2. Neues Zuhause

> Jimin <

Ich saß mit Hobi zusammen auf der Couch in unserem Wohnzimmer, ich wackelte nervös mit den Beinen umher und er versuchte zu verstehen, was gerade alles so passiert war.

Als ich mit den beiden kleinen Hybriden auf dem Arm vor der Haustür stand und mein bester Freund mir verwirrt die Wohnungstür öffnete, musste alles ganz schnell für Jin vorbereitet werden. Da Hobis Arm in einer dicken Schiene verpackt war, trug ich die kleinen Tierchen allein in mein Schlafzimmer. Kaum hatte ich das getan, klingelte es auch schon an unserer Haustür und Jin kam ins Haus gestürmt.
Seit einer geschlagenen Stunde hockte Jin nun schon in meinem Zimmer und behandelt Taehyung und Jungkook, während es in meinem Kopf anfing zu rattern. Ich kann es nicht ignorieren, doch mache ich mir mittlerweile schon Sorgen um den kleinen Hasen und seinen Bruder. Ich weiß zwar nicht, wie ein Hündchen und ein Häschen Brüder sein können, aber das ist jetzt wohl auch egal.

Am wichtigsten ist jetzt erst einmal die Gesundheit der beiden. Auf dem Weg nach Hause ist mir aufgefallen, wie leicht die beiden sind. Auch dafür, dass Hybriden im Idealfall kaum größer werden als 1,60m und dem entsprechen auch immer sehr leicht sind, war es sehr beunruhigend. Außerdem waren die beiden von zahlreichen Verletzungen überseht und die Klamotten, die sie trugen, sahen sehr stark mitgenommen aus.
Warum liefen die beiden überhaupt draußen so ganz allein herum? Die beiden waren für so eine späte Uhrzeit noch viel zu jung und das lies mich schon ein wenig zu denken.

Was haben die beiden draußen gemacht? Sie hatten keine Taschen weder irgendetwas anderes bei sich außer ihre Klamotten natürlich.
Ob beide von zu Hause weg gelaufen sind? Vielleicht wurden sie ja raus geschmissen, aber warum?

Oh nein! Was ist, wenn beide weggelaufen sind, weil sie zu Hause geschlagen wurden oder womöglich sogar vergewal-
Nein Jimin, denk erst gar nicht an so etwas. Hoffe einfach, dass das nicht stimmt. Hoffe es einfach.

„ ... also Jimin was hältst du davon?" Hoseoks Frage rüttelte mich aus meinen Gedanken. Peinlich berührt fragte ich nur wovon er denn redete und erhielt als Antwort lediglich ein genervtes Stöhnen. Aufmerksamkeit war noch nie eine meiner Stärken gewesen.

„Jimin! Du hast mir mal wieder nicht zugehört, oder? Hab' ich Recht oder hab' ich Recht?''

„Sorry Hobi-hyung. Was hast du denn gesagt?"

„Ich habe mir nur etwas Gedanken über die beiden Hybriden gemacht. Warum waren sie allein? Sie werden anscheinend kein Zuhause mehr haben. Was meinst du, sollten wir sie vielleicht aufnehmen? ''

Ich wollte gerade zum sprechen ansetzten, als Jin plötzlich zu uns ins Wohnzimmer kam. Taehyun und Jungkook waren nicht bei ihm, so dass unsere komplette Aufmerksamkeit nun ihm galt und wir den jungen Arzt vor uns erwartungsvoll anstarrten. Dieser räuspert sich kurz und beginnt dann zu erzählen:

„Den Hybriden geht es soweit ganz gut. Beide haben einige Kratzer und Schrammen sowie Prellungen, im großen und ganzen nichts Ernstes, jedoch ..."

„Jedoch was?", fragte ich aufgebracht. Ich wusste nämlich, wenn ein Arzt einen Satz schon so anfing, konnte das nichts Gutes heißen.

