36. Gewitter
Müde lag ich auf der Matratze unseres Bettes, ließ mich beschützend von meinem Herrn an seine warme Brust drücken und kämpfte gegen meine immer schwerer werdenden Augenlider an, welche signalisierten, dass ich schlafen gehen sollte. Eine ewig nicht enden wollende Zeit hatte mein Besitzer mit Marie diskutiert und herumüberlegt, was sie alles für Fotos machen könnten, sie hatten sich niedliche Sätze überlegt und schlussendlich sogar Daniel noch über einen Videochat hinzugezogen, um sich von dem Manager beraten zu lassen und ich saß die ganze Zeit über stumm bei ihnen, wurde ab und zu liebevoll gekrault und hörte den drei Hybriden bei der Arbeit zu. Manuel schien mir die ganze Zeit über sehr konzentriert bei der Sache gewesen zu sein, er überlegte und wirkte nahezu niedlich dabei, wie er sich Stichpunkte notierte und mir hin und wieder einen Kuss auf die Stirn hauchte, um mir zu zeigen, dass er auf mich aufpasste. Ich liebte es, wie zärtlich mich der Brünette behandelte und schmiegte mich nahe an seinen wärmenden Körper, was unser Gast mit einem leisen Quietschen kommentierte. Sie beobachtete unser Verhalten aufmerksam und sagte schlussendlich sogar, dass sie noch nie gesehen hatte, wie ein Hybrid und ein Mensch in einer so kurzen Zeitspanne wie zwei Wochen eine fast schon mit einem Liebespaar vergleichbares Verhältnis zueinander aufgebaut hatten.
Einige Minuten lagen wir stumm da, ehe ich wahrnahm, wie sich das Zimmer für eine Sekunde lang erhellte und kurz darauf ein lautes Donnern erklang, was mich panisch die Augen aufreißen ließ und mich dazu brachte zusammenzuzucken. Schon nach dem Abendessen hatte es draußen angefangen zu regnen und ich hatte ganz fasziniert beobachtet, wie die Milliarden von Wassertropfen auf der Fensterscheibe aufkamen, diese hinunterflossen und auf dem Boden aufkamen. Die Papagei-Hybridin hatte schon bei ihrer Ankunft regen vorausgesagt, doch dass ich noch wach war, als es damit begann, mit diesem Fall hatte ich nicht gerechnet. Jedes einzelne Mal wurde ich unruhig, wenn ich ein Donnern hörte und manchmal begann ich sogar zu weinen, allein aus Angst vor der plötzlichen Lautstärke und das schien mein Besitzer schnell zu merken. Sanft hauchte er mir einen Kuss in den Nacken, umschloss meinen Bauch vorsichtig mit seinem linken Arm und begann mir leise Worte ins Ohr zu murmeln. Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus, bei der leichten Berührung der Lippen des Brünetten mit meiner Haut. „Das ist nur ein kleines, komplett ungefährliches Gewitter, Süßer. Du brauchst keine Angst zu haben, ja? Hier im Haus kann dir absolut nichts passieren, also mach einfach deine Augen zu und denk an etwas anderes. Morgen scheint dann wieder die Sonne für dich!"
