38. Band

Den Vormittag verbrachte ich damit mit der Hilfe von Manuel weiter Lesen und Schreiben zu lernen. Ich bekam die Angst, dass ich dem Brünetten die ganze Zeit über nicht genug zeigte, wie wohl ich mich in seiner Nähe fühlte und dass ich ihn liebte, nicht aus meinem Kopf heraus und mein Herr schien das genau zu merken, denn je näher ich an ihn heranrückte, desto liebevoller schien er mich zu behandeln. Mit jedem neuen Wort, was ich mit seiner Hilfe schrieb, bekam ich mehr Zuneigung und auch Michael schien sich langsam an die recht offene Umgangsweise mit uns, des Pfaus, zu gewöhnen, denn auch, wenn er noch verunsichert und vorsichtig war, recht scheu immer wieder zu Boden sah, schaffte er es schon den Grünäugigen von sich aus anzusprechen und das ohne ängstlich zusammenzuzucken, nur weil Manuel ihn musterte. Diesen Fortschritt nahm mein Freund wahr und ich genoss es zu sehen, wie wir uns immer mehr an den Hybriden gewöhnten, Fortschritte machten und neue Dinge dazulernten, die für so viele andere selbstverständlich waren. Es gab kaum andere Menschen, denen es gegönnt wurde etwas wie Lesen oder Schreiben zu lernen, und dass unser Besitzer seine kostbare Zeit dafür opferte uns diese wichtigen Dinge beizubringen, bewies nur umso mehr, wie sehr er uns mochte und wollte, dass es uns gut ging.

Spät am Nachmittag stand ich dann Badezimmer vor dem Spiegel, war frisch geduscht und trug neue Klamotten, welche mir mein Herr herausgelegt hatte. Mein Oberkörper blieb frei, denn anders als sonst, betrachtete ich nun das erste Mal meinen viel zu dünnen und noch immer mit blauen Flecken übersäten Körper, die erst einmal nicht mehr verschwinden würden. Ich tat mich schwer damit zu glauben, dass diese Wunden bald nicht mehr zu sehen sein würden und würde am liebsten die Zeit zurückdrehen, um dem obdachlosen Schlangen-Hybriden nicht in die Falle zu tappen, doch nun war es passiert und ich musste damit leben. Durch die aufmerksame Pflege meines Herrn würde ich irgendwann wieder bei einer für einen Menschen eigentlich normalen Ebene an Gewicht ankommen und dem Brünetten zeigen können, dass ich unter Umständen nicht immer so schlecht aussah, wie ich es seit unserer ersten Begegnung tat. Er hatte kein Bild von mir vor Augen, auf dem ich keine Wunden am Körper aufwies und doch sah er mich oft mit einem Blick an, den mir ansonsten niemand schenkte. Stets trugen seine Augen einen sanften, liebevollen Glanz mit sich und ich fühlte mich gewollt, mit all meinen Fehlern und Schwächen, die mich zum größten Teil ausmachten. Beim besten Willen fiel mir keine gute Eigenschaft an mir ein, nichts, wofür mich der Jüngere mögen könnte und doch schien er Gefallen an mir zu finden und mit mir zu sympathisieren.

