23. Schauspieler

Traurig saß ich auf der Couch, versuchte meine Gefühle irgendwie zu kontrollieren und nicht zu weinen. Ich schaffte es nicht Ashley bis zur Tür zu begleiten, sie in ein Auto einsteigen und wegfahren zu sehen, mit dem Wissen, dass ich sie nicht mehr wiedersehen würde. Die Welt war ein grausamer Ort, nahm einem immer das, was man am meisten schätzte, dabei kannte ich das Blonde Mädchen nicht einmal einen Tag lang. Sie war für einen kurzen Augenblick wie mein Kind, ich hatte auf sie aufgepasst und sie getröstet, als sie es gebraucht hatte und nun war ich wieder alleine. Es gab nun niemanden mehr, der meine Zuwendung wirklich brauchte oder sich diese wünschte, was mich traurig machte. Ich fühlte mich wohl mit der Rolle eines Vaters, der sich um sein Kind kümmerte und für dieses da war, doch wie sollte ich das Manuel beibringen? Er war gerade mal sechzehn Jahre alt und würde nicht viel mit einem Kind anfangen können, welches weinte und ihn von seiner Arbeit abhielt, es würde ihn stören.

Still nahm mich Maurice in den Arm, ließ sich neben mir nieder und zog mich so dicht an ihn, dass ich mich an ihn lehnen konnte. Meine Augen schlossen sich wie von selbst und schluchzend suchte ich bei dem Blonden Halt, klammerte mich an seinen warmen Körper und ließ alles raus. Den Ärger wegen Claus, dass ich Schuld an seinen Gefühlen hatte und die Trauer um Ash, in deren Augen ich nie mehr Dankbarkeit sehen konnte. Es gab selten Menschen oder Hybriden, die sich bei mir für etwas noch so kleines bedankten, eigentlich tat das nie jemand und sie brauchte ich nur ansehen, um ein Lächeln geschenkt zu bekommen. Sie war der erste Hybrid, der sich bei mir bedankte, dabei hatte ich sogut wie nichts gemacht, wofür sie sich bedanken hätte sollen. Ich war schuld daran, dass sie nun von ihren Verwandten getrennt wurde und in ein Heim musste. Meine Tat war unverzeihlich, doch trotzdem suchte sie deutlich meine Nähe und Zuflucht, die ich ihr bereitwillig gab.

"Sie wird sicher noch einmal zurückkommen und uns besuchen, daran glaube ich fest, Patrick! Du hast ihr das Leben gerettet, also sei gefälligst auch stolz darauf und zieh nicht so eine Schnute! Iss lieber etwas und lenk dich irgendwie ab, bevor Manuel dich so sieht. Der wird nicht glücklich darüber sein, dass du Ash so sehr vermisst und ich glaube nicht, dass du das selbe wie heute Nacht noch einmal erleben möchtest, oder?", redete Maurice leise auf mich ein, bedacht keine Aufmerksamkeit von unserem Herren zu erregen und obwohl ich es gerne wollte, brauchte ich noch ein paar Sekunden, um meinen Atem zu beruhigen und blinzelnd die Augen zu öffnen. Liebevoll kräuselte der Grünäugige meine Haare und beruhigte mich dadurch, brachte mich dazu seine Nähe noch deutlicher zu suchen, als sonst. Mein Körper entspannte sich unter den vorsichtigen Berührungen des Blonden und obwohl ich es nicht wollte, ließ ich mich nach rechts zur Seite fallen und drehte mich in die Richtung des Riesen, brummte leise und verlangte nach seiner Hand, die über meinen Kopf fuhr. Mir gefielen diese sanften Berührungen mehr, als alles andere auf der Welt und in dem Moment, wo der Jüngere zu begreifen schien, was ich haben wollte und vorsichtig weiter machte, schloss ich müde meine Augen.

Einige Minuten lag ich so da, brummte leise und genoss die angenehmen Streicheleinheiten, die mir Maurice schenkte. Fasziniert sah er mir dabei zu, wie ich mich fallen ließ und seine Aufmerksamkeit empfing, ohne eine weitere Träne zu vergießen oder an Ashley zu denken. Statt dessen widmete ich mich in Gedanken dem Gefühl von Sehnsucht, nach genau diesen liebevollen und zärtlichen Berührungen, welche mir diesen Tag über deutlich gefehlt hatten. Manuel war die letzte Woche immer da gewesen und hatte mir geduldig eine ganz neue Welt gezeigt, in der es nicht nur Gewalt und Hass gab, sondern auch Liebe und Zuwendung. Ich bekam eine ganz neue Sicht auf die Welt, erhielt von dem Pfau immer Streicheleinheiten und durfte alles, was ich mein Leben lang nicht durfte. Einem Hybriden von mir aus in die Augen sehen, selbst Entscheidungen treffen und ich hatte jemanden, der mich beschützte und mit offenen Armen bei sich aufnahm. Doch nun würde ich nicht mehr immer, wenn ich es brauchte jemanden bei mir haben, der mich in den Arm nahm. Manuel musste arbeiten, Geld für dieses Haus und unsere Lebensmittel verdienen, da blieb nicht mehr viel Zeit für mich, oder sonst jemanden.

