7. Uno und Enttäuschung
Behutsam streichelte mir Manuel meinen Bauch, ließ mich meinen Kopf an seinen schmiegen und zitternd nach Wärme suchen. Drei Tage lebte ich mittlerweile bei dem Brünetten, er saß im Moment hinter mir und beobachtete, wie ich ein paar Uno Karten in der Hand hielt, flüsterte mir bei Unsicherheiten leise zu, was ich tun sollte. Keinen Zentimeter hatte ich mich ohne ihn aus dem Bett bewegt, er trug mich bis ins Bad und brachte mir Essen, damit meine Füße heilen konnten. Seine Vorsicht zeigte mir nur zu gut, wie wertvoll er uns drei fand und auch die beiden anderen begannen mittlerweile damit sich unserem Herren zu nähern. Nicht körperlich, dafür waren sie zu schüchtern, doch hin und wieder sprachen sie ihn von sich aus an. Noch vorsichtig und nur, wenn sie alleine waren, doch es war eine eindeutige Verbesserung, über die Manu sich sichtlich freute.
"Blaue sieben...", hauchte mir mein Besitzer ins Ohr und sofort nahm ich mir die Karte aus meinem Deck, legte sie auf den Stapel, auf welchem zuvor eine rote sieben lag. Verärgert brummte Claus auf, zog eine Karte. Er regte sich leise über unser Schummeln auf, musterte Manuel böse, während Maurice eine blaue fünf auf den Stapel legte. "Das ist so unfair! Als ob er nicht alleine spielen kann", beschwerte sich der Braunäugige, was mich unsicher meinen Blick senken ließ. Ich fühlte mich angegriffen, auch wenn ich wusste, der Größere meinte es nicht so. Ihm waren faire Spiele wichtig, wo jeder theoretisch gewinnen konnte und Manuels Hilfe zählte eindeutig als schummeln. Maurice hatte sich bisher noch nicht einmal über diese kleine Hilfe beschwert und allein schon, weil er meine emotionale Seite mehr als gut kannte, würde er es auch niemals wagen mich so deutlich anzugreifen. Ich weinte schnell, wenn mir etwas unangenehm war und auch in diesem Moment wollte ich nichts anderes, als mich meinen negativen Gefühlen hinzugeben.
Verletzt krabbelte ich von Manuels Schoß hinunter, senkte meinen Blick und blinzelte die aufkommenden Tränen weg, welche sich unaufhaltsam bildeten. Manu ließ nur widerwillig zu, dass ich mich von ihm entfernte und mich so hinsetzte, dass er mir nicht mehr in die Karten gucken konnte. In seinen Augen lag Enttäuschung, welche sich schnell in Ärger umwandelte, als er in die Augen von Claus sah. "Du warst doch selbst nicht besser, als dir meine Mutter das Spiel hier beigebracht hat! Da habe ich mich auch nicht beschwert, dass sie dir die Karten zurechtgelegt hat und hin und wieder mal was für dich rausgelegt hat. Ich sehe keinen Grund, weshalb du Patrick jetzt diese Hilfe verwehren dürftest. Er ist doch auch ein blutiger Anfänger...", sagte der Grünäugige verärgert, doch Claus schien alles andere als Verständnisvoll zu sein. Seine Augenbrauen zogen sich verärgert zusammen und ohne auf das Spielfeld zu achten, rutschte er näher. Die beiden Stapel fielen um, mischten sich und ängstlich wich ich zurück, bei der ruckartigen Bewegung des Hünen. "Ich war vier Jahre alt und nicht zwanzig! Manuel, er versucht es doch selbst hinzubekommen, wenn du ihm immer so weiter hilfst, hat er doch überhaupt keine Chance aus seinen Fehlern zu lernen! Die macht man nicht umsonst und wenn du ihm ein guter Besitzer sein willst, lässt du ihn einfach machen!"
