3. Claus

Behutsam legte Manuel mir einen Arm um die Hüfte, welcher mich an seine warme Seite presste und ohne mich zu wehren, hielt ich die ganzen Papiere, welche dem Brünetten gehörten. Die Wärme an meiner Seite ließ mich wohlig nach der Nähe des Größeren suchen und auch wenn ich es nur leicht von der Seite sah, erkannte ich ein liebevolles Lächeln auf seinen Lippen. Mein Besitzer freute sich merklich über meinen Wunsch nach seiner Nähe und auch, wenn mir der Grund für seine Freude nicht gefiel, versuchte ich ihn so ein wenig glücklicher zu machen. Von allein wäre mir niemals in den Sinn gekommen, dass Manuel mich tatsächlich gerne in seiner Nähe haben wollen würde und ich würde lügen, würde ich sagen, dass es mir nicht ebenso gefiel. Mein Leben lang hatte ich keine Möglichkeit so behutsam und liebevoll berührt zu werden, niemand wollte einen dreckigen Jungen anfassen, doch dem Grünäugigen schien diese Tatsache egal zu sein. Sollte er mir zeigen, dass er meine Nähe genoss und mehr davon wollte, würde ich alles dafür tun ihm diese Begierde zu befriedigen. Ein glücklicher Besitzer bedeutete weniger Probleme.

"Mach lieber die Augen zu, Patrick. Deine Augen sind nicht an die plötzliche Helligkeit gewöhnt und ich würde dir ungerne noch einmal die Augenbinde umlegen. Ihr müsst euch alle drei langsam an das Sonnenlicht gewöhnen, damit ihr keine Schmerzen habt!", warnte Manuel mich vor und sofort schloss ich meine Augen, umfasste den Stapel Papier stärker. Schon oft hatte ich den ganzen Tag aus dem Fenster gesehen, raus auf den weiten Betonboden, welcher hinaus in die Freiheit führte. Das helle Licht, welches die vielen Autos zum glänzen und reflektieren brachte, hatte mir schon oft kurz die Fähigkeit zu sehen genommen und aus der Nähe würde es noch viel schlimmer zu spüren sein. "Manuel, Sir? Bitte wartet noch und erlaubt mir meine Augenbinde ebenfalls abzunehmen. Ich hatte schon einmal das Vergnügen durch diesen Eingang laufen zu dürfen und damals lagen überall kleine Steine, welche mir beim laufen Schmerzen bereitet haben. Patricks Füße wurden vor ein paar Tagen zur Strafe aufgeschlitzt und seine Wunden würden sich durch den Dreck entzünden. Ich bitte um eure Erlaubnis ihn zum Auto zu tragen, Sir!"

Meine Augen öffneten sich schlagartig, als Michaels tiefe Stimme vor mir ertönte und beschämt sah ich ihm dabei zu, wie er sich vor uns auf die Knie fallen ließ, die Stirn zum Boden geneigt. Sofort beschleunigte mein Herz und ich drückte meine Kopf unbewusst in Manuels Richtung, versuchte nicht an den Abend zu denken, an dem ich erneut wehrlos gefoltert wurde. Man band mich an meinen Fuß und Handgelenken an einer Liege fest, eine ähnliche wie die im Zimmer des Krokodil-Hybriden, und ohne mich zu warnen, begann man mit Messern über die Haut meiner Fußsohlen zu kratzen. Es war ein armseliger Versuch mich zum sprechen zu zwingen, das taten sie nicht zum ersten Mal und egal was sie taten, es brachte nichts außer Schmerzen und Tränen. Ich konnte mich an keine Woche in meinem Leben erinnern, in welcher ich nicht angeschrien, geschlagen oder anderweitig verletzt wurde und soweit ich wusste, lebte ich schon seit zwanzig Jahren.

