15. Spinne

Still lag Michael in den Armen von Maurice, wurde liebevoll von diesem gestreichelt und schnarchte dabei leise. Ihm war die Impfung gegen Grippe gar nicht gut bekommen, als er die Spritze vor sich sah, wie sie sich in seinen Arm bohrte, und als er schlussendlich aufstehen wollte, kippte er zur Seite und wurde ohnmächtig. Es war, laut Peter, ein Zusammenspiel von Angst, Blutverlust und zu wenig Nährstoffen. Ich sah, dass seine Augen offen waren und auch, dass er begriff, wo genau er war, doch blieb er still und genoss die Zärtlichkeiten seines besten Freundes. Manuel hauchte während dessen immer wieder, dass alles gut wäre und der Grauäugige gleich wieder aufwachen würde, doch ich blieb von allein ruhig. Dieses Mal brauchte ich niemanden, der mich dazu brachte leise zu bleiben, ich konnte das von selbst. Bis ich die zuckenden Augenlider des Jüngeren gesehen hatte, war ich genauso ängstlich wie der Blonde, welcher erst erschrocken einige Tränen vergossen hatte und danach still damit begann dem Brünetten durchs Haar zu fahren. Ich beobachte dieses nahezu verzweifelte Verhalten vorsichtig, wollte die beiden am liebsten umarmen und ihnen Trost spenden, doch Manuel hielt mich bewusst davon ab. Mit meinem überstürzten Handeln hätte ich Maurice nur noch nervöser gemacht, als er es schon war und das würde ich vermeiden.

"Er bedeutet dir wirklich viel, oder?", fragte mein Herr irgendwann vorsichtig, dabei strich er mir behutsam über den Bauch und leicht erhob sich der Blick des Grünäugigen, zeigte seine verweinten Augen. Ihm ging dieses Geschehnis näher als ich angenommen hatte, er hatte tatsächlich eine Heidenangst davor, dass sein Kumpel etwas ernsteres hatte als Stress und auch mir würde es sicher so gehen, würde einem der beiden etwas passieren. Sie waren mir in der Woche mehr als nur sympathisch geworden und ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich anders reagieren würde. "Ja, Herr. Michael ist mein bester Freund, wir kennen uns schon seit dem ich lebe und er ist immer für mich da gewesen, egal was war. Er hat mich getröstet, als meine Eltern gestorben sind und wir haben uns immer eine Decke geteilt, wenn einer von uns keine abbekommen hat oder auch Essen. Niemand wird jemals verstehen können, wie viel mir dieser Junge bedeutet und ich weiß, dass diese Art von Liebe unangebracht ist, aber für ihn würde ich alles geben. Michael ist alles was ich habe und für das es sich für mich zu leben lohnt, deshalb habet Dank, dass Ihr ihn ebenfalls gekauft habt, Herr! Ohne eure Güte würde ich nun jeden Abend mit der Sorge einschlafen, dass es meinem Freund nicht so gut geht wie mir und ich weiß nicht, wie ich mich dafür jemals erkenntlich zeigen soll...", erklang die hohe Stimme des Blonden, dessen Blick nun unserem Herren galt und mein Herz schlug schneller, als mir seine Worte bewusst wurden. Es war ein Liebesgeständnis gegenüber seinem Freund, welcher nun mit einem fast unmöglich erkennbaren Lächeln auf den Lippen seine Augen schloss. Klar und deutlich hatte er das gehört. Manuels Augen wurden groß und ein unverwechselbares Glitzern erfüllte sie plötzlich, welches ich vorhin bei unserer kleinen Versöhnung gesehen hatte.

