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Remus lag auf dem Bett und starrte aus dem Fenster. Der Himmel war pechschwarz und durch die dicke Wolkendecke waren keine Sterne zu sehen. Obwohl Sommerferien waren, war er niedergeschlagen und genoss die Zeit überhaupt nicht. Seine Eltern wussten nicht was sie tun sollten, sie hatten alles versucht, doch er wollte ihnen einfach nicht mitteilen, weshalb er so traurig war.

Den ganzen Tag war er nur in seinem Zimmer und las oder starrte aus dem Fenster, er schlief kaum und auch wenn die Sonne schien, wollte er nicht, wie sonst immer, draußen unter einem Baum sitzen und die Natur beobachten.

Die ganze Zeit, den ganzen Tag, jede Minute dachte er an James und Sirius und wie es mit ihnen weitergehen würde. Nach dem Vorfall mit Severus, hatte er bis Schuljahresende kaum ein Wort mit ihnen gewechselt, auch wenn Sirius sich noch so oft versucht hatte sich zu entschuldigen. Remus wusste, dass er seine Zeit mit besseren Dingen verbringen sollte, als Trübsal zu blasen, doch er konnte einfach nicht. Er hatte auf nichts Lust und wollte einfach nur liegen und warten, bis er wieder einen Sinn in seinem Leben finden würde.

Mit Severus hatte er auch nicht mehr gesprochen, es kam ihm so vor als hätte Snape ihn seither noch seltsamer als sonst angesehen, doch gesagt hatte er nichts.
Remus wusste nicht wie lange er schon so da lag und aus dem Fenster starrte, doch die Wolkendecke war aufgerissen und nun konnte er die Sterne sehen. Er drehte sich vom Fenster weg, Sterne erinnerten ihn immer an Sirius und dieses Gefühl, dass er dabei hatte war schrecklich. "Verdammt, wieso will er mit nicht aus dem Kopf gehen?", dachte Remus verzweifelt. "Immer wenn ich an ihn denke, beginnt mein Herz schneller zu schlagen und wenn ich ihn sehe ist es sogar noch schlimmer." Remus umarmte sein Kissen und drückte sein Gesicht hinein. "Vergiss Sirius Black. Vergiss Sirius Black. VERGISS SIRIUS BLACK VERDAMMT", schrie er.

Er versuchte nicht zu weinen, er versuchte keine Tränen für diesen Black zu verschwenden. Doch er konnte seine Gefühle nicht für immer zurück halten. Er hatte Gedanken gehabt, Gedanken die er nie zugeben würde und diese Gedanken vergisst man nicht so leicht. Er schluchzte in sein Kissen und dachte darüber nach was Sirius und James wohl gerade machen würden? Auf jeden Fall nicht wie ein Häufchen Elend in ihrem Bett liegen und trauern. James hatte wahrscheinlich die ganzen Ferien über spaß, er hatte tolle Eltern, mit Lily wurde es auch immer besser, seit sie sich mit Severus gestritten hatte. Warum sollte ihn Remus überhaupt noch interessieren?

Plötzlich hörte er ein Klopfen. Zuerst dachte er, er würde es sich einbilden, doch es hörte nicht auf und wurde immer schneller und lauter.
Langsam setzte sich Remus auf und spürte die Kälte der Nacht auf seinem Gesicht, das die ganze Zeit in sein Kissen gedrückt gewesen war.
Das Klopfen hörte kurz auf, doch gleich darauf begann es wieder und jetzt wusste er auch woher es kam.

Auf seinem Fensterbrett saß eine Eule und hämmerte wie wild mit ihrem kleinen Schnabel gegen Remus' Fenster. Er erkannte die Eule nicht und wunderte sich, warum sie wohl mitten in der Nacht zu ihm gekommen war und wer sie geschickt hatte.
So schnell er konnte öffnete er das Fenster, mit einem Quitschen schwang es auf und die Eule flatterte hinein.

Aufgeregt schuhute und fiebte sie.
"Warum bist du denn so aufgeregt?", fragte er die Eule. Seine Stimme klang kratzig, angeschlagen und unbenutzt, erst da fiel ihm auf, dass er den ganzen Tag noch nichts getrunken oder gegessen hatte, doch er verspürte weder Hunger noch Durst, nur Bedrückung und Leere.
Langsam und vorsichtig entfernte er das Zettelchen, das auf dem Bein der Eule angebracht war, während diese sich einfach nicht zu beruhigen schien.

Er entfaltete den Zettel und erkannte sofort die krakelige Handschrift von James Potter. Sein Herz begann wieder schneller zu schlagen. Warum sollte James ihm um kurz nach Mitternacht eine Eule schicken. So schnell er konnte entzifferte er die Nachricht. Es waren nicht mehr als vier Worte, doch diese versetzten ihn in eine Starre.

Sirius. Komm schnell!
-James

Remus biss sich auf die Lippe und er fing zu zittern an, zuerst seine Hände und dann sein ganzer Körper. Was sollte er tun? Es war mitten in der Nacht. Aber es musste etwas schlimmes passiert sein, sonst hätte James ihm keine Eule geschickt. Er versuchte einen klaren Kopf zu behalten, was schwerer gesagt war als getan, denn seine Augen begannen sich mit Tränen zu füllen. Die Angst, dass Sirius etwas zugestoßen war, war größer als alles andere.

So gut er konnte, schrieb er in verwackelten Buchstaben

Bin auf dem Weg.

Auf die Nachricht und band sie der kleinen Eule wieder um den Fuß, es dauerte eine Weile, da sie herumzappelte und Remus' Finger so stark zitterten, doch letztendlich hatte er es geschafft und schickte die Eule zu James zurück.
Mittlerweile hatte er zu weinen begonnen. James hätte wenigstens schreiben können ob Sirius in Gefahr war oder nicht.

So schnell er konnte stürmte Remus los um sich umzuziehen. Ohne zu zögern hatte er den schnellsten Weg gewählt um zu James zu kommen. Fliegen.
Remus hasste Fliegen, es war nie seine Stärke gewesen und das wusste er auch. Doch es musste sein.

Er schrieb seinen Eltern auf einen Zettel:

Muss zu James, ist ein Notfall.

Dann zog er sich in windeseile seine  Schuhe an und holte seinen Besen.

Sobald er die Haustür verließ atmete er die frische Nachtluft ein und versuchte seinen Atem zu beruhigen. Zum Fliegen brauchte man Beherrschung und so weinend würde er höchstens gegen einen Baum knallen.

Remus hatte noch immer nicht realisiert was er gerade vorhatte. Er würde zu James fliegen, zu James Potter mit dem er seit über einem Monat nicht mehr geredet hatte und auf den er eigentlich wütend war. Und falls Sirius auch bei James sein sollte....
Er wollte nicht länger darüber nachdenken und stieg auf den Besen. Ein bisschen wackelig hob er ab und entfernte sich immer weiter von seinem Haus.

Der Wind war trotz der warmen Temperaturen kühl und die Sterne strahlten heller denn je, sodass Remus Gott sei dank gut sehen konnte wohin genau er flog.


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