Ich setzte mich nach draußen auf die Bank vor dem Hotel und kramte meine Zigarettenpackung aus der Tasche und zündete mir die letzte an, die leere Packung schmiss ich wütend auf den Boden. Ich war sauer, ich war sauer auf mich selbst, das so einfache Worte mich so verletzen konnten. Es waren die Worte aus dem Mund dieser Person, die mir zu schaffen machten. Doch ich wollte jetzt nicht darüber nachdenken, ich wollte einfach nur hier draußen sitzen und auf die Straße starren. Ich saß gerade mal einige Minuten draußen, da ging auch schon die Tür des Hotels auf. Dean setzte sich neben mich, das erkannte ich im Augenwinkel an seinem Gang und seiner Kleidung. Er lehnte sich nach vorne und stützte sich mit seinen Ellenbogen auf den Knien ab, so konnte er die Hände ineinander verschränken. So saß er oft da, das hatte ich bemerkt. Ich sah ihn allerdings nicht direkt an, er beobachtete mich aber genau, das spürte ich. „Du rauchst echt zu viel." sagte Dean leise und sah kurz zu meiner Zigarette und dann wieder zu mir. „Ist ja was ganz neues." gab ich genervt zurück. Dean seufzte. „Ich habe das grade eben nicht so gemeint..." sagte Dean, ich sah ihn immer noch nicht an. „Hat dich Sam geschickt?" fragte ich ihn, da ich wusste das Sam es nicht leiden konnte wenn unter uns Streit ausbrach. Wenn es nach ihm ginge würde sich wohl alles mit einem guten Gespräch klären lassen, vielleicht hatte er ja sogar Recht. „Nein." sagte Dean, doch ich zog nur an meiner Zigarette statt auf ihn zu achten. Dean sah mich kurz prüfend an, dann nahm er die Zigarette aus meiner Hand und warf sie weit über seine Schulter weg. Ich machte den Mund auf um empört etwas zu sagen, doch ich sagte nichts, da Dean schon anfing zu reden. „Ich reagiere hin und wieder mal über." sagte er nur. „Soll das eine Entschuldigung sein?" fragte ich ihn und sah ihn nun endlich richtig an. „Ja..." er sah flüchtig zur Seite. „Du bist aber nicht besonders gut darin..." sagte ich und Dean biss sich auf die Unterlippe. Er sah mich fragend an, als wollte er fragen ob alles wieder gut sei. Ich stand auf. „Wohin gehst du?" fragte Dean mich. Ich ließ ihn einen Moment zappeln, dann grinste ich leicht, aber auch nur ganz leicht. „Zu Sam, wir müssen doch noch den Tatort untersuchen." sagte ich, auch wenn ich noch nicht ganz überzeugt von Deans Entschuldigung war. Ich ging los zu Sam, während Dean erst jetzt ebenfalls grinsend aufstand. Sam war wirklich aus der Tür gekommen, das hatte Dean in seinem versuchten Redefluss gar nicht bemerkt. Entschuldigungen lagen ihm wirklich nicht. Sam drückte mir einen Rucksack in die Hand, als ich bei ihm angekommen war. „Hat er sich entschuldigt?" fragte Sam leise und etwas beeindruckt, als er mir die Tasche gab. Ich nickte nur kurz, war das wirklich so etwas besonderes. Sam konnte keine Antwort mehr darauf geben, denn Dean kam bei uns an und nahm mir freundlicherweise die Tasche ab, auch wenn ich das Gefühl hatte das er schleimte.