Erst, als ich noch eine zweite Hand fühlte, die mir fast nicht spürbar durch das Haar fuhr, öffnete ich meine Augen und erkannte zwei besorgte Augen, die mich schüchtern musterten. In ihnen lag eine Spur Mitleid, was ich nicht ganz verstand. "Was hast du denn, hm?", fragte Manuel leise, während ich nur noch seinem Blick folgen konnte und umständlich über den Schoß des Blonden kletterte, sodass ich meinen Kopf seiner Hand näher drücken wollte. Starr verfolgte ich ihn, fokussierte mich allein auf seine grünen Augen und wollte nichts sehnlicher, als seine Nähe. Mir fehlte es in seinen Armen liegen zu dürfen und obwohl ich es gerne nicht getan hätte, hievte ich mich über die Couch und schmiegte meinen Kopf an die warme Brust meines Herren, merkte nur beiläufig, wie dieser von meinem Verhalten deutlich verwirrt war. Eine geschmeidige Hand umschloss meine Taille, zog meinen Körper vorsichtig näher zu sich und ließ mich erschrocken aufquietschen, meine Hände auf seine Brust legen, als noch eine zweite Hand dazu kam. "Ist gut, mach dir keinen Kopf um Ashley, sie ist jetzt in guten Händen! Ich verspreche dir, dass wir sie auch Mal besuchen können, wenn du möchtest! Das wäre kein Problem."

Blinzelnd schloss ich meine Augen erneut und umschloss wie schon vorhin den Nacken meines Besitzers, lehnte mich schlapp gegen seine Brust. Nur ein kurzer Blick in meine Augen reichte ihm um zu wissen, dass ich erneut geweint hatte und da es nichts geholfen hätte es zu verstecken, schüttelte ich bloß einmal kraftlos den Kopf und genoss die liebevollen Küsse auf meinen Nacken. "Komm Engelchen, lass uns kurz etwas essen gehen und dann schlafen. Es war ein anstrengender Tag, den wir beide wohl nicht so schnell vergessen werden! Ich möchte dir sowieso noch etwas sagen...", entschied Manuel mit vorsichtigen Augen und obwohl ich mich von ihm lösen musste, nahm ich mir trotzdem seine rechte Hand. Nie mehr wieder wollte ich ihn loslassen und von ihm getrennt sein, was er hoffentlich wusste. Er sollte nicht glauben, dass ich bei meinen Eltern bleiben wollte oder mich in die Amsel-Hybridin verliebt hatte, denn es stimmte kein bisschen. Ihm gehörte ich mit Leib und Seele, der Jüngere konnte alles mit mir tun und ich würde mich nicht wehren oder beschweren, das schwor ich mir selbst. Meinem Herren wollte ich gefallen und ich würde ihn glücklich machen, koste es alles, was ich hatte.

"Geh schon Mal in unser Zimmer, Patrick. Ich komme gleich nach!", lächelte mir der Grünäugige zu und so, wie es sich für einen gut erzogenen Menschen gehörte, senkte ich leicht den Blick und führte den Befehl meines Herren aus. Er sah mir einfach hinterher und im Augenwinkel sah ich, wie er sich Maurice zuwandte. Was die beiden wohl besprechen würden? Ob der Blonde dem Pfau gestehen würde, wie er zu Michael stand und ihn bitten würde, dass er diese Gefühle zuließ? Sie hatten bisher still zu diesem Thema geschwiegen und auch nicht auf Claus Begrüßung geantwortet, aber ich wusste, was sie während unserer Abwesenheit getan hatten. Maurice war als erstes herausgetreten aus ihrem Zimmer, dabei waren seine Haare verwuschelt und sein Shirt, welches er wohl im Schnelldurchlauf angezogen hatte, hatte er falsch herum an. Erst dachte ich mir nicht sehr viel dabei, immer hin hatte ich den Blonden oft schon ohne Shirt gesehen und wusste, dass er kein Problem damit hatte zu zeigen, was er besaß, wir lebten schließlich den Großteil unseres Lebens nackt, doch als Michael einige Minuten später rausgekommen war, musste ich mir ein Grinsen verkneifen. Ich hatte immer angenommen, dass, wenn es bei den beidem zum Sex kommen sollte, Michael der wäre, welcher seinen Freund nahm und doch war es wohl anders gekommen, denn der Grauäugige war der, der humpelte und vor Schmerzen das Gesicht verzog. Adrien hatte es ihm nicht angesehen, dafür fehlte ihm wahrscheinlich die Erfahrung, doch hatte er im Vorbeigehen an dem noch leicht geöffneten Zimmer gemurmelt, dass es nach Sex riechen würde. Es war mir ein Rätsel, immer hin hatte ich danach nie einen starken Geruch wahrgenommen, doch dem Schneeleoparden schien es da anders zu gehen. Erstaunlich, wie gut der Geruchssinn mancher Tiere war.

