39. Ergebnisse

Wie jede Person, die mein Herr kannte, war auch Dani lieb und begrüßte mich herzlichst in der Familie, nachdem ihr Sohn stolz hinausposaunt hatte, dass er mich und Manuel verheiratet hatte. Auf die Frage, wie er das geschafft hatte, deutete er grinsend auf unsere beiden Armbänder und sagte, dass diese unsere vorzeitigen Eheringe waren, bis wir uns dazu entscheiden würden wirklich zu heiraten und das ließ mich schüchtern zu Boden sehen. Anders als erwartet, lächelte Peter mich sanft bei den Worten des kleinen Pfaus an und schien den Gedanken nicht schlimm zu finden, dass ich seinen Bruder heiraten könnte, was mich beruhigte. Niemand schien etwas dagegen zu haben und das zeigte mir einmal mehr, wie verständnisvoll und freundlich die Familie meines Freundes war, selbst gegenüber einfachen Menschen, die außer ihnen niemand zu mögen schien. Ich dankte Manuel dafür, dass er mich und auch Michael und Maurice bei sich aufgenommen hatte, uns ein solch sicheres und liebevolles Zuhause gab, dafür nichts weiter verlangte, als ein wenig Vertrauen in ihn und dass wir bei ihm glücklich waren. Es gab niemanden, dem ich mehr schuldete als dem Grünäugigen und trotzdem, dass er so vieles einfach von mir verlangen könnte, wenn er wollte, sah er mich stets nur mit einem sanften Lächeln an und schien mir nichts Schlechtes zu wollen.

Selbst die Tatsache, dass Michael, Maurice und ich mit am Tisch saßen und ihr Essen mit verspeisten, war für Peter und seine Frau kein Problem, was mich erleichterte. Sie alle versuchten uns bei ihrem Gespräch mit einzubeziehen, Peter stellte uns interessiert Fragen und auch, wenn ich ihm nicht mit Worten antworten konnte, nickte ich oder schüttelte meinen Kopf. Manuel schien das ganze Gespräch über einfach glücklich zu sein, er lächelte erleichtert und wirkte so, als würde er es schön finden, dass Michael und Maurice ab und zu mal ein paar Worte sagten, was sie in seiner eigenen Gegenwart nur sehr selten taten. Ich bekam sonst den Großteil der Aufmerksamkeit, die anderen beiden fielen immer ein wenig in den Hintergrund, doch Peter schien das ganze anders zu handhaben als mein Herr. Bei ihm stand offensichtlich niemand im Vordergrund, er versuchte uns allen einen möglichst gleichen Redeanteil an der Diskussion zu geben und das war etwas, wofür ich ihn sehr bewunderte. Er ließ sich nicht von der Tatsache beeindrucken, dass ich einen Nachtteil hatte und nicht sprechen konnte, sondern gab jedem von uns am Tisch sitzenden gleich viel Aufmerksamkeit und das war etwas was mir zeigte, dass Manuel mich wirklich liebte. Auch, wenn er jeden von uns gleich behandeln wollte, beachtete er mich immer mit einem besonders aufmerksamen und liebevollen Blick, was er einfach nicht abstellen konnte, auch wenn er das vielleicht wollte. Da war Peter eine willkommene Abwechslung für die beiden.

Gerade, als Michael mit der Hilfe von Maurice den Tisch abdeckte, vernahm ich ein leises Maunzen und drehte meinen Kopf sofort in die Richtung des Geräusches, genau wie Manuel und Peter auch. Irritiert musterte der Braunäugige uns, zog seine linke Augenbraue hoch und sah mir dabei zu, wie ich ohne einen Befehl aufstand und zum Kühlschrank lief. Den ganzen Tag über war die weiße Katze in meinem und Manuels Zimmer geblieben, wollte dieses nicht verlassen und da sie sonst sicher aggressiv geworden wäre, hatte ich sie in Ruhe gelassen und darauf gewartet, bis sie Hunger bekam. Manuel traute sich seit dem Kratzer am Morgen nicht mehr wirklich das Tier zu berühren, da er Angst hatte noch ein weiteres Mal verletzt zu werden und deshalb hatte ich die Verantwortung auf mich genommen mich um das Tier zu kümmern, denn mich schien die Katze nicht zu hassen. Ohne Probleme ließ sie mich ihr weiches, warmes Fell berühren und schnurrte sogar leise, wenn ich sie vorsichtig streichelte. Es war niedlich mit anzusehen, wie die Kleine sich unter meinen Berührungen entspannte und sich sogar neben mir im Bett niederließ, jedoch trotzdem auf Abstand blieb, da Manuel neben mir lag. Die Abneigung der Katze gegenüber meinem Herrn könnte von seinem Mischtier kommen, schließlich waren Pfauen Vögel und Katzen jagten diese in freier Wildbahn, so könnte unser Gast einfach nur das Gefühl haben, dass er sein Revier verteidigen musste oder Beute fangen musste.