Ohne über mögliche Folgen nachzudenken, drehte ich mich in den Armen des Hybriden um und sah ihn einfach an, fühlte mich in seiner Nähe wohl und beschützt. Er hatte recht mit seiner Aussage, denn anders als noch vor zwei Wochen, als ich noch vor Kälte und Müdigkeit zitternd in einer engen, dunklen Zelle leben musste, in welche es hineinregnete, war ich hier vor Kälte und Nässe komplett geschützt. Der Größere hatte mir diese Chance gegeben und gab mir ein sicheres, liebevoll behütetes Zuhause, mit allem zum Leben nötigen, was man auch nur irgendwie brauchen könnte. Er gab mir Essen, einen Schlafplatz und so viel Aufmerksamkeit, wie ich sie noch nie in meinem Leben bekommen hatte. Mir konnte es nirgendwo besser gehen als hier und dass war mir mittlerweile klargeworden, denn mir der Jüngere gab trotz meiner häufigen Inkompetenz alles dafür, um mir das Gefühl zu geben, ich war etwas wert. Manuel sah mich als einen wertvollen Teil seiner Familie an, hatte mich in dieser aufgenommen und ich merkte, dass er das ernst meinte und mich vor allen verteidigen würde, selbst vor seinen Freunden. Daniel hätte er ohne zu zögern rausgeschmissen, hätte dieser mich schlecht behandelt, dabei kannten die beiden sich eindeutig sehr viel länger als der Hybrid mich kannte, doch das schien ihn gar nicht zu interessieren. Er zeigte dem Wolf, dass dieser mich akzeptieren musste, wenn er nicht aus dem Rudel geworfen werden wollte und ich hatte das Gefühl in ihm eine Person gefunden zu haben, bei der ich es irgendwann einmal schaffen würde mich zu öffnen. Für all seine lieben Worte, die beruhigenden Streicheleinheuten und die Tatsache, dass er mich aus der Hölle in den Himmel gebracht habe, hatte der Pfau es verdient meine ganze Dankbarkeit zu spüren zu bekommen.
Müde lächelte mich mein Besitzer an. „Ich habe völlig vergessen dir zu erklären, wieso du nicht auf Marie eifersüchtig zu sein brauchst, fällt mir gerade auf. Eigentlich gibt es sogar zwei Gründe dafür! Der eine ist, dass Marie einen Freund hat und das schon seit über fünf Jahren, und der andere Grund ist, dass ich jemand anderen sehr viel hübscher und niedlicher finde als Marie. Mach dir also keine Sorgen, dass ich dich auch nur irgendwie wegen jemand anderem vergessen könnte! Du bist schließlich mein Schatz und der ist mir heilig!", grinste Manuel verliebt, dabei stupste er mir mit dem linken Zeigefinger einmal leicht auf die Nasenspitze und brachte mich so dazu zusammenzuzucken, da ich mit einer solchen Berührung nicht gerechnet hatte. Dieser junge Mann hatte mich gerade seinen Schatz genannt und gesagt, ich wäre für ihn heilig, doch das war ich ganz und gar nicht. Wie könnte ich das sein, ich war schließlich ein normaler Mensch und in meinen Augen gab es so etwas wie jemand Heiliges gar nicht. Ich wollte auch kein Heiliger sein, denn mein ganzes Leben hatte ich dafür gebetet befreit zu werden und nicht mehr länger solche Qualen erleben zu müssen, doch niemand hatte mich erhört. Kein Gott hatte mir geholfen, kein Heiliger hatte meine stillen Rufe nach Hilfe herhört und wenn es wirklich eine höhere Macht gab, die man anbeten konnte, welche jedoch nicht in Ernstfall halfen, dann wollte ich nicht als solches Wesen bezeichnet werden. Gäbe es eine solche Macht, hätte sie mir geholfen, deshalb konnte sie nicht existent sein. Und die Aussage des Brünetten gab mir eine neue Angst, denn er könnte praktisch jeden den er kannte hübscher und niedlicher finden als Marie. Mein Herz sagte mir, ich war nun traurig und das sah mir der Jüngere wohl genau an, denn seine Augen verdrehte er belustigt.
