Kapitel 13: Der zukünftige Kaiser
Bakugous PoV
Als ich am nächstem Morgen aufwachte, lag Eijirou dicht an meine Brust gedrückt in meinen Armen. Das rote Haar fiel ihm in die Stirn und sein Mund war leicht geöffnet. Lächelnd sah ich auf ihn herab und fuhr durch seine seidigen Haare.
Es klopfte an der Tür, leise und zaghaft. Ich schloss kurz die Augen und versuchte den Unwillen zu unterdrücken, der mich überkam. Zu gerne wollte ich den ruhigen Moment mit Eijirou ein wenig länger genießen. Doch wer auch immer es wagte an meine Gemächer zu klopfen, hatte mich Sicherheit einen triftigen Grund.
Vorsichtig, um den Rothaarigen nicht zu wecken, wand ich mich aus seiner Umklammerung und stieg aus dem Bett. Leise schlich ich zur Tür und öffnete sie. Mina stand davor und schon ein kurzer Blick auf sie verriet mir, dass etwas nicht stimmte.
„Was ist?", fragte ich leise und betrachtete stirnrunzelnd ihre Hände, mit denen sie nervös herumspielte.
„Die Kaiserin verlangt nach dir.", sagte sie und erklärte damit ihre Unruhe.
Ich seufzte. „Einen Moment, ich ziehe mir eben etwas Angemessenes an." Ich trug noch immer die Kleidung von gestern und konnte so schlecht vor meine Mutter treten. Mina nickte verstehend. Dann schloss ich leise die Tür und schlich zum Ankleidezimmer herüber, um mich umzuziehen.
Ein wenig später trat ich wieder auf den Flur hinaus, wo Mina auf mich gewartet hatte. „Schaust du ein wenig nach Eijirou? Ich möchte nicht, dass er alleine ist, wenn er aufwacht.", bat ich sie.
Sie nickte knapp. Ich konnte ihre Nervosität gut nachvollziehen. Meine Mutter hatte über zwei Tage mit dem Gespräch mit mir auf sich warten lassen. Ich wusste nicht recht, was ich davon halten sollte, aber wie ich Eijirou gestern schon erklärt hatte, konnte es eigentlich nichts Gutes bedeuten.
Ich verabschiedete Mina, die etwas unbeholfen vor der Tür stehen blieb, und machte mich auf den Weg in den Westflügel, wo sich der Thronsaal befand. Je näher ich mich den gewaltigen Flügeltüren näherte, desto mehr spürte ich meine eigene Nervosität. Ich stellte mir die schlimmsten Dinge vor, die sie mir als Strafe androhen könnte.
Als ich vor der verzierten Tür zum Stehen kam, atmete ich einmal tief durch. Dann biss ich die Zähne zusammen und drückte die Klinke herunter.
Zuerst hatte ich das Gefühl in einen leeren Raum zu sehen. Der verlassene Schreibtisch der Kaiserin war wie immer penibel aufgeräumt. Der große, im Tisch eingelassene, Display zeigte nur einen wabernden Bildschirmschoner und der Hologramm Projektor war ebenfalls ausgeschaltet. Doch als ich mich weiter umsah, erblickte ich meine Mutter mit verschränkten Armen zwischen den Regalen an einem der gewaltigen Fenster stehen. Ich sah nur ihr Profil, doch sie hatte die Stirn gerunzelt, ihr Mund war zu einem Strich zusammengekniffen und ihr Blick ging in die Ferne.
Sie ließ sich nicht anmerken, ob sie meine Anwesenheit bemerkt hatte. Ich ging auf sie zu, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und räusperte mich. „Mutter?", fragte ich angespannt.
Da ging eine Regung durch die Kaiserin, ihre Schultern senkten sich ein wenig, als sie mir ihr Gesicht halb zuwandte. Ihr stechenden Augen musterten mich aus dem Augenwinkel von oben bis unten und ich erschauderte ein wenig. Noch nie hatte ich Angst gehabt meiner Mutter entgegenzutreten. Unser Verhältnis war nicht gerade vorbildlich, aber ich hatte mich nie gescheut ihr meine Meinung zu sagen oder mit ihr zu diskutieren. Doch diese sehr abweisende Art war etwas Neues und auf einmal wurde mir klar, woher mein Angstgefühl rührte: Jetzt gab es erstmals wirklich etwas, bei dem ich Angst hatte es zu verlieren. Es gab jemanden, den ich um keinen Preis verlieren wollte.