Wie schon am Morgen, schnitt ich ein paar Stücken der Putenbrust ab und nahm einen neuen Teller hinaus, um diesen mit dem Essen zu befüllen und eine neue Schüssel, damit die Katze etwas Wasser trinken konnte. Als wäre sie es genau so gewohnt, lief sie hinter mir vorbei an den improvisierten Futternapf und begann sofort zu essen, als hätte sie seit Tagen großen Hunger. Begeistert von dem Tier, wollte Noah auf uns zukommen und es streicheln, doch Daniela handelte schnell und erklärte ihm, dass er die Katze nur erschrecken würde, wenn er jetzt störte und so ließ der Junge das namenlose Wesen in Ruhe fressen. Unter dem wachsamen Blick meines Besitzers stellte ich alles zurück an seinen Platz und setzte mich wieder neben ihn auf den Stuhl, senkte schüchtern meinen Kopf. Ich hatte einfach ohne die Erlaubnis des Brünetten gehandelt, ihn damit ungewollt in ein schlechtes Licht gestellt und nun wollte ich Unterwürfigkeit zeigen, so wie man es mir beigebracht hatte, doch Manuel ließ das nicht zu. Sanft legte er mir seine linke Hand auf den rechten Oberschenkel, spendete mir dadurch Nähe und Liebe, und brachte mich gewollt oder ungewollt dazu zu erröten. Diese Berührung auf meinem Oberschenkel brachte mich dazu meine Beine nahe aneinander zu drücken, denn obwohl ich dem Jüngeren vertraute, er würde nichts Unanständiges tun, machte mich diese Nähe nervös und ich wurde unruhig.

„Hat die Kleine denn einen Namen?", fragte Daniela lächelnd, doch sowohl Manuel als auch ich schüttelten Kopf. Ich wollte mir keinen Namen für dieses Wesen aussuchen, denn einerseits konnte ich nicht genau sagen, ob es sich bei ihm um ein Männchen oder Weibchen handelte, und andererseits würde ich sicher keinen Namen finden, der zu dem Kätzchen passte. Manu sollte das tun, schließlich wäre es dann sein Tier, da ich ein einfacher Mensch war und kein Tier von mir aus aufnehmen durfte. Ohne mich zu beschweren, würde ich mich um das Kätzchen kümmern, doch meines würde es niemals sein, auch wenn ich es so sehr wollte. Solange das Tier jedoch bleiben durfte, würde ich mich mit Liebe um es kümmern und zumindest dafür sorgen, dass es wieder zu Kräften kommen konnte. „Ich weiß ja noch nicht mal, ob ich den Kater behalten möchte oder nicht! Irgendwie scheint er nämlich nur mit Patrick richtig klarzukommen und mich hat er ja schon mal gekratzt, aber wenn er Michael oder Maurice wehtut, dann werde ich den Kater rausschmeißen. Und ab dem Moment, wo wir ihm einen Namen geben, gehört er doch praktisch zur Familie, dann kann ich ihn nicht mehr weggeben! Also warte ich lieber noch mit einem Namen, bis ich den Kleinen ein wenig mehr einschätzen kann! Wenn er niemanden mehr verletzt, darf er bleiben."