"Ich möchte nichts anderes von dir, als ein bisschen mehr Vertrauen in mich. Grade ist Micha nicht ansprechbar, aber was hältst du von der Idee, alle zusammen immer Sonntags irgendwas zu spielen oder einen Film zusammen zu gucken? Patrick hat mir vorhin den Tipp gegeben, dass wir vielleicht einfach ein wenig mehr Zeit miteinander verbringen könnten und ich finde, dieser Vorschlag ist super...was denkst du darüber?", fragte mein Herr lächelnd und nun galt der Blick von Maurice mir, zeigte mir seine Unsicherheit. Er schien nicht so begeistert von dieser Idee zu sein, sonst würde er sofort zustimmen und nicht so lange warten. Man hatte uns von klein auf beigebracht, bei Fragen unseres Besitzers sofort zu antworten und zwar möglichst so, wie er es von uns erwartete und trotz diesem jahrelangen Training, fiel es mir nicht schwer meine eigene Meinung mitzuteilen. Den beiden anderen jedoch schien diese eigene Willenskraft zu fehlen, sie waren nicht darauf vorbereitet worden eine eigene Meinung zu entwickeln und der einzige Grund, wegen dem ich damit kein Problem hatte war, mir war mein Tod vollkommen egal. Sollte Manuel mich wirklich deshalb bestrafen, weil ich ehrlich auf eine Frage geantwortet hatte, würde ich ihm nie mehr wieder mein Vertrauen schenken und auch den anderen beiden zeigen, dass er es nicht wert war.

"Ich weiß nicht, Herr. Bei Ihrer Mutter Zuhause war es immer ganz lustig zu spielen und ich würde gerne nochmal dieses Kartenspiel spielen, Uno! Etwas anderes kenne ich leider nicht, tut mir leid...", murmelte der Blonde leise, mit unsicherem Blick auf den Jungen auf seinem Schoß und obwohl ich es nicht sollte, griff ich nach der linken Hand des Pfaus, um sie zärtlich zu streicheln. Ganz klar versuchte Maurice keine klare Antwort zu geben und so unserem Herren Spielraum zu lassen, damit er sich seine gewünschte Antwort selbst aussuchen konnte. Er deutete an, dass er gerne Gesellschaftsspiele spielen wolle, wie Uno und trotzdem sagte er, dass er sich unsicher sei. Wie so oft, ließ er seinen Kopf gesenkt und strich seinem Freund liebevoll durch sein dichtes Haar, schmunzelte leicht, als dieser sich ihm unbewusst zuwandte. Als wäre es ganz normal, suchte seine rechte Hand nach der des Blonden und begann diese zu kneten, brachte nun auch Manuel zum lächeln. In diesem Moment nahm er zum ersten Mal richtig deutlich wahr, wie nahe sich die beiden Jungen doch eigentlich waren und wie sehr sie sich gegenseitig brauchten, selbst im Schlaf. Sie waren wie Manuel und ich, denn um mir dabei zu helfen ruhig zu schlafen, wachte er immer kurz vor zwei auf und kontrollierte, ob ich sicher in seinen Armen lag oder noch ein wenig mehr Zuneigung benötige, damit ich leise blieb. Wir hatten uns diesen Prozess innerhalb einer Woche angewöhnt und ich war wahrlich glücklich darüber, wie selbstverständlich es der Brünette fand, mich schon vor der Katastrophe zu beruhigen. Ich würde irgendwie eine Lösung dafür finden müssen, ihm zu zeigen, dass ich seine Mühe und seinen liebevollen Umgang mit mir schätzte, doch erst sollten Michael und Maurice sich mehr an unseren Besitzer gewöhnen.

