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Sirius atmete stockend ein.
"Ich weiß nicht ob ich darüber reden will." flüsterte er sanft.
"Es wird dir besser gehen wenn du es jemandem erzählst, versprochen." Remus wollte Sirius nicht drängen, aber er wusste, dass es einem leichter fiel mit etwas fertig zu werden, wenn man es sich von der Seele redete.

"Also gut", Sirius seufzte und rutschte nach hinten um sich an der Wand anzulehnen. „Ich weiß gar nicht wo ich beginnen soll."
Er redete abgehackt und Remus hörte wie schwer sich Sirius dabei tat das Thema anzusprechen, also rückte er zu ihm und sah ihn ermutigend an. „Fang an wo immer du willst, es ist okay."

Sirius schwieg eine Weile und Remus gab ihm die Zeit die er brauchte. Als er sich bereit fühlte sagte Sirius plötzlich mit gesenktem Blick „Wir haben uns gestritten. Ich weiß gar nicht mehr so richtig wie es angefangen hatte, aber es wurde immer schlimmer." Sirius musste gar nicht erwähnen wen er mit „wir" meinte, Remus wusste genau, dass er über seine Eltern sprach.

Sirius holte tief Luft und sprach weiter „Jedenfalls- ich habe Angst bekommen und wollte an ihnen vorbei, doch ich wusste nicht wie. Und...und dann schubste ich sie weg, weil sie immer näher auf mich zugegangen war. Ich hatte Panik, ich hatte sie nicht schubsen wollen."
Sirius Worte wurden immer schneller, beinahe überschlugen sie sich, aber Remus versuchte aufmerksam zuzuhören.

„Sie wurde wütend, zorniger als jemals zuvor und dann wurde sie handgreiflich und mein Vater stand nur da und sah zu, tat nichts um es zu verhindern und Reg war oben und hat alles mitbekommen. Wirklich alles und er ist noch immer dort und ich kann nichts tun- nichts- ich- lasse ihn im Stich."
Seine Worte schockierten Remus. Wie konnten sich Eltern so wenig um ihren eigenen Sohn scheren, wie konnten Menschen so schrecklich sein. Diese Monster hatten es nicht verdient einen so liebenswerten Sohn zu haben.
Und wenn Remus es schon schmerzte dabei zuzuhören, wie musste es dann Sirius weh getan haben, das alles mitzuerleben.

Sirius fing wieder zu schluchzen an und wischte sich mit seinem Handrücken die Tränen weg. „Shh, Hey hör auf. Sirius, du lässt niemanden in Stich. Du bist der mutigste Mensch den ich kenne, okay? Du hast alles getan was du konntest." Remus strich Sirius beruhigend über den Oberarm.
Dieser nickte leicht und fing an weiter zu sprechen, diesmal etwas langsamer. „Nachdem sie mich dann....nachdem sie fertig mit mir war bin ich an ihr vorbei gestürmt. Sie hat noch immer geschrien und ich hab noch immer zurück geschrien. Ich war so wütend, Remus." Der Werwolf nickte verständnisvoll, aber wusste nicht so recht was er sagen sollte.

„Dann hab ich einfach das Nötigste zusammengepackt und bin so schnell wie möglich raus dort. James' Haus war der erste Ort der mir eingefallen ist. Und jetzt bin ich hier und-„ Sirius brach ab und blickte Remus tief in die Augen. „Ich weiß nicht was ich tun soll, Moony." wisperte er so leise, dass Remus es kaum verstand. „Ich habe keine Familie mehr, verdammt."

Sirius zog die Knie an, umschlang sie mit seinen Armen und vergrub seinen Kopf darin. Remus schüttelte den Kopf: „Wir sind deine Familie, Padfoot."
Vorsichtig griff er mit der Hand nach Sirius' Haaren und fuhr sanft hindurch.
„Einverstanden?"
....
„Einverstanden."
Er klang verzweifelt und hoffnungsvoll zugleich.
Sirius hob den Kopf, sah Remus wieder in die Augen und flüsterte: "Danke, Remus. Du-du bist der beste Freund den man sich wünschen könnte."  Remus nickte, doch tief, irgendwo in seinem inneren, schmerzten die Worte, ein Freund, er würde immer nur ein guter Freund bleiben.

Plötzlich spielte sich die Kussszene in seinem Kopf nochmals ab. Sie versetzte ihm einen Stich ins Herz. Sirius musste ihm angesehen haben, dass etwas nicht stimmte, denn er fragte: "Und mit dir? Ist alles okay?"
"Ja-ja natürlich. Ich bin nur froh, dass dir nichts schlimmeres passiert ist."

Eine Weile wusste keiner der beiden was er sagen sollte und sie schwiegen, aber es war kein unangenehmes Schweigen.
"Kannst du- bei mir bleiben?", fragte Sirius plötzlich und Remus' Augen weiteten sich. Bei ihm bleiben? Die Nacht über? Es klang nach dem was er am meisten auf der Welt wollte, doch gleichzeitig, wenn er daran dachte, dass er nur als ein Freund bei ihm schlafen sollte, machte ihn das etwas bedrückter.
"Nein Remus, das ist unwichtig. Du bist sein Freund und er braucht dich. Sei nicht so egoistisch und hör auf nur an deine Gefühle zu denken", dachte der Werwolf bei sich.

Gerade als er zustimmen wollte, schüttelte Sirius den Kopf, anscheinend hatte er bemerkt, wie lange Remus gezögert hatte.
"Tut mir leid, das ist eine dumme Idee, du musst natürlich nicht bei mir bleiben, ist schon okay." Er versuchte nicht enttäuscht zu klingen, doch den traurigen Unterton in seiner Stimme konnte Sirius einfach nicht verbergen.
Remus griff nach dessen Arm und sagte so locker wie möglich: "Padfoot, nein. Natürlich bleibe ich bei dir, tut mir leid, dass ich gezögert habe, ich war nur kurz in Gedanken."

Sirius nickte und schenkte Remus ein kleines Lächeln, dass ihn unglaublich Glücklich machte. Er wollte nicht, dass Sirius' Freude von seinen Eltern zerstört wurde und er würde alles dafür tun, dass sie ihm nie wieder so etwas antun konnten. Die zwei redeten noch eine Weile, eine ziemlich lange Weile.
Sie redeten darüber wie Sirius und James auf den Plan mit Snape gekommen waren und Sirius entschuldigte sich gefühlt noch zweihundert Mal. Sie redeten über das nächste Schuljahr, was sie erwarteten und auf was sie sich freuten.

Den Kuss sprach keiner der beiden mehr an und ebenso nicht, die seltsame Situation von vorhin. Nach weiteren Details von dem was Sirius' Eltern ihm angetan hatten fragte Remus auch nicht mehr. Einerseits wollte er nicht, dass Sirius darüber reden musste, wenn er sich dabei unwohl fühlte, andererseits wollte er die lockere Stimmung zwischen ihnen nicht zerstören. Letztendlich schlief Sirius ein.

Remus lag noch wach und starrte an die Decke. Er wunderte sich, dass James nicht mehr herein gekommen war und er versuchte nicht darüber nachzudenken, dass Sirius Black Oberkörperfrei, nur mit einem Verband neben ihm lag. Nach einer Ewigkeit schaffte auch er es endlich einzuschlafen.

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