~14~
Ich schlief tief und hoffte den Schlaf aufholen zu können, den ich letzte Nacht nicht gehabt hatte. Es war schon Tag, aber das war mir egal, ich musste einfach mal wieder durchschlafen. Doch auch das wurde mir verwehrt, denn ich wurde von einem nervigen Klingeln geweckt. „Kann man nicht mal in Ruhe schlafen?" murmelte ich, dann ging ich ans Telefon ohne darauf zu achten welche Nummer es war. „Was ist?" fragte ich genervt und ziemlich laut. „Da hat wohl jemand die Bestie befreit!" sagte Crowley lachend am Ende der Leitung. „Guten Morgen Töchterchen." fügte er dann noch hinzu. Ich seufzte verschlafen. „Hast du eine Spur der Hydra oder warum rufst du uns an?" fragte ich ihn. „Unterstellst du mir etwa das ich mich nicht genug um dich kümmere?" fragte er ironisch, aber lies mich gar nicht erst zu Wort kommen. „Da ihr bei der Jagd nach ihr nun wirklich keine große Hilfe seid bis jetzt... ja, wir haben sie wieder gesehen. Allerdings wissen wir nicht ob es Susanna Black war oder die Hydra in ihr, sie wurde einfach nur gesehen." sagte er. „Würdet ihr freundlicherweise hinfahren und das für mich überprüfen? Und wenn ihr da seid, könnt ihr sie auch gleich gefangen nehmen. Ich habe leider unglaublich viel zu tun." sagte er und wollte sich schon verabschieden. „Warte Crowley – wo?" fragte ich ihn noch. „Ach ja, das sollte ich euch vielleicht noch sagen. Minot, North Dakota." sagte er. „Und diesmal versaut es nicht, ja?" Mit diesen Worten legte er auf. Ich lies mich zurück ins Bett fallen. „Mit wem hast du gesprochen?" fragte Sam, der schon wach war und an seinem Laptop herumtippte. Dean war noch nicht wach, es war das erste Mal das ich ihn schlafend sah. Er sah so ruhig und friedlich aus, aber ich wusste, dass wenn ich ihn auch nur zu eindringlich ansah, er davon aufwachen würde und sofort bereit war mich zu töten. Ich wandte meinen Blick wieder von ihm ab und strich meine zerzausten, braunen Haare gerade. „Crowley hat angerufen. Susanna Black oder die Hydra, wer auch immer von den beiden, wurde in Minot gesehen. Wir müssen nach North Dakota fahren." sagte ich und stand langsam auf. „Leider hat das ziemliche Eile, ich weiß nicht wie lange die Hydra dort noch bleiben wird." sagte ich und ging, ohne Sams Antwort abzuwarten, in das kleine Badezimmer des Hotels. Ich duschte, das Wasser war eiskalt und das ganze Badezimmer sah wirklich nicht gut aus, aber ich war froh überhaupt eines zu haben. Die letzten Tage auf dem Campingplatz in Eagle Point waren schrecklich gewesen. Mein Rücken hatte sich nach einem normalen Bett und meine Haut nach frischem Wasser gesehnt. Schnell machte ich mich fertig, währenddessen hatte Sam zum Glück Dean geweckt, ich wollte das nicht machen. Irgendwie war ich davon überzeugt, dass ihm sein Schlaf heilig war.
Es dauerte nicht lange und wir saßen schon wieder im Impala, den wir zur Sicherheit noch ein Mal vollgetankt hatten. „Wir müssen ganze 614 Meilen fahren, das sind sicher neun Stunden." sagte Dean, als er den Motor startete und von dem schäbigen Motel wegfuhren.
Die Fahrt war schön, ich holte etwas Schlaf nach und hörte dann mit Sam und Dean etwas Radio. Dean hatte einen alten Rock Song aufgedreht und tippte mit seinen Fingern dazu rhythmisch gegen das Lenkrad, ich sah einfach nur aus dem Fenster, konnte es aber nicht lassen mit dem Fuß mit zu wippen. Irgendwie war es schön so quer durch das Land zu fahren, dann sah ich endlich mal was von der Welt. Minot war wirklich eine Großstadt, sie hatte mehr als vierzig tausend Einwohner und das sah man eindeutig an der Infrastruktur. Diese Stadt war ganz anders als das letzte Dorf, sie war wirklich groß. Zu unserem Glück gab es hier auch Hotels und Dean konnte es nicht lassen sich von dem Geld, das Sam letztens durch Kreditkartenbetrug zusammen gesammelt hatte, eines der teuersten Hotels der Stadt auszusuchen. Sam grinste nur leicht, aber lies Dean dann sein Ding durchziehen, so ein teures Hotel hatte schließlich auch seine Vorzüge. Und wir würden eine Weile in Minot bleiben müssen, schließlich war die Stadt groß und für Susanna Black oder die Hydra gab es viele Möglichkeiten unterzutauchen.
