14. Gewitter

> Jimin <

Ich liege in meinem Bett, bin eingekuschelt in meine Decke und schließe zufrieden meine Augen. Neben mir höre ich sanftes Ein- und Ausatmen, dessen stetiger Rhythmus mich langsam schläfrig werden lässt. Hin und wieder höre ich Wörter und Silben, die scheinbar vollkommen zusammenhanglos aneinander gereiht werden. Mich überkommt ein Lächeln, wenn ich daran denke, wer dieses Kauderwelsch von sich gibt. Ich öffne meine Augen und drehe mich zur Seite. Es ist niemand anderes als unser kleines Häschen, das friedlich neben mir schlummert und vor sich hin träumt. Jungkookie ist halb in seine Decke eingewickelt, halb nur von seinem kleinen Schlafanzug bedeckt. Diesen hatten wir in der Kinderabteilung entdeckt, es war ein grau-weißer Zweiteiler mit kleinen, gelben und rosa farbenden Hasen drauf und er passte Jungkookie wie angegossen. Einzig für seinen kleinen Puschel hatte Jin ein Loch in die Hose genäht, damit dieser von der Hose nicht eingequetscht wird. Nun zierte immer ein kleiner, weißer Hasenschwanz die graue Stoffhose. Wie süß!

Bereits drei Wochen ist es her, dass ich Taehyung und Jungkookie gefunden habe. Innerhalb dieser Wochen ist viel passiert. Hobi und ich hatten mit Jins Hilfe unser Haus so weit wie es ging für die Kleinen optimiert und sie so endgültig in unsere kleine Familie aufgenommen. Beispielsweise haben wir einklappbare Hocker für die beiden besorgt, mit denen sie ab sofort ohne Probleme an die Waschbecken, Schränke und Ablagen in der Küche und im Badezimmer heran kommen konnten. Zudem hatten wir das Wohnzimmer etwas umgestellt und es zum Teil in eine Art Hobbyzimmer verwandelt. Dafür hatten Hobi und ich mehr Platz in unseren beiden Schlafzimmern, in denen ab sofort auch Taehyung und Jungkookie mit uns schliefen. Per Los hatten wir dann entschieden, dass fortan der kleine Hase bei mir und nicht bei Hobi schlafen würde. Zum Glück! Nicht das ich nicht mit Taehyung zusammen in einem Zimmer schlafen wollte, aber über meinen kleinen Hasen freute ich mich einfach mehr. Denn selbst, wenn ich es mir noch nicht so eingestehen konnte, Jungkookie war mir sofort ans Herz gewachsen. Wir hatten noch die Höhe unserer Doppelbetten ein wenig gekürzt und an Taehyungs und Jungkookies Bettseite eine Verkleidung angebracht, damit sie nachts nicht aus dem Bett fallen, doch seither schlafen wir Pärchen jeweils zusammen in ein Bett. Das war tausende Mal bequemer als auf irgendeiner ausziehbaren Couch zu schlafen, wie es Hobi erst vorgeschlagen hatte. Außerdem macht es großen Spaß mit jemand anderes ein Zimmer zu teilen, vor allem da die beiden, insbesondere unser Jungkookie, mit der Zeit immer mehr auftauten und offener wurden.

Ich warf noch einen letzten Blick dem Jüngeren zu, um sicher zu gehen, dass es ihm gut geht, bevor ich meine Augen endgültig schloss und langsam in das verspielte Land der Träume abdriftete. Komisch, dass ich dabei ständig an den kleinen Hasen denken musste. Bald war ich eingeschlafen, das aufkommende Unwetter bekam ich nicht mehr mit.

...

