Kapitel 27: Erwachen
Kirishimas PoV
Meine Gedanken waren bleiern, als ich wieder zu mir kam und mein Körper fühlte sich seltsam träge an. Allmählich fingen meine Gedanken an, sich wieder zu sortieren, als ich nach und nach mein Bewusstsein wiedererlangte. Meine Augenlider fühlten sich schwer an und ich brauchte einen weiteren geschlagenen Moment, ehe ich die Kraft besaß sie zu öffnen. Meine Sicht war ein wenig verschwommen und ich blinzelte mehrere Male, ehe das Weiß vor meinen Augen allmählich die Konturen eines Zimmers annahm. Eines Krankenzimmers, wie mir sofort bewusstwurde.
Ich drehte den Kopf leicht und entdeckte direkt den unverkennbaren aschblonden Haarschopf von Katsuki. Er saß auf einem Stuhl vor meinem Bett und hatte den Kopf auf die Matratze gelegt. Seine Hand lag direkt neben meiner, als hätte er sie gehalten, bevor er eingeschlafen war. Sofort musste ich lächeln und ich streckte meine Finger, um die seinen zu berühren. Er wachte nicht auf und unmittelbar fragte ich mich, wie lange er an meinem Bett gewacht hatte, ehe ihn die Müdigkeit so vollkommen übermannt hatte.
Ich sah mich weiter um. In meiner rechten Ellenbeuge steckte eine Nadel, die mich mit irgendeiner Infusion verband. Die Vorrichtung mit dem Beutel stand direkt neben meinem Bett. Unter meinem Krankenhaushemd spürte ich die Elektroden, die sie auf meine Brust geklebt hatten, um meinen Herzschlag zu überwachen. Das ständige Piepen des EKG Gerätes war allgegenwärtig.
Dann öffnete sich leise die Tür und ich zuckte überrascht zusammen. Mein Blick wanderte zu der Person, die eintrat und sofort versuchte ich mich aufzurichten.
„Bleib liegen, Eijirou. Du musst dich ausruhen.", sagte die Kaiserin freundlich. Sie trat auf mein Bett zu und sah zu ihrem Sohn herab, der noch immer tief und fest schlief. Ein kleines trauriges Lächeln legte sich auf ihre hellen Lippen.
Sie holte sich einen Stuhl und stellte ihn leise neben Katsukis, um sich selbst zu setzten. Es herrschte einen Moment der Stille, in der wir beide uns musterten.
„Es tut mir leid, was dir widerfahren ist. Das hätte nicht passieren dürfen.", sagte sie leise, um Katsuki nicht zu wecken.
Ich lächelte verlegen. „Was ist denn eigentlich genau passiert?"
Ihre Mundwinkel zuckten kurz nach oben, als sie mein Lächeln erwiderte. „Katsuki hat dich in euren Gemächern gefunden und sofort zur Krankenstation gebracht. Meine Schwester hat dich vergiftet. Sie konnte es nicht ertragen, dass jemand wie du auf den Thron dieses Landes gelangt. Wie du weißt, hat sie etwas gegen Cyborgs und hat deswegen schon Katsuki das Leben schwer gemacht. Im Gegensatz zu dir ist er jedoch von ... hohem Geblüt." Die Kaiserin spuckte den letzten Begriff geradezu aus. „Aber wenn solche Taten von jemanden aus einer so hochrangingen Familie verübt werden, wird einem nur noch einmal mehr bewusst, wie wenig das über den Wert einer Person aussagt." Sie biss die Zähne zusammen und eine Falte bildete sich zwischen ihren Augenbrauen. Sie hatte auf einmal enorme Ähnlichkeiten mit ihrem Sohn.
„Was geschieht mit ihr?"
„Sie wurde aus dem Palast verbannt." Die Kaiserin lehnte sich im Stuhl zurück und verschränkte die Arme. „Es tat mir ein wenig weh, sie ist schließlich nichts desto trotz meine Schwester, aber es war das einzig Richtige. Sie sitzt momentan im Gefängnis." Dann gab sie auf einmal ein amüsiertes Schnauben von sich. „Auch wenn sie, wenn es nach Katsuki ginge, deutlich Schlimmeres verdient hätte."
Mein Blick wanderte zu meinem Verlobten. Liebevoll strich ich mit dem Daumen über seinen Handrücken und ein sanftes Lächeln legte sich auf meine Lippen. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es für mich gewesen wäre, wenn ich Katsuki auf einmal leblos vorfinden würde.