Sam öffnete die schwarz lackierte Tür des Hotelzimmers und trat ein, mir blieb der Mund offen stehen. Dieses Zimmer war eine halbe Wohnung. Es gab in eine Zimmer drei separate Betten, das Wohnzimmer war ein eigener Raum und sogar eine Küche gab es darin. Natürlich hatte das Hotel auch noch Esszimmer und ähnliches, aber es gab auch einen Zimmerservice oder man konnte sich eben selbst etwas machen. Ich setzte mich sofort auf ein Bett und lies mich nach hinten fallen, endlich hatte ich mal wieder ein richtiges Bett und vor allem keines dem man ansehen konnte, wie viele Leute darin schon geschlafen hatten. Diese billigen Motels konnten einem auf Dauer echt auf die Nerven gehen. „Ich weiß, wir haben das Thema lange genug raus geschoben: Aber wie wollen wir die Hydra gefangen nehmen? Vielleicht sollten wir noch mal zusammen tragen was wir alles über sie wissen..." sagte Sam, der sich natürlich sofort mit seinem Laptop an den Tisch gesetzt hatte. Ich seufzte und stand von dem unglaublich bequemen Bett auf, dann setzte ich mich zu Sam an den Tisch. Auch Dean hätte lieber etwas Freizeit gehabt, er hatte schon die Fernbedienung in die Hand genommen um die Sender auszutesten, lies sie nun aber wieder auf die kleine Kommode fallen. „Sie ist ein Wesen, das man nicht umbringen kann." sagte Dean. „Ich denke dabei liegt der Schwierigkeitsgrad, wir haben gesehen wie leicht sie Dämonen umbringt. Ich will nicht wissen, was passiert wenn sie noch stärker wird." er stützte seine Arme auf den Tisch. „Außerdem ist sie ein Dämon, irgendeine Art von Fusion..." sagte ich, ich hatte Crowleys Ausführungen selbst nicht ganz verstanden, aber ich hoffte sie richtig zu interpretieren. Auch wenn das hieß, dass wir hier mit einer Mischform eines uralten Wesens und eines weiteren uralten, unbesiegbaren Wesens zu tun hatten. „Wir müssten wissen ob die beiden Wesen verschmolzen sind oder nicht, weil wenn das nicht der Fall ist, dann kann man wenigstens den Dämon in ihr töten." wandte Sam ein. „Auf jeden Fall kann man sie Schwächen mit Sachen die eben einem Dämon Schaden zufügen." sagte ich. „Also wenn wir wüssten wer es ist, könnten wir seine Knochen verbrennen. Aber dazu hat uns Crowley nichts gesagt, ich glaube mal er weiß es selbst nicht." sagte Dean und begann eine Aufzählung. „Exorzismus." fügte ich hinzu und Dean nickte. „Aber wenn der Dämon mit der Hydra verschmolzen ist, dann geht auch das nicht. Ich denke wir brauchen eher so etwas wie den Colt, ein Dämonenmesser oder ähnliches. Eine richtige Waffe eben." Sam und ich nickten, wir wussten was er meinte. Auch ein Hexenzauber würde der Hydra wahrscheinlich nicht schaden, aber eine Art Waffe die ihre Hülle verletzt schon. Wenn die Kräfte der Hydra an ihre Hülle gebunden waren, war die Hülle ja ebenso alt wie sie. Allerdings sah man das Susanna Black gar nicht an, die bestimmt auch nie so hieß. Die Hydra oder der Dämon waren wirklich schlau gewesen, sie hatten ihr eine neue Identität besorgt. Als ihr Bruder bei uns aufgekreuzt war, hatte ich über das Internet seine Social Media Daten abgerufen. Das war eine meiner Taktiken, wenn man jemanden neues kennen lernte – was schließlich sagt mehr über einen Menschen aus als das, was er von sich selbst Preis gibt? Dadurch hatten wir auch erfahren das sich die Hydra eine neue Identität gegeben hatte, denn Susanna galt für viele Jahre seit sie ein Kind war als verschollen und eigentlich war sie es immer noch, aber sie hatte es offensichtlich geschafft die Familie zu überzeugen. Irgendwie hatte die Hydra es auch geschafft, diese ausgedachte Identität aufrecht zu erhalten, wenn sie im Unterbewusstsein war. Susanna glaubte wirklich, das sie Susanna war. Aber in Wirklichkeit dürfte sie eine Hülle einer armen Menschenseele gewesen sein, die sich die Hydra in der Hölle schließlich unter den Nagel gerissen