11. Eifersucht

Eine kleine Träne rann mir meine Wangen hinab, fiel ungebremst auf die Stirn meines Herren. Seit mehr als einer halben Stunde fuhren wir in Richtung neues Zuhause, doch Manuel hatte noch nicht ein Wort mit mir gesprochen und statt mich anzusehen, schloss er lieber seine Augen und legte seinen Kopf auf meinen Schoß. Die Wut in seinen Augen, als Claus mich auf den Platz hinter dem Fahrersitz gesetzt hatte, zeigte mir erneut, wie schnell man diesen Pfau unzufrieden machen konnte und ich schämte mich schon fast, dass ich nicht offen gezeigt hatte, ich wollte der Katze nicht zuhören. Ohne es zu wollen, hatte ich meinen Herren verärgert und allein schon sein verletzter Blick zerriss mir mein Herz. Ich hatte Schuld, dass er sich unwohl fühlte und bereute es mehr als nur ein bisschen, dass ich mich nicht bei ihm entschuldigen konnte.

Die Augen des Brünetten schlugen mit einem Mal auf, fokussierten erst den Ledersitz des Fahrers, dann aber richtete sich der Größere auf und musterte mich unsicher. Er kniete sich neben mich, seine lange Federpracht lag auf der ganzen hinteren Sitzen und sofort senkte ich unterwürfig meinen Blick. Alles konnte einen wütenden Mann provozieren, die Art meiner Reaktionen und selbst meine Haltung, dass ich in diesem Moment Schwäche zeigte, konnte ihn unter Umständen noch mehr verärgern. Der Brünetten hatte mich die ganze Zeit über nicht beachtet, hatte sich bloß hin und wieder versteift, seine Hände zu Fäusten geballt und schien in Gedanken zu sein. Während dieser Woche hatte ich mich so sehr an die Aufmerksamkeit des Grünäugigen gewohnt, dass ich traurig wurde, wenn er sie mir nicht schenkte und allein der Gedanke, dass der Pfau sich nun immer mehr von mir abwenden würde, weil ich mit jedem Tag gesünder wurde, ließ mein Herz schmerzen. Diese Woche war mir das erste Mal richtig bewusst geworden, wie sehr ich doch die Nähe und Zuneigung einer anderen Person brauchte, doch schon hatte ich mir durch eine einzige Reaktion alles zunichte gemacht.

"Vermisst du Viktoria etwa schon? Noch können wir umdrehen...", fragte mich mein Herr vorsichtig, mit fast schon sanften Blick und allein das fehlende Glitzern seiner Augen sagte mir, wie sehr er mit sich zu kämpfen schien. Meine Sicht verschwamm immer mehr und je länger ich so da saß, desto größer wurde die Menge meiner Tränen, welche über meine Wangen liefen. Sofort erhob ich meinen Blick leicht, schüttelte meinen Kopf und hielt dem Jüngeren meine linke Hand hin, wartete geduldig darauf, dass er sie mit seiner verbinden würde. Maurice und Michael drehten ihre Köpfe beide aufmerksam in unsere Richtung, starrten mich mitleidig an und schienen auch ohne Worte zu verstehen, dass ich mich in diesem Moment vernachlässigt fühlte. Beide hatten sie gegenseitig jemanden an ihrer Seite, dem sie vertrauen konnten und von dem sie jeder Zeit Aufmerksamkeit bekamen, ich jedoch hatte nur meinen Besitzer. Wenn dieser mich nicht mehr an sich heranlassen wollte, würde ich erneut so vereinsamen, wie ich es bei meinem Verkäufer getan hatte.

