9. ,,Alles wird gut."


> Jimin <

Es war ganz ruhig in unserer Wohnung. Hobi und ich standen missmutig in unserer Küche und räumten das schmutzige Geschirr vom Esstisch in die Spüle, während uns Jins Worte wie verrückt im Kopf herum tanzten.
Nachdem er seinen kleinen Patienten verarztet hatte, setzte Jin sich zu Hobi und mir an den Esstisch. Kaum stand die Tür zum Wohnzimmer wieder offen, war der kleine Welpe zu seinem Bruder gestürmt und seit dem war uns Taehyung kein einziges Mal mehr zu Gesicht gekommen. Er würde sicher bei Jungkook sitzen, dem kleinen Hasen die Hand halten und mit ihm kuscheln, wovon wir ihn unbedingt abhalten wollten. Immerhin brauchte Jungkook jetzt Ruhe, dachten wir beide. Hobi stand schon auf und wollte dem Welpen ins Wohnzimmer nach laufen, doch hielt Jin ihn davon ab. Er legte seine Hand auf die Schulter seines jüngeren Cousins und flüsterte mit wehmütigen Augen: „Lasst die beiden auf einander aufpassen, einander zuhören und einander umsorgen, denn genau das braucht der kleine Hase jetzt." Wir musterten den jungen Arzt mit verwirrten Blicken, ehe er uns von allem erzählte.
Kaum hatte Jin seine kleine Erzählung beendet, hatte der feine Herr uns ungewiss in der Küche zurück gelassen, müsse er doch unbedingt mit seinem Mann telefonieren. Wir standen ratlos vor der Spüle und quälten uns mit der Frage: Wie geht es jetzt weiter?

Eines steht auf jeden Fall fest: Die beiden müssen bei uns bleiben! Wir müssen den beiden endlich ein Zuhause geben, das wirklich ein Zuhause ist. Einen Ort, an dem die beiden vor ihren sogenannten Vater beschütz werden und mit Hobi und mir eine neue Familie haben. Egal wie lange oder kurz wir die beiden Hybriden erst kennen, ich kann spüren, dass die beiden jemand ganz besonderes sind und von jetzt an wird dieses Besondere auch zu unserem Leben dazu gehören. Wir müssen den beiden einfach irgendwie ein Leben ermöglichen, wie es jeder verdient hat und wie Hobi und ich es leben konnten, und das werden wir auch. Ich werde alles Mögliche dafür tun, dass Jungkook in Sicherheit ist!

„ Wow, das nenne ich eine Einstellung. Hätte ich dir gar nicht zu getraut, Jimin."

Mit einem Schrei, der so dermaßen hoch war, dass ich ohne Probleme Sektgläser hätte zum Zerspringen bringen können, schreckte ich hoch aus meinen Gedanken und fiel mit einem Satz vor Jins Füßen. Auch wenn ich alles und jeden schätze, hätte ich nun wirklich keine nähere Bekanntschaft mit dem Küchenboden machen müssen, was meine beiden Hyungs nicht entgangen ist. Sie zerrten mich wieder auf meine Beine und ich rieb mir meinen schmerzenden Hintern, ehe ich begriff, was gerade eigentlich passiert ist. Schleunigst färben sich meine Wangen so rot, dass ich mit Leichtigkeit einer Tomate Konkurrenz machen würde, bevor ich peinlich berührt frage:
„Habe ich etwa laut gesprochen?"
Die beiden Cousins nicken mit einem breiten Lächeln und ich bekomme die leise Vorahnung, meine Schamesröte hat nicht vor mich in nächster Zeit allein zu lassen. Wie peinlich. Der Raum verstummte unangenehm, ich blieb vor Verlegenheit weiterhin still, bis Hobi plötzlich los schrie. Diesem hyperaktiven Sonnenschein war scheinbar eine Idee gekommen und diese präsentierte er Jin und mir mehr als nur motiviert.

In nur wenigen Wochen würde die Ferienzeit in unserer Stadt ausbrechen, das hieß alle Jugendlichen würden mit ihren Eltern zusammen in den Urlaub verreisen, einen Ferienjob annehmen oder zu den Großeltern fahren. Damit hatten auch wir Tanzlehrer eine lange Zeit Pause von jeglichen Trainingsplanen und Auftritten, die organisiert werden mussten, und natürlich auch vom Unterrichten. Nun stellte Hobi uns seine Idee vor. Er meinte, in diesen Ferien könnten wir es doch endlich mal ausnutzen, wie jedes Jahr in unserer Wahlheimatstadt Seoul zu bleiben und uns ausgiebig um die beiden Hybriden kümmern. Wir würden für die beiden wenigstens einen Nebenjob beschaffen können und dann zusammen unsere Wohnung so um gestallten, dass wir fortan Platz für zwei Mann mehr hatten. Vielleicht würden wir mit ihnen und mit Jin, Namjoon und Yoongi zusammen für wenige Tage ans Meer fahren können, ein großer Urlaub wäre dann sicher nicht mehr im Budget, aber wir könnten alle etwas Spaß zusammen haben. An sich eine tolle Idee, jedoch störte mich eines.