Der Himmel war wirklich schon dunkel, als wir über die Straße gingen und durch das Tor eines grauen Maschendrahtzauns auf die Rückseite der Bar kamen. Die Hintertür lies sich leicht knacken, das Schloss war nicht besonders gut und Sam brauchte nur wenige Sekunden mit einem Dietrich. Drinnen sah die Bar aus, als hätte hier ein Sturm gewütet. Tische lagen auf dem Boden, Stühle waren umgeworfen worden und Glassplitter von zerbrochenen Gläsern lagen auf dem Boden. Das Überwachungsvideo zeigte wohl nur einen kleinen Teil des Kampfes, der hier stattgefunden hatte. „Hier sind keine Leichen." sagte Sam sachlich. Dean sah sich mit einer Taschenlampe um. „Wo ist das ganze Blut? Es sieht hier zwar schlimm aus, aber nicht als ist hier ein Mord passiert. Und es gibt auch kein Absperrband von der Polizei." sagte er und blieb, anders als eben, ruhig dabei. Ich nickte, die ganze Situation war seltsam. „Hier wurde geputzt." sagte ich und ging in die Hocke. „Das hier ist Bleiche..." sagte ich. „Wahrscheinlich hat die Polizei den Tatort schon sauber machen lassen." sagte Sam und ich stand wieder auf. Der Besitzer des Lokals wollte es sicher bald in Betrieb nehmen, langsam bewahrheitete sich Deans Theorie leider, das hier etwas faul war. Sam ging in eine Ecke und hob etwas unter einem zerbrochenen Stuhl auf. Es war eine total verbeulte Überwachungskamera. Sam zeigte sie uns schnell und versuchte dann das verbogene Ding auseinander zu bauen, doch das einzige was er fand war eine in kleine Stücke zerlegte Speicherkarte. Ich seufzte. „Woher hat Crowley dann die Fotos?" fragte ich enttäuscht. „Das ist eine gute Frage..." sagte Sam und atmete laut aus. „Wir sollten hier weg." sagte er noch und erst jetzt bemerkte ich, das wir uns schon eine Weile im Haus aufhielten und die Nachbarn das wohl nicht so gut finden würden, wenn sie uns bemerkten. Wir brachen schnell wieder ins Hotel auf und schlichen mit gepackten Sachen über die Straße.
Es war mitten in der Nacht und nicht nur ich, sondern auch Dean und Sam waren viel zu müde um nachzudenken. Es war ungewöhnlich, aber wir fielen wie Steine ins Bett und es dauerte nicht lange bis wir alle schliefen. Dean und Sam schliefen für gewöhnlich nicht lange, sie waren meistens noch wach wenn ich schlafen ging oder schon wach wenn ich aufstand. Ich fragte lieber nicht nach, denn ich hatte so das Gefühl, das es ein Privileg war als Jäger normalen Schlaf zu genießen.
„Müssen wir dich den jedes Mal wecken?" fragte Dean mich und ich schreckte so schnell aus meinem Schlaf hoch, dass ich mit ihm zusammenstieß. Er hatte sich um mich möglichst laut zu wecken über mich gebeugt und eine ganz schöne Kopfnuss kassiert. Er rieb sich zwar die Stirn, musste aber lachen als er sah wie ich mich verwirrt umsah. Ich musste erst ein Mal begreifen wo ich eigentlich war, ich war so schnell aufgestanden, dass ich die Realität noch nicht so ganz wahrnahm. „Na los, wir wollen doch alle Fakten kennen, bevor wir urteilen, oder?" fragte Sam in die Runde und sah ganz besonders Dean dabei an. Ich atmete tief ein und aus, sogar der Morgen begann hier schon mit Arbeit.
„Das muss ja wichtig sein, wenn gleich drei Agents hier aufkreuzen!" sagte der Sheriff, der mir schon von Anfang an unsympathisch war. Er hatte blonde, teils graue Haare und einen Schnauzbart in dem sich Krümel seines letzten Brötchens verfangen hatten. Er saß an seinem Schreibtisch und hatte die Füße hochgelegt. Er musterte uns, dann bemerkte er die eindringlichen Blicke meinerseits. Er grummelte etwas, dann nahm er seine Füße herunter und griff sich aus seinem Aktenschrank eine Akte. „Bitte, lesen Sie." sagte er. „Aber Sie werden nicht viel finden, die Polizei kam erst nach dem Wirbelsturm der dort durch gefegt ist an. Wir haben alles genau so gefunden wie es nun dort ist, vielleicht ein wenig schmutziger..." sagte er und biss in ein neues Brötchen, das er auf einem kleinen Teller vor sich liegen hatte. Sam blätterte etwas in der Akte herum und gab sie dann an mich weiter. Die Akte war wirklich ausgesprochen leer, es gab Tatortfotos und Zeugenberichte, allerdings stand in denen nur, dass sich irgendetwas im Lokal ereignet hätte. Aber niemand