"Er weint nicht wegen Viktoria...", erklärte Michael, worauf hin Manuel ihn verwirrt musterte. Meine Hand blieb noch immer unberührt in der Luft und ich hatte Schwierigkeiten nicht zu schluchzen, hoffte innerlich darauf, dass der Größere mein Verhalten verstehen würde. Ich konnte mich nicht klarer ausdrücken, mir würde keine Geste einfallen, welche nicht zu sehr in seine Privatsphäre eingreifen würde und trotzdem verständlich machte, dass ich mich einsam fühlte. "Wäre es wirklich wegen Vik, hätte er schon längst irgendwelche Anzeichen darauf gegeben, dass er wieder zurück möchte. Nach Schmerzen sieht es aber auch nicht aus, sonst hätte er irgendwann Mal gewimmert oder anders auf sich aufmerksam gemacht. Es muss also etwas sein, was ihn im Moment bedrückt...", führte Maurice eine Erklärung aus und wie automatisch richtete sich der Blick meines Herren auf mich, er sah mir aufmerksam in die Augen. Nun schien alle Aufmerksamkeit auf mir zu liegen, was noch viel schlimmer war, als gar keine Aufmerksamkeit zu bekommen. Damit kam ich nicht klar und aus Respekt gegenüber mir, drehten meine beiden Mitstreiter ihre Köpfe in Richtung Fensterscheibe.

Nun umschloss der Brünette behutsam meine Hand, lehnte sich ganz leicht nach vorne und lächelte sanft. Die Wärme, welche seine Hand mir gab, tat gut und ich traute mich meinen Herren anzusehen. "Was ist es, hm? Hat Vik dir mit etwas gedroht?", fragte mich der Jüngere liebevoll und erneut schüttelte ich meinen Kopf, rutschte soweit es der Gurt um meinen Körper zuließ, in seine Richtung. Schnell und unregelmäßig klopfte mein Herz, als ich mich vorsichtig an seinem Körper anlehnte und unsere zusammengelegten Hände in Richtung Schoß zog. "Nein, definitiv nicht. Sie meinte, dass die drei unbedingt noch einmal zu einem Arzt sollten und dass sie ihn nicht geküsst hat, weil sie gerade Rollig ist, sondern um sich bei irgendwas sicher zu sein. Manu, du weißt doch dass Katzen-Hybriden dafür bekannt sind einen siebten Sinn zu haben und es wäre dumm nicht ihrem Rat zu folgen, weil du ihr nicht vertraust! Du solltest das machen und zwar nicht für dich, sondern für die drei hier...kein Spaß, es sind nicht umsonst die meisten Ärzte Katzen-Hybriden!", schaltete sich nun Claus ein, welcher bisher stillschweigend gefahren war und sich aus allem raus hielt. Auch ihn beschäftigten die Worte der Brünetten, er war schließlich während diesem Gespräch dabei und allein mir zuliebe, hatte er bisher noch nichts davon erwähnt. Es war ein eigentlich privates Gespräch und das akzeptierte er. Diese Chance davon zu erzählen ergriff er sofort.

"Tatsächlich finde ich das eine gute Idee, aber nicht wegen ihr, sondern weil ich bei der Ärztin war, welche die drei behandelt hat. Die sah definitiv nicht aus, als hätte sie irgendwas in Richtung Medizin studiert und allein schon wie unsanft sie Maurice gechippt hat, war einfach nur schrecklich zu beobachten. Ich habe auch schon einen Termin gemacht, bei Peter und der ist Morgen Nachmittag! Er geht extra mit uns in seine Praxis, damit er sich genug Zeit für jeden nehmen kann und das heißt, dass du wohl über Nacht bei mir bleiben musst, lieber Claus. Das wird ein kompletter Check, mit allem was dazugehört!", erzählte Manuel und beruhigend hauchte er mir einen Kuss auf die Stirn, als er meinen verspannten Körper bemerkte. Ich hatte noch nie gute Erfahrungen mit Ärzten und bei diesem würde schlussendlich auch ich gechippt werden, da Manuel unsere frühere Doktrin als unfähig erkannte und lieber vorzeitig den Raum verließ. Sie kam nicht dazu mich zu chippen und so hätte ich die letzte Woche über unbemerkt fliehen können, doch wollte ich das nicht. Allein wäre ich draußen umgekommen, immer hin wusste ich nichts über Nahrungsquellen und wie ich zurechtkommen sollte.

