Kapitel 11

So schnell ich konnte, raste ich die Straße entlang. Chuck hatte mir vor ein paar Stunden geschrieben, dass er er in Schwierigkeiten wäre, dazu noch eine Adresse. Sofort bin ich losgefahren, ohne groß zu überlegen. Nun hatte ich das Pineview Hotel erreicht. Ich sprang förmlich aus meinem Wagen, meine Waffen fest umklammert. Ich rannte auf den Eingang zu, vor welchem Chuck ununterbrochen auf und ab lief.
»Chuck! Da bist du ja«, vernahm ich eine bekannte Stimme, und in diesem Moment blieben die zwei Männer neben mir stehen.
»Was macht ihr hier?«, fragte Chuck uns, während wir drei uns verwundert ansahen.
»Du hast uns doch gerufen«, meinte Dean.
»Und du hast mir 'ne SMS geschickt«, sagte ich.
»Äh, nein.« Chuck klang verwirrt. »Nein, hab' ich nicht.«
»Doch. Du hast uns 'ne SMS geschickt, Cat anscheinend auch«, erklärte Sam. »Mit dieser Adresse. Es geht um Leben und Tod. Klingelt's da nicht bei dir?«
»Nein, nein. Ich hab' euch gar nichts geschickt.«
»Wir sind die ganze Nacht gefahren!«, rief Dean aufgebracht.
»Tut mir leid. Ich, äh, ich ... versteh' nicht, was da ...« Der Mann stockte. »Oh, nein.«
»Was?«, fragten Dean und ich gleichzeitig.
»Sam?« Ein quietschender Frauenschrei erklang. »Oh, du bist hier!« Eine blonde Frau war auf der Treppe erschienen, merkwürdig gekleidet, um das nebenbei zu erwähnen. Quietschend kam sie herunter und blieb mit leuchtenden Augen vor Sam stehen.
»Oh, äh, Beccy, richtig?«, fragte Sam zögernd.
»Oh, du kannst dich an mich erinnern.«
Dean verdrehte genervt die Augen. Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, doch er winkte nur ab.
»Gib zu, du hast an mich denken müssen«, sagte die Frau namens Beccy.
»Entschuldigen Sie«, ging ich in diesem Moment dazwischen. »Aber haben Sie uns hierhergerufen?«
»Ich hab' mir Chucks Handy nur ausgeliehen«, verteidigte sie sich. Sie wandte sich an den Mann. »Es war in deiner Hose.«
Chuck stöhnte genervt auf. »Beccy!«
»Was?« Sie sah zu uns. »Das werden sie doch sehen wollen.«
»Was meinst du?«, fragten Sam und Dean gleichzeitig.
»Oh, mein Gott. Ich liebe es, wenn ihr gleichzeitig sprecht!« Beccy quietschte wieder.
»Hey, Chuck!« Ein Mann in einem gelben Hemd mit einem Klemmbrett in der Hand war auf der Treppe erschienen. »Komm jetzt. Es ist Showtime!«
Beccy lachte und folgte dem Mann ins Haus.
»Leute, ich entschuldige mich für alles«, sagte Chuck. »Einfach alles.« Mit diesen Worten verschwand er.
»Habt ihr auch so ein ungutes Gefühl bei der Sache?«, fragte ich, bevor wir drei ihm folgten.
Wir betraten das Haus. Irgendwo lief leise Musik. Ein Mann, gekleidet wie Dean, nur breiter gebaut und kleiner, blieb mit einem Bier in der Hand kurz vor uns stehen. »Hey, Dean«, lachte er. »Du siehst gut aus.« Er deutete auf den Winchester, dann ging er weiter.
»Wer bist du denn?«, wollte Dean wissen.
Der Mann blieb stehen und wandte sich uns zu. »Ich bin auch Dean«, erklärte er, als wäre es selbstverständlich. »Tzz.« Mit einem selbstgefälligem Ausdruck ging er davon.
Dean zog die Augenbrauen verwundert hoch und sah uns an. Sein Blick wanderte an uns vorbei und sein Gesicht wechselte zu einer entsetzten Miene. Nun wandten auch wir uns um und Sam zuckte neben mir vor Schreck zusammen.
»Oh, oh. Da sind Sam, Dean und Cat. Jetzt hab' ich ein Problem«, sagte der Mann, der augenscheinlich als Vogelscheue verkleidet war. Er lachte freundlich. »Viel Spaß, ihr drei.« Bevor er ging, schlug er seine Sense noch gegen Sams Brust. Beccy lachte hinter uns amüsiert.
»Was ...?«, brachte Dean fassungslos heraus, mehr jedoch nicht, denn sein Blick fiel auf die anderen Leute, die hier versammelt waren. Bloody Mary, Killer-Clown, eine Frau, die anscheinend Bobby darstellte, und unzählige Supernatural-Fan-Artikel.
»Becky«, sagte Sam langgedehnt. »Was ist das hier?«
»Es ist der Wahnsinn! Eine Supernatural-Convention. Die erste überhaupt.«
Entsetzt sahen wir uns an, dann ließen wir unsere Blicke wieder über die Leute wandern.
»Darf ich sie umbringen?«, fragte ich, als ich jemanden erkannte, der augenscheinlich mich nachahmte.
»Meine Erlaubnis hast du«, meinte Dean.
