23. Fieber Part 2
> Jungkook <
Ich schlage meine Augen auf. Alles, was ich sehe, ist schwarz. Umgeben von diesem leeren Schwarz steigt Kälte in mir auf. Zitternd rolle ich mich zu einem kleinen Ball zusammen, versuche mich zu wärmen, doch verliere ich mich nur mehr und mehr. Bald schon überkommt mich eine allumfassende Taubheit. Ein schmerzhaftes Gefühl kriecht meine Beine hoch, wird mit der Zeit stärker und stärker, sodass mein Verstand längst in einem stickigen, düsteren Nebel gebettet ist. Plötzlich erhellen weiße Blitze die Dunkelheit und ihr Begleiter, der krachende Donner, schmettert mir durch Mag und Bein. Wimmernd umklammere ich meine Ohren und kann dabei nicht verhindern, dass Tränen aus meinen Augen fließen. Meine Umgebung wird immer heller. Mit jedem weiteren Funkenblitz nimmt meine Sicht an Farben zu und zeigt mir Bilder auf, die direkt aus meinen Albträumen geraubt sein könnten. Ich stehe in einem alten, herunter gekommenen Raum – die Gardienen umrahmten zerfetzt und verkohlt die zersprungenen Fenster, Wände und Boden sind grau gefärbt und da, wo zuvor Möbel standen, blieben schwarze Rußhäufchen. Ein morscher und rauchiger Geruch steigt mir in meine Nasen und bereitete mir sofort darauf schreckliche Kopfschmerzen. Je weiter ich durch das abgebrannte Gebäude ging und über die letzten Überreste auf dem Boden stieg, um so großer wurde die schreckliche Angst in mir. Mit jedem weiteren Schritt sprang mir mehr und mehr Elend ins Auge. Gänsehaut breitete sich über meinen gesamten Körper aus, als ein widerlich schriller Klang selbst das Donnergrollen durchdrang. Ich zittere vor Schmerz und mein Wunsch, jetzt irgendwo anders zu sein und diese schrecklichen Bilder nie und nimmer mehr sehen zu müssen, wächst auf das Unermessliche in mir.
„Ah!"
Ich zucke zusammen, diese Stimme würde ich überall wieder erkennen. Der Schrei hallt durch die Räume und verbreitet seinen gequälten Klang im gesamten Haus. Meine Ohren zucken und drehen sich. Plötzlich ist ein immenser Ehrgeiz in mir erwacht und ich habe das Gefühl, herausfinden zu müssen, woher dieser Schrei kam, denn da würde auch er sein. Ich renne durch die Zimmer, werde vom Gedanken angetrieben, ihn so schnell wie möglich finden zu müssen, doch die verbrannten Räume sehen alle gleich aus. Ich komme mir so vor, als wäre ich in einem Labyrinth gefangen, denn jeder neue Raum entpuppt sich als Sackgasse. Meine Kräfte schwinden, ich kann kaum noch aufrecht stehen, dabei scheine ich meinem Ziel so nah zu sein. Vor mir sehe ich bereits seine Gestallt, will nach ihr greifen, doch da ist sie schon wieder fort.
Ein lauter Knall lässt mich aufschrecken, zitternd drehe ich mich um. Da lag er! Sein Körper war Blut überströmt und seine Klamotten hingen nur noch in Fetzen an seinem Körper. Der fehlende Stoff offenbarte grausame Verletzung, von Verbrennungen über Stichwunden und Blutergüssen bedeckte alles seine leichenblasse Haut. Jegliche Wärme hat seinen Körper verlassen, sein Brustkorb hebt sich nicht mehr, einen Puls kann ich nicht finden. Tränen steigen mir in die Augen. Ich will das alles nicht wahr haben. ‚Er darf nicht tot sein, das darf nicht wahr sein', bette ich mit letzter Kraft, doch die Realität schlägt mir kalt ins Gesicht. Mit einmal verliert alles seine Farbe, seinen Sinn und seine Existenz. Ein letzter Atemzug entkommt mir, dann ist alles verloren.
„Jimin~!"
„Kookie! Meine Güte, was ist den los? Hast du schlecht geträumt?"
Als ich meine Augen aufschlug, waren die braunen Augen von meiner Eomma Jin das Erste, was ich sah, und seine beruhigende Stimme das Erste, was ich hörte. Von dem verfallenden Gebäude war nichts zu sehen, ich lag friedlich in meinem Bett in unserem Zimmer, dass nicht von Blitzen sondern von den ersten frühen Sonnenstrahlen erhellt wurde, die durch das Fenster einfielen. Es war also alles nur ein böser Albtraum. Zum Glück! Erleichtert atmete ich aus und setzte mich auf. Mein Pyjama klebte an meinem verschwitzten Körper, das ist kein angenehmes Gefühl. Meine Sinne waren benebelt und nur am Rande nahm ich war, wie Eomma sich zu mir setzte und durch meine Haare strich. Eommas kühle Finger fühlten sich so gut an auf meiner brennenden Haut und ohne es zu bemerken, fing ich bald schon wieder an zu zittern. „Unser armer kleiner Hase, du solltest dich am besten wieder hinlegen, Jungkookie, damit dein Fieber noch weiter heruntergeht." „Fieber?", fragte ich verwirrt. Eomma nickte, während der Ältere mir die Bettdecke bis kurz unterhalb meines Halses zu zog. Erst jetzt fiel mir auf, dass von Jiminie nirgendwo eine Spur zu finden war und ich bekam Panik. Was ist, wenn das alles doch kein Traum war und Jimin jetzt doch... Eomma bemerkte sofort meine plötzliche Unruhe, war ich doch ganz hektisch geworden, und mit einem kleinen Lächeln wendete sie sich wieder an mich:
„Solltest du Jimin suchen, der schläft auf der Couch. Er hat sich die gesamte Nacht über gut um dich gekümmert und muss jetzt selber erst einmal ein kleines Nickerchen halten."
„War ich so krank gewesen?"
„Nein, nur ein kleines Fieber, aber dennoch hast du uns allen Angst eingejagt, ruh dich jetzt noch etwas aus, heute Abend geht es dir bestimmt besser."
„Danke Eomma!"
„Oh, mir hast du nicht zu danken, das war alles Jimins Verdienst. Na dann, schlaf schön, Kookie."
Eomma war aus dem Zimmer gegangen und in mir breitete sich ein warmes Gefühl aus. Nicht nur, dass ich jetzt sicher gehen konnte, der Albtraum war wirklich nur ein Traum gewesen, machte mich glücklich, sondern auch der Gedanke, dass Jimin die gesamte Zeit über bei mir war, ließ meine Wangen nicht nur wegen des Fiebers erröten.
Ich habe meinen Chimchim so gern, wenn ich es ihm nur sagen könnte... Naja, er war ja die ganze Zeit bei mir, ob er vielleicht auch mehr fühlt, als nur Freundschaft? Ach was, das bilde ich mir nur ein. Er war einfach nur um seinen Freund besorgt, aber dennoch ist der Gedanke, dass ich ihm wichtig bin, irgendwie schön.
Ich lag noch einige Zeit still in meinem Bett und ließ meinen Gedanken freien Lauf, bis mich die Müdigkeit schlussendlich doch noch einholte.
(981 Wörter)
Erstmals veröffentlicht am 13.09.2017
Überarbeitet am 19.08.2020
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