„Ich meine dich damit, mein kleiner Idiot! Du bist tausend Mal niedlicher und schöner als Marie für mich, und daran wird sich nichts ändern. Sei also nicht mehr eifersüchtig und habe keine Angst davor, dass ich jemand anderen mehr liebhaben könnte als dich! Brauchst du alles gar nicht, weil ich dir versprechen kann, dass du der einzige bist, der hier abends neben mir liegen darf!", sagte der Grünäugige mit leuchtenden Augen und obwohl er mich einen Idioten genannt hatte, was schon so viele ernst gemeint hatten vor ihm, wusste ich genau, er hatte diese Beleidigung als Spaß gemeint. Ich konnte nicht anders als verliebt zu lächeln und meinen Kopf in der Halsbeuge des Größeren zu verstecken, um meine geröteten Wangen zu verbergen. Seine Worte ließen mein Herz warm werden und ich fühlte mich begehrt, denn ich wusste genau was es für eine Bedeutung hatte die einzige Person zu sein, die neben einer anderen schlafen durfte. Ein Paar teilte sich für gewöhnlich immer ein Bett, war sich ganz nahe und die einzige Person, die dann noch in dieses Bett durfte, war ihr Kind. Dass Manuel mich an seiner Seite akzeptiert hatte und dass ich der einzige war, dem er es erlaubte mit ihm seinen Schlafplatz zu teilen, zeigte, dass er mich eigentlich ein wenig mehr mochte als jeden anderen und genau das war es, was auch ich für ihn empfand. In meinen Augen gab es niemand anderen, der es schaffte mich in nur ein paar Sekunden mehr zu beruhigen als er. Bei ihm fühlte ich mich wohl und akzeptiert, lächelte sogar hin und wieder, was mir noch viel mehr Zuneigung brachte als sonst. Die Zeichen des Brünetten waren so eindeutig, doch ich hatte die leise Angst unsere Beziehung kaputtzumachen und ihn zu enttäuschen, wenn er mich als seinen Partner akzeptieren würde. Ich sah gegen ihn komisch aus, mit meinem unterernährten Körper und der fast schneeweißen Haut, zusätzlich konnte ich nicht einmal sprechen und war kein Hybrid, es grenzte für mich schon fast an ein Wunder, dass Manuel derartige Gefühle wie Liebe für mich empfand. Es zeigte mir, dass man alles möglich war, selbst jemanden wie mich, den niemals jemand anderes mochte.
Ich kuschelte mich einfach an den Größeren heran, lauschte dem Gewitter und war noch immer recht unruhig, jedoch vergoss ich nicht eine einzige Träne oder zuckte noch einmal zusammen. Manuel kümmerte sich hinreißend darum, dass ich keine Angst bekam und hauchte mir immer wieder in mein Ohr, dass ich schöne Augen hatte, ein niedliches Lächeln besaß und dass er mich am liebsten einfach nur an sich drücken würde, um mich in Sicherheit zu wissen. Es fühlte sich an, als würde mich dieser Junge tatsächlich wollen und nicht einfach hierbehalten, weil er damals gesehen hatte, dass ich auf Michael aufmerksam gemacht hatte, um selbst nicht mehr leben zu müssen. Er hatte es wahrgenommen und alles dafür getan, dass ich wieder zu Kräften kam, und das tat er auch jetzt noch. Wir hatten eine ganz besondere Bindung zueinander und diese hatten nur die wenigsten, doch wie genau diese entstand, konnte ich mir nicht erklären. Liebe war etwas Besonderes, was man nicht beeinflussen konnte und gegen die man sich nicht wehren sollte, denn tat man das, fühlte man sich schlecht und wurde traurig, das wollte ich nicht. Ich konnte nichts anderes tun, als mich meinen Gefühlen für ihn hinzugeben und diese zu akzeptieren, mit ihnen zu leben und uns beiden so eine Last zu nehmen, denn schließlich litt nicht nur ich unter meinen Ängsten vor der Zukunft. Manuel zeigte mir, dass er bereit war mich vollständig zu akzeptieren und nur darauf wartete, dass auch ich mir meiner Gefühle sicher wurde, und dafür nahm er seinen Wunsch mich zu küssen stets zurück. Er überließ mir die Kontrolle über unsere Beziehung zueinander und das nahm mir sämtlichen Druck, denn schließlich drängelte der Jüngere nicht.
