen. Kaum nehme ich die Sensation der Berührung unserer Lippen wahr, schmecke ich auch süßen Pudding. Ich schlucke und spüre Inhos gespannten Blick auf mir noch eh ich die Augen öffne.
"Noch mehr?", hakt er nach.
"Hätt nix dagegen." Eigentlich hätte ich sogar sehr viel dafür. Inho wartet nicht weiter und fängt direkt einen noch intensiveren Kuss an. Ich spüre seine kühle Zunge zwischen meinen Lippen und seinen Geschmack überall in meinem Mund.
Da ich gerade zu keinem klaren Gedanken fähig bin, überlasse ich meinen Gefühlen die Führung und erwidere gierig nach mehr Inhos Kuss. Er schmeckt immer noch nach Pudding, und nach Inho. Ich möchte gar nicht mehr aufhören.
Ihm scheint es ähnlich zu gehen, er löst sich nur ganz kurz von mir, um tief Luft zu holen, dann setzt er den Kuss fort.
Das ist viel besser als nur Pudding zu essen.
❤🐻🍮❤
_____________________________
Eigentlich habe ich nichts gegen Pyos Freunde. Aber heute fühle ich mich weniger wohl in der Runde und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Es nagt an mir, dass gleich zwei Mädels Inho so offensichtlich anhimmeln, kaum dass er den Raum betritt.
Ich habe nicht einmal Gelegenheit, ihn ordentlich zu begrüßen, nur ein kurzes "Hi Bä-" von ihm, dann belagern sie ihn gleich und ich sitze nun hier und zerdrücke bald meine Teetasse, weil ich nicht weiß, wohin mit meinem Ärger, der völlig unnötig ist. Ist doch schön, wenn er sich gut mit anderen versteht. Wieso nur stört mich das so sehr?? Ich werd schon noch Gelegenheit haben, ihn für mich zu haben.
Geduld habe ich auch endlos, aber die wird heute gehörig auf die Probe gestellt. Inho ist viel zu nett zu ihr. Das regt mich innerlich heftig auf. Immerhin lehnt er höflich ab, als sie ihn fragt, wann er Zeit hat.
Pyos nonverbale Hinweise von der Seite, dass sie es lieber nicht bei Inho versuchen soll, bemerkt sie nicht, oder ignoriert sie, wer weiß. Mir reicht es aber bald. Ich bin sooo knapp davor, Inho zu fragen, ob er mir mir in die Küche geht. Allein.
Sungho kommt mir zuvor. "Bitte, es wird langsam peinlich. Dir hat noch keiner gesagt, dass Inho vergeben ist, oder?"
Kurz ist sie sprachlos. Dann ist es ihr sichtlich unangenehm und sie verzieht sich zusammen mit ihrer Freundin ohne ein weiteres Wort. Mein Kopf ist für einen Augenblick komplett leer, eh alles darin explodiert. Inho ist vergeben?? Seit wann??? Er würde mich doch nicht küssen, wenn er bereits jemanden hätte????
"Irgendwie dreist, wenn der Freund direkt dabei ist", meint Sungho noch und Pyo fügt hinzu: "Mhm, er sieht auch ziemlich sauer aus. Naja, ist wohl noch nicht bei allen angekommen. Mach dir nichts draus, Hyunuk."
Ausdruckslos schaue ich meinen Kumpel an. Ich weiß echt nicht, was ich dazu sagen soll. Wer von den Anwesenden hier ist denn nun Inhos Freund und vor allem warum hat es keiner für nötig gehalten, MIR was zu sagen?? Das macht mich echt fertig, ich glaub, ich geh gleich.
"Aber so wirklich öffentlich gemacht haben sie es ja noch nicht", meint Hongin direkt neben Sungho, der jetzt leise lacht: "Also, wenn sie es nicht öffentlich machen wollen, sollten sie nicht so auffällig sein."
"Sollten wir wohl", murmelt Inho. Ihm ist die Situation auch unangenehm. Verlegen zieht er an meinem Ärmel, damit ich mit ihm mitkomme. In Pyos Zimmer sind wir ungestört und können uns aussprechen. Das ist sicher das Beste, auch wenn ich so gar keine Lust darauf habe, mir nochmal in aller Deutlichkeit das Herz zerschmettern zu lassen.
Kaum macht er die Tür zu, fällt er mir in die Arme und seufzt tief. Ich bin kurz verwirrt, dann frage ich mich, ob ich einfach auf dem Schlauch stand, und verwirre mich selbst damit noch mehr. "I-ich bin dein Freund, oder?", flüstere ich ehrfürchtig. Ich war noch nie im Leben so aufgeregt. Er muss jetzt nur ja sagen, dann bin ich der glücklichste Mensch der Welt. Und wenn nicht... falls ich doch irgendwas missverstanden habe...
Inho hebt verwundert den Kopf, dann lacht er angesichts meines Gesichtsausdrucks. "Wie kommst du denn da drauf??", fragt er voller Ironie und grinst breit, eh er sein Gesicht in meine Halsbeuge schmiegt und vergnügt summt. "Ich glaub, allen anderen war das schon lange klar, bevor wir beide das wussten."
Ich brumme zustimmend. Ja, wer sonst außer mir sollte wohl Inhos Freund sein, nach allem, was wir zusammen gemacht haben? Nach all dem Pudding, den wir auf die ein oder andere Weise geteilt haben. Inho lächelt in sich hinein und wirft mir süße Blicke zu. Mir glühen die Ohren.
"Lust auf Pudding, Bärchen?", fragt er strahlend.
"Mit dir immer!"
❣🐻🍮❣
_____________________________
Inspiration siehe Screenshot überm Kapitel ^-^
Eigentlich sollte es in diesem OS auch langsamer gehen, aber manchmal entwickeln Geschichten ein Eigenleben und werden ganz anders als geplant... wenn es nach den Protagonisten gegangen wäre, hätten die sich schon beim zweiten Treffen geküsst xD (I said "stob!" und hab die Szene nochmal neu geschrieben)
Das Ende war eigentlich auch ein wenig anders geplant, aber mir gefällt's jetzt ganz gut so.
♡
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top