"Nein Michael. Du bist viel zu schwach, um jemanden so weit zu tragen! Ihr seid alle drei noch mehr als leicht und abgemagert, aber mein Auto steht weit entfernt geparkt und das würdest du nicht schaffen. Ich danke dir aber für diese Info! Setzt euch drei mal kurz dort hin, ich habe eine bessere Idee!", antwortet Manuel, bevor er sich von mir löste und in die Tasche seiner Hose fasste, um einen eckigen Gegenstand herauszuholen. Es ließ mich beschämt nach Michaels Händen greifen, um ihn mit mir an die rechte Wand des Eingangs zu ziehen, wo er sich sofort niederließ. Auch Maurice zog ich zu uns, er setzte sich links neben seinen besten Freund und lehnte seinen Kopf an dessen Schulter. Dieser vertraute Umgang, welcher die beiden miteinander verband, ich wünschte mir, ebenfalls irgendwann so liebevoll bei ihnen aufgenommen zu werden. Das würde seine Zeit dauern, sie mussten sich erst an meine Anwesenheit gewöhnen und bevor die beiden mir nicht deutlich zeigten, sie empfanden mein Dasein als angenehm, würde ich ein wenig Abstand halten. Ihnen zu nahe treten wollte ich auf keinen Fall, ich würde viel Zeit mit ihnen zusammen verbringen müssen und wollte nicht, dass sie mein Dasein als störend betrachteten.

Leise redete unser Besitzer in das Gerät hinein, welches er sich ans Ohr hielt und musterte hin und wieder, ob es uns gut ging. Mein Blick blieb gesenkt, da ich mich nicht traute den Größeren anzusehen und doch betrachtete ich fast schon neidisch seine vielen Schwanzfedern, welche bei jedem Schritt den er ging leicht auf und ab wippten. Das Äußere der Federn, die vielen kleinen Fransen, schimmerten grünlich, was gut zu seinen wunderschönen Augen passte, und umgaben das Innere, welches bläulich glänzte. Viele verschiedene Blautöne ergaben ein Muster, welches dem eines Auges mehr als nur ähnlich sah und zu gerne würde ich wissen, wie der Fächer aus Federn ausgebreitet aussah. Manche Hybriden konnten ihre Fähigkeiten nicht steuern, es glich eher einem Instinkt und ob dieser Fächer nur instinktiv geöffnet werden konnte, oder bewusst, konnte ich nicht sagen. Als er sich noch in meiner Zelle über Frank geärgert hatte, hob sich die Schleppe des Größeren unbewusst an und hätte er weiterhin so auf den Grizzly eingeredet, hätten sich die hundert Augen ganz erhoben. Es schien, als wäre es eine Schutzreaktion des Pfaus, als wenn die Federn seine Gegner verwirren oder erschrecken sollten.

Eine knochige Hand berührte mich plötzlich an meinem Handgelenk, weshalb ich erschrocken meinen Blick auf Michael richtete, leise dabei quietschte und entschuldigend Manuel musterte. Erst verwirrt, dann warnend sah er mich von oben an und sprach während dessen weiter mit einer Person, von welcher er uns noch nichts verraten wollte, wer es war. Schuldbewusst senkte ich meinen Kopf, musterte trotzdem meinen Sitznachbarn. Leise und fast tonlos begann er zu flüstern, "Komm her!" Es war ungewohnt von dem Grauäugigen angesprochen zu werden, er hatte noch nie persönlich mit mir geredet und nicht nur deshalb tat ich sofort, was er mir auftrug. Noch nie hatte er ein Wort mit mir gewechselt und als sich sein Arm um meinen geschundenen Köper schlang, mich behutsam näher in seine Richtung zog, versteifte ich mich unbewusst. Der Versuch Wärme und Nähe zu teilen, kam unerwartet und ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Manuel war der erste und letzte, welcher mich so vorsichtig berührte und auch bei ihm versuchte ich Abstand zu halten. Mein Körper war nicht an den Körperkontakt gewöhnt und so lehnte ich mich nur angespannt an den Größeren.

