•40
Ein paar Tage später waren die Gerüchte und der Tratsch noch immer nicht ganz vergangen, aber es wurde weniger. Remus war auf dem Weg zur Bibliothek, denn im Gemeinschaftsraum war es zurzeit viel zu laut (Größtenteils wegen der Quidditchmannschaft) und er wollte noch für die Tests vor den Weihnachtsferien lernen. Er begrüßte Madam Pince und schlich sich dann an einen Platz ziemlich weit hinten. Als er sich auf den Stuhl fallen ließ kam ein genervtes Seufzen von seinen Lippen. Er wusste, dass er gut in der Schule war, doch in letzter Zeit machte er sich selbst noch mehr Druck, es war immerhin schon das vorletzte Jahr.
Diesmal war er zu seiner eigenen Überraschung voll bei der Sache und konzentrierte sich nur auf den Stoff. Er war so darin versunken, dass er seine ganze Umgebung vergaß und somit auch das Mädchen nicht bemerkte, dass sich direkt neben ihn gesetzt hatte und ihn erwartungsvoll anstarrte. Sie tippte mit den Fingern ungeduldig auf den Tisch und als auch das nichts half räusperte sie sich schließlich laut. Remus fuhr erschrocken hoch und war noch erschrockener, als er das Mädchen neben ihm sah. Er wusste nicht sofort, warum sie ihm so bekannt vorkam, doch dann fiel es ihm plötzlich wieder ein. Er schnappte nach Luft.
Bilder flackerten in seinem Kopf auf, von der Zugfahrt, dem Kuss und dem Mädchen, dass sie erwischt hatte. Sie war es, Sirius Ex-freundin. Auf einmal wurde Remus panisch ohne zu wissen wieso, sein Herz raste und er spürte wie seine Hände zu schwitzen begonnen. Er sah dem Mädchen in ihre blauen Augen und ihr Blick schien ihn quasi zu durchbohren. Ihr langes, schwarzes Haar fiel ihr über die Schultern und sie war hübsch, wirklich hübsch. Dafür dass sie nur eine Klasse über Remus war, sah sie ziemlich alt aus und hatte irgendwie etwas mysteriöses an sich. "Du bist Remus", sagte sie nach ein paar Sekunden Stille. Es war keine Frage sondern einfach eine Feststellung. Verwirrt nickte Remus und brachte es schließlich über sich zu fragen: "Und du bist?" Er wusste ihren Namen tatsächlich nicht, er war noch nie gut darin gewesen sie sich zu merken.
"Synthia Shafiq, natürlich hast du sicher schon von meiner Familie gehört", in ihrer Stimme war keine Spur unsicherheit zu erkennen und Remus fand sie klang irgendwie abgehoben. Tatsächlich hatte er von ihrer Familie gehört, denn sie stand im Reinblüterverzeichnis. Remus hatte nichts gegen reinblütige Familien, doch er hasste nichts mehr, als wenn sie es so sagten, als wären sie deshalb etwas besseres. Es widerte ihn an und mit solchen Leuten wollte er eigentlich nichts zu tun haben. Von ihrer Aussage wütend, fragte Remus in einem genervten Ton: "Und?"
Synthia verdrehte die Augen und verschränkte die Arme. "Ich komme hier her um dir zu helfen und du gehst mich so an?", fragte sie in einer gespielt beleidigten Stimme.
"Wobei solltest du mir denn helfen?", fragte Remus gleichgültig. Was auch immer sie wollte, er traute ihr jetzt schon nicht.
"Ach Remus", seufzte sie und legte eine Hand auf Remus' Unterarm, der auf dem Tisch lag. Remus wollte sie am liebsten weg ziehen, doch er saß wie eingefroren da. "Ich kenne Sirius", sagte sie plötzlich und betonte das "kenne" besonders stark. Auf einmal bekam Remus Angst, was wollte sie von ihm und warum erwähnte sie Sirius?
"Ich kenne ihn und deshalb kann ich dir auch sagen, dass du einen Fehler machst, nach allem was man von euch hört", sie starrte ihn aus großen Augen an und strich über seinen Arm, als müsste sie ihn beruhigen. "Ich denke nicht, dass ich deinen Rat brauche", antwortete Remus unbeeindruckt. Dass sie jetzt schlecht über seinen Freund redete, war das letzte was Remus sich anhören wollte. "Ich denke schon, dass du es wissen solltest, aber wenn du meinst. Deine Entscheidung", sagte sie unschuldig und nahm ihre Hand endlich von Remus' Arm.
Verdammt. Remus wollte nicht neugierig sein und er wusste, dass es wahrscheinlich eine Falle war, doch mit den Satz hatte sie seine Aufmerksamkeit geweckt. Als er nichts sagte, stand Synthia auf. Sie wandte sich von Remus ab und fing an wegzugehen "Tja, dein Pech. Ich dachte das würde dich wirklich interessieren", meinte sie und ging langsam weiter. Remus zögerte, er wusste, dass Sirius es nicht wollen würde, aber was konnte sie denn schon schlimmer erzählen? Remus sprang auf und lief ihr hinterher.
"Warte!", rief er und hielt sie am Umhang fest. Mit einem Grinsen drehte sich die Gryffindor Schülerin um und sagte überlegen: "Also doch... es ist mir ein Vergnügen." Sie führte Remus hinter ein Regal und blieb dort stehen. "Ich weiß wie du dich fühlst", sagte sie und Remus meinte nun einen Splitter Menschlichkeit hinter ihrer Fassade zu erkennen. "Mit Sirius Black zusammen zu sein, ist... aufregend, aber es ist auch so anstrengend. Man steht plötzlich im Mittelpunkt, alle reden über einen und glaub mir, das tun sie jetzt nicht nur weil ihr beide Jungs seid." Sie seufzte.
"Er wird auch dich vergessen und mit gebrochenem Herzen zurücklassen. Er hat es mit uns allen getan, mit dir wird es nicht anders sein."
Remus blinzelte sie verdutzt an und schnaubte schließlich. Er flüsterte aufgebracht: "Sirius liebt mich und auch wenn du ihn gerne zurück hättest, kannst du nichts daran ändern." Er verschränkte die Arme. "Bitte, als ob ich ihn zurück haben will, nein danke."
"Was stört dich denn dann so an uns?", fragte Remus.
"Was mich stört, ist dass Sirius Black immer das bekommt was er will und du kannst dir nie sicher sein, dass er dich nicht nur ausnutzt", Synthia sah nun selbst ziemlich wütend aus.
"Stört es dich nicht, dass er so beliebt ist und so viele Mädchen immer noch an seinen Lippen hängen? Stört es dich nicht, dass du ihn quasi mit so vielen teilen musst und dabei auch noch selbst in den Mittelpunkt gerissen wirst? Dass du dir nie sicher sein kannst, dass du der einzige bist nach allem was passiert ist, nach all den Freundinnen? Willst du nicht wissen, ob er dich wirklich liebt?"
Remus ballte seine Hand zu einer Faust, nicht weil sie unrecht hatte und er wütend war, sondern weil er realisierte, dass er sich wirklich manchmal so fühlte. Er war keine Person die viel Aufmerksamkeit wollte, alles was er wollte war mit Sirius zusammen zu sein. Zu wissen, dass sie zusammen bleiben würden.
"Und was meinst du, dass ich tun soll?" fragte er mit zittriger Stimme.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top