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Meine Hand lies langsam das Messer los, damit hatte ich nicht gerechnet. „Allerdings denke ich das du eher an der Antwort interessiert warst, das ich ein Dämon bin. Und nicht nur irgendeiner, ich bin König der Kreuzungsdämonen und König der Hölle." sagte er und richtete sich dabei auf um seine Macht zu demonstrieren. „Du bist ein Monster." sagte ich zu ihm. „Und ja, May hat mich wirklich gut erzogen, was auch immer du von mir willst – du wirst es nicht bekommen." sagte ich selbstbewusst zu ihm. „Autsch." Die Ironie in seiner Stimme lies unser Gespräch langsam lächerlich klingen. „Hör zu. Ich habe dich hier her geholt, in die Hölle, zu mir, weil ich mit dir reden muss." sagte er und nun wurde auch er lauter. „Ich komme ganz gut alleine klar." entgegnete ich. „Ja und das hast du mir zu verdanken!" Crowley fuhr sich durch sein relativ kurzes, schwarzes Haar. „Weißt du, als König der Hölle ist es von Vorteil wenn man kalt und herzlos ist. Du kannst also von Glück sagen, dass ich dich nicht bei deiner Mutter in der Gosse verrotten habe lassen." sagte er und ich runzelte meine Stirn. Ich hatte keine Ahnung was er meinte. Er verdrehte kurz die Augen. „Ich wusste Jahrhunderte lang nichts von dir, bis ich durch Zufall herausgefunden habe das ich früher neben einem unglaublich missratenem Sohn noch eine Tochter hatte. Gavin konnte ich nicht mehr retten, es gab eindeutig viel zu viel Wirbel um ihn. Aber dich habe ich zu deinem eigenen Schutz in diese Zeit geholt." sagte er. „Man soll eigentlich die Zeit nicht verändern, aber ich habe es getan und es ist nicht schlimmes passiert. Also sei froh das du in einer Zeit aufgewachsen bist in der es Toiletten und Zahnseide gab!" sagte er und mir blieb die Luft weg. Ich hatte kein Problem damit gehabt an Vampire, Werwölfe und Dämonen zu glauben. Aber diese Geschichte brachte mich ziemlich durcheinander. „Du bist hier in Sicherheit, auch wenn jeder einzelne Dämon dort draußen wie ein Geier über diesem Schloss kreist und hofft deine Seele zu bekommen." sagte er und grinste schelmisch. Ich wich etwas zurück und drückte mich in das Polster des Sessels. „Wie schon gesagt, bei mir bist du sicher. Ich bin der König hier." Meine Anspannung löste sich. „Warum hast du mich bei May gelassen? Sie ist eine Jägerin, hätte sie dich irgendwann mal zu Gesicht bekommen hätte sie dich umgebracht?" fragte ich ihn und steckte langsam das Messer weg. Crowleys Augen ruhten auf meiner nun leeren Hand, dann sah er mir in die Augen. „Dort hätte man dich am wenigsten vermutet." sagte er und zuckte mit den Schultern. „Und sie hat dir alles wichtige beigebracht." sagte er und sein Blick fiel auf meinen Gürtel. „Wie viele Waffen hast du bitte am Körper?" fragte er mich spontan und ich, die immer noch im Vater-Tochter-Was-Ist-Eigentlich-Los-Thema war, muss wohl ziemlich verdutzt ausgesehen haben, denn als ich stotternd „Sechzehn..." antwortete musste er lachen. „Warum hast du mich hier hergeholt?" fragte ich ihn nun, als sein Lachen verklungen war. „Ich hätte dich gerne bei May gelassen, aber ich brauche dich. Du bist eine Jägerin und hast Talent, auch wenn du noch ziemlich jung bist. Ich brauche so jemanden..." sagte er und ich verschränkte die Arme. „Und du bist auf meiner Seite, das habe ich beschlossen." sagte er. „Ich kenne dich seit etwas zehn Minuten?!" sagte ich entsetzt zu ihm. „Ja, aber du vertraust mir und ich habe für deine Sicherheit gesorgt, du bist mir etwas schuldig." sagte er zu mir. Ich schüttelte nur den Kopf und sah Crowley wieder an. „Worum geht es?" fragte ich ihn. „Du wirst sehen, es ist wichtig. Weißt du, Kleine, es gibt so viele Wesen auf dieser Welt und eines ist schlimmer als das andere. Die meisten besonders grausamen haben wir hier unten weggesperrt... aber nun ja, eines von diesen Viechern ist leider