Es war keine Katze, sondern ein Kater. Und wenn dieser niemandem etwas tat, durfte er bleiben. Niemals würde ich mir das Recht herausnehmen zu sagen, dass dieses Tier mir gehörte, denn es sollte frei leben können, doch solange es von sich aus bei uns bleiben wollte, würde ich es gut behandeln und die Zeit genieße, in der ich ein Wesen in meiner Nähe hatte, um das ich mich mit ganzem Herzen kümmern konnte. „Ich kann dir des Rätsels Lösung verraten, warum diese Katze dort Patrick so gerne hat! Aber bevor ich dir das erkläre, möchte ich dir endlich die Ergebnisse der Bluttests geben, weil darauf habt ihr alle vier schon lange genug gewartet...", sagte Peter mit einem auffordernden Blick auf seine Frau gerichtet, welche sofort zu verstehen schien und Noah auf den Arm nahm, sodass ich allein mit meinem Herrn, Peter und den anderen beiden Menschen am Tisch saß. Nervös begann ich meine Hände zu kneten, denn in wenigen Sekunden würde sich herausstellen, ob ich eine Krankheit hatte, oder nicht. Michael und Maurice schienen nicht so verunsichert zu sein wie ich, was ich verstand, denn schließlich hatte bei ihnen niemand die Vermutung aufgestellt, dass sie etwas haben könnten und nur bei mir hatte sowohl Viktoria als auch Manuel selbst irgendwas festgestellt, was ihnen komisch erschien. Niemals würde ich verstehen können, wie die beiden auf den Gedanken kamen, ich könnte Krank sein und doch war ich ihnen dankbar dafür, dass sie diese Vermutung aufgestellt hatten, denn so konnte man vielleicht noch handeln, wenn es etwas Schlimmes war.

Sanft umschloss mein Freund meine beiden Hände mit den seinen, rückte näher an mich und ich lächelte dankbar bei diesem Zeichen von Liebe. Der Brünette merkte, dass ich angespannt war und kam mir zur Hilfe, versuchte mir durch seine Anwesenheit zu zeigen, dass er auch nun für mich da sein würde, egal wie die Diagnose des Arztes ausfallen würde. „Ich habe schon einmal einen Blick auf die Zettel geworfen und kann euch eine Entwarnung geben, Leute! Du hast drei vollkommen gesunde Männer bei dir aufgenommen!", sprach der Arzt lächelnd und mir fiel ein Stein vom Herzen, denn ich hatte keine Krankheit oder ähnliches, und war kerngesund. Das bedeutete, dass Manuel keinen Grund dazu hatte mich abzugeben oder vielleicht sogar töten zu lassen, was mich am meisten freute. Mir stand nichts mehr im Wege eine Menge und hoffentlich schöne Zeit mit meinem Herrn verbringen zu können, keine mögliche Krankheit, die mich langsam und qualvoll dahinraffen könnte und das war es, was dem Grünäugigen ein erleichtertes Lächeln auf die Lippen kommen ließ. Er freute sich, dass wir alle gesund waren und auch, wenn er es nicht wirklich gezeigt hatte, fiel eine riesige Last von seinen Schultern und ich lehnte mich ohne weiter darüber nachzudenken an den Größeren, genoss einfach stumm das Wissen, ich war völlig gesund. Ob Manuel so eine Angst vor dem Ergebnis der Tests hatte, dass diese der Auslöser seines Asthmaanfalls war? Mir war klar, er konnte gut seine Gefühle verstecken, wenn er das wollte, doch seinen Körper konnte er nicht beeinflussen und das merkte man schon allein daran, dass ihm bei Unruhe und Trauer seine Federn ausfielen. Der Asthmaanfall konnte durchaus das Produkt seiner Angst um unsere Gesundheit sein, zumindest wenn er wirklich ernsthaft um diese besorgt war.

