18. Taehyungs Gefühle

> Jungkook <

„Stimmt Kookie, der Film war gut, aber ehrlich gesagt, habe ich davon gar nicht so viel mitbekommen. Es wurde halt irgendwann dunkel und ich wurde eben etwas müde und ... Naja, dann bin ich irgendwie eingeschlafen. Als ich dann wieder aufgewacht bin lag ich schon in einem großen Bett mit Hobi-Hyung zusammen und ... naja ... also ... Wir haben miteinander gekuschelt! Ich mag ihn wirklich gern und als er dann auch noch seine starken Arme um mich gelegt hat, da hatte ich das Gefühl, auf Wolke sieben zu sein.", fantasierte mein Bruder.
Am liebsten hätte ich meine Augen verdreht über seine Schwärmerei, aber auf der anderen Seite konnte ich ein Schmunzeln nicht verbergen. Ich freue mich für meinen großen Bruder und ihn so glücklich zu sehen mit wedelndem Schwanz, dass berührt mich sehr.

Wir beide saßen auf der Couch, hielten einen warmen Tee in unseren Händen, während unsere Beine unter einer dicken Decke versteckt lagen, und quatschten miteinander. Wir redeten über alles das, was uns beschäftigt, seien es nur irgendwelche Filme und Serien, die wir sahen, die letzten Treffen mit unseren neuen Freunden oder eben unsere Gefühle. Wir hatten auch einfach nichts Besseres zu tun, wenn Jiminie-Hyung und Hobi-Hyung sowie Eomma und Appa arbeiten waren. Wir verbrachten die Vor- und Nachmittage allein im Haus, da nutzen wir es dann auch aus, vollkommen ungestört zu sein. Eomma hat uns zwar auch angeboten, die einsamen Vormittage bei ihnen zu verbringen und mit Yoongi etwas zu unternehmen, doch bis jetzt war es nie dazu gekommen. Entweder war Yoongi beschäftigt gewesen oder hatte keine Lust, was mir meistens sehr gelegen kam. Ehrlich gesagt, hatte ich nämlich immer noch etwas Angst vor dem mürrischen Kater, auch wenn uns Appa etwas anderes versicherte: Hinter seinem kalten Blick stecke ein kleines Schmusekätzchen, was Yoongi, wenn das wirklich stimmen sollte, gut zu verbergen wusste. Nein, da verbringe ich wirklich lieber Zeit mit meinem Bruder allein im Wohnzimmer.

Unsere Gespräche hatten damit begonnen, das wir die DVD von Eomma ausleihen durften und ich innerhalb der letzten Tage den Film höchstwahrscheinlich häufiger gesehen habe, als jeder andere Mensch oder Hybrid auf diesem Planeten. Ihn mindestens einmal am Tag durch zu sehen war ein Muss, was noch lange nicht hieß, dass ich dann ruhig war. Ich sprach fast unaufhörlich über meinen Lieblingssuperhelden in der rot-gelben Rüstung, was immer den Startschuss für unsere Unterhaltungen bildete, die sich dann jedoch schnell um ein anderes Thema scherten. Heute drifteten sie irgendwie zu dem gemeinsamen Filmabend von letzter Woche ab und ich erfuhr Dinge, die ich zuvor noch nicht gewusst habe.
Verwundert hat es mich jedoch nicht, als Taetae anfing zu erzählen und endlich das aussprach, was ich eh schon vermutet habe. Er hat sich in den jungen, gut aussehenden, höflichen und lustigen Tanzlehrer verliebt, den er seit den letzten Wochen als besten Freund kennen gelernt hat. Wer kann ihm das schon verübeln? Ich kenne meinen Bruder gut und ihn jetzt mit hochroten Wangen und verträumten Blick neben mir sitzen zu sehen, hieß wirklich etwas Besonderes. Es brachte mir selbst ein breites Lächeln ins Gesicht, ihn so zu sehen. Wir hatten bei Abeoji nie die Möglichkeit gehabt, wie normale Jugendliche zu sein, Freunde kennen zu lernen, uns mit diesen zu treffen und unseren ersten Crush zu erleben. Dass Hobi-Hyung das Taetae nun ermöglicht, hätte wohl keiner von uns beiden gedacht und ich hätte niemals damit gerechnet, was für eine unfassbar große Nervensäge mein Bruder sein kann. Kaum hatte er Luft geholt, fing es von Vorne an:

„Ich kann es nicht fassen, Kookie, wir lagen im selben Bett so eng beieinander, dass ich seinen Herzschlag hören konnte und seine warme Haut an mir fühlte und-"
„Und er sich ganz gefühlvoll zu mir lehnte, um mir ins Ohr zu flüstern mit seiner warmen, ach so engelsgleichen Stimme. Wenn ich schon von Engeln rede, habe ich schon erwähnt, dass sein Gesicht das perfekte Abbild Gottes ergibt.
Bla bla bla ... Hobi hier ... bla bla bla ... Hobi da ...."
„Hey, so schlimm bin ich nun auch wieder nicht!"

Meine Imitation gefiel meinem Bruder doch nicht so gut wie sie mir, weshalb prompt ein weiches Kissen durch die Luft gegen meine Wange flog. Dabei hatte Taetae seine brennenden Wangen selbst hinter einem anderen Kissen versteckt. Es gefiel mir, meinen Bruder zu necken, das war natürlich immer liebevoll und spielerisch gemeint, weshalb ich mit einem Grinsen erwiderte; „Oh doch, wenn nicht sogar noch schlimmer." Er entgegnete mir nicht mehr, ich höre lediglich wie er irgendetwas gegen sein Kissen murmelte, bevor es still wurde. Dann wurde ich ernster. Ich legte meine Hand auf sein Knie, sein Kopf schaute hinter seinem Kissen hervor und wir verfingen uns in tiefen Blicken. „Taetae, sag Hobi-Hyung doch endlich, dass du ihn magst, nein, dass du ihn sogar noch viel mehr als nur magst." Schockiert starrt mich Tae an, mit geweiteten Augen schüttelt er energisch seinen Kopf. „Nein, das geht nicht! Ich kann Hobi nicht sagen, dass ich mich in ihn verliebt habe. Was denkt er denn dann von mir. Was ist, wenn unsere Freundschaft zerbricht? Nein, ich kann das nicht. Ich habe zu große Angst und ich will das nicht." Die ersten Tränen drohen über seine Wangen zu fließen und ich nehme meinen großen Bruder in eine dicke Umarmung. Sein Körper zittert und sein Herz hämmert gegen seine Brust, während er in Schleife wiederholt, Hobi-Hyung seine Gefühle nicht sagen zu können. Mir bricht mein Herz, wenn ich das sehe und selber kämpfe ich mit den Tränen. Langsam beruhigt er sich und ich lege meinen Kopf auf seine Schultern.
„Bitte Hyung, mach dir nicht so viele Sorgen darum. Wenn die Zeit gekommen ist, wird sich mein großer, starker Bruder schon trauen, und bis dahin ist es vollkommen in Ordnung noch etwas zu warten.", meine Worte wähle ich sorgfältig. Er nickte leicht und nachdem ich mich von ihm löse, wischte er sich mit dem Ärmel seines grauen Pullovers die Augen trocken. Ich lächele ihm aufmunternd zu und auch er schenkt mir sein Kastenlächeln. So gefällt mir doch mein Bruder schon besser! Ich lehne mich an seine Brust und er streichelt meine empfindlichen Ohren.

„Okay Kookie, das mache ich, aber wenn ich das schon über mich ergehen lassen, musst auch du mir eine Frage beantworten." Aufmerksam blickte ich zu ihm. In seinen Augen liegt etwas, was ich nicht genau deuten konnte. Ich bejahte:„Klar, worum geht es denn?", und wartete gespannt auf seine Frage. Ich weis nicht, was ich erwartete, das mich seine Frage so überraschte, doch ich blieb sprachlos neben ihm sitzen.

„Was ist eigentlich zwischen dir und Jimin?"

(1093 Wörter)
Erstmals veröffentlicht am 13.08.2017
Überarbeitet am 19.07.2020

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