ausgebrochen." sagte Crowley und stellte sich ans Fenster. Sein Blick schweifte in die Ferne. „Die Hydra ist weg, ihr undurchdringlicher Käfig verwaist und die Tür weit offen. Es war ein Käfig zu dem nur ich den Schlüssel hatte und diesen Schlüssel habe ich vernichtet! Dennoch – nun ist sie draußen und das bedeutet nichts gutes für die Welt... für alle Welten." sagte er. „Die Hydra aus dem alten Griechenland?" fragte ich. Gab es etwa auch noch alle möglichen Kreaturen aus den Mythen? „Ja genau die. Beziehungsweise – nicht genau sie." Er drehte sich wieder um. „Sie hat mit den Jahrhunderten ihre Gestalt drastisch verändert. Früher war sie das Schlangenmonster aus dem Sumpf, dem wenn man einen Kopf abschlägt zwei Köpfe nachwachsen." Er richtete sich seinen Mantel. „Heute ist sie eine hübsche, aber gefährliche Frau, die immer wenn man sie tötet doppelt so stark wird wie vorher. Und ich muss leider sagen, dass sie schon so einige Male getötet wurde..." sagte Crowley. „Und wo ist sie jetzt?" fragte ich, meine Stimme wurde immer leiser, ich hatte echt ein ungutes Gefühl bei der Sache. „Nun ja, darum geht es ja. Ich weiß es nicht, nachdem sie aus der Hölle geflohen ist haben wir sie nicht mehr gesehen. Und hier kommst du ins Spiel. Während ich eine Waffe suche mit der man sie endgültig umbringen kann oder zumindest wieder hier her bringen kann, sollst du sie im Auge behalten und wenn möglichst irgendwie schwächen." sagte er. „Alleine? Wie soll ich denn ein Monster finden das sogar aus der Hölle geflohen ist?" fragte ich ihn leicht entsetzt. „Du wirst Hilfe haben. Und diese Personen solltest du für mich auch im Auge behalten... Ich schicke dich gleich zurück auf die Erde, dann stelle ich dir mein Notfall-Team vor." sagte er und grinste. „Es ist wirklich ein Notfall-Team, ich rede nur mit ihnen wenn es ein Notfall ist und die beiden sind selbst ein Notfall..." murmelte Crowley noch vor sich hin, dann sah er mich an. „Also – nimmst du meine Vereinbarung an? Hilfst du mir, Kleines?" fragte er mich und bot mir seine Hand an. Seine Augen funkelten verdächtig. Ich seufzte und sah kurz auf den Boden. Ich war gerade dabei so viel in meinem Leben zu verändern, dabei hatte ich das nie gewollt. „Unter einer Bedingung!" sagte ich schließlich und Crowley lächelte. „Das ist die Tochter eines Kreuzungsdämons!" sagte er stolz und ich musste selbst lächeln. Irgendwie war er mir ähnlich, in entferntester Weise. „Jasper und May sind in Sicherheit, egal was passiert. Und sag ihnen irgendwie das ich eine Weile wegbleibe... ich möchte nicht das sie sich Sorgen machen." sagte ich und zupfte an dem braunen Lederarmband herum, das ich um den rechten Arm trug. „Einverstanden, wozu hat man schließlich Personal?" sagte er und deutete auf die beiden Typen an der Tür. „Aber nicht so aggressive Typen, ich dachte dein Bote wollte mich umbringen als er mich hier her gebracht hat!" sagte ich und verschränkte die Arme. „Ich werde es Frank sagen..." sagte Crowley leise und belustigt zu gleich. „Gut, dann gilt der Vertrag?" fragte Crowley. „Ja!" sagte ich und schlug ein. „Aber das ist jetzt nicht so ein Kreuzungsdämonen-Ding wobei ich dich küssen muss oder?" fragte ich dann entsetzt und wich etwas zurück, ich kannte so einige Geschichten. „Nein, Kleines, ganz bestimmt nicht." sagte Crowley und begann zu lachen. Ich kannte ihn wirklich sehr flüchtig und kurz, aber er kam immer rüber wie ein kaltherziger, grausamer Mann dem alle Menschlichkeit in der Hölle weggebrannt worden war. Auch wenn er unser Gespräch in einer sehr, sehr belustigten Stimmlage gehalten hatte, als wir hier so lachten hatte ich das Gefühl das er es ernst meinte. Für einen kurzen Moment erkannte ich etwas, was ich sonst nicht mal bei May gesehen hatte. Eine Art Väterlichkeit, etwas in der Richtung. Als er sah das ich ihn beobachtete verstummte er wieder.