"Ist in Ordnung, besprich dich nachher ruhig noch Mal mit Michael darüber! Ich möchte euch bloß immer die Möglichkeit geben, euch mir anzuvertrauen und in meiner Gegenwart ruhiger zu werden. Ihr zwei seid in meinen Augen nämlich wirklich tolle Menschen, die noch so viel mehr verdient hätten, als das, was ich euch zu bieten habe. Allein schon, wie gut ihr beide euch an eure neue Umgebung anpasst und sofort begonnen habt zu arbeiten, obwohl ich euch noch eine Woche Schonfrist gegeben habe, beweist mir, dass ihr es wert seid gut behandelt zu werden! Wir sollten also zumindest probieren uns so gut wie möglich aneinander zu gewöhnen, aber wie gesagt, lasst euch ruhig Zeit und gewöhnt euch an alles...", lächelte Manuel sanft, während er versuchte Blickkontakt zu bekommen und schlussendlich aufgab, als er merkte, dass der Blonde seine Augen nicht von dem Brünetten abwenden würde. Seine gesamte Konzentration lag auf Michael und ich wusste nicht wieso, doch in diesem Moment fühlte ich mich sicher. Die Wärme des Pfaus sorgte dafür, dass ich meine Augen schloss und meine Stirn lächelnd in die Halsbeuge des Jüngeren schmiegte, nun auch in der Gegenwart meiner zwei Mitmenschen unbewusst nach Manuels Aufmerksamkeit schmachtete. Für gewöhnlich tat ich das nur, wenn wir allein in unserem Zimmer waren, da Michael und Maurice bisher keine große Begeisterung gezeigt hatten, was unseren liebevollen Umgang zueinander anging, doch in diesem Moment war es mir egal. Ich stand zu meinen Gefühlen für diesen Mann, wenn auch nur stumm und mit Gesten. Unser Gespräch von vorhin war nicht vergessen, ich wusste nun, dass sie auf mich achtgaben und doch hatte ich beschlossen ihnen zu zeigen, unser Herr war ein Engel, der ihnen nichts tun würde. Sie mussten nur das sehen, was ich in ihm sah und dazu mussten sie unbedingt Zeit miteinander verbringen, sonst würde ihre Angst niemals verschwinden.

Es blieb still zwischen uns. Manuel schien meinen stillen Wunsch nach Nähe deutlich wahrgenommen zu haben, hauchte mir nun einen Kuss auf das Haar und schlang schützend seine beiden Arme um meinen Bauch, wirkte nun ganz sanft. Ich konnte seine Augen nicht sehen, doch spürte ich seinen leicht beschleunigten Herzschlag und lächelte auf einmal glücklich, zeigte dem Jüngeren meine Gefühle offen. Niemals konnte er sie ohne Worte verstehen, doch vielleicht nahm er durch meine Gesten wahr, dass ich ihn mehr mochte, als es mir zustand. Die Beziehung zwischen einem normalen Menschen und einem Hybriden war nicht gesetzlich verboten, doch viele verpönten es und ich wusste, die vielen Blicke von angeekelten Hybriden würde ich niemals nur stumm ertragen können. Ich würde in altbekannte Muster zurückfallen, mich von allen abwenden und mich zurückziehen, nur um allen Blicken und Beleidigungen zu entfliehen, denen ich mein Leben lang stumm zuhören musste. Ich hatte nie die Wahl, ob ich mich dagegen wehren würde oder es stumm ignorierte, mir wurde von klein auf beigebracht, dass ich nichts wert war und nichts anderes verdiente, als geschlagen und getreten zu werden. Das wusste ich, immer hin lebte ich lange genug, um es mir einzuprägen und ich fürchtete mich davor es auch hier draußen, außerhalb meines Gefängnisses, noch einmal gesagt zu bekommen. Diese Angst war nicht zu sehen, da für gewöhnlich immer Manuel bei mir war und mich mit seinen Worten beschützte, doch irgendwann würde ich allein draußen sein, wenn ich einkaufen musste und sollte mit dann jemand etwas an den Kopf schmeißen, würde ich wieder anfangen über meinen nutzen nachzudenken.

