~11~


Vor der Tür stand ein Mann mit blonden, verwuschelten Haaren, etwa in Deans und Sams Alter, aber er wirkte deutlich unreifer und kindlicher. „Ich habe die Adresse vom Sheriff bekommen, wissen Sie, er hat nur meine Anzeige aufgenommen aber er meinte wenn Agents in der Stadt sind, dann sollten sie auch davon wissen." sagte der Mann und spielte an einem Knopf seiner Jacke herum. „Mein Name ist Kyle Black. Und meine Schwester ist verschwunden."

„Deshalb meinte Crowley wir müssen Susanna wieder suchen..." flüsterte ich Dean zu, während ich mir aus dem Kühlschrank ein Bier holte. Dean reichte ich auch gleich noch eins, da ich wusste das er es nicht ablehnen würde. Gerade brauchte ich einfach was zu trinken, es war zu viel in zu kurzer Zeit passiert. Alles hatte uns wieder an den Anfang geworfen, aber eine gute Sache hatte das ganze: Crowley spielte nun endlich mit offenen Karten und das war doch schon mal ein Triumph. Sam befragte Kyle noch über seine Schwester, als dieser betrübt das Hotelzimmer verließ, nahm er sich auch noch ein Bier und setzte sich zu uns an den Tisch. Er atmete tief durch. „Das Versteckspielen hat wohl aufgehört, Kyle meint seine Schwester wäre von jetzt auf gleich einfach aus dem Haus gestürmt und mit seinem Wagen davon gefahren. Er war zu nervös um sich die Richtung zu merken und auch sonst ist er...sehr nervös." Sam öffnete sein Bier und nahm einen Schluck. „Ich hab mir das Nummernschild geben lassen, aber wenn sie klug ist dann steht das Auto längst an einer Tankstelle und sie hat ein neues." berichtete Sam weiter. „Bis wir wieder was von ihr hören kann es Wochen dauern..." sagte Dean und stellte sein Bier auf dem Tisch ab. „Blöde Frage, aber haben wir uns vielleicht mal etwas Urlaub verdient?" fragte ich die beiden. Die beiden sahen mir nur an, musterten mich. „Nur ein Mal wieder ausschlafen, man, ich vermisse das!" quengelte ich etwas, dann musste Sam lachen. „Wir könnten wirklich mal einige Zeit hier entspannen, nur ein paar Tage." sagte er kompromissbereit. Dean sah mich noch einige Zeit länger an, dann nickte er.

Es war einige Tage her, seit wir nichts mehr von der Hydra gehört hatten. Sie war komplett verschwunden, ihr Auto wurde in einem Graben gefunden aber von ihr selbst gab es keine Spur. Sie war vielleicht wieder untergetaucht aber diesmal hatte man nicht mal Susanna Black gesehen. Die Tage liefen nur so an mir vorüber, ich genoss das lange Schlafen und die Freizeit die uns blieb. Auch wenn ich Sam und Dean immer wieder beide in der Nacht aufschrecken hörte und die beiden mich dabei ebenfalls aus dem Schlaf rissen, war es einfach mal ruhig. Es war wirklich ruhig geworden ich ich könnte mich beinahe daran gewöhnen, morgens mit den beiden zu frühstücken, viel fern zu sehen und am Green Lake spazieren zu gehen und einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Auch wenn Dean, Sam und ich kaum etwas taten, war diese Zeit doch sehr beruhigend. Es war morgens, die Sonne war schon eine Weile am Himmel und ich lag mit einem Laptop auf dem Bett und surfte im Internet. Ich hatte mein erspieltes Geld mal zusammen gekratzt und mir einen einfachen Laptop gekauft, schließlich brauchte ich eine Beschäftigung in meiner ganzen Freizeit. Und um zu recherchieren war ein zweiter Laptop bestimmt ganz gut. Ich surfte also herum und sah mir einige Videos an, als Dean durch die Tür kam. Sam hatte gerade geduscht und trocknete sich die Haare mit einem Handtuch ab. „Ich hab einen Fall für uns!" sagte Dean und strahlte, während er eine Zeitung hoch hielt. „Ich dachte du wolltest nur kurz in ein Diner gehen und uns ein paar Sandwiches holen..." fragte ich etwas enttäuscht. Dean warf mir die Tüte zu, die er in der Hand hielt und grinsend holte ich ein Sandwich mit Hühnchen darauf heraus und biss hinein. „Jetzt kann ich dir zuhören!" sagte ich mit vollem Mund und wartete auf Deans Erklärung. „Wir hatten doch Urlaub." sagte Sam, aber er interessierte sich auch für die Zeitung. „Ich kann nicht den ganzen Tag nichts tun und es war wirklich eine Zeit lang ruhig, aber jetzt ist eben etwas passiert!" sagte Dean und reichte Sam den Zeitungsartikel. „Gestern Nacht wurde in einer Schule eine Frau umgebracht, keine Einbruchsspuren, keine Zeugen..." sagte Dean. „In einer Schule? Nachts?" fragte ich nach. „Ja, sie war dort die Putzfrau." sagte Dean und Sam reichte mir währenddessen die Zeitung. Es sah schon mysteriös aus, aber so etwas kann auch leicht ein normaler Mord sein, ohne Übernatürliches. Es war trotzdem eine gute Idee, irgendwie fehlte mir das Jagen auch. „Komm schon, Sammy! Wir haben doch nichts zu tun bis wir wieder etwas von der Hydra hören!" sagte er und Sam nickte schon bereitwillig. „Wo?" fragte er. „In Eagle Point, das sind von Green Lake aus nur vier Stunden fahrt. Wir sollten dringend dieses Hotel verlassen, die Frau an der Rezeption nervt mich langsam." sagte Dean und ich musste lachen. „Aber nur weil sie auf deine Flirtversuche nicht eingeht!" entgegnete ich, aber machte mich daran zu packen, nachdem ich das köstliche Sandwich gegessen hatte.