„Katsuki. Muss ich überhaupt noch fragen, was du dir dabei gedacht hast?", fragte sie leise, aber ihre Stimme war so scharf wie nie zuvor. Sie sah wieder aus dem Fenster, als sie fortfuhr. „Erst diese Schlägerei in dem Bordell, bei der ich es gerade eben noch abwenden konnte, dass davon die gesamte Öffentlichkeit erfährt. Doch anstatt deine Lektion aus dem Hausarrest zu lernen, hast du dich rausgeschlichen und kaufst dir einen Sexsklaven? Diese Information hat sich unter unseren Bediensteten viel zu schnell verbreitet, als dass ich garantieren könnte, dass davon niemand erfährt. Katsuki, dieses Mal bist du echt zu weit gegangen!" Ihre Stimme wurde immer lauter, bis sie regelrecht schrie. Doch noch immer sah sie mich nicht richtig an, als wäre ich die größte Enttäuschung ihres Lebens.
Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht direkt etwas Hitziges zu antworten. Mir gefiel es nicht, dass sie Eijirou auf seine ehemalige Stellung als Sexsklaven degradierte. Alles in mir wollte ihn verteidigen, doch die Wahl meiner nächsten Worten war zu wichtig, um kopflos das Erste zu erwidern, das mir in den Sinn kam. „Mutter... Ja, es stimmt, dass ich damals im Bordell gewesen bin, um einen Skandal heraufzubeschwören. Aber diesmal war es etwas anderes. Ich habe deinem Befehl nicht aus Trotz zuwidergehandelt." Okay, ein bisschen schon, gestand ich mir innerlich ein.
Ihre roten Augen durchbohrten mich geradezu, als sie mir einen erneuten Seitenblick zuwarf. Ganz als hätte sie meinen letzten Gedanken gehört. „Dann erkläre es mir.", befahl sie streng.
„Ich habe mich deinem Befehl widersetzt, weil ich die Person wiedersehen wollte, die ich auf meinen vorherigen Ausflügen kennengelernt hatte."
„Du wolltest deine Gelüste befriedigen."
„Nein!", rief ich aus, und konnte meinen Zorn nicht mehr ganz unterdrücken. Ich biss mir auf die Zunge, um sie nicht anzuschreien. Hier und jetzt durfte mein Temperament nicht mit mir durchgehen. Doch bei meinem energischen Ausruf, sah ich plötzlich einen neugierigen Funken in den Augen der Kaiserin. Mein Protest schien ihre Aufmerksamkeit erregt zu haben.
„Nein.", wiederholte ich etwas ruhiger. „Es ging um Eijirou. Den Sklaven, den ich kennengelernt hatte."
„Den Sklaven, den du gekauft hast.", präzisierte sie.
Genervt sah ich sie an. „Ja, ich habe ihn gekauft. Er war verletzt und sein Besitzer war ein Schwein. Was hätte ich denn tun sollen?"
„Wenn du wirklich keinen Skandal verursachen wolltest, hättest du dich einfach raushalten können. Soweit ich weiß war die Verletzung nicht lebensbedrohlich.", erwiderte sie. Doch trotz ihres Konters, schien sie nun mehr Interesse an meiner Antwort zu haben, denn nun drehte sie sich zu mir um, die Arme vor der Brust verschränkt.
Ich biss die Zähne zusammen. „Vielleicht war sie nicht lebensbedrohlich, aber nichtsdestotrotz schwerwiegend. Eine ärztliche Versorgung war notwendig!", knurrte ich, wütend, dass sie diese Entscheidung überhaupt in Frage stellte.
„Katsuki.", sagte sie ernst. „Ich kann das nicht dulden. Erst deine Bedienstete Mina, die dir in ihrer Ergebenheit die kühnsten Wünsche erfüllt und dann holst du dir einen zweiten, der dir treu ergeben sein wird..."
„Mina ist meine Freundin, sie wollte mir nur helfen. Du darfst sie dafür nicht bestrafen!"
„Ich darf so manches!", erwiderte sie streng. „Aber nein, ich werde sie nicht bestrafen. Ich glaube sie hat dir in der Vergangenheit schon so manches Mal Vernunft eingebläut."
Erleichtert atmete ich aus, dann jedoch stockte ich. „Wie meinst du das, sie bestrafst du nicht?"
Sie runzelte die Stirn. „Deinen neuen Sklaven können wir hier nicht gebrauchen. Es gibt keine freien Stellen hier am Palast. Ich kann nicht noch jemanden gebrauchen, der bedingungslos deinen aberwitzigen Ideen folgt. Ganz abgesehen davon, dass er schlecht für deinen Ruf ist."
Meine Augen wurden groß und mein Herz rutschte mir in die Hose. „Das kannst du mir nicht antun.", sagte ich leise. Ich konnte nicht verhindern das meine Stimme ein wenig brach und ich musste mehrmals blinzeln, um die Tränen zurückgehalten. „Bitte ... Mutter."