Maurice blieb still sitzen, begann damit den Berg aus Karten zu sich zu nehmen, um ihn erneut aufzustellen. Diese Auseinandersetzung war allein meine Schuld, weil ich nicht ordentlich spielen konnte und mir die Regeln nicht merkte. Der Braunäugige hatte absolut Recht mit seiner Aussage, doch im Zweifelsfall würde ich zu Manuel halten müssen, er war mein Besitzer. Mir war auch schon aufgefallen, wie oft der Grünäugige die einfachsten Sachen für mich erledigen wollte und doch würde ich mich niemals gegen sein Verhalten wehren, er hatte die freie Entscheidungsgewalt über mich. Wenn er wollte, dürfte er mich füttern und ich würde es hinnehmen, ohne mich auch nur ein bisschen zu wehren. Der Brünette hatte mich schließlich mit seinem Geld gekauft und hatte sich so das Recht erworben alles mit mir machen zu dürfen, was er wollte. Wann und wo er es für richtig hielt.
"Ich will nicht sein Besitzer sein, sondern sein Freund! Wir sind ein Team, dass sich gegenseitig unterstützt und deshalb hat er meine Hilfe mehr als nur verdient. Du, lieber Claus, hast sowieso nicht zu bestimmen, wie ich mit den dreien umgehe und ob und wie ich ihnen helfe. Es ist meine Sache!", meckerte Manuel den Hünen an, dessen Augen gefährlich glitzerten, so, wie es meine ebenfalls taten. Ihm gingen die Worte des Pfaus näher, als dieser es für möglich hielt und ich schämte mich, dass ich diesen kleinen Streit ausgelöst hatte. Ohne mich würden sie nun friedlich beisammen sein oder Manuel wäre gleich mit Maurice zu sich gefahren, ohne einen Zwischenstopp bei seiner Mutter zu machen. Niemals wäre es zu diesem Zwischenfall gekommen und bevor ich reagieren konnte, schmiss Claus verärgert seine Karten durch den Raum und stand auf. "Fick dich doch, Manuel!", rief er verärgert, während er den Raum verließ und mit einem lauten Knall die Tür hinter sich zu schmiss. Sein Abgang schockierte nicht nur mich, sondern auch Maurice und Manuel selbst. Diese Worte des Größeren entsetzten mich, denn auch wenn die beiden sich schon von Natur aus sehr aggressiv gegenüberstanden, war das definitiv zu viel des guten. Claus reagierte über und wenn man nicht aufpasste, konnte man Dinge sagen, die man nicht so meinte und in einer anderen Situation nicht so gesagt hätte.
Keiner traute es sich eine Bewegung zu machen, Maurice und ich senkten demütig unsere Köpfe, während Manuel wie hypnotisiert auf die Tür starrte. Der Jüngere konnte am wenigsten fassen, was sein Freund zu ihm gesagt hatte und je länger wir still blieben, desto mehr spannte er seinen ganzen Körper an, zeigte unbewusst seinen Ärger. Man sah dem Brünetten deutlich an, wie er versuchte ruhig zu bleiben und nicht auszuflippen, doch allein schon seiner rechten Hand, welche er immer wieder zur Faust ballte und lockerte, ließ mich zögernd näher rücken. Ich hatte Schuld an seinem Streit mit Claus, er sollte auf mich wütend sein und nicht auf ihn, so empfand ich es auch als meine Pflicht ihn wieder zu beruhigen. Ein Hybrid hatte das Recht auf einen einfachen Menschen einzuprügeln, wenn ihm so war und auch wenn der Grünäugige mir versprach nie so mit mir umzugehen, würde er es vielleicht doch tun, wenn er sah, dass ich mich ihm anbot. Ich meinte es gut mit ihm und wollte zumindest versuchen ihm wieder ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, auch wenn es im Moment noch so unwahrscheinlich erschien.
Unsicher griff ich nach der rechten Hand meines Herren, welche in diesem Moment zu einer Faust geballt war, und begann behutsam sie zu entfalten. Der Brünette sah mir verwirrt dabei zu, wie ich seine flache Hand knetete und mich an ihn lehnte, meinen Kopf dabei an seine Schulter schmiegte. Kein bisschen sah ich ihn dabei an, statt dessen musterte ich Maurice, welcher schnell die Karten zusammen sammelte und sie weglegte. Er beäugte uns ein wenig unsicher, schien erschrocken zu sein, als ich ihm bittend in die Augen sah und kurz darauf die andere Seite Manuels musterte, auf dessen Platz niemand saß. Maurice würde, wenn der Brünette wirklich beginnen würde mich zu schlagen, einfach den Raum verlassen und Michael im Haushalt helfen, er hatte schließlich nichts getan, doch bis Manuel so weit war, könnte er ihn mit mir trösten. Wir Menschen waren dafür da unsere Herren zu erfreuen, sie irgendwie aufzumuntern und das wäre die perfekte Möglichkeit für den Blonden zu zeigen, dass er die Pflege des Grünäugigen zu schätzen wusste.
