Kapitel 17

Ich weiß, du willst davon nichts mehr hören und versuchst ein unbeschwertes Leben zu führen, doch ich könnte deine Unterstützung gebrauchen.

Castiel

Wie der Engel es geschafft hatte, mir eine Nachricht zu schreiben, war mir vollkommen unergründlich, doch das war das Geringste, worum ich mir in diesem Moment Gedanken machte.
Nach Joes und Ellens Tod war ich gegangen. Schon wieder. Sam hatte mich zurückhalten wollen, doch ich hatte ihm erklärt, dass es das Beste war. Ich wusste nicht genau, wieso ich nicht geblieben war. Wahrscheinlich, weil Dean mich hasste, wahrscheinlich aber auch, weil das, was Meg und Luzifer gesagt hatten, mir Angst bereitete. Sam und Dean hatten versagt. Nicht einmal der Colt hatte Luzifer vernichten können. Er hatte es geschafft, den Tod heraufzubeschwören, einen weiteren Reiter der Apokalypse.
Okay, schrieb ich Castiel zurück. Die letzten Wochen waren grauenvoll gewesen. Angst davor, dass Luzifer mich finden würde, hatte mich gequält. Ich hatte die Motels öfter gewechselt, als ich zählen konnte.
»Gut, dann lass uns aufbrechen«, erklang auf einmal Castiels Stimme in meinem Rücken. Ich wandte mich um, und gerade als ich fragen wollte, was los war, befanden wir uns auch schon in einer verlassenen Lagerhalle.
»Hallo, Anna«, begrüßte Castiel die Frau, die vor uns erschienen war.
»Also, wenn ich es nicht besser wüsste«, sie wandte sich uns zu, »würde ich sagen, die Winchesters vertrauen mir nicht.«
»Sie tun es, ich nicht«, meinte Castiel.
»Ja, das seh' ich.« Anna warf mir einen kühlen Blick zu.
»Ich habe verhindert, dass sie kommen«, sprach Castiel weiter.
»Wieso hast du das getan?«
Unruhig sah sich der Engel neben mir um. »Dass du aus dem Gefängnis rauskonntest, verdankst du ihnen. Du sollst hier für sie die Drecksarbeit erledigen.«
»Und wieso bist du dir da so sicher?«
»Weil ich Erfahrung habe mit der himmlischen Überredungskunst.«
»Nicht nur du«, meinte ich.
»Du meinst, als du mich ausgeliefert hast?«, fragte Anna, ohne auf mich einzugehen.
»Das war ein Fehler.« Castiel klang aufrichtig. »Wieso sie dich auch hergeschickt haben -«
»Sie haben mich nicht geschickt. Ich bin geflohen.«
»Niemand kann einfach fliehen«, entgegnete Castiel.
»All die Jahrhunderte, und jetzt unterschätzt du mich so?«
»Wenn du keiner von ihnen bist, was willst du dann?«
»Ich will helfen.«
»Du willst helfen?«
»Ja.«
»Und wozu brauchst du dann dieses Messer?«
Anna sah ihn eindringlich an, dann holte sie ein Messer unter ihrer Jacke hervor. »Darf ich mich nicht verteidigen?«
»Normalerweise hätten Sam und Dean hier gestanden, oder?«, fragte ich mit einem finsteren Gesichtsausdruck. »Und du hattest eine Waffe dabei. Du willst, dass sie dir vertrauen? Vertraue erst einmal ihnen.«
»Cat hat recht«, sagte Castiel. »Das Messer funktioniert bei Engeln nicht. Es ist nicht so wie dieses.« Er holte ein silbernes Engelsschwert hervor. »Vielleicht arbeitest du wirklich nicht für den Himmel, aber irgendwas verheimlichst du uns.«
Anna schwieg. Ihre Lippen zitterten. Sie wirkte unruhig. »Sam Winchester muss sterben«, erklärte sie schließlich. »Tut mir leid, aber wir haben keine Wahl. Er ist Luzifers Hülle.«
»Er ist nicht der Einzige.«
»Was? Etwa dieser Nick?«, fragte Anna spöttisch. »Er verbrennt, während wir hier reden. Nein, Sam ist die einzige Hülle, die von Bedeutung ist. Du weißt, was das heißt. Wenn Luzifer Sam nicht bekommt, wird sein ganzer Plan hinfällig. Kein Kampf mit Michael, kein Croatan-Virus, und die himmlischen Reiter gehen wieder zur Tagesordnung über.«