„Nicht traurig gucken, Süßer. Du siehst wunderschön aus und daran ändern diese blauen Flecken auch nichts, ja?", schnurrte mir Manuel sanft in mein linkes Ohr, dabei hauchte er mir einen federleichten Kuss in den Nacken und umschloss beschützend meinen Bauch mit seinen Armen, was mich sofort erröten ließ. Dieses Gefühl der beruhigenden Nähe des Größeren ließ mich sofort sicherer werden und so wie er es mir anbot, schmiegte ich mich an den Körper des Jüngeren und genoss es, wie er mir zärtlich begann über den Bauch zu streichen. Auch sein Oberkörper war noch unbekleidet, ich spürte seine Haut klar auf der meinen und fühlte mich schwerelos, mir wurde warm, obwohl es im Raum an sich nicht wirklich warm war. Ich war den Körperkontakt zum Pfau zwar gewöhnt, doch bisher war ich nur selten dazu gekommen seinen nackten Körper berühren zu dürfen und da er nun derjenige war, welcher offensichtlich auf mich zugekommen war, um mich zu beruhigen, handelte nun auch ich. Es war nicht falsch das auszunutzen und mich in den Armen des Hybriden umzudrehen, um mich an ihn zu kuscheln, er ließ es einfach zu und sah lieb zu mir hinüber, was mir zusätzliche Sicherheit gab. Intuitiv ließ ich meine linke Hand auf seiner rechten Schulter verweilen, rückte ein wenig näher in seine Richtung, als ich wahrnahm, wie er mir frech über meinen Rücken strich und immer weiter nach unten mit seiner Hand gelangte, jedoch niemals weiter ging, als kurz über meinen Hintern. Klar erkannte ich, dass er seine Grenzen austestete und guckte, wann ich fand, er ging zu weit, doch ich schloss einfach nur meine Augen und ließ ihm jegliche Möglichkeit offen, was er tat und was nicht. Dieser Junge hatte mich gekauft, besaß mich mit Haut und Harren, und wenn er mich berühren wollte, egal an welcher Stelle meines Körpers, dann würde ich ihn niemals aufhalten. Dass mir seine Berührungen selbst gefielen, war nur ein Grund mehr ihn nicht aufzuhalten.

Leise schnaubte der Grünäugige vor mich, als er meine sich aufstellenden Nackenhaare bemerkte. „Gefällt dir das etwa?", raunte der Brünette leise, dabei wanderte seine recht Hand in meinen Nacken und begann vorsichtig diesen zu kraulen, was den Effekt noch einmal deutlich verstärkte. Mehr von diesen Streicheleinheiten wollend, begann ich leise zu schnurren und meinen Kopf nahe an den seinen zu schmiegen. Es gefiel mir, wie er an solchen Kleinigkeiten wie sich aufstellenden Nackenhaaren bemerkte, dass ich etwas mochte und auch sofort reagierte, mir mehr seiner Berührungen und einem aufrichtigen, niedlichen Lächeln auf den Lippen. Ich genoss es zu merken, wie der Pfau gefallen daran fand mich zu verwöhnen und um ihm zu zeigen, dass ich seine Berührungen liebte und ihm dankbar für seine Zuneigung war, rieb ich fast nicht merklich meinen Kopf an dem seinen. Manuel sollte sehen, was er mit mir machen konnte und wie er mich fühlen lassen konnte, wenn er es denn wollte. Er lenkte mich von meinen negativen Gedankengängen ab, machte mir Komplimente, dass ich selbst mit blauen Flecken am ganzen Körper noch attraktiv war und ich war ihm so dankbar dafür, denn es gab sicher nicht viele andere Hybriden, die mir solche Worte in mein Ohr hauchen würden und das ohne einen schändlichen Hintergedanken. Immer wieder hatte er mir in letzter Zeit gesagt, dass er mich liebhatte und auch, wenn ich eigentlich misstrauisch hätte sein sollen, wie es Michael und Maurice auch waren, glaubte ich dem Jüngeren und wollte ihm am liebsten seine Worte erwidern, doch dazu fühlte ich mich einfach nicht bereit. Ich war nun mal stumm, auch wenn mein Herz nach seiner Liebe schrie.