Leise machte ich die Tür zu Manuels und meinem Zimmer auf, blickte in die Dunkelheit hinein. Die Worte des Jüngeren hallten in meinem Kopf wieder, wie er sagte, dass wir gleich schlafen gehen würden und um ihm sein Leben leichter zu machen, schloss ich die Jalousien über dem Bett und schaltete statt dessen die Nachttischlampe auf meiner Seite des Bettes an, dass es hell wurde. Eine entspannte Atmosphäre entstand dadurch und mir glitt ein Lächeln auf die Lippen, als mir auffiel, dass Manuel mich nun wirklich als seinen Mitbewohner akzeptiert hatte. Er sagte nicht mehr, dass ich in sein Zimmer gehen sollte, sondern in unseres und obwohl er nicht hier war, musterte ich schüchtern seine Seite vom Bett. Für viele Menschen war es ein wahrer Alptraum, dass sie bei ihrem Besitzer nächtigen mussten, doch ich empfand es als Segen. Ohne den Brünetten an meiner Seite konnte ich nicht mehr einschlafen, zu ruhig war es mir alleine und deshalb war ich ihm dankbar, dass er mich an seiner Seite bleiben ließ. Ihn störte es sicher, dass ich mich bewegte oder wimmernd aufwachte, immer nach einem Alptraum, doch trotzdem kuschelte er danach immer mit mir und ließ mich an ihn heran.

Einige Minuten saß ich still da, mit einem sanften Lächeln auf den Lippen und spielte unbewusst mit meinen Fingern. Ich wollte Manuel sagen, was ich für ihn empfand und dass ich ihm für alles danken wollte, was er für mich tat, doch noch immer schaffte ich es nicht auch nur einen Ton vor ihm rauszubringen. Alleine funktionierte es doch, wenn auch nur leise und dann, wenn ich mir sicher war, dass niemand mich hören würde, doch vor dem Pfau, auch wenn ich mir noch so sicher war, schwieg ich still. Zwei Mal hatte ich versucht einen Ton vor ihm hervorzubringen, doch beide male scheiterte ich und wurde trotzdem liebevoll in den Arm genommen, mit den Worten, dass ich nicht dafür reden brauchte, um von ihm gemocht zu werden. In meinem früheren Gefängnis hatten sie alles versucht, um mich zum reden zu bewegen, von Foltern bishin zum vorsichtigen Zureden, doch es brauchte nichts anderes, als den Grünäugigen, um mir meinen Grund zum reden zu geben. Ich wollte ihn mit Stolz in den Augen sehen, ihm zeigen, dass ich bereit war für ihn und um seine Liebe zu kämpfen, nicht nur alles so bekommen. Alles was ich bekam, wollte ich mir ehrlich verdienen.

Die Tür des Zimmers öffnete sich langsam und sofort richtete sich mein Blick auf Manuel, welcher mit zwei Tellern voll Nudeln mit Käsesoße den Raum betrat und glücklich lächelte. "Sag Mal...hast du noch Mal mit Michael und Maurice geredet, oder haben die beiden sich mir gerade von selbst anvertraut?", fragte mich der Grünäugige vorsichtig, während er sich in den Schneidersitz auf seine Seite des Bettes setzte und mir einen der Teller reichte, auf dem ein bisschen weniger zu liegen schien, wie auf dem anderen. Lächelnd schüttelte ich den Kopf und begann zu essen, tat es dem Hybriden gleich. Die ganze Zeit lag sein Blick auf meinen Augen und auch ich sah ihn an, hörte ihm interessiert zu. Den ganzen Tag hatte er schließlich darauf gewartet, dass er mit mir ins Bett gehen und erzählen konnte, würde mir hoffentlich endlich erzählen, was er beruflich tat. Mit sechzehn Jahren war er eigentlich noch zu jung, um so viel Geld zu verdienen, dass er sich ein Haus kaufen konnte und drei Menschen, also musste es etwas gut bezahltes sein. Ich wusste nur nicht recht, was es sein könnte, immer hin kannte ich nicht viele Berufe und erst recht nicht, was man in diesen so verdiente.