wusste genau was, denn seit dem Abend waren die Barkeeperin und die beiden Kellner verschwunden, die Gäste die an diesem Abend in der Bar waren, waren alle schon vorher gegangen und konnten nichts genaues sagen. Generell war die Mappe aber ziemlich schlampig, man fand nicht nur wenige Zeugenberichte für einen Abend in einer Bar darin, sondern auch die Fotos waren von schlechter Qualität. Zudem verteilten sich Fettflecken über die ganzen Seiten. Ich verzog das Gesicht und gab die Akte weiter an Dean, doch auch ihm genügte ein einziger Blick um zu wissen, das das uns nicht besonders helfen würde. Hier in Green Lake gab es wenige Menschen, daher wurde Polizeiarbeit hier auch nicht viel gebraucht. Und der Sheriff verstand sich offenbar darauf diese wenige Arbeit die er hatte auch noch schlecht zu machen. Wir bedankten uns höflich, auch wenn er das nicht verdient hatte und gingen aus dem Gebäude. „Ich weiß nicht wie lange ich das noch mit mache, wenn ich dazu immer diese Sachen anziehen muss." sagte ich genervt und Sam lachte. „Du gewöhnst dich schon noch dran." er grinste mich aufmunternd an. „Ich hoffe nicht!" Nun musste er noch mehr lachen. Es war ein hübscher, sonniger Tag, da Green Lake ein wenig nördlich lag war die Luft kühler als ich es gewohnt war, aber ich empfand sie nicht als störend. Wir stiegen in den Impala und schwiegen. Jeder wusste was der andere dachte: Diese Situation mussten wir uns dringend erklären lassen. Leider musste ich zugeben, das die Immunität gegen das Wort ‚Christo' mich schon ganz schön ins schwanken gebracht hatte. Zudem war die ganze Sache mit der Bar seltsam. Nach einer Autofahrt voller wirrer Gedankengänge schwirrte mir der Kopf. Als wir ins Hotelzimmer kamen, setzte ich mich aufs Bett, doch es wollten einfach keine logischen Gedanken mehr in meinen Kopf kommen. „Ich finde Crowley sollte uns das erklären!" sprach Dean endlich das aus, was alle unterbewusst für das beste hielten. Ich nickte nur und holte mein Handy aus der Tasche. „Ich ruf ihn mal an..." sagte ich. Es fühlte sich seltsam an einen Dämon anzurufen, vor allem mit einem Handy. Ich drückte ein bisschen auf der Tastatur meines Steinzeit-Handys herum, bis ich Crowleys Nummer gefunden hatte. Ich hatte sie noch nicht eingespeichert, da ich sie nur dadurch bekommen hatte, dass er mich vor dem Krankenhaus angerufen hatte. Seine Nummer war 666 und ich hoffte, dass ich ihn durch einen Rückruf erreichen konnte. „Der König der Hölle am Apparat, was kann ich für dich tun?" fragte er übertrieben freundlich, doch bevor ich ein Wort sagen konnte, redete er schon weiter. „Hallo Avery, schön dich zu hören. Wie ich sehe seid ihr in Green Lake, gut gemacht." sagte er und ich verzog verwirrt das Gesicht. Woher wusste er bitte wo wir waren? Ich entschied mich direkt zum Wichtigen Teil meines Anrufes zu kommen. „Wir würden gerne mit dir reden, es ist wichtig." sagte ich und Crowley lachte am Ende der Leitung. „Wir? Meinst du dich oder meine Jungs?" fragte er mich. „Wir alle." gab ich starr zurück. „Denkst du ich habe als König der Hölle den ganzen Tag Zeit um mich um euch zu kümmern?" fragte er, immer noch höchst erfreut. „Kleines, hier unten warten eine Menge böser Leute auf mich..." Seine Stimme verfiel in den ironischen Singsang den er oft verwendete, es mochte irgendwie witzig und unterhaltsam sein, aber langsam ging es mir ganz schön auf die Nerven, vor allem weil ich ein ernstes Gespräch mit ihm haben wollte. „Crowley, es ist wichtig! Komm sofort hier her, wir müssen mit dir reden. Ansonsten ist deine Mission gestorben und dir rettet niemand mehr den Arsch vor der Hydra!" sagte ich, meine Stimme klang wie die von jemandem der wirklich etwas zu sagen hatte. Auch wenn ich selbst nicht von mir überzeugt war, als ich unsicher zu Dean und Sam hinüber sah, nickten die beiden mir aufmunternd zu. „Ich...werde wohl mal vorbei schauen." sagte Crowley, hörbar aus der Bahn geworfen aber immer noch unter der Maske seiner Fröhlichkeit. Ich drehte mich um und klappte siegessicher mein Handy zu, da stand er auch schon vor mir und ich schreckte zurück. So schnell hatte ich ihn nicht erwartet. „Wie? Kein Empfangskomitee?" fragte