"Er ist mein Bruder, keine Angst. Peter ist ein guter Arzt und ich vertraue ihm, dir wird absolut nichts passieren. Niemandem würde ich mein Leben mehr anvertrauen, als ihm...", murmelte mir mein Herr ins Ohr, während er meinen Kopf an seine Schulter drückte und mit liebevollen Streicheleinheiten über meinen Handrücken ausdrückte, dass ich nichts zu befürchten hatte. Von seinen vier Geschwistern hatte ich noch keines kennengelernt, seine Schwester wohnte in Indien, dort war sie vor sechs Jahren zusammen mit ihrem Mann hingezogen und zwei seiner Brüder wohnten in Essen, doch vom dritten wurde niemals etwas erwähnt. Es musste sich um ihn handeln. "Das heißt, heute gibt es eine Übernachtungsparty bei Manu?! Wir haben schon ewig nicht mehr im gleichen Zimmer geschlafen, das letzte mal vor vier Jahren, glaube ich...", freute sich Claus und erneut fühlte ich, wie mein Herz zu schmerzen begann und hundert Zentner Last auf meinen Schultern lagen. Es war nicht die Tatsache, dass die beiden sich schon des Öfteren ein Bett geteilt hatten, sie waren immer hin miteinander aufgewachsen und sich mehr als nur nahe. Viel mehr störte mich der Gedanke, dass ich ab heute nicht mehr bei ihm schlafen würde. Ich hatte mich an seine Nähe gewöhnt, dass er vor dem schlafen mit mir redete und mir immer die Möglichkeit gab mit ihm zu kuscheln. In seinen Armen war ich eingeschlafen und aufgewacht, egal wann, er umschlang mich immer zärtlich. Kein Mal hatte ich in den letzten Tagen schlecht geträumt, meist handelten meine Träume von nahezu unmöglichen Ideen, wie fliegen oder etwas ganz anderes, was zu den liebevollen Streicheleinheiten passte, welche Manuel mir intuitiv gab. Selbst mein Unterbewusstsein schien mehr als angetan zu sein von dem Brünetten und ich war froh, dass er noch nichts davon mitbekommen hatte, weshalb ich Morgens seine Nähe so sehr genoss.

(...)

Manuel musterte mich die ganze Zeit unsicher. Ich konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen, seit mir bewusst war, was der Grund für mein nahe zu eifersüchtiges Verhalten gegenüber Claus war und er schien das klar wahrzunehmen. Ohne weiter darüber nachzudenken, lehnte ich meinen Kopf an die kalte Fensterscheibe des Autos und versuchte nicht daran zu denken, dass ich ab heute allein schlafen musste. In einem dunklen Zimmer, sicher ohne Fernseher und Fenster, in welchem ich mich nicht anders ablenken konnte, als mit weinen. Es würde still werden, ich hätte niemanden mehr, der mich zu sich ziehen würde und mich Nachts um zwei beruhigte. Manuel brauchte seinen Schlaf und ich würde ihn nicht stören, egal wie schlecht es mir ging. Mein Leben war nicht wichtig genug, um weiter hin etwas wie Zuneigung zu bekommen und dem musste ich mir bewusst werden, so schnell es möglich war.

"Aussteigen Jungs, wir sind da! Das ist euer neues Zuhause...", lächelte Claus seine beiden Sitznachbarn an, welche sich nacheinander aus dem Auto bewegten und sich streckten. Vier Stunden Fahrt, von Essen nach Hamburg, das war schon fast eine Weltreise für mich und doch sehnte ich mich nach dem Haus, in welches ich als erstes gebracht wurde. Ich konnte nicht mehr tun als hoffen, dass wir irgendwann noch einmal dort hin fahren würden. Manuel blieb einfach auf meinem Schoß liegen, strich immer wieder beruhigend über den Handrücken meiner rechten Hand und gab mir einmal mehr das Gefühl, er würde mich wirklich mögen. Zu gerne wollte ich ihm meine Hand entziehen, damit ich endlich damit beginnen konnte mich von ihm zu entwöhnen, doch das traurige Seufzen des Größeren, die perfekt dazu passenden, unglücklichen Augen und seine fast schon panischen Versuche mich bei ihm zu halten, ließen mich nicht gewähren. Nur einmal hatte ich versucht mich von ihm zu lösen, doch sofort hatte ich nachgegeben.

