Kapitel 8
Ich parkte seit gefühlten Stunden vor dem Haus. Die Lichter in der Küche und im Wohnzimmer brannten hell. Alles zerrte an mir, auszusteigen und zu klingeln, doch ich konnte nicht. Ich hatte Angst.
Schließlich gab ich mir einen Ruck und lief mit wehenden Haaren zur Tür. Tief atmete ich durch, bevor ich den Knopf drückte. Es läutete, mein Herz pochte wild.
»Verschwinden Sie. Ich empfange keinen Besuch!«, erklang die wütende und grummlige Stimme des Mannes.
Ich klingelte noch einmal.
»Ich sagte, Sie sollen verschwinden!«, rief er. »Oder ich blase Ihren hässlichen Kopf von den Schultern.«
Nun hob ich die Faust und hämmerte gegen das alte Holz der Tür.
»Wie Sie wollen.« Es schepperte, ein Fluchen erklang, ein Rattern und dann das Klacken des Schlosses. Die Tür wurde geöffnet. Ich musste den Kopf senken. Ein Gewehr blickte mir finster entgegen, doch als der Mann mich erkannte, nahm er die Waffe hinunter.
»Hallo, Bobby«, sagte ich leise.
Bobby legte das Gewehr auf seinen Schoß und rollte zur Seite. »Komm doch rein ...« Er wusste nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte - er fühlte sich unwohl.
Ich nickte und trat zögernd ein. Hinter mir schloss ich die Tür. Langsam folgte ich Bobby ins Wohnzimmer, ich war permanent auf den Rollstuhl fokusiert, in welchem er saß.
»Willst du was trinken?«, fragte er, ohne mich anzusehen.
»Äh, nein, danke ...«
»Hast du Hunger? Ich hab' noch Reste im Kühlschrank.«
»Nein ...«
»Bist du lange gefahren?« Bobby legte sein Gewehr auf den Tisch.
»Nein ... doch ... mehr oder weniger ...«
»Gut ... oder auch nicht ...«
Ich atmete tief durch. Mein Herz pochte wild. »Es tut mir leid!«, rief ich. »Bobby, es tut mir leid, verdammt. Ich hätte dir die Wahrheit erzählen sollen. Ich hätte euch die Wahrheit erzählen sollen. Ihr ward meine Familie und ich habe euch angelogen. Es tut mir so unfassbar leid.«
Bobby schwieg. Er drehte sich nicht einmal um. »Willst du was trinken?«
Verwirrt runzelte ich die Stirn. »Was?«
Der Mann drehte an den Rädern des Rollstuhls und fuhr auf den Kühlschrank zu. »Bier? Wasser? Irgendwas, bevor du losfährst?«
»Bobby, ich ...« Ich schluckte. »Bobby, ich hab' mich grad bei dir ... entschuldigt und du ...«
Er wandte sich mir zu. »Ja, das stimmt. Du hast dich bei mir entschuldigt und ich hab' dir zugehört. Glaubst du, das ändert irgendwas? Glaubst du, du musst nur »Es tut mir leid sagen« und wir haben dir verziehen? So läuft das nicht, Kleines, und das weißt du.«
»Ja, aber -«
»Nein«, unterbrach Bobby mich. »Da es dunkel ist, kannst du die Nacht hierbleiben. Morgen bist du weg.« Der Mann sah mich ernst an.
»Ich ...« Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. »Ich geh' dann nach oben.«
Bobby nickte nur, dann rollte er herüber ins Wohnzimmer.
Schweigend ging ich zu meinem Auto und holte meine Tasche heraus. Ich zog mich in mein ehemaliges Zimmer zurück. Ich fühlte mich elender als zuvor. Bobby verachtete mich. Er hatte es nicht gesagt, aber ich wusste es. Er hasste das, was aus mir geworden ist.
Da ich nun doch ein Bier trinken wollte, schlich ich leise durch den Flur. Gerade als ich die Treppe heruntergehen wollte, klingelte mein Handy. Ich holte es aus meiner Hosentasche und nahm ab.
»Ja?«
»Hey, Cat.«
»Oh, tut mir leid, Sam. Ich hab' ... ich hab' total vergessen, dich anzurufen«, sagte ich sofort.
»Ja, ist schon in Ordnung ...«, sagte der Winchester, doch konnte ich seine Enttäuschung deutlich heraushören. »Ich ruf' eigentlich an, weil ich dir sagen wollte, dass Dean und ich wieder zusammen jagen gehen. Auf Probezeit, versteht sich.«
»Wieso auf einmal?«, fragte ich.
»Ich weiß nicht. Dean hat aus heiterem Himmel angerufen.«
»Sitzt du im Auto?«, wollte ich wissen, als ich das Brummen des Motors hörte.