Nach einiger Zeit, ich döste einfach vor mich hin, begann der schweigende Manuel sich jedoch zu bewegen. Unsicher sah ich ihm dabei zu, wie er aufstehen wollte. „Alles gut, Süßer! Ich gehe nur einmal kurz nach Michael und Maurice gucken, ja? Die beiden scheinen wohl nicht schlafen zu können, so wie es klingt!", murmelte mein Besitzer beruhigend, während er mir noch einmal durch meine Haare fuhr und mir einen Kuss auf die Stirn hauchte, um das Zimmer zu verlassen, doch das wollte ich nicht. Ich hatte seit dem Film von heute Mittag riesige Angst davor allein in einem dunklen Raum zu sein, auch wenn mir der Grünäugige extra ein kleines Nachtlicht organisiert hatte, welches er für Noah hier hatte, wenn dieser bei ihm übernachtete und bevor er mich ganz allein lassen konnte, stand ich in Windeseile auf, schnappte mir das Licht und lief auf Manuel zu, um ihn nach Sicherheit suchend an die Hand zu nehmen. Schüchtern betrachtete ich ihn und hoffte, dass er mich mit sich zu den anderen beiden gehen ließ, denn allein darauf zu warten, dass er wiederkam und sich zu mir legte, wollte ich auf keinen Fall. Verwundert musterte mich der Größere, begann jedoch lieb zu lächeln, als ich schüchtern und unsicher den Blick senkte, und drückte mich an sich. „Wollen wir vielleicht mit bei Michael und Maurice schlafen, Engelchen? Dann haben die beiden auch ein Licht und können ruhig schlafen!"
Nickend bestätigte ich seinen Vorschlag und war überrascht, denn genau dieselbe Idee kam mir ein paar Sekunden zuvor, deshalb hatte ich das Licht aus der Steckdose gezogen und wie ich meinen Freund kannte, küsste er mich auf die linke Wange und zog mich mit sich mit, in das dunkle Zimmer der beiden Jüngeren. Nun hörte ich, was den Pfau stutzig gemacht hatte. Sowohl Michael als auch Maurice wimmerten ab und zu leise im Schlaf, hatten sich klein gemacht und zeigten unterbewusst Angst, was mir leidtat. Wegen mir hatten die beiden einen kleinen Ausschnitt dessen gesehen, was ich mir über eine Stunde angesehen hatte und beiden raubte das nun den Schlaf. Morgen würde ich das wieder gutmachen, doch erstmal steckte ich das Nachtlicht in die Steckdose neben der Tür, sodass das Zimmer ein wenig erhellt wurde und drehte mich in die Richtung des Bettes, um meinen Freund dabei beobachten zu können, wie dieser sich leise neben Maurice legte und diesem seinen einen Arm um den Bauch schlang. Für mich war neben ihm kein bisschen Platz mehr und deshalb schlich ich mich zu ihm, drückte ihm einen Gutenachtkuss auf die Wange und lief geradewegs auf die andere Seite, um mich zu Michael unter die Decke zu legen. Draußen gewitterte es und ich umschloss den Jungen vor mir schützend, welcher sich dabei unsicher an mich schmiegte. Auch, wenn ich heute nicht direkt neben meinem Herr lag, wollte ich zumindest dafür sorgen, dass Michael ruhig schlafen konnte.
(...)
Aufwachen tat ich erst am Morgen wieder und sofort sah ich, dass Manuel nicht mehr im Bett lag. Michael und Maurice lagen beide aneinander gekuschelt da, schliefen ruhig und da es sicher komisch wäre, würden sie mich allein in ihrem Bett sehen, stand ich leise auf und verließ das Zimmer. Draußen der Himmel war bewölkt und ich schlich mich fast geräuschlos in das Wohnzimmer hinein, wo ich meinen Herrn auf der Couch sitzen sah. Sein Blick war gesenkt und ich fragte mich, wieso er mich nicht geweckt hatte, dann hätte ich uns Frühstück machen können und hätte nicht noch weitergeschlafen, ohne etwas Nützliches zu tun. Leise lief ich auf ihn zu und stellte verwundert fest, dass in seinem Arm ein blaues Handtuch lag, in welches ein kleines, weißes Fellknäuel eingewickelt war. Müde hielt das Tier seine Augen geschlossen und ich hatte keine Ahnung, wie ich darauf nun reagieren sollte. Noch nie hatte ich eine Katze mit eigenen Augen gesehen, diese waren nach der Eroberung der Welt alle freigelassen wurden und liefen auf der ganzen Welt herum, genau wie die meisten Hunde, was auch der Grund dafür war, dass auf an den Seiten von Autobahnen zwei Meter hohe Glaswände aufgestellt wurden, damit kein Tier unbedacht über eine dicht befahrene Straße rennen konnte. In Städten lebten kaum noch Tiere, diese waren alle auf unbebautes Land geflüchtet, doch wie man sah, waren nicht alle Tiere weg.
