•5


Die Sonne schien. Ich spürte den Wind in meinen Haaren, nicht kalt und stürmisch, sondern angenehm warm. Ich sah hinunter, unter mir war Wasser, ein großer See, kleine Wellen schlugen darauf umher. Ich flog hoch, ziemlich hoch und schnell, sehr schnell. Ich klammerte mich fester und sah nach vorne. Es war so schön, ich war so frei. Sirius hatte seine Hände in den Federn des Hippogreifs vergraben und lachte.

Ich vertraute ihm vollkommen, saß ganz eng hinter ihm, meine Hände um seinen Rücken geschlungen. Ich war einfach glücklich und wir flogen immer weiter, doch dann plötzlich zogen die Wolken sich zusammen, zuerst bemerkte ich nichts, doch dann wurde auch der Wind kälter. Wir flogen immer noch so schnell. Es fing an zu regnen, ich zitterte. Meine Hände wurden rutschig. Ich wollte schreien "Sirius, flieg langsamer!" Doch in dem Moment rutschte ich halb von dem Hippogreif hinunter.

Eine Hand hielt mich fest, mit aller Kraft versuchte ich nicht loszulassen. Ich riskierte einen Blick nach unten, man konnte den Grund nicht sehen. Meine Haare klebten Nass in meinem Gesicht, ich würde mich nicht länger halten können. Ich sah in seine Augen, mit einer Hand krallte er sich in die Hippogreiffedern, er würde selbst abrutschen, wenn ich nicht loslassen würde. Ich lockerte meinen Griff und fiel. Ich hörte einen Schrei und sah wie er mir hinterherschoss, er würde es nicht schaffen mich aufzufangen. Ich schloss meine Augen.

Es war kalt und modrig. Ich öffnete langsam die Augen und sah mich um. Ich lag in einem Wald, es war düster und ich schien gefangen zwischen den Bäumen. Aber ich war noch am Leben.

Ich versuchte aufzustehen, doch ich konnte nicht. Mein Bein tat unbeschreiblich weh. Ich setzte mich auf und hörte mein eigenes Herz pochen. Plötzlich hörte ich noch etwas, ein rascheln, ich schauderte.

Da raschellte schon wieder etwas, es kam aus den Büschen hinter mir. Langsam und zitternd drehte ich mich um, mein Herz pochte in meinem Kopf und Angstschweiß machte meine Hände noch rutschiger, Blätter und Erde klebten an ihnen.

Ich nahm eine Bewegung im Dickicht wahr. Wie gelähmt saß ich auf dem Boden und verfolgte die Bewegungen mit meinen weit aufgerissenen Augen. Auf einmal waren auch von der anderen Seite Laute zu hören und ich wusste nicht mehr wo ich hinsehen sollte. Jetzt konnte ich deutliche Schritte wahr nehmen. Ich kniff für einen Moment die Augen zusammen, als ob ich hoffte mir alles nur einzubilden. Schlurfende Schritte kamen von allen Seiten näher, ich zitterte so heftig, als wäre ich im eisigsten Wind ohne Jacke unterwegs.

Ich konnte etwas erkennen, jemanden. In einer Entfernung von ungefähr zehn Metern, kamen zwei gelb leuchtende Augen immer näher. Mein Atem stockte, versteinert saß ich da und starrte das Augenpaar an.

Ich spürte auch in meinem Rücken Augenpaare und das eine vor mir, war nur noch wenige Meter entfernt. Mit entsetzen erkannte ich mehr von dem Wesen, es hatte Krallen, mit dem es jedes Kind sofort zerfetzen könnte und Fangzähne, die unglaublich gefährlich im Mondlicht blitzten.
Ich wusste nicht wohin, es gab kein Entkommen.

Ich atmete schnell und beobachtete wie sie immer näher kamen. Hilflos und verloren saß ich da. Sie hatten mich umzingelt, er kam immer näher. Direkt vor mir hielt er an. Seine Augen sahen in meine. Nur noch wenige Zentimeter und dann-

Schweiß gebadet schreckte Remus hoch. Er brauchte einige Sekunden um zu verarbeiten, dass es nur ein Traum gewesen war. Er merkte, wie stark er zitterte und, dass sich Tränen in seinen Augen gebildet hatten. Er wischte sie weg und dachte nach.

Die anderen schliefen noch und es war noch nicht hell, doch er wusste, dass er nicht mehr einschlafen konnte. Vorsichtig stieg Remus aus seinem Bett auf den kalten Boden, nahm seine Decke und setzte sich vor das Fenster, aus dem man vom Turm einen wundervollen Ausblick hatte. Zur Beruhigung schnappte er sich eine Tafel Schokolade, wohl nicht das Gesündeste am Morgen, aber wirklich das einzige das half.