Durch ein Klingeln wurden wir aus den Gedanken gerissen und sofort spannte ich meinen Körper an, zeigte Unruhe und Angst. Peter und seine Familie kamen zum Abendessen zu uns, dabei würden wir das erste Mal seine Frau Daniela kennenlernen, von der ich nicht genau wusste, wie sie von uns Menschen dachte und auch den kleinen Noah würden wir wiedersehen, welcher mich das letzte Mal für seinen Onkel gehalten hatte. Sicher würde er das auch dieses Mal wieder tun und da Claus nicht hier war, um sich mit dem dreijährigen zu beschäftigen, würde diese Aufgabe sicher an mich abgegeben werden oder an Michael und Maurice. Doch am meisten hatte ich vor Peter Angst, welcher die Ergebnisse unserer Bluttests hatte. Wenn etwas festgestellt wurde, was mir oder auch Manuel gefährlich werden konnte, dann würde ich sicher abgegeben werden und hätte niemanden mehr, der auf mich aufpasste und der mich liebte. Es gab nur wenige Ärzte, die sich auf Menschen spezialisiert hatten und die Behandlungen für uns waren sehr teuer, schließlich gab es nicht viele Hybriden die ihre Menschen so sehr mochten, dass sie ihnen eine Operation ermöglichten oder eine andere Behandlung. Auch Manuel würde unter Umständen einsehen, dass es besser und einfacher wäre mich einfach auszusetzen und sich so eine Menge Stress zu nehmen. Ich wollte ihn nicht verlassen müssen, nun wo ich mich endlich an seinen zärtlichen und aufmerksamen Umgang mit mir gewöhnt hatte, doch sollte er sich nach einer Diagnose dazu entscheiden mich wegzugeben, würde ich diese Entscheidung kampflos akzeptieren und gehen. Für diese zwei Wochen, in denen ich das erste Mal ehrlich lächeln konnte, würde ich Manuel bis zu meinem Tod dankbar sein.

„Ist gut, das ist nur Peter und den kennst du doch schon! Wir gehen da jetzt einfach raus und du stellst dich neben mich. Dani ist superlieb und Noah mag dich doch, also hab keine Angst, ja? Kopf hoch und lächeln!", sagte mein Besitzer mit einem liebevollen, sanften Lächeln auf den Lippen und wie er es oft tat, um mich zu beruhigen, gab er mir einen Kuss auf die Wange und löste sich von mir, was mich dazu brachte so schnell es mir möglich war mein Shirt anzuziehen und den Grünäugigen an die Hand zu nehmen. Belustigt hielt er mir seine rechte Hand hin und lief mit mir zusammen aus dem Badezimmer hinaus, um mir an der Tür noch einmal die drei Worte ins Ohr zu hauchen, welche ich von ihm am liebsten mochte. „Ich liebe dich, Patrick!", sagte der Jüngere, bevor er die Haustür öffnete und direkt in die Augen seines älteren Bruders Peter sah, welcher uns glücklich musterte. Draußen schien es langsam dunkel zu werden, ich sah, dass die Laternen auf den Straßen angingen und obwohl es mir beigebracht wurde, senkte ich nicht meinen Blick, sondern sah Peter und seinen Sohn schüchtern und unsicher an, wie Manuel es mir befohlen hatte. Dieser gab mir durch seine Hand Sicherheit, drückte diese leicht und wie er es gesagt hatte, zog er mich an seine Seite heran und umschloss beschützend meine Taille. Dass ich ein einfacher Mensch war und ihn eigentlich nicht einmal berühren durfte, da sich so etwas nicht gehörte, interessierte den Grünäugigen kein bisschen. Er behandelte mich so, als wäre ich ebenso ein Hybrid, verbot mir fast nichts und zusätzlich gab er mir etwas, was sonst kein Mensch bekam, den ich kannte. Manuel gab mir die Chance zu lächeln und ein neues Leben anzufangen.