Eagle Point war nicht mal eine richtige Stadt, es waren eher ein dutzend Häuser verteilt auf viel Fläche. Zwischen den Häusern lagen viele Felder und die Straßen waren ewig lang, weil es pro Straße gerade mal zwei Häuser mit anliegenden Feldern gab. Aber dieses Dorf hatte einen Supermarkt und seit neustem eine Schule, da es viele weitere umliegende Dörfer gab und Eagle Point in einem kleinen Umkreis das größte Dorf war. Diese Schule dürften wirklich nur wenige Kinder besuchen, nicht mal ein Hotel gab es in dieser Gegend. „Und was machen wir jetzt?" fragte ich die beiden Brüder, als wir ein paar mal durch die Straßen gefahren waren und uns umgesehen hatten. Wir wollten uns erst ein Mal in Kenntnis setzen lassen, bevor wir bei fremden Bauern fragten ob wir bei ihnen schlafen konnten. Während Sam das keine schlechte Idee fand, lehnten Dean und ich es strickt ab jemanden um Hilfe zu bitten. „Zur Not schlafe ich bei euch im Kofferraum!" sagte ich als Sam wieder damit anfing jemanden zu fragen. „Warum nicht? Kuschel dich doch gleich an die ganzen Waffen..." sagte Dean belustigt. „Wir schlafen im Auto auf dem kleinen Campingplatz." machte Dean nun einen Vorschlag. „Hier gibt es einen Campingplatz? Wer will denn hier hin, hier gibt es doch nur Felder..." sagte ich, aber nahm den Vorschlag an. Der Campingplatz war wirklich klein und nach dem wir bezahlt hatten entdeckten wir nur zwei weitere Autos und ein großes Familienzelt auf dem abgetrennten Stück Wiese. Es war wirklich wenig los.„Wir nehmen den ganz hinten..." murmelte Dean leise und parkte den Impala mit größtmöglichem Abstand zu den anderen. Trotzdem kam sofort ein Mann zu uns. „Hallöchen, wir sind dann wohl eure Nachbarn!" sagte er und grinste durch das offene Fenster. „Ja, schön Sie kennen zu lernen!" sagte Dean und grinste unnatürlich, dann kurbelte er schnell das Fenster zu. Der Mann machte einen leicht verwirrten Eindruck, aber das tat seiner Fröhlichkeit keinen Abbruch und er ging strahlend zu seiner Familie zurück. „Der ist ja schlimmer als du!" sagte Dean als er ausstieg. Ich musste kichern, der Mann hatte wirklich etwas Ähnlichkeit mit Sam, aber eher auf übertriebene Art und Weise. Sam sah Dean genervt an, doch er ging nicht darauf ein, wie meistens.

