Im Wald

Foxie:

Mist! Zu spät. Vorsichtig öffne ich die Tür zur Aula. Sie ist sehr schwer. Die Leute, die hier sitzen, sind sehr aufgebracht. Ein Mädchen setzt sich hin. Die redet mit einem weißhaarigen Jungen. Langsam setze ich mich auf einen kleinen Hocker neben dem Eingang hin, ohne den Blick von den zweien abzuwenden. Die sind bestimmt das Paar der Schule. Ich höre kurz zu, was unten gesagt wird.
Nach ca. 15 Sekunden bin ich gedanklich in einer anderen Welt.
,,Foxie?!'' Oh, upsi ich muss vor. Ich steige die Treppen zur Bühne hoch. Au, das Licht blendet richtig, da wird man ja blind. Eine Frau, ich schätze ende 40, gibt mir ein Mikro.
,,Öh, ok. Hallo, ich bin Foxie Weißbusch und bin ein... eine
Füchsin. Ich bin 16 einhalb und habe am 15.04. Geburtstag."

Ich schaue durch das grelle Licht. Es ist fast schon totenstill in diesem Raum. Schnell gebe ich das Mikro ab und gehe von der Bühne. Leicht zitternd setze ich mich wieder auf meinen Platz und hoffe, dass ich wieder auf mein Zimmer darf.
Nach einer kurzen Weile höre ich Schritte von draußen. Die Tür wird aufgestoßen. Fast wär ich jetzt plattgedrückt. Es ist ein Junge. Sieht süß aus, ist aber bestimmt voll hochnäsig.
Die Frau vorne räuspert sich: ,,Und was bist du, mein Junge? Ein Faultier?" Sie grinst leicht und wird ruckartig wieder ernst. ,,Komm doch mal her und stell dich vor." Er schaut mich kurz an und steuert dann auf die Bühne zu.

Nach ca. 1 Stunde ist die Vorstellungsrunde fertig. Ich hab nicht zugehört aber ich bekomme das schon hin. Gerade will ich aufstehen und die Tür öffnen doch ich werde plötzlich von einem großen Haufen Leute auf den Boden geschmissen. Betrübt stehe ich auf und verlasse als Letzte diesen komischen Ort. Eigentlich ist er nicht wirklich komisch, aber ich mag ihn nicht.
Alle sind vor der Aula versammelt und keiner geht in die Zimmer. Toll! Jetzt muss ich auch noch hierbleiben. Ich laufe bisschen in der Menge umher und schaue mir die Leute an. Irgendwie glaube ich es sind mehr Mädchen. Oder bilde ich mir das nur ein?
Hier ist es so ein bisschen wie in allen anderen Schulen. Es gibt die Coolen mit angesagten Klamotten, die Schüchternen, leise in einer Ecke, die Zickigen, die über jeden und alles lästern, die Durchschnittlichen und der Rest.
Und ich: Ich bin wahrscheinlich eine oder die einzige Aussenseiterin. Irgendwie ist das ok. Ich finde das gut, dann habe ich keinen Stress mit angeblichen besten Freunden, die einen dann nur verraten. Ist nur meine Meinung, aber trotzdem. Langsam gehen alle in ihre Zimmer. Ein paar gehen auch in den Schulhof. Eigentlich würde ich gerne in mein Zimmer gehen aber dort sind wieder diese Zwillingszicken. Also verziehe ich mich in den Wald vor der Schule. Dort kann ich sein, was ich bin: Ich. Von lauten Wortfetzen entfernt und Natur und leisem Vogelgezwitscher umgeben, setze ich mich hin. Ich krame meinen kleinen Notizblock aus der Hosentasche und noch einen kleinen Kaugummi. Dann schreibe ich:

Erster Schultag

-übertrieben lange Zugfahrt
-doofer Schulweg
-schöne Schule
-nervige Zimmergenossen
-komische Direktorin
-,normale' Schulgemeinschaft
- schöner Wald

Ich lese mir noch einmal alles durch, dann beginne ich zu malen. Ich mag es zu malen, denn es macht mich glücklich. Außerdem steht hier am See ein schöner kleiner Baum mit einem Blumenbusch neben dran.
Ok nein, dieses Bild ist nicht schön. Zerknittern, wegwerfen, Neues malen!
Nachdem das Bild fertig ist, höre ich kurz dem Rauschen des Sees zu. Ein Frosch quakt. Irgendwie wäre es lustig, wenn das auch ein Schüler der Davidhill High wäre. Ich glaube zwar, dass es nicht so ist, bzw. ich kann es mir nicht vorstellen, aber trotzdem. Ich höre die Schulklingel leuten. Vermutlich Abendessen. Ich schaue auf die Uhr: 19.15 uhr. Es ist schon spät. Ich dachte, es gibt früher Essen, aber ok. Jetzt verstummen auch die letzten Stimmen und nurnoch der Wald und ich sind hier. Der Wind kitzelt mein Ohr sanft. Ganz kurz... Oder doch nicht? Ich dachte, ich hätte Stimmen gehört. Da! Da waren sie wieder! Ich packe den Notizblock weg und...

Oh man ich hasse das!! Das ist so anstrengend.

Und tada ich bin eine Füchsin. Langsam schlendere ich durch den Wald. Kurz schlendere ich umher. Dann suche ich mir einen Bau, falls ich es mit den Zwillingen nicht mehr aushalte. Das ist zu klein... Nein, zu weit weg... Das ist gut! Ein kleiner Baum mit einem guten Unterschlupf, der groß genug ist, damit man sich vor Zicken verstecken kann und bequem drinnen zu liegen. Es riecht lecker. Da hin. Immer leckerer. Es riecht nach Beeren. Brombeeren. Ich verwandelte mich mit großer Mühe in mein Lieblings-Ich. Jetzt bin ich richtig ich. Ein Mensch mit Tierschwanz und Tierohren. Die Beeren sahen groß und reif aus. Ich nahm eine. Mmmmh... Richtig lecker.
Auf einmal höre ich ein Knacken hinter mir. Ich ducke mich schnell.
Es sind die zwei von vorhin. Hoffentlich bemerken die mich nicht, sonst denken die noch, dass ich ihnen nachspioniere. Das Mädchen ist sehr schön. Besonders auffallend sind ihre leuchtend bunten Augen und wunderschönen langen Wimpern. Ihre Augen waren grün, blau, grau und braun, aber am meisten hatten sie grün in ihnen. Ich wünschte, ich hätte auch eine solche intensive Augenfarbe. Und der Junge erst. Schneeweiße Haare, schwarze Augenbrauen und eisblaue Augen. Wenn er sich die Haare nicht gefärbt hat, ist er bestimmt ein Eisbär oder sowas. Halt irgendein weißes Tier, das eventuell mit sehr viel Schnee zu tun hat.
Ich bekomme langsam Hunger. Ich versuche mich in einen kompletten Menschen zu verwandeln. Mist! Klappt nicht. Ich gehe leise einen kleinen Schritt zurück. Noch einen und noch einen. ,,Aaah!!!" Ich bin über eine Wurzel gestolpert und mitten in einen Laubhaufen. Ich stehe auf und schaue in zwei verwunderte Gesichter.

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