„Manu, was ist denn mit Patrick passiert?", fragte Peter seinen Bruder schockiert, als er mich einmal genau ansah und sofort wandte ich meinen Blick ab, versteckte ihn in der Halsbeuge meines Herrn. Scheinbar hatte dieser nichts von dem Schlangen-Hybrid erzählt, welcher mich verprügelt hatte und in mir baute sich die leichte Angst davor auf, dass der Ältere nun böse auf seinen Bruder wurde, weil er dachte, dieser hätte mich geschlagen. Ich wollte nicht der Grund dafür sein, dass jeder Manuel verließ, weil jeder dachte, dass er mir wehtat. „Wir waren zusammen für dieses eine Fotoshooting in Hannover und weil wir viel zu früh da waren, waren wir zusammen mit Daniel im Park! Ich habe Patrick erlaubt frei rumzulaufen und er wurde von einem Hybriden so sehr verprügelt, dass er eine Gehirnerschütterung hatte und seitdem sieht er eben ein wenig mitgenommen aus. Aber keine Sorge, ich kümmere mich gut um ihn und mittlerweile tut ihm auch nichts mehr weh! Das wird aber nie wieder passieren, weil ich aus diesem Fehler gelernt habe und ihn nicht mehr einfach aus den Augen lassen werde...", erzählte Manuel und ich selbst merkte dabei, dass er immer noch sich selbst die Schuld daran gab was passiert war, obwohl er das gar nicht brauchte. Es war niemandes Schuld, dass ich verprügelt wurde und erst recht nicht die meines Herrn, welcher mich mit seinem Leben beschützen wollte. Ich selbst konnte ihm nicht sagen, dass er an nichts dergleichen Schuld hatte, doch indem ich mich an ihn schmiegte und ihm meine Nähe gab.

„Dann hat Noah ein kleines Geschenk für dich, Patrick! Magst du ihm dein Geschenk selbst geben, oder soll Mama das machen?", fragte Peter seinen Sohn lächelnd, welcher sofort zu grinsen begann. Irritiert zog ich meine linke Augenbraue in die Höhe, denn damit hatte ich nun am aller wenigsten gerechnet. Ich war nichts wert und doch hatte mir dieser Junge ein Geschenk gemacht, sich für mich Mühe gegeben und seine Zeit für mich geopfert, dabei kannten wir uns nicht länger als zwei Stunden. Manuel sah mich ermutigend an, als ich ihm einen vorsichtigen Blick zuwarf und ließ locker, um zu zeigen, ich durfte dem Jungen näherkommen. Dieser wurde vorsichtig auf dem Boden abgesetzt und lief geradewegs raus aus dem Haus, in die Richtung eines blauen Autos, welches ich vorher noch nicht gesehen hatte. Eine recht junge Frau stand an der Tür des Fahrersitzes und sah auf den kleinen Pfauen-Jungen herab, lächelte lieb und kramte in ihrer schwarzen Handtasche herum, holte einen kleinen, nicht einmal handgroßen Gegenstand aus dieser heraus und übergab diesen dem Braunäugigen. Grinsend kam der fast vierjährige auf mich zu und stellte sich vor mich, hielt dabei mit seinen beiden Händen etwas rundes und musterte mich vorsichtig, jedoch mit solch niedlichen treuen Augen, dass mir warm um mein Herz wurde. Egal was nun kam, ich würde ihm seine Mühe danken.

„Guck Mal, Patrick! Ich habe dir und Onkel Manu ein Armband gebastelt, weil Papa meinte, dass man ja nur dann verheiratet sein kann, wenn man einen Ring trägt, aber ich habe es nicht geschafft euch einen Ring zu machen und habe deshalb diese Armbänder für euch gemacht, damit ihr auch heiraten könnt, wie Mama und Papa! Und dann bist du mein Onkel. Also los, Manu! Du musst Patrick sein Armband um das Handgelenk binden und er muss dir deins umbinden, und dann müsst ihr heiraten!", sagte Noah mit glänzenden Augen und allein wegen diesem Wunsch, er wollte mich seinen Onkel nennen dürfen, bildete sich ein warmes Lächeln auf meinen Lippen. In seinen beiden kleinen Händen hielt der Junge zwei Armbänder aus weißen Perlen und ich erkannte sofort die Mühe, welche er sich hierbei gemacht hatte. Eine Hochzeit zwischen mir und Manuel würde endgültig sein, dass ich zu seiner und somit auch Peters Familie gehörte, nicht nur wörtlich, weil mich der Jüngere gekauft hatte, und genau das wollte ich sehr gerne. Ich wäre mit Manuel verbunden und das für immer, allein durch das Band der Liebe und zwei Ringe, doch leider war es dafür noch viel zu früh, wir kannten uns schließlich erst zwei Wochen, und andererseits sollte er lieber eine hübsche Pfauen-Hybridin heiraten, mit der er dann Kinder bekommen konnte. Den Brünetten zu heiraten, war ich nicht wert und sicher wollte dieser das gar nicht, denn nur wegen dem Wunsch eines kleinen Jungen sein ganzes Leben hinzuschmeißen, wäre dumm. Doch auch, wenn mein Herr kein bisschen begeistert davon wirkte, würde ich dieses Geschenk annehmen.

