22. Fieber Part 1
> Jimin <
Als Hobi-Hyung und ich Zuhause ankamen, waren bereits schon alle Lampen ausgeschaltet und unsere zwei Freunde schliefen seelenruhig in den Betten. Wir selbst waren viel zu erschöpft, um noch irgendetwas zum Abendbrot zu kochen, daher schnappte sich jeder nur eine Kleinigkeit aus dem Kühlschrank. Während Hobi einen Fruchtjoghurt aß, hatte ich schon meine Banane aufgegessen und die Schale in den Müll geschmissen. Ich ging sofort ins Bad, wusch mir mein Gesicht und putzte mir die Zähne, bevor ich mehr todmüde als lebendig in Jungkooks und mein Zimmer ging. Im Dunklen suchte ich mir meinen Schlafanzug vom Boden zusammen und als ich diesen dann hoffentlich richtig herum angezogen hatte, ließ ich mich einfach nur noch ins Bett fallen.
„Chimchim? Hyung? Seit ihr endlich wieder zurück?", fragte Jungkook verschlafen, „Ich habe dich schon vermisst." Meine Anwesenheit hatte mein Häschen geweckt und müde rieb der Kleine sich seine Augen. Er murmelte unverständlich etwas vor sich hin, nur um sich dann etwas näher an mich zu schmiegen. Ich habe dich auch vermisst, Jungkookie. Ich drehe mich leicht zu Seite, lege meinen Arm um ihn, was dieser sofort ausnutzt, um sich dicht gegen mich zu kuscheln. In dieser Position blieben wir liegen, bald schon hörte ich ein leises Schnarchen neben mir. Jetzt oder nie! Im Schutz dessen, dass mein Schwarm tief und fest schlief, nahm ich all meinen Mut zusammen und gab Jungkookie ein Küsschen auf die Wange. Kaum berührten meine Lippen seine weiche Haut, hatte ich sie auch schon wieder zurück gezogen, wollte ich mein Häschen doch nicht wieder wecken. Dieser blieb zum Glück schlafend liege und ich bekam die Chance, den schönen Engel noch ein weiteres Mal verstohlen zu mustern. Seine Nase zuckte ruhig und das sachte Flattern seiner Lider verriet mir, dass Jungkookie bereits im Traumland angekommen war. Mein wunderschöner Engel. Ein breites Grinsen spielte sich auf meine Lippen, bevor ich mit dem Vorhaben, ihm morgen meine Gefühle endlich zu gestehen, friedlich meine Augen schloss.
Was dann geschah, hatte ich nie kommen sehen. Ich fiel in einen unruhigen Schlaf. Anstatt von Blumen und Schmetterlingen träumte ich von einer dunklen Kammer, in der ich gefangen wahr. Es war eiskalt und ich zitterte am ganzen Körper. Meine Arme und Beine fühlten sich so schwer an wie Blei. Ich könnte mich nicht bewegen und saß in einem schwarzen Nichts, als plötzlich eine Stimme zu mir flüsterte: „Wir haben ihn! Er gehört uns! Du wirst ihn nie wieder sehen." Das heisere Krächzen erzeugte bei mir Gänsehaut und es war mir, als durchzog ein kalter Schmerz meinen Kopf. Zuerst waren mir diese unheimlichen Worte unverständlich vorgekommen, doch nun klärte sich mir ihre Bedeutung. „Nein!", schrie ich als voller Leibeskraft, „Wo ist Jungkook? Wo ist er? Was hast du mit ihm gemacht?" In meinem Kopf drehte sich alles und plötzlich blitzen Bilder von meinem Häschen auf, wie es zusammengekauert in einer alten Ruine hockt. Er schreit hysterisch eine schwarze Gestalt an, die vor ihm liegt. Tränen treten aus seinen Augen und überall ist Blut. Erst sind die Bilder verschwommen, dann werden sie doch allmählich immer klarer und furchteinflößender. Meine Augen schmerzen vom Hingucken, als mit einmal alles vorbei war.