In diesem Moment ergriff Beccy Sams Handgelenk. »Chucks Auftritt beginnt gleich. Das müsst ihr euch ansehen.« Bevor wir etwas erwidern konnten, hatte sie Sam mitgezogen. Widerwillig folgten wir den beiden.
»Willkommen bei unserer ersten Supernatural-Convention«, sprach der Mann in dem gelben Hemd auf der kleinen Bühne ins Mikrofon. Wir standen ganz hinten, hinter den Leuten, die auf den Stühlen saßen, zusammen mit Beccy und beobachteten das ganze - eher unfreiwillig.
»Äh, um 15.35 Uhr findet im Magnolien-Zimmer die Diskussions-Runde »Verängstigter kleiner Junge: Das geheime Leben von Dean« statt. Und von 16.30 Uhr an geht es um die homoerotische Bedeutungsebene von Supernatural.« Dean klappte die Kinnlade hinunter. »Oh, und natürlich um Punkt 19 Uhr beginnt dann die große Jagd.«
Begeistert begannen die knapp zwei Dutzend Zuschauer zu klatschen und zu jubeln, und auch Beccy zeigte ihre Begeisterung lauthals.
Der Sprecher hob die Hand, als Zeichen dafür, dass Ruhe einkehren sollte. »Okay, aber jetzt möchte ich ihnen gern den Mann persönlich vorstellen, den Erfinder und Autor der Supernatural-Bücher, den unvergleichlichen Carver Edlund.«
Die Menge tobte, als Chuck auf dem Podest erschien. Nervös stellte er sich vor das Mikrofon.
»Okay, gut, das ist nicht annähernd so schwierig, wie ich dachte«, sagte er leise. Er räusperte sich. »Trockener Mund.« Unruhig sah er sich um. Er erblickte die Wasserflaschen, die an der Seite aufgereiht waren, und nahm sich eine. Hastig trank er davon.
»Oh, Gott«, meinte ich und stützte meinen einen Arm auf den anderen, den Kopf in der Hand vergrabend - ich konnte mir das nicht mit ansehen.
»Okay«, sagte Chuck, als er die Flasche abgesetzt hatte. »Also dann, äh, Fragen?«
Augenblicklich schossen unzählige Arme nach oben. Jeder rief irgendetwas, um auf sich aufmerksam zu machen.
»Äh, du.« Chuck deutete auf jemanden aus der ersten Reihe und der Mann erhob sich.
»Hey, Mr. Edlund, ich bin ein großer Fan. Wow, okay. Was ich gern wissen würde: Wie sind Sie eigentlich auf die Idee mit Sam und Dean, später mit Cat, gekommen?«
Chuck schielte kurz zu uns herüber. »Oh, na ja, ich, äh, es ist mir einfach ... einfach so eingefallen.«
»Klar«, murmelte ich ironisch.
Wieder meldeten sich die Leute.
»Ja, der, äh, Hook-Man«, rief Chuck ihn auf.
Ein großer Mann mit langen lockigen Jahren und einem schwarzen Hut erhob sich. »Wieso lassen sich Sam und Dean in jeder Kampfszene ihre Waffe oder ihr Messer von dem Bösen aus der Hand schlagen? Wieso befestigen sie es nicht an so 'ner Art Gummiband?« Er lachte.
»Ich, äh ... Ja, ich weiß nicht«, meinte Chuck. »Keine Ahnung -«
»Und noch eine Frage«, unterbrach der Hook-Man. »Wieso merken Sam und Dean nicht, dass Ruby böse ist? Ich meine, sie manipuliert Sam doch ganz klar zu einem moralischen Fehltritt. Das ist doch offensichtlich, oder?«
Wütend stürmte Beccy nach vorn. »Hey, wenn dir die Bücher nicht gefallen, dann ließ sie einfach nicht, Fritz!«, rief sie aufgebracht.
»Okay, okay. Es ist okay«, versuchte Chuck die Frau zu beruhigen. »Gut, nächste Frage.«
»Am Ende des letzten Buches -«, begann der Mann, den Chuck daraufhin aufrief, »- geht Dean in die Hölle. Also, was passiert als nächstes?«
»Oh, äh ... Dazu kann ich nur Folgendes sagen, um genau zu sein, dass werdet ihr alles noch erfahren.« Chuck blickte zu uns, und bei seinen Worten straffte sich unsere Haltung. »Dank eines reichen skandinavischen Investors werden weitere Bücher veröffentlicht.«
Die Menge brach in tobenden Applaus und in Jubelgeschrei aus. Auch Beccy, die mittlerweile wieder neben uns stand, zeigte ihre Freude mit viel Gekreische. Sam sah ungläubig zu seinem Bruder, während dieser und ich Chuck ernste Blicke zuwarfen.

1245 Wörter

Nach knapp zwei Wochen kommt wieder ein Kapi. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich war im Schul-Stress. Zum Glück ist meine Klausur-Phase vorbei und bald sind wieder Ferien ^^

Was sagt ihr zu dem Kapi? Eigentlich ist nichts Spektakuläres passiert, nur dass Cat wieder bei den Brüdern ist. Glaubt ihr, der Fall wird sie wieder zusammenbringen?

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