So wie man es bei einem Kind tun sollte, begab ich mich auf seine Augenhöhe und senkte dankbar meinen Blick. Peter und seine Frau zogen sich währenddessen ihre Schuhe aus, ließen mich mit ihrem Sohn und Manuel allein, was mich sofort ein wenig ruhiger werden ließ. Es zeigte, dass zumindest Peter Vertrauen in mich hatte und wusste, ich würde seinem Sohn niemals etwas tun. Mein Besitzer tat es mir gleich und hockte sich neben mich, was mich ihn vorsichtig anlächeln ließ. „Danke für diese tollen Armbänder, Noah! Die sehen wirklich klasse aus, aber meinst du nicht, dass es noch ein bisschen zu früh für Patrick und mich ist, wenn wir jetzt schon heiraten? Vielleicht will er das gar nicht...", versuchte der Grünäugige seinem Neffen vorsichtig klar zu machen, dass er noch nicht bereit dazu war diesen Schritt zu gehen, während er sich eines der Armbänder nahm und es mir um das rechte Handgelenk band. Achtsam sah er mich dabei einmal an, auch um mein Handgelenk herum waren blaue Flecke und wie ich den Jüngeren kannte, wollte er mich auf keinen Fall aus Unachtsamkeit verletzen. Groß wurden die Augen des kleinen Jungen. „Wenn ihr euch liebt, könnt ihr doch auch heiraten, oder nicht? Du hast Patrick doch einen Kuss gegeben und das bedeutet, dass du ihn liebst. Aber...liebst du auch Manu?"

Es ließ mein Herz höherschlagen, wie unschuldig Noah zu mir aufsah und wirklich zu hoffen schien, dass ich die Gefühle meines Freundes erwiderte und allein schon deswegen nickte ich vorsichtig, mit unsicher gerichtetem Blick auf den Größeren. Bisher hatte ich noch nie seine Worte anders erwidert als mit einem Kuss auf die Wange oder die Stirn, doch schon die Tatsache, dass ich ohne zu zögern nickte und Manuel dabei schüchtern lächelnd musterte, ließ ihn erröten. Diese Frage hatte mir noch niemand in der Gegenwart des Brünetten gestellt, sodass er es noch nicht hören konnte und trotzdem schien ihm meine Antwort nun ein wenig Klarheit zu geben, denn als ich ihm sein Armband um sein Handgelenk schnürte, war stets ein erleichterter und liebevoller Glanz in seinen Augen zu sehen. Nichts schien ihn in diesem Moment mehr zu freuen, als meine Geste des Nickens und das zeigte mir, dass er es wirklich ernst mit mir meinte. Er gab sich stets Mühe mich zum lächeln zu bringen, ließ mich, wenn ich es brauchte in seine Nähe und es schien fast so, als würde er mich als einen potenziellen Partner akzeptiert haben. Obwohl er nicht die Pflicht dazu hatte, beschützte er mich so gut er konnte und behandelte mich stets ein wenig aufmerksamer, als er es mit Michael und Maurice tat, zeigte mir mit seinen sanften Worten und Berührungen, dass er mich von ganzem Herzen liebte und zusätzlich tat er etwas, was sonst niemand anderes tat. Er ließ allein mir die Wahl, wie weit er gehen durfte und ignorierte seine eigenen Wünsche weiter zu gehen komplett, um mich nicht zu überfordern.

