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Am Abend kam wieder etwas Leben in Gideon und er hoffte eventuell mit Maxi reden zu können, aber auf seine Nachricht kam keine Reaktion.
Maxi lachte. „Warum bist du nur schwul! Wir würden sonst wahrscheinlich echt gut zusammenpassen. Weißt du wie so zwei Puzzelteile oder, oder Ying und Yang!" lallte Charlotte an seine Schulter. „Hmh!" Maxi musste sich bemühen nicht wieder los zu lachen. „Ehy machst du dich über mich lustig?" beleidigt zog sie eine Schnute. „Nein" winkte Maxi grinsend ab. „Doch machst du" Charlotte rutschte etwas von ihm weg. „Gut ja, aber das würdest du auch wenn du dich jetzt reden hören könntest" gab er zu. „Du wurdest aber auch nicht verlassen!" stellte sie klar, was jedoch nur im Entferntesten mit ihrem Zustand zu tun hatte. „Da hast du recht" seufzte Maxi, nun schmerzlich daran erinnert, dass er sich unglücklich in Gideon Laukötter verliebt hatte. „Vergiss den Idioten doch mal! Der will nichts von dir und wenn wärst du eh viel zu lieb für den!" murmelte Charlotte und schloss die Augen während Maxi nur noch ein mattes schmunzeln zustande brachte.
Hell schienen die ersten Strahlen des Morgens in Maxis Zimmer und erinnerten ihn schon vor dem aufschlagen der Augen an den gestrigen Abend. Die Kopfschmerzen waren echt nicht von schlechten Eltern und ihm tat gefühlt jeder Muskel weh. Wie sollte er so nur arbeiten? Da hatte er doch glatt vergessen, dass Sonntag war. Erleichtert atmete er auf und schlug die Augen auf.„Was ein Abend!" murrte Charlotte neben ihm. Sie hatte er auch schon fast wieder vergessen. „Aber danke noch mal! Der Arsch ist jetzt hoffentlich endgültig aus meinem Kopf!" nuschelte sie unverständlich. Maxi wollte schon antworten, dass es doch kein Problem war, aber da wurde seine Zimmertür schon aufgerissen und seine Mutter rief „Gonnie ist..." sie brach ab, als sie Charlotte neben ihrem Sohn sah und lief rot an. Wo war da bitte der Grund rot zu werden. „Morgen!" rief Charlotte und hob einfach nur eine Hand, regte sich aber sonst nicht. „Äh.. ja das kriege ich auch alleine hin" „Was ist denn los?" reif Maxi noch, aber da war seine Mutter schon wieder weg.
„Glaubt sie jetzt wir hatten was miteinander?" fragte Charlotte gähnend. Maxi nickte nur mit bitterer Mine. Es erinnerte ihn doch nur daran dass seine Eltern ihn nicht so akzeptierten wie er war. „Aber du hast dich vor ihnen geoutet?" Maxi nickte wieder und meinte schließlich „Sie wollen es nur nicht wahrhaben." damit stand er auf und ging zum Schrank. Da klingelte sein Handy. Gideons Name blinkte auf und Maxi griff ohne Umschweife danach. Irgendetwas war wieder passiert.
„Du musst mir helfen!" erklang schon kurz nach dem Annehmen des Anrufes Gideons Stimme. „Was ist passiert?" Maxi war selbst erstaunt wie nüchtern er mit einem mal klang. „Kannst du vorbei kommen? Ich kann das am Telefon einfach nicht erklären." Gar keine Frage natürlich konnte Maxi das! „Klar. Bin gleich bei dir" „Wir treffen uns im Stall"damit legte Gideon auf.„Lass mich raten... Monsieur Laukötter hat angerufen und du springst direkt" analysierte Charlotte Maxis Blick, als er sich zu ihr umwandte, um ihr zusagen, dass er zu Laukötters müsse. Mit einem schuldbewussten Blick nickte Maxi ihr zu. „Schon okay! Ich komme eben mit runter und schlage dann mal wieder bei meinen Eltern auf." beschwichtigte sie sofort und lächelte ihn demonstrativ an, als sie aufstand.