hatte. Wann auch immer, denn die Hydra war nun wirklich schon eine lange Zeit in der Hölle gewesen. Ich war etwas in Gedanken verloren gewesen, aber als ich mich wieder gefangen hatte, bemerkte ich einen Blickaustausch zwischen Sam und Dean. Sam sah herausfordernd und wissend aus, während Dean einen leicht fragenden Blick hatte. Als er jedoch verstand was Sam mit diesem Blick meinte, schlug er beide Handflächen auf den Tisch. „Nein, das machen wir nicht. Wir machen ihm keine Schwierigkeiten!" sagte er laut, dann stand er auf und ging ins Schlafzimmer. „Wir suchen als erstes Mal die Hydra, wenn wir wissen wo sie sich in Minot versteckt hält und wo sie ihren nächsten Anschlag auf Crowleys Dämonen plant, dann und erst dann überlegen wir wie wir sie gefangen nehmen können. Bitch!" sagte er und knallte die Tür zu. "Jerk!" rief Sam Dean noch hinterher, dann wandte er sich ab. Ich hatte die Augen leicht aufgerissen und wusste wirklich nicht was gerade passiert war, offensichtlich hatten Sam und Dean doch noch so einige Geheimnisse vor mir. Ich sah Dean hinterher, dann sah ich Sam fragend an. Er schüttelte nur den Kopf und öffnete seinen Laptop. „Ich frage mal den örtlichen Polizeichef ob Susanna schon mal unangenehm aufgefallen ist, damit kann man ja schon mal anfangen." sagte Sam und seufzte. Ich nickte nur. „Ich rufe dann mal die örtlichen Hotels an und frage die ob Susanna eingecheckt hat. Wenn sie das getan hat ist die Hydra wahrscheinlich immer noch im Unterbewusstsein. Oder wieder." sagte ich und schnappte mir mein Handy. Ich telefonierte den ganzen späten Nachmittag und Abend herum, dann klappte ich wütend das Handy zu. „Gar nichts. Rein gar nichts!" rief ich. Sam sah mich bemitleidend an. „Also hat sie hier entweder auch Verwandte, oder aber sie ist als Hydra im Untergrund unterwegs..." schlussfolgerte Sam. Ich nickte, es war wirklich wahrscheinlich das die Hydra Susanna wieder übernommen hatte und auch deshalb vor ihrem Bruder geflüchtet war. Es dauerte nicht lange bis Dean wieder aus dem Schlafzimmer kam und mit wenigen Worten aus dem Hotelzimmer ging, er wollte den Kühlschrank etwas auffüllen. „Bei der Polizei ist sie auch noch nicht aufgefallen." sagte Sam, als er endlich eine Rückmail von der Polizeistelle bekommen hatte. „Sie scheint sich gut zu verstecken." sagte ich. „Ich habe keine Ahnung wie wir sie finden sollen, vielleicht kommt uns Crowley ja bald zur Hilfe..." sagte ich noch, dann sah ich aus dem Fenster. Der Mond stand bereits am Himmel, es war schon seit einigen Stunden Nacht. „Meinst du wir können uns etwas ausruhen?" fragte ich und Sam klappte seinen Laptop zu. „Ja, wir haben schließlich keine Möglichkeit um die Hydra zu finden." sagte er und wie auf Kommando kam Dean durch die Tür hinein. In der Hand hatte er eine Familienpizza, eingepackt von einem örtlichen Italiener, der auf der Verpackung mit seinen Fähigkeiten warb und einem Sixpack Bier. „Ich habe irgendwie geahnt das wir heute nicht mehr weiter kommen!" sagte er und grinste schief. Dagegen hatte ich nun wirklich nichts einzuwenden. Die Pizza schmeckte wirklich gut und wir setzten uns alle auf das Sofa und schalteten die Sender durch, bis wir einen fanden auf dem ein alter Dracula-film lief. Dean war hell auf begeistert und sogar Sam war mit dem Film einverstanden. Es war ein wirklich schöner Abend, wir tranken Bier und aßen Pizza, sahen den Film, lachten und redeten. Man hatte ein Gefühl von Freiheit, wir hatten keinen Stress und mussten nicht arbeiten, da wir keine Möglichkeiten hatten. Wir saßen einfach entspannt zusammen, das hatten wir nicht mal gemacht als wir uns wirklich Urlaub genommen hatten. Wir redeten und aßen bis die riesige Pizza weg war und wir alle eingeschlafen waren, bevor der Film überhaupt vorbei war.
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