»Du hinterhältige Schlampe!«, schrie ich und wollte mich auf sie stürzen, doch Castiel hielt mich fest. »Sie haben dir geholfen. Sam und Dean haben dir geholfen! Und du willst ihn umbringen. Du wolltest ihn kaltblütig ermorden!«
Als ich mich allmählich beruhigt hatte, lockerte der Engel den Griff ein wenig. »Selbst wenn du Sam töten könntest, der Teufel würde ihn wieder zurückholen.«
»Nicht, wenn ich seine Zellen in der ganzen Galaxis verstreue. Sie werden ihn nie wieder finden - nicht alles von ihm.«
Castiel ließ mich los. »Es muss einen anderen Weg geben.«
»Und wie soll der aussehen?«, wollte Anna wissen. »So wie die Sache mit den Colt? Oder die Suche nach Gott? Bis jetzt hat nichts davon funktioniert. Wenn du den Teufel aufhalten willst, dann musst du Sam töten.«
Castiel schwieg und entsetzt sah ich ihn an. »Nein! Cas ... Das kannst du ... Cas, das kannst du nicht zulassen!«
»Es ist der einzige Weg«, warf Anna ein.
»Die Antwort ist Nein«, erklärte Castiel ernst. »Weil Sam mein Freund ist.«
»Du hast dich sehr verändert«, meinte Anna.
»Möglicherweise zu spät.« Er wandte sich ihr zu. »Aber so ist es.« Eindringlich sah er sie an. »Wir haben viel zusammen durchgemacht, Anna, aber kommst du Sam Winchester zu nahe, dann töte ich dich.« Kaum hatte der Mann dies gesagt, war sie verschwunden.
»Hättest du mich nicht vorher aufklären können?«, rief ich leicht säuerlich.
»Das war nicht von Belang«, gab Castiel tonlos zurück.
Ich schüttelte den Kopf und atmete tief durch, um mich zu beruhigen. »Wir müssen Sam und Dean warnen. Anna wird sicher bald zurückkommen.«
»Genau das hatte ich vor.« Castiel ergriff mich am Handgelenk und im nächsten Moment hatten wir die Halle verlassen. Castiel brachte uns zu dem Motelzimmer, in welchem Sam und Dean derzeitig lebten. Zuerst waren sie überrascht, als sie uns bemerkten, doch Deans Ausdruck wechselten bei meinem Anblick schnell zu Abscheu. Wir, oder besser gesagt Castiel, erzählten ihnen von dem Vorgefallenen. Sie wirkten schockiert, was ich ihnen nicht verübeln konnte, denn immerhin war Anna so etwas wie eine Freundin gewesen - für Dean sogar noch ein bisschen mehr als das.
»Ehrlich? Anna?«, fragte Dean ungläubig, wärend Castiel ein Zeichen auf einen Tisch zeichnete, auf welchem einige merkwürdige Zutaten standen. »Ich fass' es nicht.«
»Es ist wahr«, meinte Cas ohne aufzusehen.
»Dann ist sie jetzt so 'ne Art Glenn Close. Wahnsinn.«
Nun richtete der Engel sich auf. »Wer ist Glenn Close?«
»Niemand. Nur so 'ne Psycho-Schlampe, die Kaninchen abgekocht hat.« Dean begann im Raum auf- und abzulaufen.
»Und mich zu töten, das würde den Teufel tatsächlich aufhalten?«, fragte Sam.
Sofort hob ich den Finger. »Denk nicht mal dran, Sam! Du wirst nicht dein Leben für solch eine dumme Idee opfern.«
»Cas, was meinst du? Hat Anna vielleicht recht?« Der Mann ignorierte mich und die eindringlichen Blicke seines Bruders gekonnt.
Kurz blickte der Engel zu Dean, dann wandte er sich wieder an Sam. »Nein. Sie ist eine, äh, Glenn Close.«
Dean trat auf Cas zu. »Ich versteh' nicht ganz. Wir suchen nach 'ner Braut, die Sam kaltmachen will? Wieso schlafende Hunde wecken?«
»Anna wird nicht aufhören, bis Sam tot ist«, antwortete ich.