"So. Uns kommt gleich jemand abholen, dann ist das mit Patricks Füßen kein Problem mehr!", erklärte Manuel nach einer Weile, während er sich zu uns setzte und mich lächelnd musterte. "Darf ich mir deine Füße mal ansehen?", fragte er vorsichtig und automatisch nickte ich, sah ihm dabei zu, wie er zaghaft meinen rechten Fuß nahm und ihn betrachtete. Behutsam fuhr er über die längst wieder zu wachsenden Wunden, was mich dennoch unzufrieden meinen Blick in Michaels Brust verstecken ließ. Es tat nicht wirklich weh, der Pfau gab sich große Mühe mir keine Schmerzen zu bereiten und doch empfand ich seine Berührungen als unangenehm. "Jetzt verstehe ich auch, warum Michael sich solche Sorgen gemacht hat. Du wirst ab jetzt nicht mehr laufen, diese Wunden müssen erst verheilen und Zuhause werde ich dich ordentlich verarzten! Fürs erste wirst du dich nicht aus dem Zimmer bewegen und auch nicht im Haushalt mithelfen. Das kann ich nicht verantworten und um euch beide gleich zu behandeln, werdet ihr auch erst nächste Woche mit arbeiten beginnen! Habt ihr zwei auch noch irgendwo Wunden, die nicht ordentlich verheilen", entschied Manuel, weshalb ich ungläubig die Augen aufriss und ablehnend meinen Kopf schüttelte. Ich wurde zum arbeiten gekauft, nicht zum Urlaub machen und gerade dieser Mann hatte es verdient, dass seine Neuzugänge sich gut benahmen und nicht faulenzten. Wir mussten ihn von unserem Können überzeugen, um bei ihm bleiben zu dürfen und ich wollte nicht der Grund dafür sein, dass Michael und Maurice ihre Chance sich zu beweisen nicht nutzen konnten.

"Du wagst es mir zu widersprechen?", fragte Manuel mich ruhig, dabei begann sich sein Griff ein wenig zu verstärken und ängstlich schlang ich meine Arme um den Körper Michaels, suchte Schutz bei diesem. Niemals würde ich es wagen mich ihm zu widersetzen, das wollte ich mit dem ablehnenden Kopfschütteln nicht ausdrücken. Ich konnte ihm nicht erklären, dass ich ihm dienen wollte, anstatt nutzlos herumsitzen zu müssen und das brachte mich dazu meinen Kopf zu schütteln. Ohne eine Erklärung würde er meine Gedanken nicht akzeptieren und wenn ich keine Strafe bekommen wollte, war ich dazu gezwungen seinen Befehlen folge zu leisten. Der Pfau konnte nicht verstehen, weshalb ich mich dagegen sträubte nichts zu tun. Wie auch, er selbst hatte sein Leben lang nicht halb so viel tun müssen wie ich, um von der Gesellschaft und seinen Mitmenschen akzeptiert zu werden. Unsere geleistete Arbeit wurde uns durch Nahrung und Medikamente ausgezahlt, all dies bekam er zu jeder Zeit und dass sogar ohne viel dafür tun zu müssen.

"Wir wollen nicht hungern müssen, Herr. Lasst zumindest Michael und mich mit dem arbeiten beginnen, so können wir Patrick etwas abgeben von dem, was wir bekommen! Und wenn es nur ein bisschen ist, was Ihr uns für unsere Arbeit gebt, wir können schon heute beginnen!", sprach Maurice, dabei legte er automatisch seine Hände ineinander, so als würde er beten, und hoffte, die Erlaubnis zum sprechen zu haben. Er verstand meine Reaktion, auch ohne sie gesehen zu haben und könnte ich, würde ich ihm in diesem Moment meinen Dank aussprechen. Nicht nur, weil er versuchte mich zu unterstützen, sondern auch, weil er mir ohne zu fragen etwas von seinem Essen abgeben würde. Manuels Blick wurde mit jeder Sekunde weicher, in denen er Maurice zuhörte und ich fürchtete mich davor, dass er uns trotzdem dazu zwingen würde nichts zu tun. Er kannte nun unsere Ängste, Befürchtungen und den Grund, weshalb ich ungehorsam gezeigt hatte. Es wäre mein Ende, würde ich in den nächsten Tagen nichts zu essen bekommen und das wussten die beiden Männer besser, als jeder andere. Unsere Körper waren selbst zum stehen meist zu schwach.