"Habe ich dir etwas getan?", fragte mich mein Herr fast schon mit gebrochener Stimme, nachdem Claus das Auto verlassen hatte und sofort richtete ich meinen Blick auf ihn, musterte das traurige grün. Der Jüngere sah mich nicht an, sondern starrte geradewegs den Fahrersitz an und ich hatte Mühe ihm keinen Kuss zu geben, so niedergeschlagen schien er zu sein. "Warum ignorierst du mich, Patrick? Bist du sauer auf mich oder...", wollte mich der Größere fragen, doch wurde schon in diesem Moment die Tür neben mir aufgemacht und ein grinsender Claus musterte mich. Vorsichtig schnallte er mich ab und hob mich hoch, trennte mich von dem Mann, der eine Antwort forderte. In seinen Augen spiegelte sich Sorge um mich, als er ebenfalls ausstieg und mir nachsah. Zu gerne hätte ich mich ihm um den Hals geworfen, meinen Kopf an den seinen geschmiegt und gelächelt, doch durfte ich das nicht mehr.

Draußen war es schon dunkel geworden, eine Lampe über einer braunen Holztür wies uns den Weg und wie automatisch, trug der Hüne mich in Richtung Eingang. Michael und Maurice waren schon vorgegangen, Claus hatte ihnen seinen Zweitschlüssel übergeben und so ließ mich der Langhaarige behutsam auf dem warmen Holzboden runter, zog sich danach seine Schuhe aus. Das Licht der Deckenlampe strahlte die einfachen, weiß gestrichenen Wände an und gaben mir freie Sicht auf kahle Wände, welche trist und nicht sehr einladend wirkten. Im Gegensatz zum Flur seiner Mutter, konnte ich mir nicht vorstellen, dass hier jemand nettes lebte und auch Michael, welcher weiter hinten im Gang stand, schien dies zu denken. Unsicher sah er Maurice an, welchen ich leider nicht erspähen konnte und als mir der Grauäugige mit vorsichtigem Lächeln in die Augen sah, beschleunigte mein Herz. Es war ein Zeichen von Freundschaft, etwas, was ich in meinem ganzen Leben noch nicht am eigenen Leibe erfahren durfte und auch, wenn es nur ein kleiner Beweis dafür war, freute ich mich darüber. Die beiden schienen mich als neuen Freund akzeptieren zu wollen, machten schon die ganze Woche leichte Andeutungen, dass sie mich besser kennenlernen wollten und ich fühlte mich zum ersten Mal wirklich angekommen.

"Gib den beiden schon mal ein Zimmer und fangt an was zu kochen, ich muss mich mal kurz mit Patrick unterhalten...", bestimmte Manuel, doch seine Stimme klang nicht mal mehr ansatzweise so lieb, wie sie es bei seiner Mutter noch tat. Ohne auf meine Verletzungen zu achten, griff er sich mein linkes Handgelenk und zog mich daran in ein Zimmer, links neben dem Eingang. Es war ein kleines Schlafzimmer, mitsamt Bett, Kleiderschrank, Schreibtisch und Kommode, doch auch hier war alles schwarz gehalten und ich wimmerte schmerzlich auf, als ich Schritt für Schritt meinem Herren folgte. Erst bei diesem Laut wurde er langsamer und schloss die Tür, musterte mich aufmerksam. In den Augen des Größeren lag Sehnsucht, Schmerz und Liebe zur gleichen Zeit, ich wusste nicht zu reagieren. Die Worte seinerseits lösten Unbehagen in mir aus, denn wenn jemand mit einem reden wollte, unter vier Augen, bedeutete das nie etwas gutes. Ich hatte meinen Herren mit meinem Verhalten verärgert, gekränkt und nun würde ich eine Strafe bekommen, so gut ich es auch gemeint hatte.