"Verzeiht, Herr...erlaubt ihr mir, euch ebenfalls zu trösten?", fragte Maurice stotternd, mit Blick auf den Älteren und ich konnte es nur teilweise sehen, doch begannen dessen Augen wieder zu glänzen. Er nahm diese Frage als Fortschritt ihrer Beziehung auf, nahm nun an, der Blonde hatte genug Vertrauen zu ihm gefasst, dass er es sich wagen konnte ihn das zu fragen. Nur in seltenen Fällen hatten sich die beiden anderen getraut unseren Herren zu berühren, höchstens um ihm etwas zu überreichen oder einfach aus Versehen. "Gerne...", lächelte der Pfau nun leicht, mit Blick auf seine linke Seite und ohne zu zögern, lief der Riese um das Doppelbett herum und ließ sich neben dem Brünetten nieder, achtete darauf nicht irgendwie seine Federn zu berühren. Entspannt hingen diese vom Bett, sodass niemand sie in irgendeiner Weise kaputt machen konnte. Der Jüngere achtete auf seine Federn wie auf einen Schatz, nichts schien ihm wichtiger zu sein, als die Schönheit seines Körpers.
Nur leicht lehnte der Blonde sich an unseren Herren, legte sanft seinen Arm um dessen Hüfte und senkte demütig seinen Blick. Er ging hilflos mit dem viel Stärkeren und Kleineren um, wusste nicht ganz mit ihm umzugehen. Oft hatte er meinen Umgang mit dem Grünäugigen beobachtet, wie ich mich Nähe suchend an ihn gelehnt hatte und schon fast automatisch zu ihm krabbelte, sobald Manuel sich auf das Bett setzte. Wir hatten eine gute Möglichkeit gefunden uns gegenseitig zu zeigen, dass wir uns anfreundeten und manchmal, nur ganz selten, wirkte es so, als würden Maurice und Michael fast schon neidisch auf mich sein. Ich wurde wie eine Art Königin behandelt, bekam Essen bis ans Bett geliefert, durfte jeder Zeit mit meinem König schmusen und gefiel mir etwas überhaupt nicht, wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit es mir gefiel. Manu kümmerte sich besonders um mich, doch dabei vergaß er seine zwei anderen Besitztümer komplett. Sie fühlten sich teilweise ausgegrenzt und ich konnte mich nicht genug mit Manuel verständigen, um ihm mitzuteilen, dass die beiden auch so viel Liebe und Aufmerksamkeit verdient hatten wie ich.
Manuel legte erst dem Blonden einen Arm um die Hüfte, dann mir, sodass er uns vorsichtig näher zu sich ziehen konnte. Mein Kopf lag nun auf seiner Brust, sodass ich Maurice in die Augen sehen konnte und schon da erkannte ich seine Angst, wovor genau konnte ich nicht sagen. Klar zu erkennen, fühlte er sich in der Nähe des Grünäugigen unwohl und wollte am liebsten wieder Abstand gewinnen, allerdings schien unser Herr in keiner Weise auch nur daran zu denken. Ein Lächeln lag nun auf seinen Lippen, während er erst mir einen Kuss auf die Stirn drückte und dann dem Blonden. "Ihr zwei seid so unendlich niedlich! Es tut mir leid, dass ihr das gerade miterleben musstet. Claus ist schon immer sehr schnell wütend geworden und ich hätte euch das echt gerne erspart. Das wird schon wieder mit uns...danke, dass ihr zwei mir versucht zu helfen!", sprach der Grünäugige auf uns ein und wie auf Knopfdruck schloss ich meine Augen. Er wurde mit jeder Sekunde ruhiger, in welcher er uns in seinen Armen hielt und das ließ auch mich langsam runterfahren. Sein Körper entspannte sich komplett, zeigte keine andere Regung mehr und mit behutsamen Streicheleinheiten an unseren Seiten, gab er uns zu verstehen, wie sehr ihn unser Beisammensein entspannte. In meiner Gegenwart schien er schon von Anfang an vorsichtiger zu sein, mit allem was er tat. Seine Wortwahl fiel immer recht liebenswert aus und schnelle Bewegungen ließ er so gut es ging sein, nach dem ich erschrocken zurückgewichen war, als er eine Tüte Kekse aufgefangen hatte, welche Claus ihm zugeworfen hatte. Ich reagierte sehr ängstlich auf solche Bewegungen, das hatte Manuel recht schnell gemerkt.