„Sie hat vorhin miaut und mich so geweckt. Die kleine hat wohl die ganze Zeit im Regen verbracht und dann habe ich sie eben reingelassen! Und seitdem sitze ich hier mit ihr und weiß noch nicht so recht, was ich mit ihr tun soll...", erklärte der Pfau leise, dabei hob er seinen Kopf und ich erschrak, als ich die dunklen Augenringe meines Herrn sah und die kleinen, dünnen Kratzspuren auf seinen Wangen. Scheinbar schienen wir ihn unbewusst oft wachgemacht zu haben und ich kannte den Brünetten, wenn er müde war, denn als er das letzte Mal so aussah, hatte ich eine Nacht ohne ihn verbringen müssen und er hatte geweint. Das durfte ich auf keinen Fall soweit kommen lassen, denn diese Nacht noch einmal erleben zu müssen, weil der Jüngere sich nicht kontrollieren konnte, wollte ich auf keinen Fall. Deshalb setzte ich mich langsam neben den Größeren, um ihm zärtlich über seine verletzte Wange zu streichen und mit dem Zeigefinger auf das kleine Kätzchen zu deuten, dessen Fell noch nass zu sein schien. Ich sah genau, wie müde es war und dass es wahrscheinlich nicht einmal mehr die Kraft gehabt hatte, um sich gegen Manuel zu wehren, nachdem dieser es versucht hatte mit dem Handtuch zu trocknen und das ließ mein Herz schwer werden. Es gab meines Wissens kein Gesetz was verbot sich Tiere im Haus zu halten, zumindest dann nicht, wenn diese immer die Möglichkeit hatten das Haus zu verlassen und obwohl diese Katze kein Kind war, kam sie einem solchen schon ziemlich nahe. Ich würde mich um sie kümmern und hätte endlich einen Sinn, denn dieses kleine Wesen konnte ich pflegen, ich konnte ihm all meine Liebe geben und würde alles dafür tun, dass sie sich wirklich wohlfühlte und wieder zu Kräften kam, zumindest dann, wenn mein Herr erlaubte, dass sie bleiben durfte.
Langsam und vorsichtig, sodass sie sich nicht erschreckte, hob ich die weiße Katze hoch und nahm sie in den Arm, wogegen sie sich kein bisschen wehrte. Nur ein Knurren ähnliches Brummen war von ihr zu vernehmen, welches zeigte, sie war nervös und dieses nahm ich deutlich wahr, weshalb ich kurz in meiner Position verweilte. Liebevoll musterte mich mein Besitzer dabei und schnaubte belustigt, als er sah, wie unser kleiner Gast seinen Kopf in die Richtung meiner Brust lehnte und sich an diese schmiegte. Mein Herz klopfte schnell, denn egal was Manuel sagte, das kleine Kätzchen war mehr als nur niedlich und scheinbar mochte sie mich, denn anders als bei dem Pfau, hatte sie keine Andeutung gemacht mich mit ihren Krallen zu kratzen und das tat sie auch nicht. Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf meine Lippen. „Scheinbar mag sie dich mehr als mich! Magst du ihr vielleicht etwas zu essen geben? Wir haben gestern Putenbrust mitgebracht, frisch von der Theke. Da kannst du gerne ein wenig was von abschneiden und es ihr geben. Und wenn sie Durst hat, gib ihr ein bisschen Wasser in eine Schüssel und dann lassen wir sie erstmal in Ruhe, ja? Der Tag war für sie sicher schon echt ansträngend und wenn sie es zulässt, darfst du sie nachher einmal bürsten! Aber nur, wenn sie bis dahin nicht aggressiv wird!"