"Komm...", murmelte der Grünäugige leise, während er mich neben sich auf das weiche Bett dirigierte und dabei zusah, wie ich unterwürfig den Kopf senkte. Es blieb still zwischen uns, der Brünette wagte es einige Sekunden nicht zu sprechen und schien nach den richtigen Worten zu suchen. "Bitte Patrick, ich sehe doch, dass du irgendwas hast und traurig bist! Du hast mich gerade vier Stunden eiskalt ignoriert und ich verstehe einfach nicht wieso...ich habe doch nichts gesagt, was du irgendwie falsch aufnehmen konntest! Hast du etwa Angst vor dem Arztbesuch? Du brauchst wirklich keine Panik davor zu haben, mein Bruder ist der mit Abstand beste Arzt auf diesem Planeten und es gibt niemanden, dem ich euch lieber anvertrauen würde, als ihm. Ich möchte dich wirklich verstehen, aber wie soll ich das tun, wenn du jetzt anfängst dich wieder zu verschließen? Tu das nicht...", flehte er mich an, sein Blick galt starr dem meinen, doch wand ich ihn nicht ab. Behutsam verband der Pfau unsere Hände miteinander und je länger ich tatenlos das grün musterte, desto mehr kämpfte ich gegen meine aufkommenden Tränen an. Nicht einmal jetzt, wo der Größere im ersten Moment mehr als nur wütend gewirkt hatte, bestrafte er mich für mein Selbstsüchtiges Verhalten und versuchte liebevoll auf mich einzureden. In meinen Augen war dieser junge Mann so unglaublich stark, besaß eine mehr als beeindruckende Gabe dafür, andere Menschen nicht zu verletzen und doch tat er mir im gleichen Augenblick weh, ohne es zu wollen. Die gesamte Zeit über hatte er sich immer darum bemüht mir ein liebevolles Zuhause zu geben, das hatte er auch geschafft und ich war ihm dankbar, doch würde ich niemals offen den Wunsch äußern dürfen, bei ihm zu bleiben. Er war mein Besitzer, wenn er es für richtig hielt, dass ich auch Nachts in seiner Gegenwart blieb, war daran nichts auszusetzen, doch selbst diesen Wunsch zu äußern, würde ich mich niemals trauen.

"Vielleicht bist du auch einfach nur müde, von der langen Fahrt und der vielen Aufregung...bleib ruhig hier, wenn du keinen Hunger mehr hast und schlaf ein bisschen, das tut dir sicher gut. Das hier ist übrigens ab heute dein Zimmer! Später richten wir es auch noch ein, aber das hat Zeit...", murmelte Manuel vorsichtig und leise stand er auf, bewegte sich auf die Tür zu. Sein Blick blieb traurig gesenkt und der Pfau sah nicht einmal mehr ansatzweise so stolz aus, wie er bei meinem Kauf ausgesehen hatte und daran war allein ich Schuld. Ohne mich wäre er so viel glücklicher und müsste nicht ständig raten, was das Problem einer einzigen Person war. Ich sah ihm mehr als nur gut an, wie unzufrieden er mit dem Verlauf dieses Gesprächs war und mein Körper reagierte eigenständig, stand auf und umschloss den Nacken meines Herren. Dieser blieb komplett versteift vor der Tür stehen, musterte mich mit großen Augen und legte mir vorsichtig die Arme um die Hüften, so als bestünde ich aus Glas. Mein Herz klopfte das erste Mal seit Stunden wieder glücklich, denn der Größere akzeptierte meine Nähe und hauchte mir liebevoll einen Kuss auf die Stirn.