Lächelnd las er sich drei Blätter durch, die ihm sein älterer Bruder schmunzelnd reichte und obwohl ich kein Recht dazu hatte, es waren schließlich wichtige Dokumente meines Besitzers, sah ich mit in diese hinein. Viele hundert Worte waren zu sehen, zusätzlich noch einige bunte Abbildungen und eine Liste, auf dessen linker Seite nur ein einziges Kreuz stand und ein Wort, welches ich nicht lesen konnte. Ich verstand kein bisschen etwas von all dem, nur meinen Namen erkannte ich ganz oben neben einem Datum, welches mir bekannt vorkam. Es war der Zahlencode, den Manuel immer in sein Handy eintippte, bevor es sich öffnen ließ und ich fragte mich, was dieser genau zu bedeuten hatte. Auf jedem der drei Blätter standen andere Zahlen, die neben Michaels und Maurices Namen standen kamen mir jedoch nicht bekannt vor und deshalb deutete ich mit meinem rechten Zeigefinger auf die von Michaels Zettel, was meinen Herrn verwundert seine linke Augenbraue in die Höhe ziehen ließ. Mit großen, fragenden Augen sah ich den Jüngeren an und hoffte, dass er verstehen würde, dass ich nicht wusste, was diese Zahlen bedeuteten und dass er sie mir erklären konnte. Besonders, wieso er den Code neben meinem Namen als Pin für sein Handy hatte, interessierte mich schwer.

„Wisst ihr, wann ihr geboren wurdet?", fragte Manuel uns vorsichtig, doch statt eine Antwort zu bekommen, sah er in verwirrte und ratlose Gesichter, was ihn traurig seufzen ließ. Es gab keinen Grund für uns zu wissen, wann wir geboren wurden und wissen wollte ich es auch nicht wirklich, denn schließlich war das der Tag, an dem mein endloses Leiden begonnen hatte. Vor zwei Wochen noch hätte ich gesagt, ich verfluchte den Tag an dem ich das erste Mal das Licht dieser Welt erblickt hatte und würde ihn auf ewig hassen, doch hier bei Manuel würde ich vielleicht damit beginnen diesen Tag zu mögen und dankbar dafür zu sein, dass es ihn gab. Im Gefängnis war es Tradition gewesen, dass jeder Wärter, der Geburtstag hatte, uns Menschen besonders aggressiv und herablassend behandelte, und besonders der Geburtstag von Frank war für mich jedes Mal aufs Neue ein Erlebnis, welches mich komplett aus der Bahn warf, denn er hasste mich und suchte sich immer mich aus, um auf mir herumzuhacken und mich zu verprügeln. Ich konnte mir kaum etwas merken, wusste keinen Feiertag aus dem Kopf und hatte keine Ahnung wann ich geboren wurde, doch den zwanzigsten April hatte ich verinnerlicht wie kaum etwas anderes. Es gab für mich keinen schlimmeren Tag als dieses Datum, denn selbst wenn der Geburtstag des Grizzlys auf einen Wochenendtag fiel, kam er extra vorbei und nahm mich heraus, um seinen Spaß zu haben und mich vollkommen fertig mit den Nerven zurück in die Zelle zu den anderen zu stecken, wo ich weinend und kraftlos einfach in einer Ecke lag, zu nichts mehr fähig.

„Micha hat am fünfzehnten Mai Geburtstag, das ist in ungefähr einem Monat und Maurice hat genau vier Tage vor mir am fünften Februar Geburtstag, also erst nächstes Jahr! Und du hast am fünften Januar Geburtstag, Patrick! Eure Geburtstage waren bisher sicher nicht sehr angenehm, aber ich werde mir Mühe geben euch allen von jetzt an ein paar schöne Erinnerungen an diesen Tag zu geben. Lasst euch einfach überraschen, ja?", sagte der Grünäugige mit vorsichtigem Lächeln auf den Lippen und es dauerte ein paar Sekunden, doch errötete ich als mir auffiel, dass der Pfau tatsächlich das Datum meiner Geburt als Pin für sein Handy eingerichtet hatte. Diese Geste empfand ich als niedlich und sie zeigte mir, wie man schon mit kleinen Gesten wie dieser jemandem zeigte, dass man ihn wirklich liebte. Der Jüngere hätte jeden beliebigen Zahlencode nehmen können, um sein Handy zu schützen, seine eigenen Geburtsdaten oder die seiner Mutter, doch stattdessen hatte er den meinen Geburtstag genommen und das machte mich glücklich. Während Michael und Maurice nun etwas unsicher dreinblickten, sie beiden wussten schließlich genau wie ich, was es hieß, wenn jemand Geburtstag hatte, doch ich wollte nicht einmal daran denken, dass der Grünäugige uns deswegen wehtun würde. Er freute sich darüber, dass wir lebten und schien wirklich glücklich zu sein, denn ansonsten würde er niemals den Tag meiner Geburt nehmen, um sein Handy davor zu schützen, dass es jeder einfach anmachen konnte. Leider fiel es mir noch ein wenig schwer zu rechnen, sonst könnte ich nun auch wissen, wann unser Herr geboren wurde, doch wenn ich es schaffte zu schreiben, würde ich ihn noch einmal danach fragen und mir etwas ausdenken, womit ich ihm eine Freude machen konnte. Ich würde etwas finden müssen, was ihm sonst keiner geben konnte und ihn damit überraschen, doch da ich bis nächstes Jahr dafür Zeit hatte, machte ich mir darüber noch keine Sorgen.