"Dann haben sie sich also tatsächlich von sich aus getraut! Ich wollte das gerade erst nicht glauben, dass Maurice mich von sich aus angesprochen hat, ohne wirklich etwas von mir zu wollen. Es war so süß, wie schüchtern und ängstlich er mich danach gefragt hat, ob ich vielleicht kurz Zeit habe für ihn. Die beiden haben richtig gezittert und mir dann schließlich erzählt, dass sie sich gegenseitig lieben und darauf hoffen, dass ich ihnen erlaube zusammen zu sein! Ich habe gerade fast geweint, weil das so unendlich süß war! Weißt du, die zwei hätten auch schon ein Paar sein können, als ich euch drei ausgesucht habe und mir ist klar, dass die beiden das auch einfach weiter vor mir verheimlichen hätten können, aber sie haben sich getraut mit mir darüber zu reden und das finde ich toll. Das ist das wichtigste in einer Freundschaft, dass man sich so sehr vertrauen kann, dass man über alles miteinander redet und ich bin wirklich froh darüber...", erzählte der Brünette mir, was gerade passiert war und nun wurde mein Blick nachdenklich. Der Hybrid freute sich ehrlich darüber, dass die beiden sich ihm anvertraut hatten und in mir kam der Wunsch auf, ihm ebenfalls zu erzählen, dass ich mir vielleicht jemanden wünschte, um den ich mich kümmern konnte. Er würde niemals erlauben, dass ich etwas bekam, was ihm noch mehr Geld aus der Tasche zog, wie ich selbst und doch würde ich ihm das irgendwann mitteilen, wenn ich das schreiben gemeistert hatte. Sicher dauerte die noch eine Weile, doch wer wusste schon so genau, was in der Zukunft passierte? Alles war möglich.

"Hast du auch etwas auf dem Herzen? Ist es wegen der Sache mit Claus?", fragte mich der Größere vorsichtig, dabei hörte er auf zu essen und musterte mich aufmerksam, wie ich schüchtern meinen Blick senkte. Claus war eine Sache für sich, er war eifersüchtig darauf, dass ich Manuels gesamte Aufmerksamkeit bekam und ich würde mich von nun an in seiner Gegenwart zurückhalten von meinem Herren, um ihm das alles nicht schwerer zu machen. Der Braunäugige war ebenso verliebt in den Pfau, wie ich es war und laut ihm war ich derjenige, welcher die Ehre hatte von diesem Mann so gemocht zu werden, wie wir ihn liebten. Für ihn gab es nicht den Platz an seiner Seite, diesen hatte allein ich mir ergattert und nun würde ich ihm versuchen keinen Grund zu haben, um auf mich sauer zu sein. Diesen gab es auch nicht, ich konnte schließlich nichts dafür, dass sich der Brünette für mich entschied und nicht für ihn, das musste er nur akzeptieren.

"Ich habe mit ihm gesprochen und er hat mir gestanden, dass er sich in mich verliebt hat, weißt du? Er hat mir das zwei Jahre lang verschwiegen und weil du jetzt da bist, hat er sich einfach vernachlässigt gefühlt. Du hättest ihn Mal sehen müssen, wie er aus Verzweiflung angefangen hat zu weinen und sich bei mir entschuldigend hat, dass er so ein dummer Idiot ist. Wir kennen uns ja seit mittlerweile gut zehn Jahren und ich habe nie etwas bemerkt! Claus war schon immer mein kleiner Bruder und auch, wenn wir nicht die selben Eltern haben, habe ich ihn immer als meinen Bruder gesehen und nicht als mehr! Ich habe mich immer mit ihm gezankt und dann kommt er einfach her und gesteht mir, dass er sich in mich verliebt hat. Du musst allerdings keine Angst vor ihm haben, er hat mir hoch und heilig versprochen, dass er sich aus unserer Beziehung zueinander raushalten wird und sich mit Adrien treffen wird, während ich nicht da bin! Der scheint es ihm nämlich auch angetan zu haben...wenn du ihn morgen siehst, umarm ihn einfach mal und zeig ihm, dass du ihn verstehst, ja? Machst du das?", fragte mich mein Herr mit liebevoll glänzenden Augen und je länger ich still schwieg, desto unsicherer wurde er. Ich hatte dem Hünen nichts davon angesehen, dass er geweint hatte und schämte mich fast schon dafür der Grund zu sein, dass sein Herz schmerzte, doch dieses Gespräch musste ihn wirklich weitergebracht haben. Seine Gefühle blieben zwar wie erwartet unerwidert, doch war er sie endlich losgeworden und hatte Klarheit bekommen. Ihm musste sicher ein Stein vom Herzen gefallen sein, so lange hatte er geschwiegen und irgendwann wollte auch ich dem Brünetten meine Liebe gestehen, würde bis dahin hoffen, dass er diese erwiderte.