„Ich weiß wie es ist, seine große Liebe zu verlieren.", sagte sie auf einmal wieder sehr ernst. Ihre Augen blickten traurig und sie schaute auf ihre Hände. „Masaru ist damals schwer krank geworden, und nach seiner Diagnose blieben ihm nur noch wenige Monate. Ich möchte nicht, dass Katsuki so etwas wiederfährt. Es ist grausam."
Ich biss mir auf die Unterlippe. Sie hatte einen schlimmen Verlust erlitten. „Tut mir leid.", sagte ich leise.
Sie sah auf und schüttelte lächelnd den Kopf. „Du bist wirklich jemand, der das Leid nur bei anderen wahrnimmt, oder?"
Ich runzelte die Stirn und sah sie verwirrt an.
„Eijirou, du wärst gestern fast gestorben. Du solltest anfangen, dich um dich selbst zu sorgen.", sagte sie mit einem warmen Lächeln. „Aber ich schätze, das ist einer der Gründe, warum Katsuki sich in dich verliebt hat. Wenn ich den Erzählungen meines Sohns glauben kann, dann hast du schon sehr viel in deinen jungen Jahren durchlebt. Mehr als ein Mensch eigentlich ertragen sollte. Und dennoch sitzt du lächelnd vor mir und sorgst dich um die Menschen um dich herum."
Ich errötete und wollte mich verlegen am Hinterkopf kratzen, doch ich hielt in der Bewegung inne, als die Nadel in meinem Arm einen unangenehmen Druck ausübte.
„Ich habe dir unrecht getan. Zu Anfang dachte ich, du wärst nur jemand, den Katsuki gekauft hat, um mich zu ärgern. Ich war ziemlich wütend auf ihn.", gestand sie etwas verlegen ein. „Ich dachte er würde sich nur noch mehr gegen mich auflehnen, aber genau das Gegenteil ist geschehen. Er hat eingewilligt Kaiser zu werden. Naja, vielleicht hat es ein wenig Druck von meiner Seite benötigt, damit er zustimmt die Nachfolge anzutreten... aber wenn der Rest der Familie ihn nicht so konsequent abgelehnt hätte, dann hätte er sicherlich früher eingewilligt." Sie seufzte. „Vielleicht war es nicht fair ihm gegenüber, solchen Druck auf ihn auszuüben."
„Kat hat ziemlich unter der Situation gelitten.", sagte ich vorsichtig, nicht wissend, ob es richtig war, ihr zu sagen, dass ihr Verhalten ihm geschadet hatte. Sie war noch immer die Kaiserin, und ich kannte sie nicht gut genug, um sie einschätzen zu können.
Sie verzog ein wenig den Mund, nickte aber trotzdem. „Ich weiß. Ohne dich hätte er aus dieser verzwickten Situation sicherlich auch nicht herausgefunden. Du warst es, der ihm wieder eine Richtung gewiesen hat. Als er dich in den Palast brachte, war er wie verändert. Er bemühte sich auf einmal sich trotz seines Hitzkopfes diplomatisch zu verhalten und er wirkte wieder inspiriert. Er hatte wieder ein Ziel vor Augen. Ich glaube dieses Land hat es einzig dir zu verdanken, dass es in knapp zwei Wochen einen starken – nein verzeih – zwei starke neue Kaiser bekommt."
„Ich glaube Sie haben eine etwas zu hohe Meinung von mir.", sagte ich leise. „Ich weiß doch gar nichts über die Regentschaft und weiß nicht, wie ich Katsuki unterstützen kann."
Sie lächelte mich beinahe mütterlich an. „Niemand erwartet von dir in deiner Position, dass du alles weißt. Selbst wenn Katsuki am Anfang das Ruder in die Hand nimmt, wirst du schnell die richtigen Aufgaben für dich finden."
„Danke.", sagte ich verlegen. „Das beruhigt mich irgendwie."
Dann lehnte sie sich wieder vor und ihr Blick wanderte zu Katsuki an ihrer Seite. „Aber vor eurer Krönung haben wir ja noch eine Hochzeit zu planen. Ich dachte da direkt an den Tag vor eurer Krönung. Das gibt dir genug Zeit dich zu regenerieren. Hast du irgendwelche besonderen Wünsche?"
