~13~

„Aufwachen, Dean, Avery, schnell!" hörte ich und schreckte sofort hoch. „Was ist denn los?" fragte ich und rieb mir die Augen, beinahe wäre ich an die Decke des Impala geknallt. Sam und Dean hatten mir die Rückbank überlassen, worüber ich sehr dankbar war. Ich konnte mich wenigstens mit einer Decke hinlegen, während Dean und Sam nur ihre Sitze ein wenig verstellen konnten und sich dann im Sitzen schlafen gelegt hatten. Auch Dean schreckte hoch, da Sam uns wie wild versuchte wach zu bekommen. Dean sah verschlafen auf seine Armbanduhr. „Es ist erst fünf Uhr morgens, was willst du von uns." murmelte er nur. „Ich habe gerade den Polizeifunk abgehört, wir müssen los!" sagte Sam und startete den Motor. „Was ist passiert?" fragte ich, während ich meine Haare kämmte und versuchte den Abdruck des Polsters aus meinem Gesicht zu bekommen. „Es gibt noch eine Leiche, gleiche Stichverletzung wie bei Kate Barrymore..." sagte er und fuhr bereits los. „Aber wir haben James doch verbrannt?" fragte Dean nach, nun war er auch wach und versuchte im Spiegel seine Haare in Form zu bringen. „Und seine ganzen Sachen auch!" sagte ich, während ich die Decke zusammenfaltete und dabei dermaßen in den Sitz gedrückt wurde, dass ich fast keine Luft mehr bekam. Sam fuhr ziemlich schnell, aber es hatte ja auch seine Dringlichkeit. „Was hast du denn über den Polizeifunk noch so gehört?" fragte Dean nun, er klang wesentlich wacher als ich es war. „Nicht mehr als ich euch schon gesagt habe, sie wurde vor ihrem Auto gefunden an einer Landstraße." sagte Sam. "Son of a Bitch!" fluchte Dean laut. Ich nickte nur und trank einen Schluck Wasser um mich wach zu bekommen, ich hatte mal wieder nur wenige Stunden Schlaf bekommen und das sah man mir an. Wir hatten es nicht mal geschafft uns umzuziehen, da wir kein Hotel und keine Zeit dafür gehabt hatten. Außerdem war ich nach unserer nächtlichen Verbrennungsaktion ziemlich müde gewesen und da war es mir egal in welchen Sachen ich schlief. Das machte sich jetzt bezahlt, denn so konnten wir sofort als FBI am neuen Tatort aufkreuzen.

Der Tatort war wirklich nur kein kleiner Teil der Landstraße, der bereits von der Polizei abgesperrt worden war. „Ah, wir haben Sie schon erwartet!" kam der Sheriff auf uns zu. „Man, endlich habe ich in meinem Job auch mal was zu tun!" sagte er und ich musste mich zusammenreißen um nicht irgendeinen dummen Kommentar über ihn zu machen. Wir teilten uns schnell auf und Sam ging sofort zur Leiche, die auf dem Bauch liegend auf dem Boden lag. In ihrer Schulter war eine solche Wunde wie Kate sie hatte. Dean sah sich das Auto an, ihr Kofferraum stand weit offen und war mit einigen Kisten beladen. Währenddessen beschäftigte ich mich mit dem immer noch hocherfreutem Sheriff. „Haben Sie sie inzwischen identifiziert?" fragte ich ihn. Er nickte. „Es ist Donna Barrymore, die Schwester von Kate Barrymore." sagte er als er einen Ausweis herausholte, der wohl der Toten gehört hatte. Ich sah ihn überrascht an, doch er hatte nicht besonders fiel dazu zu sagen. „In der Familie will ich nicht leben, haha!" sagte er nur, dann drehte er sich um und gab seiner verschüchterten Assistentin Anweisungen. Ich ging ebenfalls um mir nicht länger seine Seltsamkeiten anhören zu müssen und setzte Sam und Dean in Kenntnis. „Wir haben doch seine Leiche verbrannt..." Wiederholte Sam ratlos, dann zeigte er uns jedoch was er gefunden hatte. „Donna hatte Sachen dabei, diese Kisten sind von den Barrymores. Dieses Bild zum Beispiel habe ich neulich noch bei ihnen im Wohnzimmer gesehen. Aber hier ist auch ziemlich viel anderes dabei." sagte Sam. „Was ist das?" sprach ich meine Gedanken laut aus und griff nach einem schwarzen Gehstock, den man normalerweise zum Spazieren tragen würde. Er war alt und reich verziert, aber nichts für jemanden wie Donna. Er passte eher zu einem alten Mann. Dann fiel mir etwas auf, was uns allen noch seltsamer erschien. Die Spitze dieses Gehstockes, die den Boden traf, war mit einer silbernen Verkleidung versehen. Als ich sie anfasste, zog ich meine Hand schnell zurück. Sie stach mir in den Finger. Sam, Dean und ich sahen uns fragend an. „Ich glaube wir müssen noch mal mit den Barrymores reden. Und zwar richtig!" sagte Dean.