Leicht nickte ich und sah dem Jüngeren nun wieder in die grünen Augen. Zufrieden aßen wir weiter, der Brünette erzählte mir, dass er mit mir morgen mein Handy einrichten würde und übermorgen sogar einen Tag frei hätte, wo wir zusammen etwas machen könnten. Begeistert hatte ich mir meinen Block gegriffen und auf eine leere Seite einen Baum gemalt, grinsend auf diesen gedeutet. Lange hatte es gedauert, ehe der Brünette mein Bild erkannte und als er erriet, dass es ein Baum war, den ich versucht hatte darzustellen, fragte er mich erstaunt, ob ich noch einmal raus gehen wollte. Enthusiastisch nickte ich, malte noch ein paar weitere Bäume und rutschte neben den Größeren, um meinen Kopf auf seiner Schulter anlehnen zu können und einen Arm um die Taille gelegt zu bekommen. Auch Manuel wirkte glücklich über die Idee in einen Wald zu gehen, schließlich wollte er mir ein wenig sein Mischtier näher bringen, mir zeigen, wo Pfauen in freier Wildbahn für gewöhnlich lebten. Unser erster Familienausflug in die Natur.

In Windeseile brachte ich die beiden leeren Teller in die Küche, gab Michael und Maurice grinsend einen Kuss auf die Wange, als ich sie auf der Couch sah, wie sie kuschelten und eilte zurück in das Schlafzimmer, in welchem Manuel mich schon sehnsüchtig erwartete. Mit wild klopfendem Herzen legte ich mich neben den Pfau, schaltete das Licht der Nachttischlampe aus und rutschte so nahe wie möglich an den Größeren heran, ließ mich liebevoll von ihm umarmen. Den ganzen Tag hatte ich darauf gewartet so bei ihm sein zu dürfen, die Wärme des Brünetten spüren zu können und von ihm einen Kuss auf die Stirn gehaucht zu bekommen. Es dauerte eine ganze Weile meine Augen zu zu bekommen, in der ich dem Jüngeren müde in die Augen sah und selig lächelte, für einen kleinen Moment in meinem Leben komplett zufrieden war. Ich fühlte mich so, als wenn mich jemand vor all den Qualen der Welt beschützte und auf mich acht gab, einfach bei mir blieb.

"Ich habe dich lieb, Patrick!"

(...)

Ein sanfter, vorsichtiger Druck auf meinen Rücken ließ mich unbewusst murren und meinen Körper näher in Richtung meines Herren rutschen, welcher belustigt schnaubte. Zärtlich fuhren seine Fingerkuppen meine warme Haut entlang, ließen mich entspannt aufbrummen und schließlich blinzelnd die Augen öffnen, in das liebevolle Grün sehen, welches direkt vor mir lag. "Guten Morgen, kleines Prinzesschen! Bist du ausgeschlafen? Michael hat schon Frühstück gemacht und wenn du willst, kannst du mir gleich helfen mich zu waschen...", murmelte Manuel mit einer rauen Stimme, was mich meinen Blick schüchtern senken ließ. Das Wort Prinzesschen hatte er noch nie im Zusammenhang mit mir verwendet, so, hatte ich beim einkaufen mitbekommen, nannten einige Väter ihre Töchter und da es nur ein kleiner Teil war, welcher dieses Wort aussprach, musste es ein erneuter Kosename sein. Keines Falls schien er seine Worte böse zu meinen, küsste mich sogar liebevoll auf die Stirn, um mir zu zeigen, dass ich nichts falsch gemacht hatte. Michael war sicher schon seit Ewigkeiten draußen und hatte für alle Frühstück vorbereitet, während ich faules Stück nur doof herumgelegen und geschlafen hatte. Ich war mein Geld nicht wert, kein bisschen.