Glücklich nickte ich und stand mit dem kleinen, völlig geschwächten Wesen in meinen Armen auf, um unter der Aufsicht meines Herrn in die Küche zu gehen, die Katze vorsichtig auf der Kücheninsel abzusetzen und die Putenbrust aus dem Kühlschrank herauszuholen, und das alles möglichst leise. Leise hörte ich die Katze hinter mir miauen, als ich begann ein paar Stückchen Fleisch abzuschneiden und das brachte mich zum Lächeln. Ich kannte mich kaum mit Tieren aus, hatte nur das Wissen, was ich mir von Hybriden abgeschaut hatte und doch wusste ich, dass Katzen wie die kleine hinter mir eigentlich mindestens einmal am Tag gekämmt werden musste, damit ihr langes Fell gepflegt war. Seit die Hybriden jedoch alle Haustiere freigelassen hatten, sahen nur noch die wenigsten Tiere wirklich gepflegt aus, eigentlich nur noch diejenigen, welche von sich aus zu einem Hybriden gingen und sich jemanden suchte, der sich um sie kümmerte. Den Hybriden war es wichtig, dass all die Tiere, die unter unserer Herrschaft eingesperrt wurden, ein freies und glückliches Leben führten, weshalb sie sofort freigelassen wurden und nun überall herumstreunten. Für einige Tiere, wie für das kleine hinter mir, bedeutete das nicht immer etwas Gutes und ich würde das Tier am liebsten behalten, die Katze jeden Tag kämmen und pflegen, doch dabei kam es auf Manuel an und wie er darüber dacht. Er war in dieser Welt aufgewachsen, war mit genau diesen Gedanken großgezogen worden und die Chance, dass er auf seinen Verstand hörte und einsah, dass es besser wäre die Katze hierzubehalten, um sie pflegen zu können, war sehr gering.
Eilig nahm ich mir einen kleinen, weißen Teller aus dem Schrank und legte die geschnittenen Stücken Fleisch auf diesen, um den Teller auf den Boden auf die linke Seite der Kücheninsel zu stellen, wo für gewöhnlich nie jemand hindurch lief. Unser kleiner Gast stand auf, sodass das feuchte Handtuch von ihrem Körper rutschte und als wäre sie es gewohnt, sprang sie von der Erhöhung auf den Boden und ließ sich direkt vor den Teller fallen, begann sofort zu fressen. Wie mein Herr es mir befohlen hatte, stellte ich auch eine kleine Schüssel mit Wasser neben den Teller und verstaute den Rest des Fleisches wieder im Kühlschrank, legte das benutzte Messer in die Spüle und nahm das benutzte Handtuch, um es in die Waschmaschine zu legen. Manuel saß einfach stumm auf der Couch, als ich zurück in das Wohnzimmer kam und beobachtete wie hypnotisiert die Katze, was mich warm lächeln ließ. Der jüngere schien noch ein wenig neben der Spur zu sein und ich wäre kein guter Mensch, würde ich den Pfau so seinen Tag verbringen lassen. Deshalb stellte ich mich vor den Größeren und hielt ihm meine linke Hand hin, wurde erst verwirrt angesehen, jedoch verband der Brünette unsere Hände miteinander und ließ sich ohne sich zu beschweren von mir auf die Beine ziehen.
„Was ist los, Süßer? Bist du noch müde?", fragte mich Manuel mit sanfter, rauer Stimme und um ihm zu zeigen, dass er deshalb auch ins Bett musste, nickte ich einmal bestätigend. Wir gingen seit dem der Jüngere mich gekauft hatte nur zusammen schlafen, ich blieb lieber wach, als ohne den Grünäugigen zu ruhen und dadurch, dass ich die Nacht nicht mit dem Hybriden kuscheln konnte, wäre auch ich darüber glücklich den fehlenden Körperkontakt der Nacht nachzuholen. Belustigt nickte mein Herr. „Dann komm, ab ins Bett!", wies mich der Pfau an und wie mir befohlen, zog ich den Jüngeren an der Hand mit in unser Schlafzimmer und lehnte die Tür zu unserem Zimmer nur an, schloss sie nicht ganz, da wir sicher nicht lang schlafen würden. Es war acht Uhr früh, unser Gast stand erst gegen elf Uhr auf und Manuel meinte, er würde sich dem anpassen und erst da sein Frühstück einnehmen wolle, was bedeutete, dass Maurice erst in zwei Stunden mit dem zubereiten des Frühstücks beginnen würde. Wir würden also beide nicht lange schlafen, doch das, was wir nachholen konnten, würden wir auch tun und ich wollte sehen, wie mein Freund in meiner Nähe einschlief und über ihn wachen, so wie er sonst über mich. Ich war nicht wirklich müde, doch um dem Brünetten kein schlechtes Gefühl zu geben, würde ich mich zu ihm legen und die Augen schließen, ihm nebenbei liebevoll über die Brust streichen und darauf achten, dass er einschlafen konnte.