»Deshalb werden wir sie zuerst töten«, meinte Cas. Er begann eine Beschwörungsformel aufzusagen - wahrscheinlich auf henochisch. Als er das fertig war, brannte der Inhalt in der Schale mit einer roten Stichflamme auf. Es schien gewirkt zu haben. Mit geschlossenen Augen hielt er sich an der Lehne des Stuhls fest. Sein Atem war unregelmäßig, doch dann beruhigte er sich. »Ich hab' sie gefunden.«
»Wo ist sie?«, wollten Dean und ich wissen.
»Nicht wo. Wann.« Castiel richtete sich auf. »1978.«
Abrupt erhob Sam sich vom Bett. »Was? Wieso 1978? Da war ich noch nicht mal geboren.«
»Das wirst du auch nicht«, meinte Castiel. »Sie wird nämlich deine Eltern töten.«
»Was?«, fragte Sam entsetzt.
»Sie kriegt dich nicht, weil ich bei dir bin. Deshalb ist sie hinter ihnen her.«
»Lass uns sofort gehen«, sagte Dean.
»Das wär' sicher in Annas Interesse. Ich gehe allein. Cat bleibt bei euch. Falls irgendwas geschehen sollte.«
»Es sind immer noch unsere Eltern«, erwiderte Dean ernst. »Wir kommen mit.«
»So einfach ist das nicht.«
»Wieso nicht?«, wollte Sam sofort wissen.
»Zeitreisen waren schon schwierig, als ich noch himmlische Kräfte zur Verfügung hatte«, erklärte Cas.
»Und die fehlen dir jetzt.«
»Und nun bist du wie ein DeLorean ohne Plutonium?«, fragte Dean.
»Ich verstehe das Gleichnis nicht, aber ich sage euch, diese Reise auch noch mit Passagieren zu machen, das wird mich schwächen.«
»Du hast Cat«, meinte Sam und deutete auf mich. »Vielleicht kann sie dir helfen.«
Ich wollte etwas erwidern, doch Cas kam mir zuvor. »Nein. Sie ist dazu nicht in der Lage. Es könnte sie umbringen.«
Deans Blick wurde finster und ernst trat er auf den Engel zu. »Das sind aber unsere Eltern. Und wenn wir sie retten können, und damit meine ich nicht nur vor Anna, sondern wenn wir alles wieder richtigstellen können, dann müssen wir's versuchen.«
»Ohne Rücksicht auf Verluste, nicht, Dean?« Sauer verschränkte ich die Arme vor der Brust.
»Darin müsstest du ja Profi sein, oder?«, gab der Mann zurück.
Als Castiel die Sache zusammenpackte, konnte ich nicht anders, als ihn verständnislos anzustarren. Er reagierte überhaupt nicht, ignorierte mich stattdessen. »Fertig?«, fragte er und wandte sich uns zu.
»Nicht wirklich«, gestand Sam.
»Du musst in die Knie gehen«, riet Dean seinem kleinen Bruder, als dieser seine Jacke anzog.
»Cat, du musst dich an Dean festhalten«, meinte Cas.
»Wieso?«, verlangte ich sofort zu wissen.
»Weil ich nur zwei Hände habe.«
»Und wieso Dean?«
»Ja, wieso ich?«, mischte Dean sich ein.
Genervt seufzte der Engel. »Dann halt dich an Sam fest.«
»Besser«, meinte ich, und als ich Sams Hand ergriffen hatte, berührte Cas Dean und ihn an der Stirn. Ich spürte ein zunehmendes Kribbeln, welches durch meinen Körper verlief, dann zog sich alles bei mir zusammen, und im nächsten Moment verließen wir das Jahr 2010 und betraten das Jahr 1978.

1529 Wörter

Back into past!

Das werden hauptsächlich wieder Zwischen-Kapitel. Hoffe trotzdem, dass sie euch gefallen werden.

Falls manchmal Cat kaum zur Geltung kommt, liegt es nicht daran, dass ich einfallslos bin. Ich schreibe meine FanFiction hauptsächlich so, dass mein Charakter zwar eine eigene Story hat, aber dennoch die Hauptstory (hier Supernatural) nicht stört und zum Beispiel wichtige Teile erhalten bleiben, ohne dass mein Char immer dazwischenfunkt. Hoffe, ihr versteht das :)

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