"Claus hat Recht mit seiner Aussage, Sir...", sagte Maurice leise. "Ihr nehmt Patrick zu viel ab und lasst ihn nichts selbst machen, Herr. Ich halte es nicht für richtig, dass Ihr ihm sogar verbietet allein ins Badezimmer zu gehen oder allgemein dieses Bett zu verlassen, doch wenn Ihr es für richtig halten, werde ich euch dabei nicht im Wege stehen. Es ist eure Entscheidung, wie Ihr mit uns umgeht und so wie Sie es auch Claus schon sagten, er hat nicht zu entscheiden, wie Sie mit uns umgehen und auch wir selbst haben das nicht. Verzeiht mir meine Gedanken, Herr, ich weiß, dass ich hätte nichts sagen sollen...", murmelte Maurice unsicher und wie auf Knopfdruck öffneten sich meine Augen wieder, sahen direkt in die ängstlichen meines Gegenüber. Der Blonde schien schon an der erneuten Spannung im Körper unseres Herren zu merken, er hätte seine Gedanken nicht aussprechen sollen und doch war es für einen Rückzug zu spät. Manuel wusste nun, was sein Besitz von ihm hielt und mein Herz klopfte schnell bei dem Gedanken, er würde seinen Ärger nun an uns auslassen. Immer wieder sagte er zu uns, wir dürften unsere Meinung zu ihm und seinem Handeln frei äußern, doch nun wo es jemand tatsächlich gewagt hatte ihn zu kritisieren, schien er nicht begeistert davon zu sein.
"Denkst du das auch, Patrick? Behandele ich dich zu sehr, wie eine Mutter? Keine Sorge, ich nehme euch kein Wort hier von böse...", fragte der Brünette nun mich, dabei stupste er mich vorsichtig mit seiner Stirn am Kopf an und zeigte mir, ich solle ihn ansehen. Langsam hob ich meinen Blick, sah in das sonst so viel schöner glänzende grün und nickte fast unkenntlich. Er behandelte mich viel zu gut, für einen einfachen Menschen und es schien mir, als würde er mich klar bevorzugen, obwohl er mich erst gar nicht mitnehmen wollte. Der Größere hatte sich während der Auswahl gegen mich entschieden und nun, wo er mich doch zu sich genommen hatte, behandelte er jeden anderen schlechter als mich. Maurice und Michael halfen schon jetzt täglich im Haushalt, brachten den Müll raus und begleiteten Claus zum Einkaufen, während ich nur im Bett sitzen konnte und auf Gesellschaft von irgendwem hoffte. Meist saß Manu neben mir und kuschelte mit mir, während wir gemeinsam Fernsehe guckten, doch auch Viktoria kam oft zu mir und spielte zusammen mit ihrem Sohn und mir Kartenspiele. Sie schien sich wirklich für mich zu interessieren, so sehr suchte sie meine Nähe und auch ich begann langsam mich auf sie einzulassen, zumindest wenn Manuel nicht bei uns war. Das liebliche Schnurren der Katze war wie Musik in meinen Ohren, es beruhigte mich sofort.
"Ich danke euch, dass ihr so ehrlich mit mir seid. Es ist ein wenig schwer einzuschätzen für mich, wann ich jemanden zu sehr umsorge. Das war schon immer so, ich zeige nun mal offen, was mir gehört und versuche instinktiv so gut es geht zu beweisen, dass ich in der Lage bin diese Person zu pflegen! Ich bin nun mal zum Teil ein Pfau und als dieser habe ich den Drang das zu verteidigen, was ich als schützenswert ansehe. Wilde Pfauen, in freier Wildbahn, die sind auch ein wenig besitzergreifend und wollen ihre Gruppe beschützen, was das angeht und ich verspreche euch, dass ich mich bessern werde! Ihr seid meine ersten Menschen, die ich als Helfer bei mir aufnehme und ich habe demnach keine wirkliche Übung, wie ich euch richtig behandle. Bisher kenne ich auch nicht wirklich viele Menschen, Claus ist immer der einzige gewesen, mit dem ich wirklich viel Kontakt hatte. Ihr drei ähnelt ihm ein wenig, also Claus. Als meine Mutter ihn mit nach Hause gebracht hat, war ich fünf und er vier Jahre alt. Damals war Claus noch so schüchtern wie ihr drei und hat sich noch nicht einmal getraut zu fragen, ob er auf die Toilette gehen darf! Es hat lange gedauert, bis er sich mit mir angefreundet hat und guckt doch, wie wir heute miteinander umgehen! Ob ihr es glaubt oder nicht, ich habe diesen Jungen echt lieb..."