Als ich meine Augen öffnete, blickte ich geradewegs in die müden von Michael, welcher mich mit den seinen zu durchbohren schien. Starr lag sein Blick auf mir und ich sah ihm an, wie er versuchte zu erkennen, ob ich diese Berührungen des Pfauen wirklich wollte oder nur gezwungen handelte. Nicht mehr wie ein Lächeln konnte ich ihm schenken, welches hoffentlich gut genug zeigte, wie sehr ich Manuels Nähe genoss. Immer wieder betrachtete er mich überlegend und sah mir dabei zu, wie ich liebevolle Küsse auf meine Haare bekam und mit geröteten Wangen sanft lächelte. Er sah noch vor Maurice, wie gerne ich in den starken Armen des Brünetten lag und die Zärtlichkeiten genoss, die er mit mir teilte. Sicher war es für die beiden Jungen unverständlich, wie ich unseren Herren, einen Hybriden, so verliebt und glücklich ansehen konnte, trotz dessen, dass er zu den Wesen gehörte, welche mich mein Leben lang geschlagen und misshandelt hatten. Für mich jedoch war es ein Wunder jemanden gefunden zu haben, der mich ganz offensichtlich gerne hatte und mit allem was er besaß unterstützte. Das hätte ich mir mein ganzes Leben über nicht erträumen können und deshalb war ich dankbar, dass das Schicksal Mitleid mit mir hatte und mir einen einzigen Freund gab, jemanden, der mich beschützte.

"Micha...", lächelte Maurice glücklich, als er die grauen Augen des Kleineren sah und ich grinste in mich hinein, als ich sah, wie erleichtert der Blonde nun schien. Die ganze Zeit über hatte er sich Sorgen um seinen Freund gemacht und über ihn gewacht, dabei war ich mir sicher, er hätte ihn auch gegen einen Hybriden verteidigt, wäre er den beiden zu nahe gekommen. Von dieser Verbindung, welche die beiden zueinander hatten und pflegten, konnte ich weiterhin nur träumen und doch war ich mir sicher, dass auch Manuel und ich uns irgendwann so in den Armen liegen würden. "Ich habe mir Sorgen um dich gemacht!", erzählte der Grünäugige leise, während er seinem Freund zärtlich die Haare aus dem Gesicht strich und glücklich lächelte. Uns beide beachteten sie gar nicht mehr, ihre Augen suchten pausenlos den Blick des anderen und so begann mein Besitzer mir sanft über die Seiten zu streichen, zusätzlich zu seinen Küssen, welche er mir auf den Haarschopf hauchte. Am liebsten würde ich mich in diesem Moment ganz an ihn schmiegen, so viel seiner Nähe und Wärme bekommen, wie nur irgendwie möglich und doch wusste ich, dass ihm das unangenehm wäre. Für mich gab es sowas wie zu viel Körperkontakt nicht, ich sehnte mich pausenlos nach seinen sanften Händen und dem Gefühl geliebt zu werden, doch war mir das kein bisschen unangenehm. Ich holte bei ihm die Nähe nach, welche ich die letzten Jahre über nicht bekommen hatte und es gefiel mir zu wissen, dass er mir das nicht verwehrte.

Meine Augen richteten sich auf die weiße Tür eines Behandlungsraums, welche sich langsam öffnete und mir den Blick auf zwei grünliche Augen freigab, die wie die von Maurice eher ins gelbliche gingen. Unsicher lief sie an uns vorbei, in Richtung Mitarbeiterraum, dabei betrachtete ich die kleine Kiste aus Plastik in ihren Händen. Drei Urinproben waren in ihr zu erkennen, zusätzlich noch drei dünne Glasbehälter mit Blut darin. Nur durch die unterschiedlich farbigen Deckel konnte man sie unterscheiden und daran, dass auf jedem der dazugehörige Name stand. Ich hatte keinen Ton von mir gegeben, als Peter mir das Blut abgenommen hatte und blieb wie angewurzelt auf der Liege sitzen, starrte auf einen vor mir liegenden Punkt. Aus dem Gefängnis war ich einen rauen und schnellen Umgang mit uns gewöhnt, jeder Arzt dort empfand es als unwichtig, dass es uns wirklich gut ging und so war es für mich ungewohnt, dass Peter mir Zeit ließ und auch noch ohne zu fragen erklärte, was er machen würde. Erst, als er sich sicher war, dass es mir gut ging und dass ich nicht krank war, nahm er mir das Blut ab und gab mir zur Belohnung zwei Traubenzucker, das tat er für gewöhnlich zwar eher nur bei kleinen Kindern, doch ich sollte es auch Mal probieren. Schüchtern hatte ich ihn angelächelt und festgestellt, dass dieser Traubenzucker gar nicht nach Traube schmeckte, so wie ich es bei dem Namen gedacht hatte, sondern nach Orange.