Maxi hatte niemandem erklärt wo er jetzt so dringend hin müsse und hatte zum Thema Charlotte nur geantwortet „Eine gute Freundin". Sein Opa war wahrscheinlich trotzdem wieder der Einzige der es richtig verstanden hatte. Zumindest hatte der alte Mann ihm zugenickt und gemeint „Jetzt fahr schon. Scheint ja wichtig zu sein"
Der Kies knirschte unter den Reifen des PKWs als er auf dem Hof parkte. Es schien auf den ersten Blick alles wie immer zu sein. Blauer Himmel, grüne Wiesen und ein reges Treiben in Form von Bereitern und Pferdepflegern, die mit den unterschiedlichsten Pferden an der Hand oder mit Schubkarren aus den Ställen kamen. Maxi stieg aus und sah mit einem Blick ins Stallinnere schon Gideon an der Box von Coco stehen. Seine blonden Haare waren verwuschelt und nicht so akkurat gestylt wie sonst. Diese T-shirt-Jogginghose Kombi passte auch nicht, zu dem sonst so eitel wirkenden, Gideon.
„Hey" begrüßte Maxi ihn freundlich und kam mit schnellen Schritten auf ihn zu. „Hey" langsam hob Gideon den Kopf und versuchte das Zittern seiner Hände zu verbergen. Sein Körper schrie nach mehr. „Was ist los?" fragte Maxi sofort hätte sich aber am liebsten auf die Zunge gebissen als er die total verstörte Coco Chanel sah, die sich in eine Ecke ihrer Box drückte. „Du musst mir helfen!" Gideons Stimme klang rau und belegt. Ohne ein Wort ging Maxi zur Schiebetür der Box und öffnete sie so weit, dass er vorsichtig eintreten konnte „Was ist mit ihr passiert?" Gideon musste schwer schlucken „Mein Vater hat sie geschlagen. Maxi, sie und Wing müssen, bis ich wieder fit bin, hier weg! Er tut ihnen weh!" Maxi musterte die Stute und hielt ihr einfach nur die Hand hin. Es dauerte etwas bis sie ihn wohl erkannte und vorsichtig durch das Stroh auf ihn zu kam. Es brach ihm fast das Herz sie so zusehen. „Wie geht es dir?" fragte Maxi während er die junge Stute kraulte. „Das tut hier jetzt nichts zur Sache! Hast du eine Idee? Bitte sie muss hier weg!" Gideon war die Verzweiflung anzuhören und Maxi litt fast, als er diese Traurigkeit und auch die Angst um seine Pferde aus Gideons Stimme raushörte. „Wir finden eine Lösung" versprach er ohne überhaupt einen Plan zu haben wie es weiter gehen könnte. Er riss sich von der sensiblen Braunen los und beschloss sich auch einmal den Fuchs anzusehen.
Wing brummelte ihn an und wirkte Gott sei dank unverändert. „Ich könnte Bauer Harmsen fragen was mit der Wiese mit Offenstall ist auf dem seine Tochter bis sie weggezogen ist ihre Pferde hatte. Die ist für seine Tiere nicht zu gebrauchen und wir kennen ihn schon so lange da lässt sich auch an der Pacht ein bisschen was machen." Gideon fiel die Kinnlade runter „Das würdest du machen?" Maxi nickte „Ja und mein Opa und ich können uns auch um beide kümmern bis es dir besser geht" Gideons Herz schlug ihm bis zum Hals. Das wäre die Lösung, aber da setzten auch diese Kopfschmerzen wieder ein. Verdammt! „Gideon alles okay?" Maxi sah ihn besorgt an. „Ja...Ja alles gut" winkte er ab und kam wieder zurück zum wesentlich „Wann weißt du ob es klappt? Sie können nur in einer Nacht- und Nebelaktion hier weg. Wenn der Alte das mitbekommt gibt es Stress" „Ich werde gleich mit meinem Opa bei ihm vorbei. Ich melde mich danach bei dir. Versprochen" Gideon lächelte ihn an „Ich bin dir dann echt was schuldig, Kleiner!" „Quatsch, wozu hat man Freunde wenn nicht in solchen Situationen" Maxi war wieder hochrot geworden und sah bewusst weg. Irgendwie niedlich. Kurz legte sich ein Lächeln auf Maxis Lippen und wieder musste Gideon auf diese Grübchen starren.