Kerzengerade sitze ich im Bett auf. Beim Gedanken an meinen Albtraum fließt mir der Schweiß in Sturzbächen über den Körper. Ich atme hastig ein und aus, keine Luft zieht in meine Lungen und ich bin von der Angst geplagt, die grausigen Bilder erneut sehen zu müssen. Erst nach und nach werde ich mir meinem Albtraum bewusst. Ich atme erleichtert ein: Es war alles nur ein Traum, dennoch bleibe ich unruhig. Der Traum wirkte so real und klar, als wolle er mich vor irgendetwas warnen, als wäre er ein Zeichen, dem ich nachgehen müsse. Vorsicht ist besser als Nachsicht, sagte ich mir selbst und beschloss einfach nur zur Sicherheit nach meinen kleinen Häschen zu sehen. Ein Blick nach rechts verriet mir, dass der Kleine immer noch ungestört vor sich hin träumte. Er war ganz ruhig und es tat mir im Herzen weh, diese Friedlichkeit zu stören. Vorsichtig tippte ich ihm auf die Schulter: „Jungkookie? Bist du noch wach?" Sanft rüttelte ich an seiner Schulter: „Jungkookie? Hörst du mich?" Doch ich erhalte keine Reaktion. Nun doch schon etwas beunruhigt, greife ich meinen Hasen an den Schultern und drehe ihn behutsam zu mir.
Obwohl es sehr dunkel war, konnte ich die ungesunde rote Farbe seiner Wangen erkennen. Zudem hatte sich auf seiner Stirn ein Netz aus Schweißperlen gespannt und seine Zähne klapperten vor Kälte. Besorgt lege ich meine Hand auf seine Stirn. In dem Moment, in dem meine Hand Jungkooks Haut berührt, zuckt dieser augenblicklich zusammen. Mir selbst steht der Mund speerangelweit offen: Jungkookie hat hohes Fieber. Um vollkommen ehrlich zu sein, habe ich sogar das Gefühl, mein Hase wurde verbrennen. Zum Glück war ich aufgewacht! Eilig stieg ich aus unserem Bett und rannte zu Hobi und Taehyung. Mein Kopf war fast vollkommen leer, ich wusste nicht was ich tun soll und da kam mir kein weiterer Gedanke, als schnellst möglich irgendwelche Hilfe zu holen.
Die beiden schliefen friedlich, aneinander gekuschelt in ihrem Bett - außer Taehyungs wuscheligen Haarschopf und Hobis kahlen Füßen waren sie vollkommen in ihren Decken eingehüllt – und es tat mir fast schon etwas Leid, ihre Idylle zu stören, doch schließlich hatten wir einen Notfall. Ich stellte mich vor ihr Bett, holte einmal tief Luft und schrie: „Hobi! Taehyung! Ihr beiden müsst aufstehen! Jungkookie ist krank! Ich weiß nicht was ich tun soll?" Wie in einem Cartoon schreckte mein bester Freund hoch und rollte aus seinem Bett, während der Welpe verschlafen aus dem gigantischen Deckenhaufen kletterte. Ihre Müdigkeit war augenblicklich verschwunden, als sie mich sahen, wie ich verzweifelt und verloren im Raum stand und nichts anderes tun konnte, als sie mit großen Augen an zu starren. „Los beeilt euch, Kookie ist krank!" kaum verließen die Worte meinen Mund, war Taehyung auch schon aufgesprungen und zu seinen Bruder gerannt. Ich wollte ihm folgen, doch Hobi hielt mich davon ab.
„ Lass' gut sein, Jimin. Jungkook braucht jetzt seinen Bruder. Ich rufe Jin-Hyung an, du bereitest kühle Wadenwickel vor. Es wird schon wieder."
Aufmunternd nickt mein Freund mir zu und sofort merke ich, wie ich ruhiger werde. Ich stimme seinem Vorschlag zu und mache mich gleich auf den Weg in unsere Küche. Aus dem Schrank hohle ich eine große Schale und werfe dabei fast zwei Gläser zu Boden. Von meinen Bewegungen bekomme ich nichts mit, ich kann sie nicht steuern oder kontrollieren, es läuft alles automatisch ab. Zum Glück, denke ich, denn meine Gedanken waren ganz woanders.
Hoffentlich geht es meinem kleinen Häschen gut!
(1090 Wörter)
Erstmals veröffentlicht am 08.09.2017
Überarbeitet am 16.08.2020
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