„Ist dir nichts an der Tabelle aufgefallen, Manu? Sieh dir die drei Tabellen noch einmal ganz genau an...", gab Peter dem Pfau einen Hinweis, was meinen Herrn verwundert die Augenbrauen hochziehen ließ und noch einmal einen Blick auf alle drei Blätter werden ließ. Auch ich sah mir die Tabelle auf dem Zettel an, der meine Testergebnisse veranschaulichte, doch verstehen tat ich kein einziges Wort. In den zwei Wochen, die ich bei Manuel sein durfte, hatte ich schon gelernt einige Buchstaben zu Worten zusammenzusetzen und sie so zu lesen, sie mit Mühe zu verstehen, doch was auf diesem Zettel stand war mir ein Rätsel. Es war, als würden die Worte auf einer anderen Sprache dort stehen, die ich nicht verstehen konnte und deshalb begann ich den Jungen zu betrachten, der neben mir saß und auf einmal kreidebleich zu werden schien. Besorgt musterte ich ihn. Peter meinte zwar, wir hatten keine Krankheiten und waren vollkommen gesund, doch irgendwas musste man bei der Analyse unserer Blutproben noch gefunden haben, was meinen Besitzer schockierte. Ich wusste nicht wirklich viel über Medizin und konnte gerade Mal ein paar Körperteile benennen, doch von allem anderen was es gab, wie Krankheiten oder Behinderungen, hatte ich keine Ahnung. Die ganzen zwanzig Jahre über könnte ich behindert gewesen sein, ohne es zu wissen und dass nur, weil es den Hybriden im Gefängnis egal war, ob wir krank waren oder nicht. Unsere Käufer würden erst später merken, dass mit uns etwas nicht stimmte und da der Grünäugige bis heute noch nichts Komisches an uns bemerkt hatte, außer meine fehlende Fähigkeit mich mit Worten verständigen zu können, musste alles gut sein.

„Ist das ein Fehler?", fragte der Brünette mit einer solchen Unsicherheit in der Stimme, dass ich unruhig wurde. Sanft legte ich meine rechte Hand auf seinen linken Oberschenkel, so wie er es vorher bei mir gemacht hatte und obwohl ich wusste, dass er sonst meine Berührungen mochte, schien er sie im Moment einfach zu ignorieren und das ließ mich leise schnaufen. Bisher hatte mich der Jüngere noch nie bewusst nicht beachtet, besonders wenn ich so offensichtlich um seine Aufmerksamkeit gerungen hatte und deshalb senkte ich traurig meinen Blick. „Nein, die Angaben auf dem Zettel stimmen wirklich. Ich war auch erst irritiert und habe die Proben noch einmal testen lassen, aber es kam zwei Mal das gleiche Ergebnis heraus und ein drittes Mal zu testen wäre sinnlos! Vor allem aber muss ich sagen, ich habe einmal nachgeforscht und meine Kontakte spielen lassen, und habe herausbekommen, dass das hier kein Einzelfall ist! Es gab schon einige Hybriden, die in dem Menschen-Heim, aus dem die drei herkommen, einen Menschen gekauft haben und dann mit diesem beim Arzt waren, wo man genau das herausbekommen hat, was auf dem Zettel steht und das heißt, dass es dort sicher noch mehr dieser Fälle gibt. Wir könnten da etwas richtig Krassem auf der Spur sein!", erzählte Peter, doch Manuel schien in seiner eigenen Welt gefangen zu sein. Wie hypnotisiert starrte er auf den Zettel in seiner Hand, auf dem mein Name stand und ich wusste, etwas stimmte hier ganz und gar nicht.