„Also, Mary-Ann, dann wollen wir dich mal bekannt machen..." sagte Crowley. „Mary-Ann?" fragte ich und runzelte die Stirn. „Ich heiße Avery." „Im Ernst? Hat May dich so genannt?" fragte Crowley nun und als ich nickte schüttelte er den Kopf. „Ich hätte doch einen Zettel zu einem Korb legen sollen als ich ihn damals bei ihr abgestellt hatte... Avery, was für ein Name..." murmelte er. „Also gut, Avery. Halte dich am besten fest, den meisten wird das erste mal ziemlich schlecht..." sagte er gerade und redete offenbar noch weiter, doch als ich seinen Arm griff schnippte er mit den Fingern und sein Satz wurde unterbrochen. Als ich kurz blinzelte waren wir schon wieder auf der Erde. Es war sonnig draußen und wir waren auf keinen Fall mehr in Texas. Offensichtlich war es morgens, ich hatte wohl nach dem mich der Dämon in die Hölle gebracht hatte einige Stunden geschlafen. In der Hölle hatte ich nicht bemerkt wie viel Uhr es war oder welche Tageszeit wir hatten, aber es war wohl einige Zeit vergangen. Die Sonne ging gerade auf und tauchte den Himmel in bunte Farben. Crowley und ich saßen in einem Auto mit hübschem Innenfutter und einem coolem Armaturenbrett. Es sah sehr wohnlich aus hier drin und ich fragte mich wer wohl so einen Wagen fahren würde, als auch schon zwei Männer aus dem Hotel kamen, auf dessen Parkplatz das Auto geparkt war. Crowley saß auf dem Fahrersitz und hupte laut, als er die beiden Männer sah. „Verdammt, Crowley, raus aus meinem Baby!" rief der eine Mann und Crowley gluckste vor Lachen, man merkte ihm an das er Streiche mochte. Wahrscheinlich fast genau so gerne wie Folter. „Was willst du hier?" fragte der andere Mann, der eindeutig gefasster war als der erste, der immer noch versuchte Crowley aus dem Auto zu ziehen. „Langsam, Jungs, langsam!" sagte Crowley und stieg nun endlich aus, ich tat es ihm nach und lief ums Auto herum. „Es ist wirklich wichtig, ich will das ihr für mich ein Monster fangt." sagte er. „Und das werden wir auch, na klar!" Sagte der kleinere von beiden ironisch. Der eine Mann nahm seine Sonnenbrille ab und sah Crowley direkt in die Augen. „Es ist in eurem Interesse..." sagte Crowley und erzählte den beiden was er auch schon mir erzählt hatte. Zusätzlich gab er den beiden noch ein Foto einer blonden, hübschen Frau. Mich erwähnte er auch kurz, allerdings sagte er den beiden nicht alles was er wusste. „Ich will das euch Avery hier begleitet, sie ist eine gute Jägerin. Und ihr vertraue ich wirklich, im Gegensatz zu euch beiden. Am Ende liege ich bald wieder bei euch im Kofferraum, und das wollen wir doch nicht oder?" fragte er grinsend. „Wir überlegen es uns." sagte der größere Mann. „Jaja, nehmt sie trotzdem mit!" sagte Crowley nun und schob mich ein Stück zu ihnen. „Sam und Dean Winchester, darf ich vorstellen: Avery Harper. Viel Spaß!" sagte er noch und als seine Hand meinen Rücken los lies war er auch schon ganz verschwunden. „Na toll, ein Country Girl..." murmelte Dean abfällig und begutachtete meine Cowboy Stiefel und das karierte, zusammengeknotete Hemd. Ich reagierte nicht darauf, denn kurzzeitig hatte ich aber noch Crowleys Stimme im Kopf. „Sag ihnen weder das du meine Tochter bist noch das du sie ebenfalls beobachten sollst. Ich rufe dich an wenn ich mehr weiß als jetzt, warte auf den Anruf." dann war auch seine Stimme verklungen und es war als hätte er hier nie gestanden. „Na super..." sagte Dean und stieg auf den Fahrersitz. „Glaub ja nicht das das hier so ne Art Klassenfahrt wird, Avery." zischte er mir zu. Sam warf mir einen freundlichen Blick zu und öffnete mir hinten die Tür, sodass ich einsteigen konnte. „Da haben wir ein Mal frei und schon will wieder jemand etwas von uns!" beschwerte sich Dean und startete den Wagen, als auch Sam eingestiegen war. „Urlaub ist es jetzt nicht wirklich, aber nach allem was passiert ist hätten wir uns schon mal eine Auszeit verdient." entgegnete Sam. „Ich glaube uns hilft eher die Routine..." sagte er. „Und was macht ihr jetzt bis Crowley uns irgendwas über die Hydra verrät?" fragte ich die beiden. Dean lächelte: „Also – wahrscheinlich wissen wir selbst viel früher wo sich die Hydra herumtreibt, sie wird sich sicher nicht verstecken. Und ansonsten tun wir das was wir immer machen: Wir jagen!"

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