Kapitel 1

,,Und damit einen wunderschönen guten Morgen Lorien!" Schallte es aus dem Wecker heraus und riss ihn somit aus seinem entspannten Traum. Cocktails und Pool irgendwo weit, weit weg. Das wär ein Paradies, doch es wurde in dem Moment zerstört, als sich der Wecker mal wieder dazu entschloss zu früh dran zu sein und die ruhige Atmosphäre mit einem nervtötenden Klingeln durchbrach.

Montage. Die wohlmöglich unnötigste Erfindung der ganzen Menschheitsgeschichte. ,,Na los! Raus aus den Federn! Die Sonne lacht! Das ist dein Tag!" Plärrte es weiter aus dem Radio. ,,Ich bin Tobias. Live aus dem Studio, um Ihnen einen entspannten Morgen zu bieten. Also? Worauf warten Sie noch?"

Genervt stöhnte er auf und rollte sich leicht über das Bett, Richtung Nachttisch. Noch im Halbschlaf suchte er den Ausschalter des blauen Kastens, doch beugte sich dabei ein Stück zu weit vor und prompt fand er sich auf dem blauen, leicht abgenutzten Teppich wieder, mitsamt der grauen Decke.

,,Ach, so eine Scheiße." Fluchte er leise. ,,Go! Go! Go!" Schrie ihm Tobias weiterhin aus dem Glaskugel ähnlichen Ding entgegen und mit rollenden Augen zog er sich an dem dunkelbraunen Nachttisch hoch und drückte auf die Austaste. Die darauffolgende Stille war um einiges besser, als Tobias mir seiner ,,tollen" Live Show.

Seufzend ließ er sich auf die Bettkannte sinken und rieb sich über das Gesicht. ,,Na los Rezo. Du  bist und bleibst ein Hunter, also beeil dich." Sprach er innerlich zu sich und richtete sich auf. Er streckte sich ausgiebig und kratze sich am Kinn, bevor er zum Fenster trottete und die Vorhänge aufzog.

Die Sonnenstrahlen trafen auf sein Gesicht und kurzzeitig schloss er die Augen. ,,Knox. Fenster auf." Sofort wurde die Glasscheibe nach oben gezogen. Diese Home-Robots waren tatsächlich praktisch. Tief atmete er ein und stützte sich mit den Unteramen auf die kleine, gläserne Abhebung, während eine leichte Brise über sein Gesicht strich.

Lorien. Zufluchtsort der Träume. Etwas kitschig, aber passt schon. Gerade an diesem Morgen zeigte sich die Stadt in ihrem prachtvollsten Aussehen. Die vielen weißen Bauwerke, die so wunderbar mit dem blauen Himmel harmonierten, dazwischen die riesengroßen Wolkenkratzer, welche hauptsächlich aus Glas bestanden und das Sonnenlicht perfekt auffingen und dann die vielen, kleinen Grünflächen, Straßen, Einkaufszentren, Parks und so vieles mehr. All das fügte sich zusammen wie ein altertümliches Mosaik.

Obwohl es noch relativ früh war, also um genau zu sein 07:05 Uhr, herrschte bereits ein munteres Treiben auf den Straßen unterhalb des Fensters. Seine Wohnung lag im 369 Stock und damit hatte er eine wunderbare Aussicht auf alles. Die Flyways füllten sich schon mit den ersten Aviotoren und leise hörte man auch das Hupen ungeduldiger Fahrer, oder Flieger? Oder Flyer? In der Ferne, oder in der Nähe? Schwer zu sagen. Auf alle Fälle konnte man außerdem einige Vögel hören, welche mit ihrem Gezwitscher lautstark den Frühling ankündigten.

Das hier war so perfekt.
Lorien war so eine perfekte Stadt.
Die Menschen waren perfekt.
Die Natur war perfekt.
Einfach alles hier war scheiß perfekt.  

Und schon bei der Gründung wurde den Bewohnern ein Versprechen gegeben.

,,Träume deine Träume groß und wir werden sie erfüllen, dafür muss lediglich eine kleine Spende gebracht werden. Eine Träne und dein Wunsch ist wieder ein Stück näher."

Rezos Meinung nach viel zu kitschig. Also wirklich viel zu kitschig. Mal ernsthaft. Wer auch immer sich diesen ,,Träume werden Wirklichkeit" Müll ausgedacht hatte, sollte eingesperrt werden, aber ihn fragte ja keiner.