"Ich verstehe...aber trotzdem möchte ich euch gleichberechtigt behandeln und eine Woche Zeit geben, in der ihr euch eingewöhnen und ausruhen könnt! Bei mir ist es nicht wie hier, ihr werdet mindestens zwei Mahlzeiten am Tag bekommen. Es ist nicht schlimm, wenn ihr noch nicht mit dem arbeiten beginnt. Euch beiden stelle ich es frei, ob ihr euch schon jetzt am Haushalt beteiligt oder nicht, aber du, Patrick, wirst fürs erste das Bett hüten und das ohne wenn und aber! Wir werden diese Woche bei meinen Eltern verbringen, dort könnt ihr euch von den Bediensteten meiner Eltern abgucken, wie ihr bei mir Zuhause zu putzen und kochen habt. Nicht traurig sein, ich meine es nur gut mit dir. Wenn du deine Füße nicht schonst, kann es sein, dass du irgendwann nicht mehr richtig laufen kannst und dann noch schlimmere Probleme hast, als sowieso schon. Unter meiner Aufsicht wirst du niemals wieder gezwungen sein, dich bis zum Ende abzuarbeiten!", sprach Manuel auf uns ein, während er sich neben mich kniete und vorsichtig begann mir durch mein Haar zu fahren. Als wäre ich eine Katze, ein geliebtes Haustier, welches man trainieren konnte und lieb hatte. Seine Worte klangen liebevoll, fast schon beruhigend und doch versuchte ich sein Verhalten in Frage zu stellen. Er wollte nicht, dass ich mich körperlich schwer betätigte, also musste er von mir etwas anderes verlangen, was meine Nahrung rechtfertigte. Hybriden waren dafür bekannt uns Menschen ohne mit der Wimper zu zucken fertig zu machen, Manuel konnte keine Ausnahme sein und auch wenn er auf freundlich tat, war es zu großer Wahrscheinlichkeit eine Masche. Niemand tat etwas ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen, da unterschieden wir uns alle nicht.

"Ihr werdet in nächster Zeit lernen, dass ich euch nichts tun werde! Hier wurdet ihr aus der Sicht von uns Hybriden mehr als gerechtfertigt schlecht behandelt, aber alles was ihr hier erlebt habt, wird euch kein weiteres Mal passieren. Ich glaube, dass ihr Menschen verstanden habt, dass euer Verhalten schlecht war und so lange ihr drei euch freundlich verhaltet, erwartet euch ein entspanntes Leben. Allein schon das mit den Füßen ist mehr als nur ungerechtfertigt und einfach nur eine Art Qual für euch. Als ihr Menschen noch an der Macht wart, habt ihr zumindest meistens versucht uns Hybriden ganz normal zu behandeln und uns liebevoll aufzunehmen! Ich werde mich bemühen euch zu zeigen, dass man zu viel Hass auf euer Handeln hat und dass es auch anders geht. Ihr werdet es gut bei mir haben, versprochen!", redete Manuel einfach vor sich hin, ohne auf uns zu achten, während er wie benommen durch mein Haar strich und sich schlussendlich an meine Seite lehnte, den Kopf dabei auf meiner Schulter platzierte. Es war der erste wirkliche Versuch mir Nähe zu schenken, diese Aktion unterstrich seine vorherigen Worte nur zu gut und doch glaubte ich ihm nicht. Alle Hybriden behandelten uns schlimmer, als wir sie jemals behandeln hätten können und wie sollte ich nun Vertrauen in jemanden bekommen, der genauso war, wie seine Artgenossen? Ich kannte keinen Hybriden, der nett war und so sehr er auch versuchte es zu sein, war es bloß eine Masche. Nicht ohne Grund hatte er mich und Michael mitgenommen, das konnte er nicht aus Mitleid tun, denn es wäre eine Verschwendung von Geld und Platz. Mit uns hatte er etwas vor, anders konnte es nicht sein und diese Ungewissheit, keine Ahnung zu haben, was es war, machte mich langsam fertig.

Ein schwarzes Auto fuhr langsam einen Kreis auf dem Hof, blieb in direkter Nähe des Ausgangs stehen und mein Herz beschleunigte, als ich einen breit gebauten Mann aussteigen sah. Braune Haare umrahmten sein Gesicht, welche wellig und lang waren. Eine schwarze Sonnenbrille verdeckte seine Augen, welche ich durch die Ferne nicht erkennen konnte und als der Hüne auf das Gebäude zukam, wurde mir unwohl zumute. Es war kein Hybrid, sondern einer von uns und doch schien er mir gefährlich, mit seinen schwarzen Klamotten und der Sonnenbrille. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass ein einfacher Mann jemals das Vertrauen seines Besitzers so stark besitzen konnte, dass dieser ihm einfach erlaubte mit einem Auto zu fahren und auch ohne eine Begleitung. Je näher der Brünette uns zukam, desto nervöser versuchte ich auf ihn aufmerksam zu machen. Manuel sollte sich nicht auf dem Boden zeigen, es würde seinen Wert nicht genug widerspiegeln und als ich versuchte ihn anzustupsen schlug er genervt meine Hand weg und stöhnte auf.