Erschrocken quietschte das junge Mädchen auf, ließ dabei die Kiste fallen und hielt sich ihre linke Hand an die Brust, wo ihr Herz in einem hohen Tempo schlug. Die Urinproben waren alle noch heil, genauso wie die Blutproben, doch auf dem Boden verteilt lagen nun einige Schilder und Stifte, die das Huhn in Windeseile zusammens sammelte. All unsere Blicke lagen auf der Älteren, welcher diese Situation sichtlich unangenehm war und mit niedergeschlagenen Augen blickte ich Manuel an, der nun seine Aufmerksamkeit ganz der Schwarzhaarigen widmete. In mir stieg Eifersucht auf, denn auch vorhin schon hatte der Pfau die junge Dame ginsend begrüßt und sie sofort freudig in den Arm genommen, so als ob er etwas für sie empfand. Dieser Gedanke störte mich, doch niemals hätte ich das Recht zu sagen, sie sollten sich voneinander fernhalten. Ich war nur ein einfacher Mensch, dazu nicht fähig zu sprechen und so dürfte mich diese Frau auch ohne Grund schlagen, sollte ich ihr negativ auffallen, dazu müsste sie mich nur von Manuel trennen, denn in seiner Anwesenheit galt das als Sachbeschädigung. Durch meine fehlende Stimme könnte ich niemals sagen, dass ich bewusst verletzt worden war und der Brünette würde einer langjährigen Freundin eher vertrauen, als mir.

"Tut mir leid, da war eine Spinne...", stotterte die Grünäugige leise, während sie die Kiste mit den einfach hineingeworfenen Sachen in den Raum brachte, der für die Mitarbeiter der Praxis gedacht war und kurz darauf mit gesenktem Kopf wieder kam. In ihrer linken Hand hielt sie einen kleinen Becher voll von einem dunklen Saft, welcher im Licht des geöffneten Fensters lila wirkte. Lächelnd reichte sie Michael das Getränk, welcher sich mittlerweile aufgesetzt hatte und neben dem Blonden Jungen saß, sich müde an ihn lehnte und mit zitternder Hand danach griff. "Typisch Ruth, Angst vor etwas haben, dass noch nie irgendwas schlimmes getan hat! Soll ich die Spinne rausbringen?", fragte Manuel lächelnd, während er die Ältere musterte und dabei seine beiden Hände von meinem Körper nahm, was mich traurig den Blick senken ließ. Schon von ganz allein kletterte ich von seinem Schoß runter, krabbelte in die Richtung von Maurice, welcher mich nun mitleidig musterte und mir seinen anderen Arm um die Hüfte legte, mich so dazu brachte ihm näher zu kommen. Nun sorgte er mit der linken Hand dafür, dass Michael in Ruhe trinken konnte, in dem er ihm vorsichtig den Becher abnahm und reichte, wenn er wieder bei Kräften war und mit der anderen strich er mir durch das Haar, drückte meinen Kopf leicht an seine warme Schulter. Wieder einmal nahm mich der Jüngere ohne ein Wort bei sich auf, gab mir von sich aus Nähe und Sicherheit, so wie unser Herr es in diesem Moment nicht schaffte.