Leicht nickte ich und quietschte erschrocken auf, klammerte mich an dem Größeren fest, als dieser mir plötzlich unerwartet ins Gesicht bließ. Meine Augen versuchten die seine zu fokussieren, während ich mich von ihm weg drückte und spürte, wie meine Wangen erröteten. Lachend erhob sich der Hybrid und streckte sich, während ich mit schnell klopfendem Herzen da saß und ihm nach sah, wie er mit einem Lächeln auf den Lippen auf mich zukam und die Jalousien hochzog, sodass warme Sonnenstrahlen mein Gesicht erwärmten. "Na komm, du kannst dann auch wieder ins Bett gehen, wenn du noch müde bist! Aber jetzt wird aufgestanden, hop hop!", lächelte der Brünette auf mich herab, mit sanftem Blick und als er mir schlussendlich sogar seine linke Hand hinhielt, schlich sich auch auf meine Lippen ein Lächeln. Meine Füße berührten den kalten Fußboden vorsichtig, dabei legte ich meine Hand in die meines Herren und stemmte mich hoch, um ihn schüchtern anzusehen. Noch vor einer Woche hätte ich gezittert und gebibbert, mich nicht einmal getraut ihm in die Augen zu blicken und auch ein Lächeln wäre undenkbar gewesen. Es war Manuel, der mich langsam zu dem machte, was ich war und der mich in eine neue, vollkommen ruhige Welt entführte.

Fröhlich kichernd ließ ich mich von Manuel durch die halbe Wohnung schieben, kämpfte mit all meiner Kraft gegen ihn an, doch versagte kläglich. Er ließ das einfach über sich ergehen, lachte mit mir und umschloss meinen warmen Körper schließlich mit seinen Armen, um mir einen Kuss auf die Stirn zu geben. "Mein kleiner Kämpfer...", murmelte er dabei, mit einem liebevollen Glanz in seinen Augen und als ich mich schließlich gegen seine Brust lehnte, die Sicherheit genoss, welche er mir gab, vernahm ich ein leises Kichern aus der Küche. Schüchtern sah ich in die Augen von Maurice, welcher unser tun grinsend verfolgte und als ich mir sicher war, dass er mich nicht für etwas verurteilen würde, musterte ich ihn glücklich. Er sah unsicher meinen Freund an, doch senkte er nun nicht mehr seinen Kopf in dessen Gegenwart, sondern erst, wenn er ihn offensichtlich ansah. Es war eine wahre Steigerung seines Selbstbewusstseins und nun nahm auch ich wahr, wie gut ihm das Gespräch mit unserem Herren getan hatte.

Zum Großteil verlief unser Frühstück schweigend. Manuel stellte meinen zwei Freunden hin und wieder Fragen, ob sie einen Ausflug ins Grüne auch schön finden würden und was sie den Tag über machen würden. Claus hatte sich dazu entschieden weiter zu schlafen und auch, wenn es dem Grünäugigen nicht gefiel, denn er kommentierte sein Verhalten mit einem "typisch Claus!", ließ er es so passieren. Deutlich sah ich meinem Herren an, wie schön er es gefunden hätte, wenn wir alle gemeinsam gefrühstückt hätten, doch wenn der Hüne seine Ruhe wollte, sollte er sie bekommen. Um ihn ein wenig aufzumuntern, aß ich am Morgen extra viel und kümmerte mich um den Pfau, las ihm jeden Wunsch von den Lippen ab. Wollte er noch einen Nachschlag und gerade etwas neues holen, so übernahm ich es für ihn und wenn er etwas neues zu trinken wollte, schenkte ich ihm nach. Meine Aufmerksamkeit gehörte allein ihm, dem Träger meines Herzens und das spürte er, denn immer wieder lächelte er mir sanft zu oder strich mir unter dem Tisch über den Oberschenkel, hielt meine Hand.

"So Jungs, räumt ihr ab? Ich gehe jetzt nämlich duschen und dann muss ich auch bald schon los!", fragte Manuel seine zwei Handlanger, welche sofort nickten und den Tisch abräumten. Michael brachte die Teller in die Küche, stellte die Marmeladengläser in den Kühlschrank und wischte einmal über die gesamte Fläche des Tisches, während Maurice alles abspülte und am Ende mit seinem Freund einschlug. Die beiden waren das perfekte Team, ein wahnsinnig gutes Duo und ich hoffte, dass auch Manuel und ich eines Tages so eingespielt wären. Es würde sicherlich seine Zeit brauchen, immer hin kannten wir uns erst seit ungefähr einer Woche und die beiden kannten sich ihr ganzes Leben lang, doch mit der Zeit würde es schon kommen. Ich wollte nicht kampflos aufgeben, dem Grünäugigen zeigen, dass ich alles für ihn geben würde und ein guter Mann sein wollte, auch wenn er das schon wusste.

