19. Hoseoks Gefühle

> Jimin <

„ Ich kann es nicht fassen, ich habe endlich Taetae geküsst! Kannst du dir vorstellen, wie weich ein Paar Lippen seien kann und wie intensiv ihr Geschmack war? Ich meine, es war zwar auch nur ein kleines Küsschen, aber dennoch hat es sich so intensiv angefühlt. Ich war wie im Rausch und hab ich schon erwähnt, dass-„

„Dass sie aus unerklärlichen Gründen wie die besten Erdbeeren der Welt schmecken. Oh mein Gott ich habe ihn geküsst ... bla bla bla ... ich habe ihn umarmt ... bla bla bla. Hobi, ich sitze bereits seit einer Stunde neben dir und die gesamte Zeit über hast du nichts anderes getan, als wie ein verknalltes Schulmädchen über deinen Crush zu schwärmen. Also ja, du hast es schon erwähnt."

Hoseoks Wangen nehmen einen kräftigen Rotton an und beschämt greift der ältere nach seiner Tasse Kaffee. Beleidigt wendet er seinen Blick ab und nimmt mit gespreizten Finger einen kleinen Schluck vom warmen Gold. Seine Reaktion erscheint mir mehr als lächerlich und ich schlage meinem Freund spielerisch gegen die Schulter. Mein „Komm, jetzt hab dich nicht so. Es war doch nur ein Spaß, okay" stößt auf taube Ohren und auch weitere Versuche der Entschuldigung bleiben ignoriert. Dennoch konnte ich mir ein kleines Lachen nicht verkneifen. Mein Freund war zu süß, wenn er eingeschnappt war und aus Erfahrung wusste ich, dass Hobi diese Fassade eh nicht länger als für zehn Minuten aufrecht erhalten konnte, danach mutierte er immer wieder zurück zu unseren Sonnenschein. Ich griff nun auch nach meiner Tasse und während ich einen kräftigen Schluck von meinem warmen Tee nahm, sah ich mich ein wenig um.

Wir beiden sitzen in einem kleinen Kaffeehaus in der Nähe des Tanzstudios und genießen unsere Pause. Das Cafe, was einen sehr traditionellen Stil fuhr, war klein und gemütlich. Um uns herum saßen junge Studenten und Studentinnen, aber auch einige Pärchen und eine Gruppen von Jugendlichen. Das Pärchen links neben uns, zwei Frauen im Seniorenalter, die sich Hände haltend ein Stück Kuchen teilten, trafen wir jeden Nachmittag zu unserer Pause hier an. Die beiden zählten quasi schon zum Inventar und waren unter anderem der Grund für die angenehme Stimmung im Raum. Rechts von uns hockt die besagte Gruppe Jugendlicher aufeinander. Es sieht so aus, als würden sie an einem Schulprojekt arbeiten, zumindest war das alles, was ich den Diskursionen über Wasserstoffteilchen entnehmen konnte, die ein kleiner Hamsterhybrid und ein junges Mädchen angeregt führten.
Beim Anblick dieses freien Hybriden überkam mich tiefe Schwermut.
Taehyungie und Jungkook hätten das nicht gekonnt. Sie durften nicht wirklich zur Schule gehen, sich mit Freunden treffen und Spaß haben, was für Hobi und mich schon immer ganz normal war. Dieser Gedanke machte mich traurig und jetzt in diesen Moment wünschte ich mir nichts mehr als den kleinen Hasen und seinen Bruder neben uns sitzen zu haben. Es wäre schön mit den beiden Zeit zu verbringen. Vor allem mit meinem kleinen Häschen. Allein die Vorstellung, er säße neben mir, würde ein Glas warme Milch trinken und sich dann an meine Schulter schmiegen, ließ mich ganz sehnsüchtig werden. Ich will ihn neben mir sitzen sehen, ihm durch seine weichen Haare streicheln, mit ihm wie die beiden Frauen ein Stück Karottenkuchen teilen und das tun, was Hobi schon längst getan hatte. Ich möchte meinen Hasen küssen! Ich möchte es so sehr!

„Hallo, Erde an Jimin? Wo bist du denn schon wieder mit deinen Gedanken? Haben Einhörner dich ins Zuckerwatte-Regenbogenland entführt und darfst du denn ganzen Tag Süßigkeiten essen, oder warum bist du jetzt derjenige, der wie ein Geistesabwesender vor sich hin grinst?"
Ich kann meine Augen gar nicht so sehr verdrehen, wie ich es gerne würde und gebe daraufhin nur ein genervtes „Haha, sehr witzig." von mir. Nun ist er derjenige, der mir gegen meine Schulter stößt und ich kann ein Lächeln nicht verbergen. Wir lachen einmal gemeinsam auf und dann beginnt Hoseoks Vortrag über Taehyungs weiche Lippen von vorn. Erträglicher als vorhin ist es noch immer nicht, diesmal kann ich mich jedoch mit meinen eigenen Gedanken und kleinen Schwärmereien ablenken. Irgendwann wandert mein Blick zu meinem Handy und die digitale Zeitanzeige jagt mir einen gewaltigen Schrecken ein.

„Hobi, geh einfach zu ihm hin und sag ihm, dass du ihn magst, und vor alledem trink endlich deinen Kaffee aus! Unsere nächste Unterrichtsstunde fängt gleich an und ich will nicht zu spät kommen. Dann müsste ich meinen Schülern nämlich erklären, dass mich mein bester Freund mit seinen Liebesproblemen aufgehalten hat und dich vor ebenfalls deinen Schülern bloßstellen und das will ich nicht."

Erschrocken sieht Hobi mir in die Augen, lässt dann seinen Blick zu seiner Armbanduhr gleiten. „Scheiße.", flucht er und kippt sich hastig die Tasse Kaffee hinter.Wir packen wortlos unsere Sachen zusammen, bezahlen unser Trinken und machen uns auf den Weg zum Studio zurück. Trotz des Zeitdruckes fand er, wie immer, genügend Zeit, um mir mein linkes Ohr abzukauen. Vor der Eingangstür zum Studio dreht er sich zu mir und fragt ganz unbekümmert:

„Was ist eigentlich mit dir und Jungkook?"

(840 Wörter)
Erstmals veröffentlicht am 18.08.2017
Überarbeitet am 21.07.2020

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