Plötzlich schien eine schwere Last auf meinen Schultern zu liegen, als ich stumm mit ansah, wie der Pfau ein Glas und ein Stück Papier nahm, die Spinne an der Wand einfing und aus dem Fenster raus warf, in die kalte und gefährliche Welt. Mit schüchternen, großen Augen bedankte sich die junge Dame bei ihrem Retter und vorsichtig lehnte sie sich an ihn, als er sich neben sie setzte. Dieses Bild vor mir, wie liebevoll die beiden miteinander umgingen und sich sanftmütig anlächelten, es ließ meine Gefühle rasen und brachte mich schlussendlich dazu, dass ich mit meiner linken Hand nach seiner griff. "Alles gut...", hauchte mir Maurice ins Ohr, als er meinen verletzten Blick sah und ich konnte nicht anders, wandte meine Augen von dem Brünetten ab. Im ersten Moment wirkte er so liebevoll und glücklich in meiner Nähe, zeigte mir offen, dass er mich mochte und schätzte, doch schon im zweiten Moment interessierte er sich genau so stark für ein Mädchen und schien mich ganz vergessen zu haben. Es war ein Beweis dafür, dass er mich gar nicht wirklich brauchte und nur aus einem banalen Grund mitgenommen hatte, etwa, weil ich ihn in diesel Moment beeindruckt oder verwirrt hatte. Ich bildete mir nur ein, dass er eine tiefere Verbindung zu mir hatte und sich wahrhaftig für mich interessierte, denn eigentlich schien all seine Aufmerksamkeit nur diesem Huhn zu schenken, welches diesen Moment wirklich zu genießen schien. Ein glückliches Lächeln lag auf ihren Lippen und mir wurde unwohl zumute, als die beiden Hybriden lachten. Ihnen zuhören wollte ich nicht, ich konnte nicht mit ansehen, wie freudig die hübschen grünen Augen meines Herren wegen einer Person glitzerten, die nicht ich war.

"Herr? Können wir vielleicht nach Hause fahren? Mir ist nicht gut...", stotterte Michael irgendwann leise, wobei er offensichtlich vor Kälte zitterte und sofort lag der prüfende Blick des Pfaus auf uns, schien nun zu bemerken, dass es einem seiner drei Schützlingen nicht gut ging. Seine Augen suchten sofort den schlanken Körper des Grauäugigen ab, doch noch bevor er reagieren konnte, kniete sich Ruth vor den Jungen. Mit ihrer rechten Hand fühlte sie die Temperatur der Stirn, beobachtete dabei aufmerksam, wie der Brünette sich immer mehr in die Seite von Maurice kuschelte und seine Augen schloss. Wachsam sah ich sie dabei an, prüfte immer wieder, ob sie meinen Freund gut behandelte oder nicht, bis sie ratlos meinen Besitzer musterte. "Seine Körpertemperatur ist ganz normal, so wie sie sein sollte...das verstehe ich nicht, eigentlich sollte es ihm gut gehen! Maurice, kannst du ihm helfen sich auf die Liege zu setzen? Dann schaue ich mir seine Werte noch einmal an und er bekommt noch was zu essen, vielleicht braucht er noch etwas, um neue Energie zu bekommen!", entschied die angehende Ärztin, während sie aufstand und sich in das Behandlungszimmer begab, in welchem sie schon vorhin die beiden Jungen untersucht hatte. Ohne zu zögern, ließ ich den Blonden los und sah den beiden dabei zu, wie sie sich langsam aufstämmten und in die Richtung liefen, die auch die Schwarzhaarige eingeschlagen hatte. Es war schwer zu erkenne, da sie wirklich überzeugend schauspielerten, doch Michael sah mir beim austehen ein einziges Mal in die Augen und zwinkerte mir zu, ohne mir danach noch einen Blick zuzuwenden.

Ihm ging es gut.

~3290 Worte, hochgeladen am 18.05.2020

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