"Geh nach oben ins Badezimmer und lass schon Mal Wasser in den blauen Eimer ein! Ich hole kurz neue Klamotten und ein Handtuch, dann bin ich bei dir...", befahl mir mein Herr mit leiser Stimme, während er selbst zurück in unser Zimmer lief und mich vor der Treppe nach oben stehen ließ. Bisher war ich nur im unteren Geschoss, auf dieser Ebene und als ich nach oben sah, kamen Erinnerungen von meinem ersten Tag wieder. Wie Manuel mich die Treppe hochgetragen und ins Badezimmer geschleppt hatte, ohne Erbarmen darauf bestand, dass ich in die Wanne stieg. Obwohl es dieses Mal nicht ich war, der sich waschen sollte, schlug mein Herz Alarm und ich schaffte es nicht mich dort hoch zu bewegen, so sehr ich es auch wollte. Starr blickte ich die Treppe an, ging in Gedanken die Geschehnisse durch, wie ich geweint hatte und trotzdem schon liebevoll beruhigt wurde, nichts zu befürchten hatte.

"Alles gut, Engelchen?", fragte ein paar Sekunden später mein Herr, während er mich vorsichtig musterte und mir eine Hand auf die Schulter legte, beruhigend über diese strich. Mit großen Augen nickte ich und senkte still den Kopf, wollte ihm nicht zeigen, weshalb ich Angst hatte und noch immer hier unten stand. Um von mir abzulenken, wollte ich dem Pfau seine Klamotten aus der Hand nehmen, doch bevor ich sie erreichen konnte, drehte Manuel sich ein wenig in meine Richtung und kam auf mich zu, um sich direkt vor mich zu stellen. Starr sah er mir in die Augen, umschloss meine Taille mit dem linken Arm und lächelnd hauchte er mir einen Kuss auf die Stirn, gab mir seine Nähe. "Keine Angst, du musst nicht mit hoch, ok? Wenn du willst, kannst du auch gerne wieder ins Bett gehen und wartest einfach da, bis ich fertig bin! Dauert nicht lange, dann können wir noch ein paar Minuten kuscheln und dann muss ich los!"

Es dauerte eine Sekunde seine Worte zu verarbeiten, ehe mein Blick Entschlossenheit zeigte und ich Freude in denen meines Gegenüber wahrnahm. Dieses Mal würde ich meinem Besitzer zeigen, dass ich mich meinen Ängsten stellen konnte und Mut beweisen würde, anders als an meinem ersten Tag. Mit leicht zittrigen Beinen ging ich die Holztreppe nach oben und sah schutzsuchend zu meinem Freund, der mich nur stolz musterte und mir aufmunternd hinterher kam. Der Brünette blieb immer in meiner Nähe, folgte mir, als ich oben angekommen war und links abbog, so wie auch damals schon. Es war genau wie bei Manuels Mutter Zuhause, die obere Etage war genau identisch aufgebaut und je näher ich dem Badezimmer kam, desto schneller schien mein Herz zu schlagen. Mir war bewusst, nichts würde mit passieren und doch wurde ich mit jedem Schritt nervöser.

Meine linke Hand umschloss den Türgriff des Badezimmers und drückte ihn hinunter, um langsam in den Raum hineinzugehen und in der Mitte stehen zu bleiben. Es war alles hell erleuchtet, von der aufgehenden Sonne und wie auch bei seiner Mutter, klebten überall Sticker von Tieren mit Buchstaben dran. Auf einem erkannte ich einen Affen, der den Buchstaben A zeigte und auch das H erkannte ich, da es einen brauenn Hund zeigte. Es brauchte keine Erklärung um zu verstehen, dass kleine Kinder mit diesen Stickern das Alphabet lernen sollten und würde ich nicht eine so unfassbare Angst vor Wannen haben, würde ich diesen Raum sicher nicht schlimm finden. Nichts von hier schien auch nur irgendwie gefährlich zu sein, die Wanne nicht, welche frisch geputzt worden zu sein schien und erst recht nicht die Toilette oder das Waschbecken, was beides noch wie neu glänzte. Alles hier schien neu zu sein, doch das hieß nicht, dass das alles nicht gefährlich war.