„Kannst du dann trotzdem mein Onkel sein, wenn ihr noch nicht heiraten wollt? Bitte, Patrick...", fragte mich Noah mit glitzernden Augen, dabei legte er seine beiden kleinen Händchen aneinander, so als würde er beten und begann zu schmollen, was mein Herz erwärmte. Dieses Kind wollte einfach nicht aufgeben und schien sich tatsächlich einen Narren an mir gefressen zu haben, dabei hatte ich nichts anderes getan, als mich ein wenig mit ihm zu beschäftigen und zu puzzeln. Wir kannten uns kaum und doch hatte er mich als ein Familienmitglied akzeptiert, ohne mich wirklich zu kennen und genau deswegen liebte ich Kinder so sehr. Sie bewerteten nicht nach Aussehen und dem Stand, welchen man besaß, sondern sie akzeptierten jeden an ihrer Seite, solange sie miteinander spielen und Spaß haben konnten, und dafür bewunderte ich sie sehr. Ob Manuel es für richtig empfand dem Jungen dieses Bild von uns zu vermitteln? Würde ich nun zustimmen, würde Noah denken, dass Manuel und ich eines Tages heiraten würden und wäre sicher enttäuscht, wenn er erfahren würde, dass Manu jemand anderes an seiner Seite hatte als mich. Irgendwann würde das passieren, mein Herr würde sich eine Partnerin suchen und ich wäre von diesem Moment an allein, ohne jemanden, neben dem ich schlafen oder mit dem ich kuscheln könnte.

Unsicher begann ich Manuel anzusehen, welcher jedoch ein liebes Grinsen auf den Lippen trug. „Klar darfst du ihn Onkel Patrick nennen! Er gehört doch zur Familie! Und jetzt ziehst du dir fein die Schuhe aus und gehst ins Wohnzimmer, ja? Michael hat dein Lieblingsessen gemacht...", antwortete der Grünäugige seinem Neffen, welcher glücklich zu grinsen begann und sich freudig in die Hände klatschte. Eilig kam er dem Befehl Manuels nach und stellte seine zwei kleinen, schwarzen Schühchen neben die seines Vaters, um in das Wohnzimmer zu rennen und lautstark Michael zu begrüßen, sich bei ihm für die Pommes zu bedanken und so seine Eltern zum Lachen zu bringen. Anstatt jedoch ebenso aufzustehen und sich auf den Weg zu machen, reichte der Pfau mir seine rechte Hand, um mich auf die Beine zu ziehen und mir einen sanften Kuss auf die Stirn zu hauchen. Verwundert kam ich ihm näher, schließlich war ich dankbar für seine Nähe und wurde sofort mit einem aufrichtigen Lächeln in die Arme geschlossen. „Du brauchst nicht so unsicher zu sein, Süßer. Noah mag dich sehr gerne und auch, wenn es noch zu früh zum Heiraten ist für uns, muss er lernen, dass du jetzt zu mir gehörst und ein Teil von unserer Familie bist! Außerdem haben wir uns gerade irgendwie verlobt, also habe ich wohl ab jetzt offiziell das Recht dich meinen Süßen zu nennen und überall mit dir zu kuscheln, wo und wann ich will! Das gilt übrigens auch für dich, Kleiner!"