Traurig ließ ich es sein. Es würde schon seinen Grund haben, dass er meine Hilfe nicht wollte und ein guter wäre es, dass er meine Zeichen nicht verstand. Der Pfau brummte leise, schloss dabei genussvoll eine Augen und automatisch schmiegte er seinen Kopf an meine Schulter, dabei berührte mich sein Kopfschmuck leicht am Hals. Genau sah ich mir die bunten Federn an, betrachtete die hübschen Blautöne, welche wunderschön im Sonnenlicht glänzten. Es war das erste Mal, dass ich genauer auf die hauchdünnen Federn achtete und sofort fiel mir auf, wie gepflegt sie aussahen. Ob es lange dauerte die kleinen und feinen Federn auf seinem Haupt zu waschen? Sie waren fest verankert, sodass sie nicht einfach abfallen konnten, doch konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie alles aushielten. Irgendwann gingen auch diese Federn kaputt, brachen ab, und ob sie nachwachsen würden, wusste ich nicht.

"Aufstehen, Manuel! Du bist nicht zum schlafen hier. Zeig mir lieber, wen von den dreien ich ins Auto tragen soll!", ertönte die tiefe und bedrohliche Stimme eines Mannes, weshalb ich mich sofort versteifte und Schutz an Michaels Seite suchte. Braune Augen starrten den jungen Pfau neben mir an, welche zu einem Riesen gehörten, dessen Arme ineinander verschränkt waren. Genervt sah er auf uns herab, betrachtete uns drei interessiert und keine Sekunde später meldete sich auch der Grünäugige zu Wort. Mit einem Mal umschlang er mich mit seinem linken Arm, ließ mich jedoch kurze Zeit später wieder los und stand auf, um sich vor den Größeren zu stellen. "Vorsichtig mit ihm umgehen, klar Claus? Patrick kann nicht sprechen und wage es dir ihm auch nur ein Haar zu krümmen, dann bist du tot! Ich will, dass du ihn zu mir nach vorne setzt und zu meinen Eltern fährst. Ihr habt mich jetzt für ne Woche an der Backe!", berichtete der Brünette dem Menschen, während er mit dem linken Zeigefinger erst auf mich deutete und diesen dann in die Brust des Menschen bohrte. Ein tödlicher Blick lag in seinen Augen, welcher den Hünen seinen Kopf senken ließ und sofort versteifte ich mich, sah zu dem schwarz kleideten Mann hoch. Er wirkte so, als könnte er mich mit einem einzigen Schlag zerstören, noch bevor ich auch nur den Hauch einer Möglichkeit hatte mich zu wehren und das zeigte ich meinem Besitzer, indem ich mich ängstlich an Michaels kalten Körper klammerte. Claus war trainiert und nicht mal ansatzweise so mager wie wir, schon allein seine Oberarme schienen mehr Muskeln zu haben, als meine beiden zusammen.

Manuel sah mich von oben verwirrt an, ehe er sich noch einmal vor mich hockte und mir seine rechte Hand auf die Wange legte. Beruhigend strich er mit dem Daumen über sie. "Ist gut, Claus wird dir nichts tun. Er trägt dich nur bis zum Auto und später ins Haus, danach kannst du dich komplett entspannen! Wenn wir Glück haben, ist das Essen schon fertig und ihr drei dürft euch so viel nehmen, wie ihr wollt! Also keine Angst haben, Claus ist ein ganz lieber und wird dich nicht fallen lassen...", lächelte der Grünäugige mir beruhigend zu, bevor er sich den anderen beiden Männern zuwandte und diese an jeweils einer Hand fasste. Schon allein der Gedanke an Essen brachte meinen Bauch dazu lautstark zu rumoren, wimmernd meine Arme um ihn zu schließen und mit aller Kraft gegen das Gefühl anzukämpfen, mich übergeben zu müssen. Die lange Zeit ohne Essen hinterließ Spuren, welche man deutlich wahrnehmen konnte und nun schlossen sich zwei starke Arme um meinen Körper, welche mich ohne zu zögern anhoben. Erschrocken sog ich Luft ein, sah dem Brünetten in sein unrasiertes Gesicht. Meine Arme legte ich wie automatisch um seinen Nacken, nebenbei machte ich mich klein und senkte meinen Blick der Brust zu, zeigte ihm meine Unterlegenheit.