"Lässt du Wasser in diesen Eimer ein, Patrick? Muss auch nicht viel sein...", fragte mich mein Herr mit sanftem Lächeln auf den Lippen, dabei hielt er mir einen blauen Eimer hin, mitsamt einem gelben Lappen und als ich den Behälter in die Hand nahm, merkte man stark, wie sehr ich zitterte. Leise klapperte die dünne Metallstange, als diese das Plastik berührte und konzentriert versuchte ich mich zu beruhigen, stellte den Eimer in die Wanne und machte das Wasser an, sodass sich das Gefäß langsam füllte. Ganz automatisch wanderte mein Blick über den weiße Kachelboden zu dem Pfau, welcher mir den Rücken zugedreht hatte und sich gerade sein Hemd auszog, mir somit seinen knochigen Rücken präsentierte. Meine Augen wurden augenblicklich groß und obwohl es sich nicht gehörte, sah ich ihm immer weiter zu, wie er seine Hose auszog und schließlich seine Boxershorts, am Ende nackt vor mir stand. Seine lange Federtracht versteckte seinen Hintern, sodass ich weiterhin nur den nackten Rücken meines Herren sah, doch selbst der lies mein Herz noch einmal mehr beschleunigen. Kein bisschen schien er sich vor mir zu genieren. Stolz streckte er seine Brust raus und kniete sich vor den Schrank unter der Spüle, um sich aus diesem ein blaues Handtuch zu nehmen. Die vielen Federn versteckten alles, für das eine Menge Hybriden sicher töten würden, denn eines hatte ich schon gemerkt, während meiner Zeit draußen. Pfauen-Hybriden wurden sehr hoch angesehen, da sie wunderschön und graziös wirkten.

Erschrocken sah ich dem Größeren in die Augen, reagierte schnell, als er sich erhob und zu mir umdrehte. Schamlos präsentierte er mir alles was er zu bieten hatte, kam mit einem sanften Lächeln auf den Lippen auf mich zu und ließ sich neben mich fallen, direkt auf den Rand der Wanne, doch in die Richtung der Wand. "Hast du toll gemacht, Engelchen! Jetzt musst du allerdings ein bisschen aufpassen, damit du mein Handy nicht nass machst. Wisch meinen gesamten Körper einfach einmal mit dem Schwamm ab und schon sind wir hier fertig!", erklärte mir Manuel was ich tun sollte, während er den Wasserhahn ausstellte und auf den Schwamm deutete, der am Boden des Eimers lag. Nebenbei schaltete er sein Handy an und öffnete eine App, mit einem roten Zeichen drin. Etliche Texte öffneten sich, mit sicher tausenden von Worten und ich bemühte mich nicht zu starren, griff statt dessen in den Eimer und begann den Schwamm auszuwringen, damit nicht zu viel Wasser auf einmal Manuels nackten Körper berührte. Den Blick hielt ich trotzdem auf das Handy gerichtet, denn auch, wenn ich nicht so gut darin war zu lesen, versuchte ich die Worte zu entziffern.

Es dauerte ein paar Sekunden, ehe der Brünette mein Interesse zu bemerken schien, denn kurz musterte er mich überlegend, wie ich schüchtern seine Beine abwusch und dann schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. "Ich habe dir noch gar nicht erzählt, als was ich arbeite, stimmts?", fragte der Jüngere mich und sofort lag meine Aufmerksamkeit auf seinen Augen, blickte in ein sanftes grün. Schüchtern bäumte ich mich wieder auf, schüttelte leicht den Kopf. Das hatte er mir seit Tag eins verschwiegen, doch wieso sollte er es auch erzählen, wenn mich das gar nicht zu interessieren hatte? Ich war bloß ein Arbeiter, ein Sklave und sollte glücklich sein, dass ich in seinen Armen einschlafen und aufwachen durfte. Seine Arbeit war keine wichtige Information, die für mich etwas zu bedeuten hatte und doch wollte ich am liebsten wissen, womit der Hybrid seine Brötchen verdiente.

"Ich bin ein Schauspieler, das sind die Leute, die in den Filmen und Serien vor der Kamera stehen, die im Ferseher laufen und deshalb muss ich meine Texte lernen! Meine Karriere hat mit kleinen Werbungen angefangen und irgendwann habe ich dann Sprechrollen bekommen, bei denen ich eine kleine Nebenrolle in einer Serie war. Mittlerweile erkennen mich manchmal Leute auf der Straße und sprechen mich sogar an! Ich habe dir das bloß noch nicht gesagt, weil ich Angst hatte, dass du mich danach vielleicht anders sehen könntest, tut mir leid..."

~5250 Worte, hochgeladen am 02.06.2020

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