„Uhm.", machte ich überfordert. Ich hatte mir nie groß Gedanken um die Hochzeit gemacht. Ich hatte nie zu den Kindern gehört, die sich den Tag immer groß ausgemalt hatten und als ich versklavt wurde, hatte ich die Gedanken daran komplett vergessen. Ich brauchte keinen großen Tag. Ich brauchte Katsuki. Ich wollte mein Leben mit ihm teilen. „Ehrlich gesagt habe ich mir da keine großen Gedanken drum gemacht.", gestand ich verlegen. „Außer ...", ich biss mir auf die Lippen, unsicher ob ich meine Bitte wirklich äußern sollte.
„Es geht um deine Hochzeit, du darfst dir wünschen, was auch immer du willst.", ermutigte sie mich.
„Ich ... würde ungern, den Tag groß öffentlich feiern. Mir wäre das glaube ich zu viel, gerade weil am nächsten Tag die Krönung stattfindet. Ich würde lieber in kleinem Kreise feiern. Es ist schließlich Katsukis und mein Tag, und da möchte ich auch ein bisschen was von ihm haben.", sagte ich verlegen.
Sie nickte langsam. „Kaiserliche Hochzeiten werden normalerweise groß gefeiert, aber ich kann das durchaus verstehen. Dann wird es eben eine kleine Hochzeit, nur mit Freunden und Familie – nun ja einem Teil der Familie."
Erleichtert atmete ich aus. „Danke."
„Gut, ich habe heute noch einiges zu tun und werde mich jetzt wieder an die Arbeit setzten. Ruh dich ordentlich aus Eijirou und lass dich ein wenig verwöhnen. Du hast es dir verdient.", sagte sie augenzwinkernd und stand auf.
Lächelnd sah ich ihr hinterher. So sehr Katsuki sich auch gegen sie aufgelehnt hatte, spürte ich doch, dass sie beide viel gemeinsam hatten.
Als die Tür wieder ins Schloss fiel, regte sich mein Verlobter mit einem Mal. Stöhnend richtete er sich auf, rieb sich die Augen und fuhr sich durch die aschblonden Haare, wobei das Diadem auf seinem Kopf in eine Schieflage geriet.
„Na, gut geschlafen?", fragte ich amüsiert.
Überrascht schaute er auf, und seine Augen weiteten sich, als er sah, dass ich wach war.
„Eijirou!", rief er aus und keine Sekunde später schmiss er sich auf mich und gab mir einen innigen Kuss. Als er sich wieder von mir löste, funkelten seine Augen vor Liebe und purer Erleichterung. „Ich hatte solche Angst um dich.", flüsterte er. „Ich hatte solche Angst, dass du mich verlässt!"
Ich lächelte ihn an und vergrub die linke Hand in seinen Haaren. „Hab keine Angst, Kat.", sagte ich sanft. „Ich werde dich nicht verlassen. Zumindest nicht freiwillig. Ich liebe dich."
Er lächelte und fuhr zärtlich mit dem Daumen über meine Wange. „Ich liebe dich auch, Eiji. So sehr." Er beugte sich für einen weiteren Kuss zu mir herunter. „Wie lange bist du schon wach?"
Ich zuckte mit den Schultern. „Vielleicht eine halbe Stunde?"
Er runzelte die Stirn. „Warum hast du mich nicht geweckt?"
„Du hast so tief geschlafen. Außerdem hatte ich Besuch von der Kaiserin. Selbst da bist du nicht aufgewacht." Ich kicherte leise.
„Was hast du mit meiner Mutter beredet?", fragte er skeptisch.
„So einiges, wir hatten uns ja zuvor noch nicht kennengelernt. Sie hat mich über Misaki aufgeklärt und gefragt, wie ich mir unsere Hochzeit vorstelle."
Er hob eine Augenbraue. „Und wie stellst du sie dir vor?"
Ich biss mir auf die Unterlippe. „Wie müssen es natürlich nicht so machen, wie ich ...", ich unterbrach mich als ich seinen strengen Blick sah. „Ich hatte gehofft, dass wir in kleinem Kreise feiern können. Nur du und ich und einige Ausgewählte. Ist das in Ordnung?"
Er lächelte mich warm an. „Das klingt perfekt.", flüsterte er. „Ich kann es kaum erwarten, dich endlich meinen Mann nennen zu können." Er küsste mich erneut und ich seufzte genießerisch.
Ich konnte es auch kaum erwarten.
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