„Naja, der Hase hat eine ziemlich schwere Gehirnerschütterung, was der Grund dafür ist, dass der Kleine bislang noch bewusstlos ist. Er sollte bald aufwachen, muss von euch die ersten Tage aber noch unter strenger Beobachtung stehen. Solange sich keine Auffälligkeiten zeigen, werden er und das Hündchen bald wieder kerngesund sein. Jetzt aber mal im Ernst, ich mach mir große Sorgen darüber, was mit ihnen passiert ist. Solche intoleranten und dummen Menschen wie diesen Jungen gibt es leider überall und es wäre nicht verwunderlich, wenn beide von ihrem ehemaligen Ziehvater misshandelt worden waren."

Geschockt sahen wir den Ältesten an. Auch wenn Hobi und ich mit so einer Nachricht in etwa gerechnet hatten, war es doch was anderes, wenn unsere Vermutung bestätigt wurde. Ich will einfach nicht glauben, dass die Kleinen wirklich geschlagen worden. Es war dann fast schon eindeutig: Jungkook und Taehyung mussten von zu Hause weggelaufen sein.

Ach die armen Dinger.

„Jimin, denkst du das gleiche, was ich denke?" Hobi hatte sich so ernst zu mir gedreht, wie ich ihn schon lange nicht mehr gesehen habe. Seine Augen haben richtig geglitzert und dieses Glitzern kam mir nur zu bekannt vor. Ich wusste worauf er hinaus wollte.

„Wir werden Jungkook und Taehyung bei uns aufnehmen, nicht Hobi?"

Hobi nickte und wir wendeten uns sofort an Jin, der unserer Entscheidung freudig zustimmte. Dieser gab uns dann zwei, drei Broschüren über die Erziehung von Hybriden, bevor wir zu dritt in die Küche gingen, um unseren Patienten eine kleine Stärkung zu kochen. Wir wussten nicht, wann die beiden das letzte Mal eine wirkliche Mahlzeit gegessen hatten, weswegen wir dem Häschen und dem Hündchen eine einfache Gemüsebrühe mit Reis kochten.
Kurz nachdem wir mit dem Kochen fertig waren, erhielt Jin eine Nachricht von seinem Ehemann, Namjoon, der meinte, er müsse sofort nach Hause kommen. Yoongi ginge es scheinbar nicht gut, er habe sich erbrochen und wolle mit seinen beiden Vätern kuscheln. Das musste unser Arzt sich nicht zweimal sagen lassen. Er verabschiedete sich von uns und verließ darauf hin schon unsere Wohnung.

Um das Essen in den vollen Schalen nicht zu verschütten, gingen wir ganz vorsichtig mit den fertigen Suppen in mein Zimmer, in dem die Kleinen nach diesem anstrengenden Tag sicherlich schliefen. Möglichst leise, um sie nicht zu wecken, öffneten wir die Tür, wurden jedoch eines besseren belehrt.
Die beiden schliefen nicht.
Jungkook lag in meinem Bett und war von der Decke fast vollständig verborgen, während Taehyung neben ihm auf dem großen Bett saß, welches beide unglaublich klein und zerbrechlich erscheinen ließ. Sie sahen beide so klein aus, dass mir fast entgangen war, dass Taehyung die Hand seines Bruders hielt und mit gesenkten Blick auf ihm einredete. Er sprach sehr leise und ich konnte nur ganz schwach den Inhalt seines traurig klingenden Gemurmels verstehen. Doch das, was ich verstand, das brach mir fast mein Herz:

„Bitte wach auf Kookie, bitte ... bitte ... bitte wach auf. Du bist der Einzige, den ich noch habe. Bitte verlass mich nicht. Bitte, nicht so wie Eomma und Appa. Bitte Bunny."

Er wandte seinen Blick von seinem Bruder ab und enthüllte uns somit all die Tränen, die seine Wange herunter flossen und mir endgültig das Herz aus meiner Brust rissen.

Was werden die beiden nur schon alles durch gemacht haben?

(1059 Wörter)
Erstmals veröffentlicht am 29.05.2017
Überarbeitet am 21.04.19

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