Die Barrymores waren sichtlich schockiert als wir zu ihnen nach Hause kamen und ihnen die schreckliche Nachricht überbrachten. Es brauchte eine Weile, aber schließlich seufzte er und bat uns hinein. „Warum haben Sie uns nichts von James Tod erzählt?" fragte ich sofort, als wir drinnen waren. „James war... er war immer etwas seltsam und wir haben uns oft mit ihm gestritten. In der Nacht als er den Unfall hatte war er bei uns und er hat sich mit Kate gestritten." sagte er. „Ich wollte nicht das meine Frau mit seinem Tod in Zusammenhang steht!" sagte er, doch es war wirklich keine gute Erklärung. „Sie gehen ja freundlich mit Familienmitgliedern um!" sagte Dean im Scherz und ignorierte den genervten Blick von Kates Ehemann. „Und warum haben Sie James Sachen von hier Kates Schwester Donna gegeben? Sie hätten sie doch auch gleich wegwerfen können..." fragte Sam nun. „James Sachen? James Sachen haben wir schon vor einem Monat weggeschmissen, so hart das auch klingt." sagte er und sah uns verwirrt an. „Und wessen Sachen haben wir dann in Donnas Kofferraum gefunden?" fragte ich ihn. „Die von meinem Schwiegervater. Donna hat in einer Wohnung in Minneapolis gewohnt um in der Nähe von meinem Schwiegervater sein zu können, er war dort in einem speziellen Krankenhaus. Sie wollte ein paar von seinen Sachen abholen die hier noch waren, sie hatte eindeutig das beste Verhältnis zu ihm. Er ist kurz vor James gestorben, deshalb hatten Kate und James auch den Streit. Sie hat ihm vorgeworfen seinen Vater nicht gut genug im Krankenhaus zu besuchen..." begann der Mann zu erzählen. Wir waren alle zu überrascht um ihn zu unterbrechen. „James hat sich immer für Kate und Donna eingesetzt, weil ihr Vater ein ziemlich altmodisches Bild von der Welt hat. Er war dagegen das die beiden arbeiteten, er fand es immer gut so wie es war als Kate und Donna die Hausfrauen waren und ihre Männer zur Arbeit gegangen sind. Ich habe mich da nicht eingemischt, Kate hat immer gesagt sie will ihren Vater nicht enttäuschen." sprudelte es aus ihm heraus. „Hat Kate nach seinem Tod angefangen zu arbeiten?" fragte ich ihn, da sich langsam alles zusammenreimte. Er nickte. „Sie hat die Stelle als Putzfrau angenommen. Und auch Donna hat sich einen Job gesucht." sagte er. „Das ganze Rudel hat also dem Anführer gehorcht." sagte Dean unbeeindruckt. „Und als der gestorben ist haben alle die große Freiheit gefeiert und genau das getan, was er nicht wollte." sagte er. „So würde ich es nicht ausdrücken..." sagte Kates Mann zögernd. „Wurde Ihr Schwiegervater in Minneapolis beerdigt?" fragte Sam. Der Mann schüttelte den Kopf. „Er wurde auf seinen eigenen Wunsch hin verbrannt." sagte er. „Ich geh dann mal los, Dad!" hörten wir eine Mädchenstimme von oben und kurz darauf ging ein etwa sechzehn Jahre altes Mädchen die Treppe hinunter. Wir hatten sie schon mal gesehen, als wir das letzte mal bei den Barrymores waren. Ihre kleine Schwester war uns allerdings mehr aufgefallen, da sie es nicht besonders gut hatte verbergen können, dass schon jemand in ihrer Familie gestorben war. „Wo will sie denn hin?" fragte Dean den Mann. „Es ist kurz vor sieben und es ist Samstag!" fügte er hinzu. „Fiona hat einen kleinen Nebenjob als Kellnerin in einem Diner angenommen um sich ihr Taschengeld aufzubessern!" sagte der Mann stolz und begriff offenbar den Zusammenhang überhaupt nicht. „Danke, Sie haben uns sehr geholfen!" sagte Dean und wir gingen schnell aus dem Haus. „Wir haben hier also einen alten Sexisten der die Frauen seiner Familie umbringt die arbeiten gehen!" sagte ich genervt und verschränkte im Laufen die Arme. „Auch mal was neues." murmelte Dean. „Aber wenn er verbrannt ist, dann kann er ja nur an einen Gegenstand gebunden sein. Und so viele Gegenstände wie noch von ihm übrig sind..." sagte Sam, dann fiel ihm etwas auf. „Wo ist sein Gehstock?" fragte er uns, doch wir sahen ihn nur schulterzuckend an. „Ich glaube der Sheriff hat ihn mitgenommen..." sagte ich dann, da ich mich an so etwas erinnern konnte. Sam riss leicht die Augen auf. „Seid mal froh das ich seine Nummer hab." murmelte er und tippte schnell eine Nummer ein, während er uns anwies in den Wagen zu springen. Als wir schon auf der Straße waren, steckte er sein Handy weg. „Er frühstückt gerade." sagte er. „Lass mich raten – in dem Diner wo Fiona kellnert?" fragte ich aufgebracht und Sam nickte nur. Dean trat sofort aufs Gas, das kleine Diner lag direkt neben der Polizeistation und war die einzige Möglichkeit hier etwas leckeres zu Essen zu bekommen, wir hatten uns dort auch schon etwas zum Mitnehmen geholt.

