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Seine Hand lag schlaff in Sirius'. Sie war blass und die Handfläche total verschwitzt. Über eine Stunde lang hielt er sie jetzt schon. Sirius glaubte nicht viel an Schicksal und den ganzen Kram, doch in diesem Moment konnte er einfach nur hoffen und das Universum anbetteln, dass Remus endlich aufwachen würde. Sein Atem war flach und kaum hörbar, seine Haare klebten verschwitzt an der Stirn und als Sirius seine Hand auf Remus' Brust legte, schlug sein Herz viel zu schnell. Hin und wieder gab er ein leichtes Schnauben von sich.
Als der Werwolf sich gestern zurückverwandelt hatte, nachdem sie auf dem schönen Hügel eingeschlafen waren, hatte Sirius gedacht, dass alles gut gegangen war. Er stupste Remus an, der erschöpft am Boden lag. Doch dann war er einfach liegen geblieben, hatte sich kein Stück mehr bewegt, einfach Ohnmächtig. Sirius wurde panisch und trug ihn so schnell er nur konnte in den Krankenflügel. Das war jetzt schon fast zwei Stunden her. Er hatte Madame Pomfrey kaum gehört, sein Herzschlag hatte so in seinen Ohren gepocht.
Sirius wischte sich mit dem Handrücken heiße Tränen von den Wangen, mit der anderen Hand hielt er immer noch Remus'. Er machte sich schon die ganze Zeit Vorwürfe und er wusste dass sie stimmten. Es war alles seine Schuld. Er hatte die verdammte Idee gehabt und er war es, der eingeschlafen war, während Remus und James alleine den Trank brauen mussten. Wenn er mitgeholfen hätte, dann wäre das alles vielleicht gar nicht passiert. Ihnen wäre kein Fehler unterlaufen und der Trank hätte funktioniert ohne verfluchte Nebenwirkungen zu haben.
Madame Pomfrey hatte ihm versichert, dass Remus wieder in Ordnung kommen würde, doch Sirius machte sich trotzdem sorgen.
Er sah so schwach und verletzlich aus und wenn Sirius es nicht besser wissen würde, könnte er meinen, die Verwandlung dieses mageren Jungen in einen Werwolf und zurück, wäre einfach zu viel für seinen Körper gewesen. Doch er wusste es besser. Er wusste, dass Remus zäher und stärker war als er aussah, seelisch und körperlich, war er schon immer gewesen und wird er auch immer sein. Er war so viel mehr als die meisten Menschen vermuteten.
"Es tut mir so leid, es tut mir so verdammt leid", flüsterte Sirius immer wieder in die Stille hinein.
Jede Sekunde hoffte er, dass Remus seine Hand nehmen würde, nur ganz leicht drücken, doch sie blieb schlaff.
"Wir werden das nie wieder tun, okay? Ich versprech's dir...ich werde, ich- werde versuchen" Er gab ein weinerliches Lachen von sich "Keine dummen Ideen mehr zu haben...zumindest nicht für eine Weile, schon gar keine die dich in Gefahr bringen, nicht schon wieder. Du darfst wütend auf mich sein, mich anschreien und mir sagen, dass es meine Schuld war, ich weiß dass es so ist, aber bitte- bitte sag nur irgendwas. Völlig egal was, aber du musst aufwachen Remus. Bitte wach für mich auf, denn ich weiß nicht was ich ohne dich tun würde.
Ohne dich wäre ich verloren." Noch ein paar Tränen kullerten seine Wangen hinunter, sie fielen auf Remus Handrücken.
"Ich liebe dich, Remus. Ich liebe dich so verdammt sehr."
Es war das erste Mal, dass Sirius Remus sagte, dass er ihn liebte. Auch wenn der Werwolf es nicht hören konnte, löste es ein Gefühl in Sirius aus, das so stark war, dass eine Gänsehaut sich auf seinen Armen ausbreitete. Er meinte es so ehrlich wie er nur konnte und jetzt da er es gesagt hatte, wollte er es immer wieder tun, so oft es nur ging, denn Remus verdiente es, zu wissen, dass er geliebt wurde.
Plötzlich spürte er es. Einen leichten Druck auf seiner Hand.
Remus drückte zu und ließ ein leises Ächzen von sich hören. Er atmete tief aus und japste dann plötzlich erschrocken nach Luft. Fast setzte er sich senkrecht im Bett auf. Sirius riss erschrocken die Augen auf und hätte fast aufgeschrien, doch machte dann "Shhh" Laute und strich Remus mit seiner freien Hand behutsam über die Stirn.
"Alles gut, es ist okay", hauchte er, gerade so, dass Remus es hören konnte. Dieser hatte sich wieder weiter zurück in das Kissen fallen lassen, ehe er plötzlich heftig zu husten begann. Sirius zögerte und wusste nicht, ob er Madame Pomfrey rufen sollte, oder Remus nur einen festen Klapser auf den Rücken brauchte. Er drückte Remus' Hand noch immer fest und murmelte leise alle beruhigenden Phrasen die er kannte. Allmählich beruhigte sich Remus wieder, doch sein Blick war noch immer schockiert.
"Wo- Siri- was, ich??", stammelte er vor sich hin. Sirius schwieg. Er wollte Remus Zeit geben sich wieder zu orientieren.
Nach weiteren zehn Minuten hatte Sirius ihm halbwegs erklärt was passiert war, von seiner Verwandlung bis zu dem Zeitpunkt als er hier aufgewacht war, auch was der Grund dafür war, dass Remus so lange Ohnmächtig oder was auch immer gewesen war. Der Werwolf im Gegensatz dazu versuchte so gut wie Möglich zu erklären, was er erlebt, oder besser gesagt nur geträumt, hatte und wie real es gewesen war. Sirius atmete noch immer schnell und ein großer Stein war ihm vom Herzen gefallen. "Ich bin so froh, dass du aufgewacht bist", sagte er leise.
Remus' Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. "Hab schon schlimmeres erlebt, als einen Baum, der mich essen will." Ein leises Lachen kam tief aus Sirius' Hals. Remus liebte dieses Lachen, es klang sanft und warm. Er würde sagen, was er nur musste, damit er es öfter zu hören bekam. "Was ist mit James und Peter?" fragte er nun etwas ernster und versuchte sich wieder aufzusetzen. Sofort wurde ihm schwindelig und er ließ sich erneut zurück fallen. Sirius zögerte und gab schließlich zu, dass er noch gar nicht im Schlafsaal war um nachzusehen, aber er meinte ihnen sei nichts passiert.
Er hatte Recht, denn etwas später, als die Sonne schon aufgegangen war (und Sirius, den Kopf und die Arme auf Remus Bauch gelegt, eingeschlafen war) stürmte Peter herein und hinter ihm ein verschlafener James Potter. "Es tut mir so leid", keuchte er atemlos. "Was auch immer bei dem brauen falsch gelaufen ist, es tut mir leid. Ich habe das Buch Schnie- Snape zurück gegeben, der hat nichts gemerkt und wir machen das nie wieder, verstanden?"
Remus nickte nur und zusammen warteten die drei, bis er wieder auf den Beinen war. Sie hatten eine Menge worüber sie reden konnten und den ganzen Tag konnte man sie lachen hören.
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