Er überlegte wie er Sirius und den anderen das restliche Jahr über am besten aus dem Weg gehen konnte. Er würde heute ganz Früh Essen gehen und sich einfach zu Marlene, Dorcas und Lily setzten, allerdings konnte das nicht das restliche Schuljahr so gehen.

Remus schaffte es tatsächlich den ganzen Morgen mit keinem von ihnen zu sprechen. Als er ging, schliefen sie noch alle. Hin und wieder hatte er am Vormittag kurz zu Sirius hinüber geschaut, dieser wirkte nicht wirklich betrübt, was Remus aber nicht wunderte, er wusste selbst nicht, warum er die Hoffnung hatte, Sirius wäre traurig.

Den ganzen Tag dachte er nur daran, dass er heute Abend mit Madame Pomfrey in diese schreckliche, alte Hütte gehen musste. Remus konnte sich in Verwandlung kaum konzentrieren, doch McGonagall ermahnte ihn nicht, immerhin wusste sie bescheid , anfangs hatte sie ihn sogar manchmal als Katze begleitet.

Zu Zaubertränke wäre Remus fast zu spät gekommen, was ihm normalerweise eher selten passierte. Als er auf dem Weg hinunter war, lief er vielleicht etwas zu schnell und passte nicht auf, er stieß halb mit jemandem zusammen, erschrocken blieb Remus stehen um sich zu entschuldigen, da sah er Severus Snape.

Auch dieser war stehen geblieben und bevor Remus irgendwas machen konnte, hatte Severus ihn zur Seite gestoßen und war weiter gegangen. Da Remus solche Kopfschmerzen hatte und nicht aufpasste, waren all seine Bücher runter gefallen. "Miskerl" knurrte er und kniete sich hin, um alles auf zu heben.

Er hatte Snape noch nie gemocht, allerdings hatte er ihn nie so gemobbt wie James und Sirius. Remus nannte ihn auch nie wirklich Schniefelus. Trotzdem war ein gewisser Hass zwischen ihnen, er erinnerte sich an ihre erste Begegnung, die wohl der größte Grund dafür war, dass er Severus nicht mochte.

Es war vor ihrer Hauseinteilung gewesen, er war furchtbar aufgeregt. Severus stand nur ziemlich distanziert und unauffällig herum, er wirkte überhaupt nicht aus der Ruhe gebracht. Remus nahm nicht viel Notiz von ihm, er war viel zu sehr mit dem Fakt beschäftigt, dass sich ab jetzt sein ganzes Leben verändern würde.

Er wusste schon einiges über Hogwarts , hatte Bücher gelesen und sich informiert. Plötzlich stand Severus neben ihm und musterte ihn. Misstrauisch schaute Remus ihn kurz an und blickte schnell wieder weg, der Junge mit den fettigen Haaren kam ihm damals schon seltsam vor.

James und Sirius standen damals direkt vor Remus, wo Peter steckte hatte er nicht gewusst, Remus wollte schon zu ihnen gehen, als Severus ihn plötzlich ansprach.
"Was bist du? Ein Halbblut? Oder so wie du aussiehst wahrscheinlich eher ein Schlammblut..." Dabei starrte er auf seine Narben.

Niemand außer Remus hatte es gehört, er starrte Severus an. Er konnte nicht glauben was er gerade gefragt hatte.
Was ging es ihn an? und wozu war diese Information gut für ihn? Abgesehen davon, dass er "Schlammblut" benutzt hatte.

Remus wollte einfach weggehen und ihn stehen lassen, doch die Wut brodelte zu stark in ihm und die Worte kamen zu schnell aus seinem Mund
"Egal ob Halbblut oder Muggelstämmig, ich werde immer mehr vom Leben haben, als du kleine Kröte." Ein paar Schüler hatten ihn gehört, sie hatten sich schockiert umgedreht. Remus bereute seine Worte sogleich er sie ausgesprochen hatte. Severus war stärker als er, er könnte ihn ohne Mühe zusammenschlagen.

Doch Remus schien ihn aus dem Konzept gebracht zu haben und Snape starrte ihn nur fassungslos an, Remus ging an ihm vorbei zu Sirius und James.
Sie grinsten den Werwolf nur an.
"Das hat er verdient." sagte James. Und es war als würden sie zusammen gehören.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top