"Du bekommst gleich etwas zu essen, keine Sorge. Ich sah genauso abgemagert aus, als mich Manuels Mutter mit vier Jahren zu sich geholt hat! Das wird schon wieder, er behandelt uns gut und ist wirklich nett...", sprach der Hüne mit seiner tiefen Stimme auf mich ein, welche mich ruhiger werden ließ. Dunkle Stimmen hatten schon immer eine besonders beruhigende Wirkung auf mich und gaben mir das Gefühl sicher zu sein, sie waren eine Art Beweis dafür, dass der Mann dazu fähig war mich zu beschützen. Helle Stimmen, wie die von Maurice, empfand ich als süß und liebenswürdig, doch tendierte ich klar zu tiefen Stimmen. "Mach die Augen zu, Kleiner! Wir müssen kurz auf den feinen Herren warten. Es wird vielleicht ein bisschen frisch und windig, aber Zuhause bekommst du etwas warmes zum anziehen. Du kannst gerne erst einmal etwas von mir haben, bis du gesund bist und eigene Klamotten aussuchen kannst! Ist dir alles zu groß, aber das kannst du gut für dich nutzen!", sprach der Braunäugige grinsend, während er sich mit mir in Bewegung setzte. Schnell tat ich was er sagte, schloss meine Augen und versuchte nachzuvollziehen, was er meinte. Wie sollten zu große Klamotten für mich einen Nutzen haben? Ich wäre froh, wenn ich überhaupt welche bekommen würde und die des Größeren könnte ich niemals annehmen, es waren seine, die hatte er sich durch mühevolle Arbeit verdient. Ich hatte hingegen noch nichts getan, was es rechtfertigen würde auch nur eine Unterhose zu bekommen und würde fürs erste auch keine Möglichkeit dazu bekommen, immerhin verschrieb mir Manuel strenge Bettruhe. Es wäre schon großzügig von ihm, wenn er mir erlauben würde auf einer Decke zu schlafen und nicht auf dem kalten, nackten Boden.

Leise hörte ich, wie eine Tür geöffnet wurde und keine Sekunde später spürte ich eisigen Wind auf meinem unbekleideten Körper, welcher ihn erzittern ließ. Nur der Körper von Claus spendete mir ein wenig Wärme, welche jedoch noch lange nicht ausreichen würde, um mich auf einer gesunden Temperatur zu halten. "Gleich wird es besser, die anderen beiden müssen erst ins Auto steigen! Manuel beeilt sich schon. Michael sitzt schon drin und Maurice steigt gerade ein. Du musst gleich den Kopf ein bisschen einziehen, ja?", beschrieb mir mein Träger die Umgebung, während ich seinen Worten folgte und damit begann mich zu fragen, aus welchem Grund ich vorne bei Manuel sitzen sollte. Autos besaßen meist drei Sitze hinten, was mehr als genug Platz wäre für Michael, Maurice und mich, doch den junge Pfau schien das nicht zu interessieren. Er bestand darauf, dass ich in seiner Nähe blieb und nur zu gut konnte ich mir vorstellen, dass er Angst hatte, ich würde in seiner Abwesenheit etwas Dummes tun. Ich hatte mich schon einmal gegen seine Anweisungen ausgesprochen und so wie es schien, würde er alles für meine Gesundheit tun.