„Ich muss kurz aufs Klo. Tu mir einen Gefallen und erklär ihnen das hier, ja? Ich kann das einfach nicht...", stotterte mein Freund leise, bevor er in Eile aufstand und den Raum verließ, mich ihm schockiert nachsehen ließ. Dem Jüngeren ging es nicht gut und ich wollte ihm am liebsten hinterher gehen, ihn unterstützen, doch er wollte offensichtlich allein sein und uns die Möglichkeit geben zu erfahren, was bei dem Test herauskam. So schockiert wie der Brünette war, befürchtete ich das Schlimmste und auch Michael und Maurice waren stark verunsichert von der Reaktion unseres Besitzers, sie sahen vorsichtig zu mir hinüber und schienen genauso ratlos zu sein, wie ich es war. „Kommt ein wenig näher, Jungs!", wies der Ältere uns lächelnd an, doch auch ihm konnte ich ansehen, dass er besorgt um seinen kleinen Bruder war. Seine Ohren waren noch viel besser als die unsere und selbst ich hörte von hier, dass der Grünäugige im Bad leise schluchzte. Mein Herz schmerzte bei dem Gedanken, dass er sich wegen uns solch große Sorgen und Gedanken machte, dass es ihm wegen uns so schlecht ging und wenn Peter mit seiner Erklärung fertig war, würde ich zu dem Siebzehnjährigen gehen und ihm beistehen, so wie es sich für einen Menschen wie mich gehörte. Ich fühlte mich dafür verantwortlich, dass es ihm gut ging und wenn ich irgendwie dafür sorgen konnte, dass er wieder ein Lächeln auf den Lippen tragen konnte, dann würde ich alles dafür geben, dass er so schnell wie möglich merkte, es war alles in Ordnung.

„Also...ich habe von jedem von euch eine Blutprobe abgenommen um zu gucken, ob einer von euch an Leukämie leidet, weil Manu meinte, dass Viktoria bei Patrick ein wenig stutzig geworden ist. Wie ihr wisst, ist sie eine Katzen-Hybridin und diese sind dafür bekannt ein Gespür für Krankheiten zu haben, weil ihr Geruchssinn sehr fein ist und dadurch Änderungen im Hormonhaushalt schnell erkennbar sind! Er war davon ein bisschen verwirrt, weil Viktoria euch drei ja nicht gekannt hat und demnach keinen Vergleich ziehen konnte, deswegen hat er mich gefragt, ob ich mir euch drei einmal genauer anschauen könnte und mir das auch ein wenig komisch vorkam, habe ich zugesagt. Das Ergebnis davon ist, dass keiner von euch auch nur irgendwie krank ist oder sonst irgendwie durch etwas anderes beeinträchtigt ist, abgesehen von dir Patrick, weil du ja nicht sprichst! Wenn wir uns allerdings einmal diese Tabellen ansehen, dann sehen wir hier bei Michael und Patrick, dass in der dritten Zeile das Wort Hybrid! Bei Maurice steht klar und deutlich durch ein X in der Spalte für ja gekennzeichnet, dass er ein Mensch ist, aber ihr beide, Micha und Patrick, seid laut Aussage der beiden Tests Hybriden. Man hat eurem Blut Zellen entnommen, in denen sogenannte Chromosomen sind und in diesen wiederrum ist die DNA zu finden! Sie bestimmt die Merkmale eines Wesens, also wie jemand aussieht und bei euch wurde zwar nur wenig in der DNA gefunden, was zeigt, ihr seid Hybriden, aber genug um zu sagen, ihr seid nicht zu hundert Prozent menschlich und das reicht um zu sagen, ihr gehört nicht der Rasse Mensch an, sondern der von uns Hybriden! Um es also kurz zu fassen, ihr beiden seid frei, Michael und Patrick, und könnt nun eigenständig entscheiden, was ihr tut und was nicht!"