"Kann es sein, dass du vielleicht eifersüchtig auf Claus bist und mich deshalb ignorierst?", wisperte mein Herr vorsichtig, dabei lehnte er seine Stirn leicht an die meine und sofort versuchte ich meine aufkommenden Tränen zu verbergen, nickte jedoch bestätigend. Claus und ich waren beide ausschließlich menschlich, somit hatten wir beide das Recht neben Manuel zu schlafen, sollte er es akzeptieren und obwohl es mehr als selbstsüchtig war, wollte ich den Brünetten nicht teilen. Eine Woche lang hatte ich ihn nicht teilen müssen, der Grünäugige hatte sich ganz auf mich konzentriert und nun fiel es mir schwer loszulassen. Wenn er mehr Zeit mit Michael und Maurice verbringen würde, hätte ich kein Problem damit, immer hin wussten sie von meinen Gefühlen, beide kannten meine normalen Reaktionen und konnten sich durch die momentanen denken, was los war, doch Claus konnte es nicht. Für ihn war es ebenso normal die ganze Aufmerksamkeit zu bekommen, in seinen Augen war ich der Eindringling, welcher ihm den besten Freund weg nahm.

"Jetzt verstehe ich...mein Kleiner ist eifersüchtig! Was ein süßer du doch bist, Patrick. Du brauchst auf Claus wirklich nicht neidisch zu sein, der will nur ein bisschen das Gefühl haben, dass ich ihn durch dich nicht ersetzen werde und es ist auch nur diese eine Nacht, danach gehöre ich wieder ganz euch dreien. Stell dir vor, wir sind fast unser ganzes Leben lang zusammen aufgewachsen und auf einmal kommt jemand neues dazu, der viel liebevoller behandelt wird, als man selbst. Als er dich beim Uno spielen so auf dem Kicker hatte, war er auch eifersüchtig auf meinen Umgang mit dir, weil sonst er der jenige gewesen ist, der diese Hilfe von mir bekommen hat, aber ihr beide braucht nicht neidisch aufeinander zu sein. Claus ist mein kleiner Bruder und du bist mein kleiner Liebling! Lass ihm zumindest noch mal diese Übernachtungsparty und dann bin ich wieder ganz deiner...", erklärte Manuel sanft, mit einem liebevollen Glitzern in seinen Augen und doch versteckte ich meine Tränen weiter hin, versuchte meinem Herren nichts davon zu zeigen. Noch ein so liebevoller Spitzname von ihm, ich war sein Liebling. Der Pfau sah Claus nicht als Bedrohung an, eher als jüngeren Bruder und doch gab mir das nur ein bisschen das Gefühl, dass beide eine Nacht im gleichen Bett miteinander verbringen sollten. Der Hüne konnte das alles ganz anders sehen, er war noch mitten in der Pubertät und auch wenn sie miteinander aufgewachsen waren, waren sie nicht blutsverwandt. Der Braunäugige war nicht umsonst eifersüchtig auf mich, seine Blicke durchbohrten mich schon oft hasserfüllt und er konnte genau aus dem selben Grund neidisch sein, wie ich es war. Wir verbargen unsere Gefühle bisher sehr gut, doch in meinem Inneren war schon seit Tag eins das Gefühl, dass er ein wenig zu viel für meinen Herren übrig hatte.

"Nicht doch, ist doch alles gut!", sagte der Brünette vorsichtig, bevor er mir meine Tränen von den Wangen strich und mir Trost spendete. Zärtlich kräuselte er mein Haar, welches vom Baden ganz strubbelig war und säuselte mir beruhigende Worte ins Ohr, zog meinen Körper nahe an seinen. Ich fühlte mich bei ihm so wohl, wie bei niemandem sonst und um zumindest ein wenig etwas zurückzugeben, schloss ich meine Augen und hauchte meinem Besitzer einen Kuss auf die Wange. Es dauerte ewig und brauchte viel Zuspruch, bis meine Tränen endlich trockneten und mein Atem wieder ruhiger wurde. Von draußen roch ich bereits den leckeren Geruch von Pfannkuchen, was mir verriet, dass sie sich für etwas einfaches entschieden hatten und mein knurrender Bauch brachte Manuel zum schmunzeln.

"Komm Kleiner, wir gehen jetzt gegen das schwarze Loch in deinem Magen ankämpfen!"

~3350 Worte, hochgeladen am 21.04.2020

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