Müde hörte ich meinen Herr gähnen, während dieser sich in unser Bett legte und sich unter die große Decke kuschelte, jedoch statt seine Augen zu schließen mich dabei beobachtete, wie ich mich neben ihn legte und ihn unsicher musterte. Er hatte mich vor dem schlafen noch nie so sanft angestarrt, einfach nur gemustert und obwohl ich mich gerne an ihn lehnen würde, senkte ich unruhig meinen Blick und dachte, ich hätte etwas falsch gemacht. Schüchtern drehte ich mich von ihm weg und machte mich klein, verwarf meinen Gedanken so lange mit ihm zu kuscheln, bis er eingeschlafen war. Irgendwas schien ihn zu stören und das gab mir das Gefühl, er wäre böse auf mich. Auch, wenn sein Blick kein bisschen danach aussah, fühlte ich mich unsicher und auf eine merkwürdige Art und Weise bedroht, dabei hatte der Grünäugige nicht einmal etwas gesagt. Er hatte mich einfach nur angesehen und ich hörte, wie er sich leise in meine Richtung dreht, mir seinen linken Arm um den Bauch schlang und mir nebenbei ins Ohr hauchte, dass ich ihn ruhig ansehen durfte. Nur zögerlich wandte ich mich dem Größeren wieder zu und erkannte sogleich seine warmen Augen, die kein bisschen so wirkten, als wäre er wegen etwas böse auf mich.
„Ich liebe dich, Süßer, das darfst du nicht vergessen! Du bist ein toller Mann und ich bin froh, dass ich dich habe. Das war das einzige, was ich dir sagen wollte. Ist also nichts Schlimmes, ja? Du brauchst gar keine Angst vor mir zu haben. Merk dir einfach, dass ich dich ganz doll liebhabe und erinnere dich immer daran, wenn du denkst, dass ich böse auf dich bin!", sprach der Pfau mit sanfter Stimme auf mich ein und sofort wurden meine Augen größer, denn seine Worte ließen mein Herz beschleunigen. Manuel hatte mir wieder gesagt, dass er mich liebte und lächelte mich nebenbei so lieb an, dass ich mich wieder von ihm gewollt und beachtet fühlte. Es war mir unbegreiflich, wie jemand wie er sich so sehr um jemanden wie mich kümmerte und es sogar zu genießen schien, wenn ich mich in seiner Nähe wohlfühlte. Ihm gegenüber empfand ich Verbundenheit und wie er es von mir verlangte, würde ich immer daran denken, was er mir gesagt hatte. Der Jüngere gab sich große Mühe dabei mir zu zeigen, dass er tatsächlich Gefühle für mich empfand und sich für mich interessierte, das merkte ich auch, doch bevor ich ihm diese Worte sagen konnte, sie erwidern konnte, lag noch ein weiter Weg vor mir. Die Zukunft lag noch vor uns und wer wusste schon so genau, was noch vor uns lag? Ich hatte niemals damit gerechnet einmal von einem Hybriden gekauft zu werden, das war für mich unvorstellbar gewesen, doch nun war ich hier und überlegte von mir aus zu reden, ihm meine Liebe zu gestehen und nach vorne zu blicken.
Beruhigt kuschelte ich mich an meinen Besitzer heran und küsste ihn auf die Wange, um zumindest ein wenig seine Worte zu erwidern. Und tatsächlich schien ihm diese Geste zu genügen, denn ein glückliches Glänzen lag in seinen Augen.
~4140 Worte, hochgeladen am 25.10.2020
Hat jemand Vorschläge oder Ideen, was noch passieren könnte/sollte?
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