er als er sich umsah. „Sag uns was los ist Crowley!" sagte Dean forsch. „Was zum..." begann Sam, der auf Crowleys sonst so schwarzen Mantel gesehen hatte. Dieser war blutbefleckt und Crowley wischte sich gerade die letzten Blutspritzer von den Fingern daran ab. „Was denkt ihr was in der Hölle den ganzen Tag mache? Stricken?" witzelte er. Doch ich brauchte eine ganze Weile um meinen Blick von den Blutflecken loszureißen, ich wollte gar nicht wissen womit er sich die Zeit vertrieb. „Wir haben da so einige Fragen an dich." sagte Dean und Crowley verdrehte die Augen, lehnte sich dann aber gemütlich an die Wand und verschränkte die Arme. Dann sah er Dean auffordernd an. „Warum reagiert Susanna Black, alias die Hydra, nicht auf das Wort ‚Christo'?" fragte Dean und das Wort entfaltete bei Crowley seine Wirkung. Sofort verschwand das Weiße aus seinen Augen und auch die Iris war nicht mehr zu sehen, das einzige was sich erkennen ließ war die rote Farbe seiner Dämonenaugen. Er sah Dean mit vernichtendem Blick an. „Außerdem fragen wir uns, warum in der Bar keine Leichen waren und auch kein Blut? Warum war die Kamera kaputt? Warum gibt es keine Zeugen deines kleinen Streits? Und vor allem – warum ist das einzige was wir gegen diese Frau in der Hand haben deine Fotos von dieser Überwachungskamera, die es nicht mal geben dürfte?" fragte Dean, seine Stimme wurde immer lauter. Sam lehnte nur am Tisch und musterte Crowley, er beobachtete ihn ganz genau, wie er reagierte, was er sagen würde, einfach alles. Als Crowleys Augen wieder normal waren, schüttelte dieser kurz seinen Kopf. „Meine Güte, ihr meint es ja ernst." sagte er. „Wie es aussieht ist die Hydra untergetaucht. Ein Dämon kann in das Unterbewusstsein eines Menschen abtauchen und wenn es ein mächtiger Dämon ist, kann er dort nicht beschädigt werden. Die Hydra ist wie ein Dämon, der seinen Körper nicht verlassen kann. Aber auch sie kann abtauchen. Dieses arme Mädchen hat die Hydra und einen Dämon in sich die sich beide prächtig verstehen. Und wahrscheinlich planen die beiden den nächsten Anschlag, im besten Versteck den jemand wie sie haben kann: tief in dem Unterbewusstsein eines Menschen." sagte Crowley theatralisch. „Ich nehme mal an das das passiert ist, es würde dazu passen das jemand die Bar aufgeräumt hat. Wisst ihr, ich wollte euch das eigentlich nicht sagen, weil ihr euch dann noch mehr fragt warum ihr mir helft, aber alle Personen die in der Bar umgebracht wurden waren Dämonen. Sie waren alle meine Gefolgsleute und offensichtlich hat die Hydra vor mich zu stürzen." sagte er. „Und das muss verhindert werden, denn die Hydra ist eindeutig kein halb so charmanter König wie ich es bin!" sagte Crowley und grinste nun über das ganze Gesicht. „Es geht also um deine Herrschaft." sagte Dean und seine Augen funkelten belustigt. „Weißt du wir könnten dich auch hier einfach umbringen, dann musst du dir darum keine Sorgen mehr machen!" Dean schritt ein wenig im Raum herum. „Es ist nur in eurem Ermessen. Ich lasse eure Welt so gut wie in Ruhe, aber bedenkt mal von wem die Hydra damals, vor vielen tausend Jahren in die Hölle verbannt wurde: genau, Herakles. Und dieser war mehr oder weniger ein Mensch." sagte Crowley. „Lass gut sein Dean, wir retten doch gerne die Welt." sagte Sam mit leicht ironischer Stimmlage. „Ich hatte also recht, Susanna Black ist die Hydra. Nur... einfach nicht im Moment." sagte ich und sah Sam und Dean an. „Was, habt ihr der Kleinen etwa nicht geglaubt?" fragte Crowley gespielt entsetzt. Er sah auf seine Uhr. „Oh, oh, ich muss los." sagte er und wollte beinahe gehen, da drehte er sich noch ein Mal um. „Ach ja, unser kleiner Zwischenfall hier kostet euch eine Menge Zeit. Ihr könnt die Hydra wieder suchen gehen." sagte er, dann war er nach einem kurzen Wimpernschlag nicht mehr zu sehen. Ich sah verwirrt zu Sam und Dean, doch die beiden wussten auch nicht was Crowley damit sagen wollte. Ich seufzte, doch in diesem Moment klopfte es an der Tür. „Hat man denn nicht ein Mal Zeit etwas zu verarbeiten?" dachte ich laut, doch als ich die Tür aufmachte wusste ich, das es das wert war.
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