•18

Langsam öffnete Remus die Augen und sofort fing sein Kopf an zu pochen und ein stechender Schmerz breitete sich in seiner Brust aus. Es war schlimm gewesen, schlimmer als sonst. Und das schlimmste war, Remus wusste wieso. Normalerweise waren seine Erinnerungen vor dem Vollmond verschwommen und gedämpft, doch dieses mal konnte er sich noch klar erinnern. Er sah vorsichtig an sich hinab, an seinem Unterarm war eine tiefe Wunde und seine komplette Brust war in Verband eingebunden, genau so wie sein linkes Schienbein. Er spürte seine Lippe pochen und spürte auch einen stechenden Schmerz auf seiner Nase. Remus' Gedanken waren zu viel für ihn, er musste sie zuerst ordnen und er machte einen tiefen Atemzug, wobei die Luft nur stechend und stockend seine Lungen füllte.

Er erinnerte sich an Snape, mit einem geschockten Gesichtsausdruck, an James der Severus zurück riss und an Sirius. Er spürte Tränen in seinen Augen und wischte sie schnell mit seiner nicht verletzten Hand weg. Er musste nicht lange überlegen, er kannte seine Freunde und konnte gut kombinieren, ihm war ihr Plan klar, doch er hätte nie gedacht, dass sie etwas so unfassbar dummes machen würden. Remus war so wütend auf Sirius und James, er wollte keine Tränen für sie vergießen, nein hätte er aufstehen können, wäre er direkt auf sie zu gegangen und hätte ihnen ordentlich eine verpasst.

Er war kein aggressiver Mensch, ganz im Gegenteil, doch sie hatten ihn verletzt, enttäuscht und sein Vertrauen missbraucht. Er hatte auf sie gewartet, er war fest davon überzeugt gewesen sie würden kommen und dann das. Es half nichts die Tränen weg zu wischen, er konnte es nicht verhindern.
Er begann zu schluchzen und bei jedem Mal versetzte es seiner Brust einen neuen schmerzvollen Stich.

Der Vollmond war so schlimm für Remus gewesen, dass Madame Pomfrey es zu seinem Glück, nicht erlaubte Besucher zu ihm zu lassen. Wobei Remus sich sicher war, dass so wie so keiner gekommen wäre.
Er brauchte einen Plan. Er konnte die Rumtreiber doch nicht einfach die ganze Zeit ignorieren, vor allem nicht nachdem sie sich für ihn in Animagi verwandelt haben. Oder etwa doch?

Nach drei oder vier Tagen, Remus konnte sich nicht mehr so genau erinnern, wurde er endlich entlassen. Ohne auch nur irgendeinen Schüler zu beachten ging er direkt auf das Portrait der Fetten Dame zu. "Feurige Phönixfedern" murmelte er. Remus war sich nicht sicher, das Portrait öffnete sich, ob es war weil das Passwort noch stimmte oder weil die fette Dame einfach nur Mitleid mit ihm hatte, wusste er nicht so genau und es war ihm in dem Moment auch egal.

Er betrat den Raum und sofort hatte er diesen bestimmten Geruch, den der Raum hatte in der Nase und fühlte die Wärme des Kamins auf seiner Haut. In seinem Kopf hatte er nur einen Gedanken den er immer und immer wieder wiederholte: Bei Merlin, ich bete, dass Severus es niemandem erzählt hat.
Es würde das Ende für ihn an Hogwarts bedeuten und dann hätte er keine Zukunft in Sicht. Ohne Schulabschluss bekommt er keine Arbeit und ohne Arbeit, wenn es zum Schlimmsten kommen würde, würde er mit anderen Werwölfen im Wald leben müssen.

Remus versuchte angestrengt keinen Nervenzusammenbruch zu haben, versuchte seinen Atem ruhig zu halten und ganz normal an Sirius, James und Peter die auf der Bank saßen und einen besorgten Eindruck machten, vorbei zu gehen. "Vielleicht bemerken sie mich gar nicht, wenn ich ganz leise und gleichgültig vorbei gehe", dachte Remus und vergrub seine Wut auf sie ganz nach unten. Er wollte seine Energie nicht für solche Menschen verschwenden und er bereute es mehr denn je Sirius geküsst zu haben.

Er ging an ihnen vorbei und war schon am Treppenansatz, als Peter ihn bemerkte und James leicht antippte und in Remus' Richtung nickte. Als James Remus sah schien es als würde ihm ein Stein vom Herz fallen und auch Sirius blickte in Remus Richtung, der immer weiter die Stufen zum Schlafsaal hinaufstieg.
"Ich muss mit ihm reden", sagte Sirius eindringlich zu James.
"Er braucht Zeit Sirius, es bringt nichts", antwortete James und spielte nervös mit seinem Gryffindor Pollunder.
Sirius raufte sich durch die Haare: "James, Mann, ich kann das nicht. Er hätte Hogwarts schonmal fast verlassen, wir müssen das in Ordnung bringen."
"Aber nicht jetzt", meldete sich Peter, der wie meistens auf James' Seite stand.

Sirius vergrub sein Gesicht in den Händen, die er auf seine Oberschenkel gestützt hatte.
"Ich will ihn nicht verlieren er gehört zu uns, versteht ihr?" murmelte er verzweifelt. Peter nickte zaghaft, doch James sah ihn nur seltsam an. Sirius hatte sich schon immer mehr um Remus gesorgt als um jede andere Person und mittlerweile fing er an zu überlegen, ob, auch wenn es seltsam klingt, Sirius etwas mehr als nur freundschaftliche Gefühle für den Werwolf haben könnte.

Er legte eine Hand auf Sirius' Schulter und versuchte ihn zu beruhigen. "Es wird schon wieder, wir zwingen Snape zu schweigen und mit der Zeit wird Remus uns vergeben und dann wird es eine dieser Geschichten über die wir danach lachen." Sirius schüttelte den Kopf. "Nicht diesmal Prongs.." murmelte er. Peter saß nur da und wusste nicht so recht was er tun sollte, er merkte wie traurig Sirius war und auch wenn er nicht bei dem Streich mitgemacht hat, fühlte er sich für sie verantwortlich.

Plötzlich erhob sich Sirius, seine Augen waren gerötet und er bemühte sich nicht zu weinen.
"Ich muss versuchen mit ihm zu reden, James, ich kann einfach nicht warten." James biss sich nachdenklich auf die Lippe.
"Bitte sag ihm die Wahrheit, Pads, auch wenn er uns danach noch mehr hasst, sag ihm was wir wirklich vor hatten und erfinde keine Geschichte."
Sirius schüttelte mit dem Kopf. "Willst du mitkommen?" fragte er James, doch dieser schüttelte nur den Kopf.

Langsam ging Sirius die Stufen hoch und mit jedem Schritt fing sein Herz an schneller zu schlagen und seine Lunge wurde abgeschnürt. Er atmete laut und es kam ihm vor als würde sein Herz noch lauter pochen. Seine Hände schwitzten. Noch nie war sich zu entschuldigen so schwer für ihn gewesen wie jetzt.
Er betrat den Schlafsaal so leise wir möglich und sah Remus mit dem Rücken zu ihm am Fenster stehen.

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