Ein lauter Knall reißt mich aus meinen Träumen, ich schrecke hoch und finde mich in meinem Zimmer wieder. Verwirrt und noch vollkommen übermüdet sehe ich mich in meinem Zimmer um: Scheint alles ganz normal zu sein, bis urplötzlich ein greller Blitz durch das Zimmer huscht und einen weiteren kräftigen Donner mit sich zieht. Vor Schreck zieht sich alles in mir zusammen, ehe ich bemerke: Ach so, es gewittert nur! Beruhigt, da ich keine Angst vor Gewitter habe, wollte ich mich zurück in mein Bett fallen lassen, doch es ging nicht! Irgendetwas klammerte sich an meine Seite und verhinderte, dass ich mich auch nur einen Zentimeter weit bewegen konnte. Schnell erkannt ich, dass es sich bei diesem mysteriösen „Irgendetwas" um den kleinen Hasen handelte. Jungkookie hatte sich in der Nacht wohl etwas an mich gekuschelt, er vergrub sein Gesicht in meiner Seite und schien friedlich zu schlafen. Doch als ein neuer Donner ertönte und im Zimmer wiederhallte, stieß der vermeintlich Schlafende ein herzzerreißendes Wimmern aus. Es war ein ganz leises Geräusch, das im gewaltigen Grollen des Donners fast unterging, aber dennoch meine volle Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich sah, wie Jungkooks Körper anfing unaufhörlich zu zittern, und spürte seine Tränen, die von meinem Oberteil aufgesaugt wurden. Besorgt schafte ich es dann auch irgendwie mich aufzusetzen und vorsichtig den Jüngeren in meine Arme zu schließen. Ich umfasste seinen zierlichen Körper, der weiterhin vor Angst bebte, um strich im vorsichtig durch die wuscheligen Haare.

,, Gewitter."

Er flüsterte mit ganz dünner Stimme in mein Ohr. Das bricht mir fast das Herz. Wir verweilen mehrere Minuten in dieser ganz innigen Haltung: Ich streiche ihm durch die schwarzen Locken, während er seinen dünnen Körper fest gegen meinen drückt. Wir sind uns so nah, dass ich sein schnelles Herz rasen spüre. Bei jedem neuen Donnerschlag verkrampft der kleine Hase sich mehr und mehr und das Einzige, was mir übrig bleibt ist, weiterhin für ihn da zu bleiben und beruhigend zu flüstern:

„Dir kann nichts passieren, Kookie. Ich bin da und beschütze dich."

Das Gewittern fängt bald an, ab zu klingen. Die Blitze scheinen in immer größer werdenden Abständen durch das Fenster in unser Zimmer und auch das Donnergrollen wird leiser und sanfter. Ich merke, wie Jungkookie immer ruhiger wird, sich zwar weiterhin an mein graues Muskelshirt klammert, aber weder weint noch wimmert. Sein Herzschlag wird langsamer und stetiger und bald lösen sich auch seine kleinen Hände von mir. Er schaut zu mir auf und blickt mit seinen wässrigen, dunklen Kulleraugen mir entgegen. Ein kleines, unschuldiges „Dankeschön, Chimchim." klingt aus seinem kleinen Mund, bevor er sich müde gegen mich sacken lässt. Auch ich lasse mich wieder zurück in meine Kissen fallen, habe dabei den Kleineren immer noch in meinen muskulösen Armen und wiege ihn weiterhin in Sicherheit. Bevor wir beide einschlafen, bleibt mein Blick noch ein letztes Mal an seinem wunderschön Gesicht hängen. Tränenspuren bilden sich auf seinen Wangen, an der ich eine kleine Nabe entdecke. Ich frage mich, was es damit auf sich hat. Vielleicht sollte ich ihn am nächsten morgen einfach mal fragen. Oder ich gehe einfach zu seinem Bruder? Doch im Endeffekt bin selbst ich schon zu müde, um mir darüber weiter den Kopf zu zerbrechen. Bevor ich einschlief, hauche ich ihm ein kleines Küsschen auf seine Wangen.

„ Nun schlaf gut, my cute little bunny, ich werde dich immer beschützen."

Ein kleines Grinsen bildet sich auf meinen Lippen. Ich liebe unsere neuen Spitznamen.

(1 051 Wörter)
Erstmals veröffentlicht am 27.07.2017
Überarbeitet am 23.05.2020

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