Dieses Versprechen hatte man jedem einzelnen Einwohner gegeben. Viele glaubten daran. Daran, dass sich ihr sowieso schon perfektes Leben durch ihren tiefsten Herzenswunsch noch verbessern könnte.
Lächerlich.

Die wenigen, die sich diesem Versprechen widersetzten, wurden ignoriert, genauso wie die, die daran zerbrachen. Sie alle hatten einst Träume.
Gott, schon wieder so kitschig.
Also, sie alle hatten einst Träume, welche nach schier endlos langer Zeit jedoch verschwanden. Den meisten passierte dies, wenn eine Person die sie liebten starb, oder denjenigen verließ, oder so.

Aus zu viel Enttäuschung wurde irgendwann Trauer. Und Trauer und Enttäuschung bildeten dann Bitterkeit, woraus schließlich Wut entstand.

Wut auf das Parlament.
Wut auf die Stadt.
Wut auf all die glücklichen Menschen.

Nach einiger Zeit wurden es immer mehr. Die sogenannte Unbelievers suchten Macht, suchten Rache und wurden immer mehr von der Dunkelheit zerfressen, bis teilweise nur noch Schatten übrig blieben. Schatten, die aus purem Hass bestanden. Sie waren offensichtlich eine Bedrohung und so wurde ein harter Entschluss gefasst.

Verbannung.

Verbannung in die Dunkelheit.

Verbannung in die Einsamkeit.

Verbannung in das Nichts.

Verbannung in Sektor 3.

Genau heute, vor fünfhundert Jahren hatte die Verbannung der Unbeliever begonnen und wurde seit dem stetig fortgesetzt. Gedankenverloren ließ Rezo seinen Blick in die Ferne wandern, denn hinter den weißen, ,,alles ist super", in unserer ,,perfekten" Welt, Stadt, konnte man teilweise die Türme von Sektor 3 erkennen. Genauso wie jetzt.

Es war sein Job diese ,,Menschen" dort drüben im Zaum zu halten.
Es war sein Job die Gegner des Parlaments zu töten, wenn sie wieder aufdringlich wurden und das Alles wäre auch sicher kein Problem, wenn Rezo nicht wüsste, dass sein Ex irgendwo in diesem Nimbus der Hölle herum geistern würde. Wie es ihm wohl ging?
,,Nein! Fang nicht an dir Gedanken über ihn zu mache!" Sprach er innerlich zu sich.

Sein Blick klebte immernoch an der schwarzen Turmspitze hinter der ,,Traumwelt", bis seine kleine Nostalgie Reise vom zweiten Wecker unterbrochen wurde.
,,Ja! Hallo da sind wir wieder! Ich bin Tobias und heute Morgen für Sie da!"

,,Tobias! Ich bitte dich, verschon mich!"
Rief Rezo zurück und raufte sich leicht die Haare. Er atmete genervt aus und trat vom Fenster weg. ,,Knox. Fenster zu und Radio aus." Tobias wurde abrupt gestoppt und die Stille kehrte zurück. ,,Danke Knox." Sagte Rezo leise und schleppte sich dann aus der Tür, durch den Flur und schließlich ins Bad.

,,Knox. Spiegellicht." Aufs Wort flackerte der warme Lichtstreifen um den Spiegel auf und Rezo drückte den Knopf für kaltes Wasser an dem schwarz, glänzenden Wasserhahn. Er tauchte beide Hände hinein und rieb sie anschließend etwas über sein Gesicht, bevor er nach einem kleinen, blauen Handtuch griff und sich über das Gesicht rubbelte. Einmal mir der Hand durch die blauen Haare. Perfekt.

,,Na dann los." Sagte er mit jubelnder Ironie.
,,Entschuldige bitte Rezo, aber etwas an zu ziehen bevor man das Haus verlässt wäre angemessener." Unterbrach ihn die Stimne seines Haus Computers.
,,Oh. Danke Knox."
,,Immer wieder gern. Und vergiss nicht Astra zu füttern."
Erneut bedankte sich Rezo.
,,Was wär ich eigentlich ohne dich?"
Fragte er lächelnd.
,,Allein."
Antwortete Knox.

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