"So! Beeil dich, Clausi Mausi, Patrick wird hier draußen kalt. Und stoß ihm ja nicht den Kopf, sonst gibt es für dich einen Schlag ins Gesicht!", erklang die Stimme meines neuen Herren, welcher sich vorne auf den Beifahrersitz setzte und sich anschnallte. Seine Sicherheit hatte oberste Priorität, ob es mir nach der Fahrt gut gehen würde, war fraglich und doch könnte ich mich nun kein bisschen gegen seinen Willen wehren. Das würde von Ungehorsam zeugen und zu Problemen führen, was ich nicht provozieren wollte. Manuels Strafen kannte ich nicht, er konnte noch viel schlimmer mit mir umgehen, als man es bisher mit mir getan hatte und die vorsichtige Art des Brünetten wollte ich nicht zu früh verlieren. Im Moment schenkte der Pfau uns eine Schonfrist, in welcher wir vorsichtig behandelt wurden und aufgepäppelt werden würden, doch schon bald wäre das vorbei und er würde hart durchgreifen.

Automatisch neigte ich meinen Kopf stärker meiner Brust zu, versteckte ihn in der Halsbeuge meines Trägers und spürte kurz darauf die warmen Beine meines Besitzers unter mir, war gezwungen mich von Claus zu lösen. Unruhig ließ ich meine freien Hände auf meinen Schoß sinken, drückte vor Kälte zitternd meine Beine zusammen und bekam keine Sekunde später zwei starke Arme um den Bauch geschlungen, welche meinen Körper sicher nach hinten zogen. Ich versteifte mich, kniff meine Augen zusammen und wartete darauf, dass man mir einen Befehl gab. "Alles gut...keine Angst haben, wir fahren nicht lange und dann bekommst du was leckeres zu essen! Ich habe gerade nur Schokolade da, die ich dir geben kann. Es ist besser als nichts. Micha und Maurice essen schon etwas davon, den Rest darfst du haben!", erzählte Manuel mir beiläufig, während er mich dazu brachte mich ein wenig näher an ihn zu lehnen und den beiden die Tafel Schokolade abzunehmen. Leise nur vernahm ich das Rascheln der Verpackung, öffnete meine Augen einen kleinen Spalt, um festzustellen, dass Wolken aufzogen und den Himmel bedeckten. Draußen wurde es immer windiger, was ich merkte, als Claus die Fahrertür öffnete und sich auf seinem Sitz niederließ.

Sein Blick fiel auf mich, kurz trafen sich unsere Augen und sofort beschleunigte mein Herz, ließ mich meine Augen erneut zusammendrücken. "Ich glaube, es ist durch die Wolken dunkel genug, dass dir drei ihre Augenbinden abnehmen können!", erklärte der Braunäugige, doch kein bisschen hörte ich auf ihn. Was er fand und wie mein Herr entschied, waren zwei unterschiedliche Dinge und niemals käme mir in den Sinn seine Meinung über Manuels zu stellen. Dazu war ich nicht berechtigt, ich war ein einfacher Arbeiter, ein Sklave, welcher sich unter allen Umständen dem Willen seines Herren zu beugen hatte. Ein Arbeiter, welcher schon länger da war als man selbst, hatte nur dann das Sagen, wenn der eigene Meister nicht anwesend war und meiner war da, direkt unter mir. "Aber langsam. Ich will nicht, dass ihr eure Bindehaut verletzt!"

Stumm zogen sich die beiden Größeren ihre Augenbinden vom Kopf, während ich nur zögernd begann meine Umgebung zu betrachten. Das Auto vibrierte kurz, zeigte somit, dass es startete und ganz nebenbei fühlte ich, wie Manuel seinen Kopf auf meiner Schulter ablegte. Schüchtern musterte ich meinen Schoß, traute mich nicht einmal nach der Tafel Schokolade zu greifen, als der Grünäugige sie mir lächelnd hinhielt. Noch nie war mir die Ehre zuteil geworden, ein bisschen dieser leckeren Süßigkeit zu probieren. Es war ein Produkt für reiche Hybriden, nicht für arme Menschen, welche es nicht einmal verdienten eine Hose zu tragen und ihre Genitalien zu bedecken. Ich könnte niemals etwas annehmen, was ich mir nicht ausdrücklich verdient hatte und dass die anderen beiden davon probierten, zeigte ihren jugendlichen Leichtsinn. Sie waren erst fünfzehn Jahre alt, im Gegensatz zu mir noch leicht zu beeinflussen und nicht allem gegenüber vorsichtig.

"Nimm, es tut dir gut!"

~4160 Worte, hochgeladen am 30.03.2020

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top