Überraschung blitzte in ihren Augen auf. Nie zuvor hatte ich sie um etwas angefleht. Nie zuvor hatte ich meinen Stolz einfach so beiseitegestellt. Aber ich war verzweifelt. Es ging hier um Eijirou. Den Mann, den ich liebte und mit dem mir bis jetzt so wenig Zeit vergönnt war. Was sollte nur aus ihm werden, wenn meine Mutter ihn gegen meinen Willen vor die Tür setzte?
„Katsuki. Was hat es mit diesem Sklaven wirklich auf sich?", fragte sie eindringlich. Ihr Gesichtsausdruck war ein wenig weicher geworden, als würde sie plötzlich verstehen, dass es hier um mehr als nur einen rebellischen Schachzug ging.
Ich atmete zitternd ein, bevor ich ihr antwortete. Nie zuvor hatte ich mich so verwundbar gefühlt. „Ich habe mich in ihn verliebt." Meine Stimme war leise, kaum mehr als ein Flüstern.
Eine bleierne Stille folgte. Ich sah zu Boden und knetete nervös meine Hände.
„Was würdest du geben, damit er an deiner Seite bleiben kann?", fragte sie eindringlich. Überrascht sah ich auf. Sie hatte ihren Kopf leicht zur Seite geneigt und betrachtete mich abwägend.
Ein neuer Funken Zorn wallte in mir hoch. Sollte ich ihr etwa beweisen, wie sehr ich Eijirou liebte? Wollte sie mich mit meinen Gefühlen erpressen? Doch egal, wie viel ich darüber nachdachte, meine Antwort kam mir unmittelbar in den Sinn. „Alles.", erwiderte ich ernst.
Meine Mutter - die Kaiserin Mitsuki Bakugou - war alles andere als gefühlsduselig, aber als sie meine Antwort vernahm, wurde ihr Miene mit einem Mal sehr weich. Sie trat auf mich zu und schloss mich in ihre Arme. Etwas steif und verwirrt ertrug ich die Geste. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann sie mich das letzte Mal umarmt hatte.
Dann löste sie sich von mir und sah mir tief in die Augen. „Wenn ich dafür sorge, dass er - egal was komme - an deiner Seite bleiben kann, würdest du dann die Nachfolge als Kaiser antreten?
Ich biss die Zähne zusammen. „Ist das dein Ernst?", fragte ich sie bitter. „Ich gestehe dir, dass ich mich verliebt habe und spielst das sofort gegen mich aus?"
„Ach, jetzt nimm es mir doch nicht gleich persönlich! Wir haben alle etwas was wir unbedingt wollen! Natürlich muss ich meine Chance ergreifen!"
Ich schwieg und schloss die Augen. Auch wenn ich die Wahl, vor die sie mich stellte, unheimlich ungerecht fand, kannte ich auch dieses Mal meine Antwort direkt. „Wenn Eijirou an meiner Seite bleiben kann und das heißt, dass du mich fortan in Ruhe lässt und nicht alle meine Entscheidungen infrage stellst, dann ja. Dann werde ich der zukünftige Kaiser. So wie du es immer wolltest."
Sie nickte und nun zierte ein warmes Lächeln ihre hellen Lippen. „Dann sei es so.", sagte sie feierlich.
Ich erwiderte nichts mehr. Ich drehte mich einfach um und ging. Ich konnte ihre Freude gerade nicht ertragen. All die Jahre hatte ich mich gegen dieses Schicksal aufgelehnt und auch jetzt sah ich dem nicht mit Freude entgegen. Doch als sich Türen des Thronsaals mit einem dumpfem Rums hinter mir schlossen, war es kein Trübsal, den ich spürte. Da waren viel mehr Erleichterung und Freude. Erleichterung, da das Thema über die Thronnachfolge nicht mehr meine ganzen Gedanken vereinnahmte und ich auf einmal eine seltsame Freiheit verspürte. Und dann die pure Freude, die ich bei den Gedanken an Eijirou empfand. Ich würde ihm ein Leben bieten können, das er verdient hatte. Ich hatte das Gefühl, dass ich mit ihm sogar die Bürde einer Regentschaft meistern könnte.
Vielleicht war mein Gespräch mit der Kaiserin eine Niederlage. Ich war sogar eigentlich ziemlich wütend auf meine Mutter, da sie meine Gefühle so gegen mich ausgespielt hatte. Aber all das rückte in diesem Moment in den Hintergrund. Denn als ich jetzt zurück zu meinen Gemächern zu Eijirou ging, war ich glücklich. Glücklich, dass er an meiner Seite bleiben konnte. Glücklich, dass dort der Mann auf mich wartete, den ich liebte.
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