(...)
Der Pfau hielt sich an sein Wort. Noch immer erlaubte er mir nicht alleine das Bett zu verlassen, meine Füße sollten erst richtig verheilen, doch ließ er mich von Claus runter zum Essen tragen oder ließ mich selbst entscheiden, wann ich wieder nach oben wollte. Die beiden hatten sich wieder vertragen, nachdem Manuel sich bei dem Hünen entschuldigt hatte und demütig um Vergebung bat. So unsicher hatte ich noch nie einen Hybriden mit eigenen Augen gesehen, besonders nicht, wenn es um einen einfachen Menschen ging und doch beäugte ich die Situation leicht unzufrieden. Behutsam schlang der Grünäugige seine Arme um den Größeren, küsste ihn liebevoll auf die Wange und lächelte glücklich, als auch Claus lächelte. Mein Herz fühlte sich in dieser Sekunde so schwer an, wie noch nie zuvor und das schlimmste war, ich wusste nicht warum. Ich sollte mich für meinen Herren freuen, dass er sich wieder mit einem so guten Freund wie dem Brünetten vertragen hatte, doch ich konnte es nicht.
Erschöpft lehnte ich meinen Kopf an den von Viktoria, griff schüchtern nach ihrer linken Hand. Schnurrend saß die etwa gleichgroße Brünette auf meinem Schoß, ließ sich von mir durch ihr wunderschönes Haar fahren und hatte schon seit Minuten ihre Augen geschlossen. Manuel war gerade im Bad, um nach Michael zu sehen, welchem es gesundheitlich gar nicht gut ging, er hatte sich wohl eine Grippe eingefangen oder eine andere Krankheit und musste sich ständig übergeben. Die Grünäugige hatte ihre Chance sofort genutzt und sich zu mir gesellt, schmiegte sich geradezu wehleidig an meinen Körper heran und genoss meine Aufmerksamkeit, welche ich ihr gab. Es war mir bisher unergründlich, wieso sie sich so sehr zu mir hingezogen fühlte, immer hin war ich nichts wert, im Gegensatz zu ihr und eine Antwort würde ich darauf nicht bekommen.
Schüchtern drehte sich der Blick der jungen Frau zu mir, zeigte mir kurz das hübsche grün ihrer Augen, ehe sich ihre beiden Lippen auf meiner linken Wange wiederfanden. Sofort beschleunigte mein Herz und meine Wangen erröteten leicht, zeigten der Älteren deutlich meinen Scham, welchen ich in diesem Moment empfand. Noch nie war eine Frau so sanft und liebevoll mit mir umgegangen, dieses Verhalten kannte ich nur von meinem Herren. Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen der Brünetten und noch bevor ich richtig reagieren konnte, verband sie zögernd unsere Lippen miteinander und schloss ihre Augen. Überfordert zuckte ich zurück, konnte mich jedoch nicht befreien, da die Ältere mir nachrückte. Diese Nähe kam so plötzlich, dass ich nichts anderes tun konnte, als meine Augen ebenfalls zu schließen und den sanften Druck ihrerseits zu erwidern. Mein Herz klopfte schnell und ich fühlte mich wohl, unter dem warmen Körper der jungen Frau, auch wenn tief in mir das schlechte Gefühl aufkam, es war falsch. Die Katze zeigte mir seit ich hier war nur zu deutlich, dass sie mich auf diese Weise für sich haben wollte und etwas gewisses in mir wollte genau das selbe, doch ein anderer Teil hielt mir immer wieder den verärgerten Blick Manuels vor Augen.