»Ja, ich, äh, bring meinen Wagen weg. Wo bist du?«
»Bei ... Bobby ...«, gestand ich zögernd.
»Bei Bobby?« Sam klang überrascht. »Und ... wie hat er reagiert?«
»Sagen wir's so: Er war so gütig, mich eine Nacht hierzubehalten - ungern.«
Sam antwortete nicht. Anscheinend wusste er nicht, was er sagen sollte.
»Ich werde versuchen noch mal mit ihm zu reden. Morgen vielleicht ...«, meinte ich.
»Ich werd' dich auf dem Laufenden halten«, sagte Sam. »Schlaf gut.«
»Du auch, Sam.« Ich legte auf, steckte mein Handy zurück in die Tasche und lief dann die Treppe hinunter. Bobby saß im Wohnzimmer an seinem Schreibtisch und sagte kein Wort, als ich aus dem Kühlschrank ein Bier holte.
Cat, erklang plötzlich eine Stimme in meinem Kopf und vor Schreck ließ ich die Flasche fallen. Klirrend zerbrach sie auf dem Boden und Bobby sah auf.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte er.
»Ja ... alles in Ordnung«, sagte ich schnell. »Tut mir leid. Sie ist mir irgendwie aus der Hand gerutscht.« Bobby zog die Stirn in Falten. »Ich mach's gleich sauber ...«
Nachdem ich die Scherben und das Bier beseitigt hatte, verzichtete ich auf ein neues. Ich wünschte Bobby eine gute Nacht, bevor ich nach oben ins Zimmer ging. Müde legte ich mich ins Bett und schlief sogleich ein.
Spät in der Nacht erwachte. Ich hatte das Gefühl, kaum geschlafen zu haben. Ich setzte mich auf. Müde rieb ich mir die Augen und fischte eine Haarsträhne aus meinem Gesicht.
»Es ist grauenvoll, wenn man alleine ist, von jedem, den man liebt verlassen wird, nicht?«, erklang plötzlich eine Stimme in meinem Rücken. Erschrocken wirbelte ich herum. Ein Mann stand vor dem Fenster, den Blick starr nach draußen gerichtet - ich erkannte sein Gesicht nicht.
Sofort warf ich die Decke zur Seite. Ich sprang förmlich aus dem Bett und unbeholfen stolperte ich einige Schritte zurück.
»Wer sind Sie?«, fragte ich mit klopfendem Herzen. Eine leise Vorahnung durchschlich mich.
Der Mann lachte und wandte sich mir langsam zu. Er trug blonde hochgegelte Haare und hatte blaue Augen. Er lächelte mich an. Ein Lächeln, welches mir einen Schauern den Rücken hinunterlaufen ließ.
»Ich denke, das weißt du ganz genau, Cat.« Er ließ meinen Namen auf der Zunge zergehen. Er machte mir Angst. »Du bist was Besonderes. Ich wünschte, ich könnte dich persönlich treffen, doch du bleibst vor mir verborgen. Wie kann es sein, dass ich dich nicht finde?«
»Ich ... ich weiß nicht ...«, antwortete ich mit zittriger Stimme.
»Irgendwas hast du an dir ...« Luzifer ließ seinen Blick an mir hinunterwandern. Er verharrte an der Stelle, wo sich meine Kette befand, begann breiter zu lächeln und sah mich wieder an. Ich verstand diese Geste nicht, es dauerte mich Jahre, bis ich sie verstand.
»Cat, ich weiß, du befindest dich in einer schwierigen Phase, aber sieh es doch ein - du gehörst nicht hierher. Du bist nicht das, was du vorgibst, zu sein. Du bist weitaus mehr.«
Ich öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch kamen keine Worte heraus.
Luzifer lachte. »Überleg's dir. Ich lass dir Zeit. Wir werden uns sicher wiedersehen.« Der Erzengel zwinkerte, dann verschwand er mit schallendem Gelächter.
Mit einem Schrei erwachte ich. Panisch schlug ich um mich. Ich traf die Nachttischlampe, die scheppernd zu Boden krachte. Mein Herz hämmerte gegen meinen Brustkorb, Schweiß perlte auf meiner Stirn.
»Cat?«, hörte ich Bobbys besorgte Stimme von unten.
Ich antwortete nicht. Meine Gedanken rasten in meinem Kopf durcheinander, und ich hatte furchtbare Angst.
1176 Wörter
Ich mag Luzifer ^^
Clove74 und ich haben gestern paar wichtige Dinge für einen Twist and Shout Trailer zusammengetragen. Ich werde mich dann in den nächsten Tag ransetzen und den schneiden.
Ich bin kein Destiel-Shipper, hab' das Buch aber trotzdem gelesen. Wer von euch auch?
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