Mit einem Augenzwinkern sprach der jüngere diese Worte aus und brachte mich dazu ungläubig zu gucken. Mein Herz begann schneller zu schlagen, als jemals zuvor und ich konnte nicht so recht fassen, was der Größere gerade von sich gegeben hatte. Er hatte mir gerade gesagt, dass er mich in seiner Familie und an seiner Seite akzeptiert, jedoch nicht nur als einen einfachen Freund, sondern als mehr wie das. Wir waren kein Paar, so wie es die Mutter und der Vater Noahs waren, doch scheinbar befanden wir uns auf dem Weg dorthin und ich freute mich so sehr über diese Ansicht des Brünetten. Ich hatte durch ihn tatsächlich eine Familie gefunden, er nahm mich so wie ich war und respektierte mich als eine Person, hielt mich nicht für einen Gegenstand, so wie ich eigentlich verkauft wurde und das würde ich ihm nie mehr wieder zurückgeben können. Manuel gab mir immer wieder so viel Liebe und Zuneigung, verlangte dafür keine Gegenleistung und ich schaffte es im Gegenzug nicht einmal ihn richtig zu küssen, obwohl er sich immer wieder so große Mühe gab und das betrübte mich. Lange würde er das nicht mitmachen, denn wenn man immer nur gab und nie etwas für seine Bemühungen zurückbekam, war es verständlich, dass man irgendwann nicht mehr so weiterleben wollte, wie man es tat.

Unsicher hauchte ich Manuel einen Kuss auf die Stirn und probierte mich aus, prüfte, ob er seine Worte tatsächlich ernst meinte und ob ich einfach so mit ihm kuscheln konnte, obwohl sein großer Bruder im Wohnzimmer war und unser Verhalten negativ auffassen könnte, schließlich war ich ein einfacher Mensch und war es nicht wert dem Pfau von mir aus so nahe zu kommen, doch der Grünäugige lächelte nur lieb und genoss meine Suche nach seiner Nähe. Fest behielt er mich in seinen Armen und kraulte meinen Hinterkopf, während ich mich an seinen warmen Körper schmiegte und mit dem Gedanken spielte den Brünetten einfach zu küssen. Im Eingang seines eigenen Hauses diesen Schritt zu wagen war sicher nicht romantisch und er stellte sich sicher etwas anderes vor, bei unserem ersten Kuss, doch zumindest hätte er durch diesen Klarheit und wüsste, dass ich seine Gefühle erwiderte und ihn von ganzem Herzen liebte. Er selbst zeigte mir immer wieder mit Gesten, dass ich selbst zu jeder Zeit entscheiden konnte, wie weit ich ging und dass er niemals dazwischenfunken würde, denn schließlich war es mein erster Kuss und ich hatte in seinen Augen sicher das Recht diesen jedem zu schenken, von dem ich dachte, er wäre der richtige. So würde ich den Jüngeren nach den zwei Wochen, die ich ihn kannte, einschätzen und auch, dass er so lange auf mich warten würde, bis ich mich bereit dazu fühlte ihn auf diese Weise zu berühren und vielleicht sogar über meinen eigenen Schatten zu springen, und mit ihm zu sprechen. Niemals im Leben würde ich viele Worte vor ihm herausbekommen, ich hatte schließlich noch nie vor einer anderen Person gesprochen und war mir bereits jetzt sicher, sobald mein erstes Wort rauskam, würde ich wieder schweigen und hoffen, dass mein Herr meine Stimme mochte. Ich wusste, dass sie rau und dunkel klang, männlich und ich hoffte, dass der Jüngere meine Stimme in Ordnung finden würde und mich nicht für sie auslachte, weil ich vielleicht anders klang, als er es sich vorgestellt hatte. 

"Los Süßer, jetzt wollen wir dich Mal Dani vorstellen und etwas essen, ja? Und dann können wir zwei so lange kuscheln, wie du willst!"

~3870 Worte, hochgeladen am 02.11.2020

Es kommt im nächsten Kapitel etwas großes auf uns zu...kommen wir zu meiner Frage: was wollt ihr zuerst lesen? Den ersten Kuss oder Patricks erstes Wort? :3

Ich habe btw die 150.000 Wörter geknackt und damit ist dieses Buch hier mein längstes! UwU

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