Emotionslos sah ich vor mich her, wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Das konnte nur ein Scherz sein, ein böser, schlechter Scherz des Arztes. Es war nicht möglich, dass ich ein Hybrid war, schließlich war ich mein Leben lang gefangen gehalten worden und dafür bestraft worden, dass ich ein Mensch war und geboren wurde. Kein Wesen auf der Welt, kein Mensch und kein Hybrid, wäre so grausam ein Lebewesen der gleichen Rasse zu foltern, obwohl es nichts getan hatte. Ich hatte mein Leben lang mit dem Gedanken gelebt, dass ich nichts besonderes war, ein dummer und nutzloser Idiot, der nicht einmal lesen, schreiben oder rechnen kann. Diese Aussage, ich war ein Hybrid, bedeutete, dass ich nun keinen Besitzer mehr hatte und mich nicht mehr an die Befehle von Manuel halten musste, doch gleichzeitig beschlich mich die Angst, dass dieser uns beide deshalb nun rauswerfen würde. Wir hatten keinen Nutzen mehr für ihn, konnten uns einen Job suchen und Geld verdienen, ein eigenes Leben beginnen, doch das wollte ich nicht. Mein Herz gehörte dem Pfau, der mich aus dieser misslichen Lage des Gefängnisses befreit hatte und wenn er es zuließ, würde ich ihn vorsichtig bitten bei ihm bleiben zu dürfen, zumindest bis ich mich selbst irgendwie versorgen konnte. Ein letztes Mal bei ihm betteln, das würde vielleicht Mitleid in ihm erwecken und auch wenn ich ihn nicht lange kannte, glaubte ich nicht daran, dass er uns nun von jetzt auf gleich vor die Tür setzen würde, besonders nach seiner Reaktion nicht. Er schien nicht erwartet zu haben, dass wir beide nicht ausschließlich menschlicher Natur waren und doch wunderte ich mich, denn zumindest bei einem von uns hätte er doch an unserem Verhalten feststellen können, dass wir uns nicht ganz normal verhielten.

„Was bin ich denn laut dem DNA-Test für ein Hybrid? Kann man das sagen?", fragte Michael vorsichtig nach einem Moment der Stille, in der wir unsere Gedanken sortieren mussten und unsichere Blicke austauschten. Wenn Manuel Micha und mich rauswarf, würde er dadurch nicht nur mir meinen einzigen Freund auf dieser Welt nehmen, sondern auch Maurice von seinem Partner trennen und das musste ich unbedingt verhindern. Irgendwie musste ich ihm zeigen, dass ich hier bei ihm bleiben wollte und ihn nicht verlassen würde, selbst wenn ich die Chance dazu hatte. „Du bist zum Teil ein Hund, bessergesagt ein Großspitz! Das ist eine recht selten vertretene Hybriden-Rasse, die sehr viel Liebe braucht um glücklich zu sein und sie beschützt diejenigen die sie liebt gerne. Ich schätze, dass dieser Beschützerinstinkt bei dir ein wenig abgeschwächt ist, weil du nämlich kein ganzer Hybrid bist und nur ein paar für diese Rasse typische Eigenschaften hast. Es ist denke ich Mal wie bei Patrick so, dass deine Mutter zwar ein Mensch ist, aber dein Vater ein Hybrid, wodurch ihr beide nur Eigenschaften eurer Tiere bekommen habt und keine äußeren Merkmale, wie zum Beispiel Fell oder Ohren! Bei dir, Michael, ist mir nichts aufgefallen, was darauf hingedeutet hätte, dass du nicht ganz menschlich bist, aber du, Patrick, hast einige Auffälligkeiten gezeigt! Du bist eine Katze und bist mir vor allem dadurch aufgefallen, dass du die ganze Zeit über Manus Nähe suchst und nicht allein sein willst. Das sind zwei sehr typische Eigenschaften von Ragdolls. Wenn ihr Bilder sehen wollt von euren Mischtieren, dann kann ich euch gleich gerne ein paar heraussuchen!"

~4100 Worte, hochgeladen am 06.11.2020

Später kommt eventuell noch ein weiteres Kapitel, ich musste dieses hier nämlich teilen, sonst wäre es zu lang geworden! :3

Hättet ihr diesen Plot erwartet?

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