Der Tatort war noch abgesperrt und die Journalisten, wenn es in dieser Gegend überhaupt welche gab, waren schon abgezogen. Die einzigen die sich noch hier aufhielten waren der Sheriff dieses Gebietes und die restliche Polizei, die hier aus einigen wenigen Leuten bestand. Wir waren schon in kleineren Orten, Eagle Point hatte wenigstens dreitausend Einwohner, aber in anderen kleinen Städten war es immerhin eine Stadt. Hier war alles so weit verteilt, dass man sich gar nicht vorkam wie in einer Stadt. Klar, es war besiedelt, aber mit nur einem Supermarkt und den vielen Feldern machte das Gebiet wirklich nicht den Anschein einer Zivilisation. Und die Polizei auch nicht, denn die sahen so aus, als wäre dieser Mord das spannendste was hier seit langer Zeit passiert war. Wir hatten uns in den Waschräumen des Campingplatzes umgezogen und traten nun wieder als FBI auf, damit wir die Polizeiergebnisse ebenfalls mitbekommen konnten. Der Sheriff strahlte uns an, als wir den Tatort betraten. „Es wurde ja auch langsam mal Zeit das unsere Gegend wichtig wird, wie kann ich Ihnen helfen?" fragte er und grinste immer noch breit, mir kam es etwas unpassend vor einen Mord von dieser Seite zu sehen aber ich spielte meine Rolle. Während Dean uns vorstellte und dann den Sheriff und seine dürftige Begleitung befragte, kroch ich unter dem Absperrband durch und sah mir die Leiche an. „Wir warten gerade auf den Pathologen..." sagte eine Stimme, die von einer jungen Polizistin kam, Dean war gerade fertig ihr Fragen zu stellen. „Die Frau wurde gestern Nacht ermordet, sollte sie nicht längst untersucht werden?" fragte ich sie und sie nickte sofort. „Ja, wissen Sie, wir haben hier nur keine Pathologie im Krankenhaus....Wir haben hier nicht mal ein Krankenhaus, dazu müssen Sie in die nächst größte Stadt fahren." sagte sie als wäre es ihr peinlich. Ich nickte nur, mehr ließe sich nun auch nicht mehr machen als zu warten. Und es war unser Glück, so konnten wir noch einen Blick auf die Leiche erhaschen. Es war eine Frau, etwa ende dreißig Jahre alt und relativ hübsch. Ihr dunkelbraunes Haar hatte sie kurz geschnitten und sie wirkte wie eine Frau die mit beiden Beinen im Leben stand. Doch nun hatte sie ein großes Einstichloch dort, wo ihr Herz war. Es war jedoch noch dar, es war kein Werwolf gewesen der Hunger auf Menschenherzen hatte, sondern es war wirklich ein relativ normales Einstichloch, so weit man das von einer solchen Wunde sagen konnte. „Sam, komm mal her..." rief ich ihn, da er gerade nur damit beschäftigt war das Zimmer zu untersuchen. Es war ein Klassenzimmer wie die, in denen ich damals selbst zur Schule gegangen war. Ziemlich klein, aber passend zur Gegend, in der Gegend in der ich aufgewachsen war hatte es auch nur so kleine Räume gegeben, da wir maximal zu zwanzigt in einer Klasse waren. Der Putzwagen den die Frau vor sich her geschoben hatte, stand noch einige Meter von ihr entfernt und der Besen lag neben ihr auf dem Boden. Aber ich hatte etwas ganz anderes entdeckt, und das zeigte ich Sam nun. „Ist das Ekotplasma in der Wunde?" fragte ich Sam, da ich es nicht genau deuten konnte. Sam nickte. „Wir suchen wohl nach einem Geist..." sagte er, dann sah er sich die Wunde genau an. „Sieht aus wie ein Loch, gerade mal so groß wie eine Pfeilspitze." murmelte er. „Aber die Tiefe passt nicht zu einem Bogen." dachte er weiter laut und mir wurde es zu spekulativ. Ich stand auf und ging zu Dean, der nun selbst alle befragt hatte. „Es hat sich nichts verändert seit die Polizei hier war, das ist gut." sagte er. „Ja, aber das ist schlecht." sagte ich leise zu ihm und zeigte mit dem Kopf auf den Sheriff, der versuchte unglaublich heimlich Fotos von uns zu machen. Dean drehte sich weg. „Wie kann man nur so ein erbärmliches Leben haben das wir drei falschen FBI-Agents etwas besonderes sind!" zischte er leise. „Laut der Akte hatte sie Familie, wir sollten sie befragen gehen." sagte Sam, der nun dazu kam. „Und zwar schnell!" fügte er noch hinzu als er sah, wie der Sheriff schon wieder ein Foto von uns machte, während er versuchte so zu wirken als sah er nur in die Frontkamera seines Handys. Genervt zogen wir drei ab und stiegen wieder ins Auto, da die Strecken zwischen den einzelnen Häusern schon ziemlich groß waren.

Bei der Familie unserer Toten, welche übrigens Kate Barrymore hieß, machte uns sofort ein Mann die Tür auf. Er hatte die Nachricht wohl schon erfahren, denn er sah ziemlich fertig aus. Als wir eintraten, saßen zwei Kinder auf dem Sofa. „Guten Tag, Mister Barrymore?" fragte Dean ihn und er nickte sofort. Nachdem Dean uns vorgestellt hatte, wurden wir sofort ins Haus gebeten. Wir machten sofort mit den Augen klar, dass sich Sam im Haus umsehen würde, während Dean und ich die Kinder und den Vater befragten. Bei der Befragung kam nicht viel raus, der Vater stand nun alleine mit seinen beiden Kindern da und vermisste seine Frau schrecklich. Sie hatte sich wohl viel um die Kinder gesorgt und war endlich, nach vielen Jahren als Hausfrau, einem Beruf nachgegangen. Anzeichen von Geistern hatte auch die ganze Familie nicht bemerkt, irgendwie war die Befragung ziemlich deprimierend. Niemand konnte sich erklären warum oder wie Kate angegriffen worden sein konnte, nur wir wussten, dass es ein Geist war. Als ich die Frage stellte, ob jemand kürzlich in der Familie verstorben sei, sah uns der Vater eindringlich an. „Warum wollen Sie das wissen?" fragte er uns nur, schließlich musste ich zugeben, dass es nicht wirklich in den Bereich des FBIs fiel. Sam entschuldigte sich für uns und meinte nur, das wir alles wissen sollten, was in letzter Zeit passiert war. Seine Augen zuckten jedoch unruhig hin und her und er sah uns nicht direkt in die Augen, als er sagte: „Nein, und wir wären jetzt gerne alleine. Sie verstehen doch?"

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