„Und was machen wir jetzt? Die beiden haben keinen ordentlichen Platz zum Schlafen und nicht einmal etwas Richtiges zum Anziehen."

„ Jiminie, Hobi, last das mal meine Sorge sein. Morgen habt ihr beiden doch noch frei, da können wir mit den Kleinen doch erstmal richtig shoppen fahren. Wir kaufen ihnen etwas Schickes zum Anziehen und richtige Bettdecken und Kissen, damit die beiden bei euch im Bett schlafen können. So klein und dürr wie die beiden sind, können die sich doch mit einen von euch jeweils in eure großen Doppelbetten quetschen. Ich werde dann morgen alles bezahlen und ihr kommt jetzt etwas runter. Sonst weckt ihr noch die Kleinen auf."

Sprachlos nickten wir. Es war furchtbar nett und zuvorkommend von Jin, Hobi und mich finanziell zu unterstützen. Es war kein Geheimnis, dass er als Arzt gutes Geld verdiente, aber noch lange keine Selbstverständlichkeit, dass er dieses ohne jeden Eigennutz für Taehyung und Jungkook ausgeben wollte. Immerhin verdienten Hobi und ich genug, um nicht zu hungern oder jeden Cent einzeln umzudrehen, sollten wir plötzlich etwas Bestimmtes brauchen, aber es würde sicher nicht für vier reichen.
Wir beide wussten jedoch auch, auf was wir uns morgen einlassen müssen. Jin war die perfekte Shopping-Queen. Er konnte sich Stunden lang in Boutiquen aufhalten und würde uns sicherlich auf Teufel komm raus dazu überreden, all seine Lieblingsläden ab zu klappern. Wer weiß, vielleicht schaffen wir es dem morgen irgendwie zu umgehen. Vielleicht mit Hundeaugen und Welpen-Blick, wir haben doch so ein kleines Wollknäuel bei uns.

„So Leute, wenn es euch nichts ausmacht, würde ich mich jetzt von euch verabschieden. Dann könnte ich endlich zu meinem Schatz zurück und unsere romantische Zweisamkeit fortsetzen, bei der ihr uns gestört habt."

Kaum hatte ich einmal mit den Lidern geblinzelt, war Jin auch schon aus unserer Küche verschwunden. Nun stand er im Flur und zog sich Mantel und Schuhe an, bevor er uns zum Abschied umarmte. Hobi war derweil ins Wohnzimmer gegangen um nach unseren zwei neunen Freunden zu sehen, da packte sein Cousin mich an der Schulter und zog mich näher an sich. Mit einmal flüsterte er mir entgegen "Pass gut auf Jungkook auf, er braucht dich jetzt am allermeisten!" und war dann schon wieder so flink aus unserer Wohnung verschwunden, dass ich seinem großen, schwarzen Van nur verwirrt hinter starren konnte. Was meint er damit? Natürlich würde ich auf Jungkook und Taehyung aufpassen, die beiden sind jetzt unsere Freunde.

„Jimin, komm mal kurz!", schrie Hobi mit einmal.
Ich folgte Hoseoks Stimme ins Wohnzimmer, wo er schon lächelnd auf mich wartete. Ich hatte fast schon das Gefühl, mein bester Freund würde jeden Moment anfangen zu weinen, als er plötzlich in Richtung Couch zeigte und mir einen Anblick offenbarte, bei dem es mir dann selbst auch äußerst schwer fiel, Tränen zurück zu halten.
Taehyung und Jungkook lagen beide ineinander verschlungen auf der besagten Couch und schliefen so seelenruhig vor sich hin, als wollten sie uns sagen:
Macht euch keine Sorgen. Alles wird gut.

Das stimmt, mein keiner Jungkookie. Jetzt wo ihr bei uns seid, wird alles wieder gut werden.

(1183 Wörter)
Erstmals veröffentlicht am 25.06.2017
Überarbeitet am 22.07.2019

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