Einige Sekunden saßen wir auf dem Bett Manuels, die Ältere wurde immer fordernder, da öffnete sich ruckartig die Tür des Zimmers und ich riss erschrocken meine Augen auf. Mein Herr sah mich ebenso erschrocken an, betrachteten schockiert, wie nahe ich der jungen Frau war, ehe sich sein Körper versteifte und so zeigte, er war mehr als nur wütend. Wie automatisch stellten sich die Federn des Brünetten auf, schlugen ein Rad, und umrundeten den ganzen Körper des Größeren. Noch nie hatte ich diese Federn so in ihrer vollen Pracht gesehen, sie ließen den Grünäugigen schon fast gefährlich wirken und auch Viktoria schien zu merken, was wir mit unserem tun angerichtet hatten. Das natürliche Verhalten eines Pfaus, Manuel wollte sein Revier verteidigen.
"Raus hier! Los, ich will dich nicht mehr hier sehen!", schrie der Brünette die Katze an, was mich sofort meine Augen aufreißen ließ und in eine Schockstarre versetzte. Diese Stimmenlage, welche vor Ärger nur so triefte, zeigte mir nur zu deutlich, welch Strafe mich gleich erwarten würde. Schläge, Tritte oder etwas ähnliches, und das nur, weil ich meinem Instinkt gefolgt war. Schon oft hatte mich dieser in solch eine Lage gebracht und auch mein neuer Besitzer schien durch diesen Vorfall zu merken, dass ich ein schlechter Mensch war. Viktoria sprang hastig von meinem Schoß herunter, widmete mir keinen einzigen Blick mehr und verschwand fast geräuschlos aus dem Raum. Nun war ich allein, mit einem mehr als wütenden Manuel, welcher einmal laut ausatmete und die Tür leise schloss. Von hinten waren die sonst bunten Pfauenfedern trist und grau, wirkten nicht einmal ansatzweise so bunt, wie es die Vorderseite war.
Wie in Trance musterte ich Manuel, spannte meinen ganzen Körper an und öffnete meinen Mund einen Spalt. Seine Augen waren geschlossen, ließen mich nicht in das sonst so schöne grün sehen, sondern zeigten mir so nur noch mehr, wie wütend der Jüngere auf mich war. Ich verstand nicht, was ihn so sehr aufregte, denn immerhin hatte ich nichts anderes getan, als einem Hybriden, einer Vorgesetzten, ihren Wunsch zu erfüllten. Die Brünette schrie quasi nach meiner Nähe und das in jeder Sekunde, wo wir uns sahen. Nur Manuel selbst schien etwas dagegen zu haben, ich wusste jedoch nicht was. Es war mein Job, Hybriden wie die Ältere glücklich zu machen und wenn es dafür meinen ganzen Körper brauchte, konnte ich nichts dagegen tun. Sie hatte die Macht, ich musste mich nach ihr richten. So bald mein Herr außer Sichtweite war, hatte der nächste Hybrid das Sagen und ich konnte nichts anderes tun, als mich diesem vollkommen hinzugeben.
"Du wirst aufhören Viktoria zu sehen. Bis wir bei mir sind, wirst du in diesem Zimmer bleiben und immer in meiner Nähe bleiben, hast du verstanden? Ich will nicht, dass du ihr noch einmal so nahe kommst. Das hast du gefälligst zu unterlassen!", sprach der Jüngere mit gedrückter Stimme, ohne mich dabei anzusehen und doch erkannte ich klar und deutlich, wie nahe er den Tränen war. Er erteilte mir Hausarrest und sprach so mit mir, als wäre ich ein Haustier, welchem man durch solche Befehle beibringen konnte, was er zu tun oder zu lassen hatte. Nichts war mehr von der vorherigen Behutsamkeit zu spüren, mit welcher er vorher mit mir sprach, es schien mir fast so, als würde er sich nun von mir abwenden. Mein Herz schmerzte bei dem Gedanken, wie sehr ich ihn mit einer einzigen Tat enttäuscht hatte und ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen, doch konnte ich es nicht. Mein Fehler war begangen, ich konnte ihn nicht mehr ändern und nun würde ich mit den Konsequenzen leben müssen.
"Ich bin enttäuscht...", krächzte der Brünette leise, während er seine Augen öffnete und mir die Tränen zeigte, welche sich langsam den Weg über seine Wangen bahnten. Mein Herz schmerzte bei diesem Anblick.
~3680 Worte, hochgeladen am 09.04.2020
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