Gideon zitterte stärker und nun fiel es auch Maxi auf. „Alles in Ordnung? Du zitterst ja, wie sonst was!" die Besorgnis war ihm anzuhören, aber Gideon blockte mit den Worten „Geht schon, nur der Kreislauf. Der fängt sich gleich wieder" ab. Was eine Lüge. Es war nicht der Kreislauf. Schön wäre es. Es war schlimmer.
Maxi zog die Augenbrauen zusammen und öffnete die Lippen um noch einmal genauer nachzufragen, da fuhr Gideon ihn ungehalten an „Es ist alles in Ordnung, okay?! Ich mache mir mehr Sorgen um meine Pferde, als um mich!" Maxi schüttelte den Kopf. „Wenn alles in Ordnung wäre würdest du nicht so ausrasten! Gideon wenn ich dir sonst noch irgendwie helfen kann sag bescheid", meinte er unbeeindruckt. Gideon atmete tief durch, „Du hilfst mir am meisten, wenn du dich um meine Pferde kümmerst. Der Rest kommt schon wieder in Ordnung." Maxi war da nicht so optimistisch. Er seufzte:, „Okay. Ich kümmere mich dann mal um eine Weide.". Hob die Hand winkte und verabschiedete sich mit einem matt klingenden „Tschüss". Gideon schien nicht reden zu wollen. Somit hatte das ganze wenig Sinn.
Gideon sah ihm nach. Er schluckte noch einmal schwer, dann griff er in seine linke Hosentasche und zog seine Tablettenpackung heraus. Mit zittrigen Fingern löste er zwei der hochdosierten Opiate heraus. Er schluckte sie ohne Wasser herunter und schloss die Augen bis er die Wirkung sich langsam und sehr schwach entfalten spürte. Dann öffnete er die blauen Augen wieder, stützte sich wieder auf seine inzwischen so verhassten Krücken.
So humpelte er wieder zum Haupthaus. Da sah er das Auto seiner Mutter auf den Hof fahren. Was wollte sie denn hier? Normalerweise mied sie diesen Ort doch. Dass sie wegen ihm da seinen könnte kam ihm nicht in den Sinn.
Schwungvoll stieg Silvia Laukötter aus ihrem schwarzen Mini Cooper, das Einzige was aus ihrem alten Leben geblieben war. Schon nach wenigen Wimpernschlägen hatte sie ihren Sohn entdeckt. „Gideon!" rief sie. Doch er bewegte sich keinen Millimeter und starrte sie einfach nur an. Mit ruhigen Schritten ging sie zu ihm.
Gideon starrte seine Mutter stumm und regungslos nur an. Sie legte den Kopf schief und sah ihm in die Augen „Du siehst schrecklich aus mein Schatz!" sie klang als würde sie leiden. Trotzdem fühlte er für den Augenblick nichts. Liebevoll strich sie ihm durch die unordentlichen Haare und blickte ihm wieder in die hellen Augen. Da fiel ihr etwas auf. Sie kniff die Augen leicht zusammen und sah noch einmal genau hin. „Wie viele nimmst du?" fragte sie sofort gerader heraus. Das durfte nicht wahr sein! Nicht er! Nicht ihr Gideon!
„Was meinst du?" fragte ihr Sohn jedoch nur gleichgültig. Silvia schnalzte mit der Zuge „Gideon! Verarsch mich nicht! Deine Pupillen verändern sich nicht! Also wie viele?!" Er zuckte mit den Schultern und ging dann einfach weiter. „Rede mit mir!" schrie sie, aber er drehte sich nicht mal zu ihr um und ging stur weiter. „Verdammt noch mal!" fluchte sie.