Als wir dort waren rannten wir in das Diner, die Gäste sahen uns schockiert an und dem Sheriff fiel sogar ein Stück von seinem Sandwich aus dem Mund. Sam entschuldigte sich schnell bei allen Gästen, während Dean und ich uns nicht darum kümmerten sondern direkt zum Sheriff gingen. „Wo ist der Gehstock?" zischte Dean ihm zu. „Den aus dem Kofferraum...?" fragte der Sheriff langsam und wir nickten beide schnell. „Ich wollte ihn nach dem Essen in die Asservatenkammer bringen." sagte er und wirkte als hätte er einen Plan, dann sah er aber in die Plastiktüte neben sich und drehte sich schockiert zu uns um. „Er ist nicht mehr da..." sagte er und sah wirklich aus als hatte er keine Ahnung, was damit passiert war. „Wo ist Fiona Barrymore?" fragte ich aufgebracht eine Kellnerin mit hübschen dunklen Locken, etwa in Fionas Alter. Sie zeigte nur auf eine Tür, die nach hinten in den Kühlraum ging. Sofort schnappte sich Dean das Salz vom Tisch des Sheriffs, der diesen noch verdutzt ansah, dann liefen wir alle in den Kühlraum. Sam kam als letzter an, da er noch etwas gebraucht hatte um ein paar Leuten zu verdeutlichen das alles in Ordnung sei und sie einfach weiter essen sollten. Schnell schloss er hinter sich ab, es war besser wenn hier niemand sonst reinkommen würde. Der Kühlraum war nicht besonders groß, aber voll gestellt mit Regalen in denen Lebensmittel lagerten. Als einziges Diner hier draußen brauchte man eine Menge Essen, schließlich dauerte es bis zum nächsten Supermarkt auch eine ganze Weile. Wir sahen uns schnell im Kühlraum um, doch wir sahen nichts wegen den vielen Regalen. Ein Schrei durchschnitt die Stille, er kam aus einer Ecke des Kühlraums. Als wir in die Nähe des Geräusches kamen, sahen wir auch schon Fiona, sie saß zusammen gekauert in der Ecke an ein Regal mit Milchpackungen gelehnt. Sie hielt sich die Hände vors Gesicht, während ein alter Mann mit grauen Haaren und einem braunen Kordanzug mit dem Gehstock zum Stich ausholte. Dean schraubte schnell den Deckel des Salzstreuers ab und schleuderte das Salz nach dem Mann, der sich noch umdrehte, sich dann aber auflöste. Die Gefahr war noch nicht gebannt, schließlich war der Gehstock noch da. Er fiel polternd zu Boden. „Was...was ist gerade passiert..." fragte Fiona mit Tränen in den Augen. Dean zündete mit seinem Feuerzeug den Gehstock an, der sofort hell aufbrannte und bald schon nur noch ein Häufchen Asche war. Die silberne Spitze schmolz zu einem Fleckchen zusammen, das Dean schnell zusammen trat und dann in den Mülleimer warf. Es war nicht mehr von wert, weder für den Geist noch für jemand anderen. Sam gab Fiona währenddessen eine kleine Erklärung ab, Dean und ich atmeten einfach nur tief durch. „Jetzt haben wir es wirklich geschafft!" sagte ich und zwinkerte Dean dann zu. „Gibt es hier einen zweiten Ausgang? Ich glaube wir haben ganz schön viel Chaos angerichtet und die Leute im Diner werden sich fragen was hier los ist..." fragte Sam Fiona, die sich inzwischen aufgerappelt hatte. Sie nickte und führte uns durch das Gewirr der Regale zu einer schweren Tür. „Danke!" sagte sie leise, als sie uns die Tür öffnete. „Keine Ursache." Ich lächelte sie an. „Viel Glück bei deinem Job!" Sie lächelte zurück und lies uns aus der Tür hinaus. „Na los, wir müssen schon wieder flüchten!" sagte Sam zu uns, während wir über einen kleinen Weg zurück zum Impala liefen. Von drinnen, aus dem Diner, hörte man verschreckte Stimmen durcheinander fragen, was passiert sei oder ob jemand verletzt sei. Fionas Schrei hatte man wohl doch gehört. Gut das wir jetzt eh verschwinden würden, dachte ich mir als ich mich ins Auto setzte und als erstes Mal meine Schuhe wechselte, in diesen hohen Schuhen würde ich heute keinen Meter mehr laufen.

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