„Was schriest du hier so rum?! Was machst du überhaupt hier?" sie hatte ihren Ex-Mann nicht bemerkt. „Meine Güte Gunnar, darf ich nich mal mehr meinen Sohn sehen, oder was?" sie rollte mit den Augen „Wir sollten uns eh mal über ihn unterhalten" „Warum? Weil er eine Nichtsnutz ist, oder was?" Silvia schnappte empört nach Luft un wirbelte zu ihm rum „Sag mal bekommst du eigentlich irgendetwas mit?" „Was soll denn sein? Er ist momentan nur etwas dramatisch!" Gunnar Laukötter sah seine Ex-Frau kühl von oben herab an. „Etwas dramatisch? Verdammt! Bist du selbstzentriert. Er schluckt zu viel von diesen scheiß Tabletten!" Gunnar fing an zu lachen „Er ist so verdammt schwach! Das Leben ist kein Ponyhof. Früher hat er es sich schön gesoffen, jetzt schluckt er also Schmerztabletten. Vielleicht kombiniert er ja morgen beides!" „Gunnar, ich finde das nicht lustig! Unser Sohn muss davon schleunigst los kommen! Er wird sich selbst zu Grunde richten und das wissen wir beide. Wie kannst du es nur einfach so hin nehmen?" wütend blitzen ihre blauen Augen auf und Gunnar zuckte leicht zurück, bevor auch er seinen stolz wieder fand. Niemals würde er vor Silvia kuschen. Egal was passieren würde. „Ihm gehts gut. Siehst du doch! Er wird wieder. Er hat eben noch Schmerzen. Du fährt jetzt wieder! Du hast nichts mehr auf diesem Hof zu suchen." überheblich lächelte er sie an. „Du bist und bleibst ein verdammtes Arschloch! Was hab ich nur je in dir gesehen!" damit lief sie wieder zu ihrem Auto und ihr Ex zu Haustür.
„Verdammte Ziege!" fluchte er während er die Haustür aufschob und ins Hausinnere verschwand. „Im Gegensatz zu dir meint sie es wenigstens noch gut mit mir" Gideon grinste. „Ich bin dir doch eh ein Dorn im Auge. Dir und deiner kleinen Schlampe" Wütend sah sein Vater ihn an und hob drohend die Hand „Mach doch!" provozierte Gideon ihn weiter. Noch zögerte Gunnar Laukötter. „Was habe ich falsch gemacht?! Was habe ich dir getan, dass du mich so behandeln musst?" Gunnars Hand schnellte vor und traf die Wange seines Sohns hart. „Sei einfach mal ein Mann und keine verdammte Memme! Dein ständiges Versagen und dieses Selbstmitleid bringen dich keinen Schritt weiter. Hast du mich verstanden? Ich will dich heute nicht mehr sehen und im Stall hast du nichts mehr verloren!"
Wutschnaubend humpelte Gideon so schnell er konnte die Treppe hoch und schrie dann runter „Nein! Du! Du hast nichts mehr im Stall verloren. Ich hoffe du stehst das nächste mal wenn ein Pferd dich runter buckelt, weil du wieder zu hart mit ihm warst nicht mehr wieder auf." „Und du willst mein Sohn sein?! Du bist so verdammt schwach! Reiß dich zusammen Junge! Du bist nichts! Du hast keinen Mut! Du bist eine Schande!" Gideon fixierte seinen Vater „Du bist die Schande. Du hast nicht verstanden das deine goldenen Zeiten vorbei sind"
„Was ist denn hier los? Ich bekomme immer so Migräne wenn so rumgeschrien wird" Sabrina trat aus dem Wohnzimmer und hielt sich wie um diese Tatsache nochmal zu unterstreichen eine Hand theatralisch an die Stirn. „Fick dich Sabrina!" Gideon schenkte ihr noch einen vernichtenden Blick und verschwand dann in seinem Zimmer.
Sein Handy klingelte. Maxi. Hoffentlich hatte wenigstens er gute Nachrichten. „Gibts was neues?" fragte er sofort.
„Äh.. Ja. Die Wiese ist noch frei und er will auch nichts dafür haben"
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